Neues aus Hohentrutz - Der Bär

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Siedlung Hohentrutz in Moorbrück, immer noch im Efferd 1033 BF

Gleich nach dem Frühstück verließ Hamwide Sackfold das Blockhaus, dass sie mit ihrer Familie, dem Hasenzüchter Alphak Hasweiler und dem Zwerg Jalosch bewohnte.
Ihren Valpobären Anshold an der Hand marschierte sie wie üblich umher, spielte mit dem, was sich fand, diskutierte „wichtige Ereignisse“ mit Anshold und ging gelegentlich anderen Leuten mit ihrer Neugier auf die Nerven.
Das wichtigste Thema des Tages war natürlich der Ritter. Mutter hatte erzählt, dass er siech danieder lag, was Hamwide nicht weiter überraschte.
Schmutz macht krank – zumindest erklärte Mutter damit die lästige Pflicht des Waschens -, und so viele schmutzige Worte, wie der Ritter tagtäglich im Mund führte, musste er ja irgendwann krank werden davon!
Und überhaupt fand sie die Worte des Adligen mehr als seltsam. Viele davon kannte sie nicht und verstand auch ihre Bedeutung nicht, und wenn sie dann einen der Erwachsenen fragte, wurde sie mit den Worte „So was sagt man nicht!“ gescholten. Wie sollte sie da jemals herausfinden, was ein „Ranzenarsch“ war, wie eine „Fressleiste“ glänzte, wenn man sie „polierte“, und ob es wirklich möglich war, jemandem den „Hintern bis zur Hutkrempe aufzureissen“?
Aber auch ohne eine Antwort auf derlei drängende Fragen gab es genügend andere Dinge, die einer Klärung bedurften.
Hamwide sah zu, wie die Siedlung allmählich zum Leben erwachte. Für heute stand kein Frondienst an, also durfte jeder auf dem Land arbeiten, dass er für sich selbst trocken legte. Der junge Hardobart Goblindodt spielte mal wieder „Hau den Rotpelz“ mit dem Gestrüpp am Hang, also ging Hamwide ihm aus dem Weg. Sie hatte keine Lust, wieder „entführte Prinzessin“ zu spielen – und finstere Hexe, die einer Goblinmeute vorsteht, schon gar nicht!
Statt dessen führte ihr Weg sie zu Rondred Brotbäck, der wie üblich seinen Platz auf dem höchsten Punkt des Hügels eingenommen hatte und von dort die Umgebung im Auge behielt, da er auf dem Feld ohnehin nicht gut helfen konnte.
Hamwide näherte sich ihm langsam und betrachtete dabei nachdenklich den umgenähten, leeren Ärmel, der von seiner Schulter baumelte. Es dauerte einige Sekunden, ehe Rondred sie bemerkte und sich ihr zuwandte.
„Alles in Ordnung, Hamwide?“ fragte er vorsichtig.
Das Mädchen nickte gewichtig.
„Wo ist eigentlich dein Arm?“ wollte sie dann wissen.
Rondred presste mit bitterer Miene die Lippen aufeinander.
„Den habe ich Kampf verloren“, erklärte er dann halblaut und wich dem Blick des Kindes aus.
„Weißt du noch, wo der Kampf war?“ fragte Hamwide sofort weiter.
„Natürlich“, entgegnete der Wächter kopfschüttelnd.
„Den Ort werde ich wohl nie vergessen!“
„Warum gehst du dann nicht und suchst deinen Arm? Wenn ich etwas verliere, dann suche ich immer danach, und wenn du weißt, wo du ihn verloren hast, dann liegt er vielleicht noch dort!“ schlug Hamwide direkt vor.
Rondred riss die Augen auf, schnappte für ein paar Sekunden nach Luft.
„Hamwide...ich...nein, der Arm liegt nicht mehr dort, ganz gewiss nicht!“ versicherte er dann. „Und selbst wenn...“
„Mutter hat Anshold sogar den Kopf wieder annähen können!“ beharrte Hamwide und hielt ihren Valpobären in die Höhe.
