Wenn Roban eine Reise tut 3 - Holz vor der Hütte

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Zwischenwasser, 1034

Farngards „Preis“ bestand schließlich nicht in Silber und Kupfer. Auch wenn sie wohl keine Reichtümer ihr Eigen nannte, litt Farngard auch keine Not. Statt dessen sollte ihr Roban bei einer Arbeit helfen, für die er eindeutig besser geeignet war als die zarte, junge Frau.
Also schwang er die Axt und spaltete Holz, nachdem Farngard ihm eine ebenso übel riechende wie schmeckende Mixtur verabreicht hatte. In der für Peraine ungewöhnlichen Hitze schuftete Roban wie ein halbe Kompanie Holzfäller. Irgend jemand hatte schon vor einiger Zeit passende Baumstücke in der Nähe der kleinen Kate abgelegt, sie mussten nur in die passende Form für ein ordentliches Herdfeuer gehackt werden.
Roban schwitzte wie ein Braten in der Backröhre. Sein Hemd hatte er schon nach einigen Minuten an einem Ast aufgehängt, und trotzdem lief ihm die Suppe aus allen Poren. Farngard sah ihm von einer Bank neben der Haustür zu, während sie die Blätter von irgendwelchen Pflanzenstengeln zupfte und in eine flache Schale stapelte. Scheinbar wollte sie sicher sein, dass ihre Medizin auch wirklich wirkte.
Und tatsächlich – die Brühe schien zu wirken! Seit Roban sie hinunter gewürgt hatte, rumorte sein Wanst nicht mehr, und hinter einen Busch hatte er sich ebenfalls nicht mehr flüchten müssen. Dafür schuftete er gern ein, zwei Stunden, auch wenn ihm das seinen ohnehin strapazierten Zeitplan vollends durcheinander brachte.
Aber schließlich wanderte der letzte Holzklotz durch seine Finger, löste sich in mehrere Scheite auf, die Roban sorgsam aufstapelte. Ab jetzt würde Farngard in gleich zweierlei Hinsicht ordentlich Holz vor der Hütte haben, grinste er innerlich.
„Falls es nicht zu viele Umstände macht, Wohlgeboren“, Farngard erhob sich von ihrem Platz, „würdet ihr dieses Holz direkt ins Haus bringen?“
„Sicher. Kein Ding!“
Der Ritter stemmte die erste Ladung Scheite hoch und folgte Farngard durch die niedrige Tür in das halbdunkle Innere der Kate. Das Krächzen des zahmen Raben, mit dem die junge Frau ihre kärgliche Behausung teilte, übertönte das Knarren der Tür. Das Halbdunkel trübte seinen Blick für einen Moment, bis sich seine Augen daran gewöhnt hatten.
„Wollt Ihr tatsächlich schon weiter?“ fragte Farngard, als sie sich zu ihm herumdrehte.
„Klar! Das Holz ist fertig“, wie zum Beweis hob Roban das auf seinen Armen gestapelte Brennmaterial, „mein Arsch gibt Ruhe, also – danke für die Hilfe und auf bald!“
Farngards Lächeln hatte etwas, was ihm den Schweiß noch etwas mehr aus den Poren trieb. Sie strich ihr derbes Kleid glatt, als sie näher an ihn heran trat.
„Womöglich könnten wir ja noch auf andere Weise ins...Geschäft kommen“, raunte sie heiser. „Es kommen nur selten Männer hierher, und erst recht keine ansehnlichen!“
Roban konnte ein Grinsen kaum unterdrücken. Daher wehte der Wind also. Das Mädel brauchte nicht nur einen Kerl, um Holz zu hacken, sondern wohl auch, um mal ihre Furche zu pflügen. Aber dafür war beim besten Willen keine Zeit mehr.
„Hör mal, Farngard“, versuchte er so höflich wie möglich eine Abfuhr vom Stapel zu lassen, „ist nicht so, dass du mir nicht gefällst, und Standesdünkel nehme ich auch nicht mit in die Kiste, aber ich habe es echt eilig. Also, sei nicht sauer, aber ich verfrachte meinen Hintern jetzt auf mein Pferd und...“
„Was du jetzt wirklich willst, ist meine Zärtlichkeit“, sagte sie mit einer merkwürdigen Betonung. Roban wurde es kurz schwindelig. Der Wunsch, sich mit Farngard zu vergnügen, wurde schier übermächtig, verdrängte fast jeden anderen Gedanken aus seinem Kopf. Aber eben nur fast jeden…
„Kurze Schwindelanfälle in Kombination mit dem unwiderstehlichen Drang, bestimmte Handlungen auszuführen, deuten fast immer auf einen Versuch aus dem Bereich der Magica controllaria hin. Beherrschungsmagie heißt das für einfache Gemüter wie dich!“, hörte er eine vertraute Stimme dozieren. Das war vor Jahren gewesen, aber jetzt fiel es ihm wieder ein. Er blinzelte heftig, sträubte sich bis in sein Innerstes gegen Farngards Einfluß.
„Halt das mal!“ sagte er und drückte der verdutzten Frau das Holz in die Arme. Die Sekunde der Verwirrung nutzte er, um seine Faust auf ihre süsse Nase zu schlagen – nicht allzu fest, aber doch fest genug, um die zierliche Person auf den Lehmboden ihrer Behausung zu schicken, wo sie inmitten der Holzscheite liegen blieb.
Robans Kopf war schlagartig wieder frei. Dafür stürzte sich jetzt der Rabe auf ihn, flatternd, krächzend und mit dem Schnabel hackend.
„Elendes Hexenviech!“ fluchte der Ritter und wischte das Tier mit einem ungezielten Schlag beiseite, stürmte zur Tür hinaus. Bloß weg, ehe Farngard wieder aufwachte und ihm erheblich schlimmeres an den Hals fluchte als einen gewaltigen Difar!
Er war ohnehin schon viel zu spät dran.