Kressenburger Neujahrsstechen 1041 - Thankmar von Nadoret gegen Padora von Boltansroden

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Greifenfurt, Kressenburg, 27. Praios 1041

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‚Ehre beginnt schon im Kleinen: Grüße Deinen Gegner, tritt ihm mit gebührendem Respekt gegenüber, zeige Dich höflich und zuvorkommend. Gehst Du fehl, fällt es nicht nur auf Dich zurück, sondern es fällt auch auf Deine Schwertmutter oder auf Deinen Schwertvater zurück und nicht zuletzt auf Deine Eltern. Es sei also auch Dir geraten, vor allem Deinen Kindern, aber auch Deinen Schützlingen Ehre einzuschärfen. Tust Du es nicht, so diskreditierst Du nur eine einzige Person – Dich selbst. Und wenn Du mal verlierst? Dann…‘
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Das Streitross unruhig. Schnaubend. Scharrend. Sein Fell schimmernd gleich flüssigen Honigs. Sanft, weich und gülden. Darüber die Wappendecke. Auf Grün zwei schwarze Raben.
Padora von Boltansroden stolz. Aufrecht. Siegessicher. Ein Lächeln auf ihren Lippen. Schön, lieblich und unsichtbar.
Ein Kopfnicken. Ein Lufthauch. Ein Atemzug. Ein Gebet. Ein Schenkeldruck.

Der erste Anritt.
‚Halte mich.
Ihr Gegner vor ihr.
‚Umfasse mich.‘
Mit Leichtigkeit brach sie seine Verteidigung.
‚Durchdringe mich.‘
Ihre Lanze splitterte.
‚Erfülle mich.‘

Eine neue Lanze. Der zweite Anritt.
‚Sei meine Stärke.‘
Ihr Gegner vor ihr.
‚Sei mein Mut.‘
Erneut brach sie mühelos seine Verteidigung.
‚Sei meine Liebe.‘
Ihre Lanze splitterte.
‚Sei mein Leben.‘

Eine neue Lanze. Der dritte Anritt.
‚Du, der Du mich führst.‘
Ihr Gegner vor ihr.
‚Du, der Du mich trägst.‘
Und wieder brach sie seine Verteidigung.
‚Du, der Du mich schützt.‘
Ihre Lanze splitterte.
‚Du, der Du mich liebst.‘

Die Leuin hatte ihr zugelächelt. Bezaubernd. Schön. Ein wohlverdienter Sieg, der ihr wie Honig die Kehle hinabrann. Lieblich, süß und unwiderstehlich. Und doch war er süßer und lieblicher und unwiderstehlicher als je zuvor. Auf dem Kaiserturnier hatte sie den Sohn besiegt und nun… den Vater. Den Vater! Padora wusste, dass die Geschichte von den Siegern geschrieben wurde – sie war die Siegerin und diese Geschichte war ihre Geschichte!

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‚… zeige Deine Ehre, indem Du erhobenen Hauptes vor Deinen Gegner trittst und ihm gegenüber eingestehst, dass er der bessere war. Ehre ist, es nicht nur aus tiefsten Herzen heraus zu tun, sondern Ehre ist vor allem ihm dabei in die Augen zu sehen und ihm seinen Sieg redlich zu gönnen. Das ist sie, die Ehre im Turnier!‘
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Autor: Nale