„Oder hast du den Arm am Ende gar nicht im Kampf verloren?“
„Wo sollte ich ihn den sonst verloren haben?“ gab Rondred etwas hilflos zurück. Hamwide überlegte kurz.
„Vater musste mal seinen Hut als Pfand beim Schankwirt lassen, weil er seinen Geldbeutel vergessen hatte!“ schlug sie dann vor. „Vielleicht...“
„Ich habe den Arm nicht versetzt, um meine Zeche zu zahlen“, sagte Rondred rasch. „Und jetzt geh spielen, Hamwide! Ich habe zu tun!“
Für einen Moment zögerte Hamwide.
Was hatte Rondred wohl zu tun? Tagein, tagaus stand er hier oben und starrte in den Sumpf hinaus, obwohl doch eigentlich nie etwas zu sehen war außer den Siedlern und der merkwürdigen Frau aus dem fremden Land, die immer am Rand des Sumpfes herumlief, Pflanzen ausrupfte und Erdklumpen mitbrachte.
Überhaupt war diese Frau für Hamwide sehr interessant. Eine Zauberin sollte sie sein – oder eine Hexe, da war man sich noch nicht so schlüssig. Sicher, sie hatte einen Stab wie ein Magier, aber sie hatte auch rote Haare wie eine Hexe! Eine Kröte hatte sie nicht, aber auch keinen spitzen Hut, zumindest hatte Hamwide bei ihr noch keinen gesehen!
Und gezaubert hatte sie auch noch nicht, zumindest hatte das Mädchen nichts dergleichen gesehen. Keiner der Einwohner von Hohentrutz war zu einem Frosch oder einem Esel geworden, wie das im Märchen immer passierte, und das riesige Ding, dass sie vor ein paar Wochen fast gefressen hatte, hatte der Ritter für sie erschlagen müssen!
Dabei dachte sie immer, Zauberer könnten mit ihren Blicken töten oder Feuerbälle aus den Fingern schleudern, oder Geister oder noch Schlimmeres rufen, doch nichts davon war passiert.
So lenkte Hamwide ihre Schritte zu der Frau, die auch jetzt wieder auf allen Vieren herum kroch und mit einer kleinen Schaufel im Boden wühlte.
„Willst du angeln gehen?“ fragte das Kind, als sie nahe genug heran war.
„Angeln?“ Danja drehte sich stirnrunzelnd um. „Wie kommst auf derlei?“
„In dem Dorf, wo wir herkommen, haben die Männer auch immer im Boden nach Würmern gewühlt. Die haben sie dann auf die Angelhaken gespiesst und...“
„Ich weiß, wofür ein Angler einen Wurm braucht“, schnarrte die Maga genervt. „Kannst du nicht woanders spielen?“
„Stimmt es, dass du nachts mit dem Namenlosen buhlst?“ bohrte Hamwide weiter.
Danja ließ die Schaufeln sinken. Dass noch niemand bei Hamwide das einzig Richtige getan und ihr den Hintern stramm gezogen hatte!
„NEIN!“ schnappte sie ärgerlich. „Derlei Geschwätz entbehrt jeglicher Grundlage!“
„Vater sagt aber, dass alle Magier was mit dem Namenlosen haben. Oder mit den Dämonen. Oder mit...“
„Dein Vater sollte sich an seine Schweine halten, anstatt sich zu Themen zu äußern, von denen er nichts versteht!“ schimpfte Danja ungehalten. Immer diese Diffamierungen von völlig unqualifizierter Seite! Sie wollte gar nicht wissen, wie viele andere Magier im Lauf der Geschichte derlei Aberglauben schon mit dem Leben hatten bezahlen müssen.
Hamwide schwieg tatsächlich, wenngleich nur ein paar Sekunden.
„Wenn eine Zauberin mit dem Namenlosen buhlt und dann ein Kind von ihm bekommt“, fing sie dann wieder an, „hat das Kind dann einen Namen? Wo es doch vom Namenlosen ist!“
Wütend stieß Danja ihre Schaufel in den weichen Grund.
„Hamwide, zu eben diesem Namenlosen kannst du dich meinetwegen scheren! Ich habe keine Zeit, deine unverschämten Fragen zu beantworten, und schon gar keine Lust dazu! Geh deinem Vater auf die Nerven, der hat es ohnehin verdient mit seinem haltlosen Geschwätz!“
„Aber...“, wollte Hamwide beginnen, doch die Zauberin sah jetzt wirklich böse aus.
So richtig böse.
So böse wie Vater, wenn Firundal mal wieder nicht auf die Schweine aufpasste.
Also zog sie es vor, ihren Standort beschleunigt zu verlegen, vermerkte aber im Geist, dass die Magierin verdächtig war. Immerhin hatte sie nicht geantwortet, also hatte sie doch etwas zu verbergen!
Wenn sie nicht immer so früh einschlafen würde, dann könnte sie vielleicht nachts beobachten, wie der Namenlose zu ihr ging!
Vorläufig brachte sie aber erst einmal etwas Abstand zwischen sich und die vor sich hin schimpfende Frau. Sie hatte die Zwergin bemerkt, die an dem noch unfertigen Wassergraben auf dem Boden kniete und mit dem Hammer auf einige Latten einschlug.
Das Ding sah aus wie ein Tisch, doch die Beine waren viel zu kurz. Doch womöglich baute sie den Tisch ja für sich selbst, doch sogar dafür schienen Hamwide die Beine etwas knapp bemessen. Andererseits wusste sie nicht, wie Zwergentische üblicherweise aussahen, also konnte eine Frage wohl nicht schaden.
„Was baust du da?“
„Geht dich nichts an, Gigrim-Balg!“ knurrte Thurescha unwillig, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen. Das Baumaterial für die Plattform, von der aus der Ritter zukünftig arbeiten konnte, ohne seine ach-so-empfindlichen Füsse zu unterkühlen, hatte sie aus dem zusammen geklaubt, was von der ersten Lieferung Baumaterial noch übrig war.Besonders Nägel waren rar, da musste jeder Schlag sitzen. Und jetzt kam diese Nervensäge in Großlings-Gestalt, die so angenehm war wie ein Rudel Gobrina!
„Wird das ein Tisch für Zwerge?“ nervte das Kind jetzt schon wieder.
„Nein“, knurrte Thurescha. „Drodda, Hamwide!“
„Was wird es denn?“
Thurescha ließ den Hammer sinken.
Dieses Kind war nahezu unerträglich. Nein, nicht nahezu – sie WAR unerträglich! Man hätte die Sackfolds dafür bestrafen sollen, einen derartigen Ableger auf die Welt loszulassen! Eine ganze Hundertschaft Grolme konnte nicht derart viel Nerven kosten!
„Verschwinde!“ fauchte die Zwergin. „Sonst mache ich einen Ofenanzünder aus dem Fetzen, den du dauernd herumschleppst!“
„Anshold ist kein Fetzen!“ protestierte Hamwide.
„Er ist ein Bär! Er mag dich auch nicht! Wenn du nicht lieb bist, beisst er!“
Thurescha kniff die Augen zusammen.
Hatte diese Range tatsächlich die Frechheit, sie mit einem strohgefüllten Lumpensack zu bedrohen!
Mit einem Satz war sie auf den Beinen und griff zu, entwand Hamwide das Stofftier und hielt es triumphierend in die Höhe.
„So, Anshold“, knirschte sie böse, „jetzt werde ich dich dem warmen Griff Angroschs anvertrauen. Das soll dir eine Lehre sein, rechtschaffenen Angroschax nicht auf den Zwirn zu gehen, du...“
Lass mich runter, böse Zwergin!“ brummte da eine tiefe Stimme über ihr.
Thurescha erstarrte, senkte die Hand und starrte den Valpobären an.
Lass mich sofort los, oder ich beiße!“ drohte dieser jetzt.
Thureschas Augen wurden größer, ein kalter Schauer rann ihr über den Rücken.
Mit einem entsetzten Schrei warf sie den Valpobären von sich wie eine giftige Schlange und rannte davon, zunächst kopflos, dann in Richtung der immer noch auf allen Vieren am Boden kauernden Draxgroschna.
Unter normalen Umständen hätte sie einen weiten Bogen um Danja gemacht, aber die Umstände waren nicht normal. Der Bär sprach – das war Drakora-Brodrom von der finstersten Sorte!
Und wenn ihr jemand gegen derlei beistehen konnte, dann war es – leider – die Maga!
Sie wandte sich Thurescha zu, als diese völlig außer Atem bei ihr anlangte und sofort wild gestikulierend berichtete, was ihr widerfahren war.
Danja legte die Stirn in Falten.
„Das klingt sehr interessant und überaus dringlich, Thurescha“, meinte sie dann. „Nur leider habe ich kein Wort verstanden – außer dem obligatorischen Draxgroschna! Mit mir musst du schon Gareti reden, wenn es beliebt!“
Thurescha hätte sich die Zöpfe raufen können! Da sprach dieses Gigrim-Weib schon mehrere von den völlig unsinnigen Großlings-Sprachen, aber anständiges Rogolan, dass im Kosch fast jeder Bauer zumindest einigermaßen verstand, beherrschte sie nicht!
Doch trotz allen Ärgers darüber blieb der Angroschna kaum etwas anderes übrig, als die ganze Geschichte noch einmal in der Menschensprache zu berichten.
„Hamwides...Bär?“ wiederholte Danja skeptisch. „Dieser Stofffetzen hat dir gedroht?“
„Hat er, bei Angroschs Hammer!“ beteuerte Thurescha, nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass der Valpobär ihr nicht vielleicht gefolgt war, um ihr den Rest zu geben.
„Das klingt...erstaunlich“, urteilte die Maga. „Allerdings auch potentiell abwegig. Wenig wahrscheinlich, wenn du verstehst!“
„Der-Bär-hat-gesprochen!“ wiederholte Thurescha. „Ka Baskan Draxin, das Vieh hat gebrummt wie ein Hornissenschwarm!“
Danja wischte einige Erdklumpen von ihren Händen und blickte zu Hamwide hinüber, die jetzt offenbar doch Gefallen an der Jagd auf imaginäre Goblins gefunden hatte, zumindest hetzte sie mit Hardobart über den Hügel.
„Schön! Schauen wir uns den Bären mal an!“ entschied sie dann.
Sie glaubte zwar nicht, dass der Bär magischer war als Robans Strümpfe, aber wenn sie nicht nachsah, würde Thurescha ihr ewig grollen – falls sie das nicht ohnehin schon tat!
„Hamwide!“
Das Mädchen reagierte sofort und presste ihren ständigen Begleiter an sich, als wisse sie genau, um was es ging.
„Die Zwergin bekommt Anshold nicht!“ krähte sie. „Das petz ich meinem Papa!“
„Wir wollen ihn uns nur ansehen“, versprach Danja.
„Ihm wird nichts geschehen, und wenn du willst, wirst du sogar zusehen können, wie ich einen Zauber spreche!“
Das Mädchen zögerte. Magierinnen zu trauen konnte gefährlich sein, dass wusste im Kosch jedes Kind. Doch schließlich obsiegte die Neugier, und da Thurescha peinlich genau darauf achtete, mindestens fünf Schritt Abstand zwischen sich und dem Stofftier zu lassen, schien es auch für Anshold ungefährlich zu sein. Trotzdem kostete es sie einige Überwindung, ihren Gefährten in die Hand der Maga zu legen.
Diese schwieg einige Sekunden, ehe sie ein paar Worte in einer fremden Sprache sagte, Anshold anstarrte und schließlich den Kopf schüttelte.
„Nein, Thurescha. Dem Bären wohnt keine Magie inne!“ richtete sie das Wort an die Zwergin.
„Wann kommt denn der Zauber?“ wollte Hamwide wissen, nachdem sie Anshold wieder in den Arm geschlossen hatte.
„Der ist schon vorbei“, lächelte Danja.
„Der war doof!“ meckerte Hamwide und trollte sich wieder.
„Er hat gesprochen!“ beharrte Thurescha nachdrücklich, wirkte aber etwas verzweifelt angesichts der Situation. Danja strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und dachte angestrengt nach. Welche Erklärungen gab es noch für derlei Sinnestäuschung?
Sie richtete den Blick gen Alveran. Der Himmel war bedeckt, vom Praiosauge wenig zu sehen, und auch wenn die Zwergin stets über die Sonne schimpfte, ihre Wahrnehmung beeinträchtigt hatte es bislang noch nicht. Einen Praiosschlag konnte sie wegen der milden Temperaturen also ausschließen.
Für einen Moment erwog sie, ob Thurescha wohl betrunken war, doch die sprichwörtliche Trinkfestigkeit des Zwergenvolkes, gepaart mit dem eher spärlichen Schnapsnachschub in Hohentrutz, führte diese Theorie ebenfalls ad absurdum.
„Wo genau hat er mit dir gesprochen?“ fragte sie die leise murmelnd in ihrer Nähe stehende Zwergin.
„Ich hatte das Vieh in der Hand!“ erklärte diese, und schien mit dem Gedanken zu spielen, besagte Hand einer überaus gründlichen Reinigung zu unterziehen. Zumindest starrte sie ihre Handfläche an, als hätte sie dort gerade einen Mistklumpen bemerkt.
„Ich meine, wo standest du, als du ihn in der Hand hattest?“ spezifizierte Danja ihre Frage.
„Wo schon? Drüben, am Ende des Wassergrabens!“ Thurescha wischte die Hand am Wams ab, und dies gleich mehrfach. Dann folgte sie der Maga zu der Stelle, an der sie von dem Stofftier bedroht worden war.
Danja sah sich genau um, doch zu sehen war nichts, und auch nichts zu riechen. Die Idee, die Wahrnehmungsstörung könnte durch giftige Miasmen des Sumpfes ausgelöst worden sein, schien ebenfalls abwegig. Für einen Moment erwog sie, an dieser Stelle einen weiteren ODEM ARCANUM zu wirken, verwarf den Gedanken aber wieder.
Ein Zauber brauchte immer noch jemanden, der ihn wirken konnte, und es wäre einer derartigen Person wohl schwer gefallen, sich bei den momentanen Sichtverhältnissen unbemerkt zu nähern – außerdem, wenn sich eine zauberkundige Person schon die Mühe machte, sich unbemerkt an Hohentrutz anzupirschen, warum sollte sie dann ihre kostbare Kraft verschwenden, um die Zwergin zu erschrecken? Völlig absurd, befand Danja.
„Nun, Thurescha, eine Erklärung für dein Erlebnis habe ich nicht“, gestand sie schließlich.
„Er hat gesprochen!“ beteuerte Thurescha.
„Dor drax rardoscha! Ich meine, ich bin doch nicht verrückt! Das Vieh hat wirklich gesprochen, Draxgroschna, so wahr ich hier stehe!“
Mit zittrigen Fingern zog sie die Tonflasche aus dem Wams und nahm einen kräftigen Schluck. Einen sehr kräftigen! Und damit der erste nicht so einsam war, nahm sie gleich noch einen.
„Wenn du so weitermachst, habe ich zumindest eine Erklärung für deine nächste Sinnestrübung!“ tadelte Danja halblaut.
„Aber ich glaube dir, dass du etwas gehört hast!“
Sie strich sich nachdenklich über das Kinn. Konnten sich die schwarzmagischen Kräfte, die hier am Werk waren, auch auf die Wahrnehmung auswirken, eine unkontrollierte astrale Entladung, die Phantasmagorien wirkte?
Die Theorie ließ sie kaum mehr los, also wirkte sie doch noch einen ODEM ARCANUM, und tatsächlich – ein rötlicher Lichtschimmer kam zum Vorschein, gleich neben dem Podest, an dem die Zwergin gearbeitet hatte. Rasch setzte Danja einen ANALYSIS hinterher, erkannte tatsächlich krude Muster, die an einen AURIS NASUS OCULUS gemahnten.
Also doch eine spontane astrale Manifestation! Das diese darauf gezielt waren, jemanden zu ängstigen, lag wohl in der Natur dieses Ortes. Blieb nur die Frage der Kraftquelle – und die Frage, ob sich derlei Manifestationen künftig unterbinden lassen würden, und falls nicht, welche Effekte man in Zukunft würde erwarten müssen.