Dohlenfelder Thronfolgestreit - Burg Schwarzenfels: Unterschied zwischen den Versionen

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Das vereinte Heer der Twergenhäuser Stadtwehr, der Erzweilerer Landwehr und der
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Das vereinte Heer der [[wikav:Twergenhausen|Twergenhäuser]] Stadtwehr, der [http://www.dohlenfelde.de/Land_Orte.php?recordID=erzweiler Erzweilerer] Landwehr und der wenigen Kämpfer um die [[alb:Praiodara von Wolfsstein-Föhrenstieg|Baronin zu Wolfsstein]], der ranghöchsten anwesenden Adligen, setzte sich in Bewegung.<br.>Der Zwischenfall mit dem unglücklichen Ritter von und zu Darlinstein hatte nicht viel Zeit gekostet. Der Nieselregen ließ ein wenig nach, die bleigraue Wolkendecke riss ein wenig auf, ein paar zaghafte [[Praios]]strahlen erreichten die ebenso kalte wie nasse Erde. Nach nicht einmal einer Viertelstunde war der Bergfried der [http://www.dohlenfelde.de/Land_Orte.php?recordID=burgschwarzfels Burg Schwarzfels] bereits zu sehen:<br.>Die mächtige Wasserburg lag nun knapp drei Meilen entfernt, auf einer Felseninsel am Zusammenfluss von Darlin und Schwarzbach – alt und trutzig wachte sie dort seit Jahrhunderten über Darlin und [[wikav:Via Ferra|Via Ferra]]. 172 BF waren die Barone zu [http://www.dohlenfelde.de/Land_Lehen.php?recordID=baroniedohlenfelde Dohlenfelde], die bis dann auf [http://www.dohlenfelde.de/Land_Orte.php?recordID=darlinmund Burg Darlinmund] in Twergenhausen residierten, auf diese Burg gezogen.<br.>In der Priesterkaiserzeit war sie zerstört und wiederaufgebaut worden, 585 BF verließen die Barone Dohlenfeldes Schwarzfels wieder, um [http://www.dohlenfelde.de/Land_Orte.php?recordID=dohlenhorst Burg Dohlenhorst] am [[Der Große Fluss|Großen Fluss]] zu ihrer Residenz zu machen.<br.>Das Haus Rhán, getreue Vasallen der Barone zu Dohlenfelde, wurden mit Burg und Gut Schwarzfels belehnt – [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=landadel&recordID=ardorvonschwarzfels Ardor von und zu Schwarzfels], der jetzige, gerade einmal dreißig Jahre alte Burgherr, war ein
wenigen Kämpfer um die Baronin zu Wolfsstein, der ranghöchsten anwesenden Adligen, setzte
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direkter Nachfahr des ersten Ritters zu Schwarzfels.<br.>Die Burg war die zweitwichtigste Garnison der Baronie, dort waren üblicherweise acht
sich in Bewegung. Der Zwischenfall mit dem unglücklichen Ritter von und zu Darlinstein hatte
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freiherrlich-dohlenfeldsche Gardisten, drei Waffenknechte des Ritters zu Schwarzfels sowie zwei Zöllner des Ritters zu Schwarzfels stationiert, dazu kam vielleicht noch eine Handvoll Landwehrleute aus dem direkten Umland sowie ein paar Bedienstete, die vielleicht einen Spieß halten konnten. Geschütze gab es auf Burg Schwarzfels keine oder zumindest keine funktionsfähigen, war Ritter Ardor von und zu Schwarzfels, ein stolzer [[Rondra|Rondrianer]], doch für seine Verachtung solchen Kriegsgerätes bekannt.<br.>Die Bemannung der Burg war für die deutlich überlegenen Angreifer nicht furchteinflößend. Als Problem musste vielmehr Deres Leib selbst gelten: Die Burg bedeckte zur Gänze eine kleine Felsinsel, zur Rechten wie zur Linken der Insel eilte der Darlin dahin, der hier ein reißender Bergbach war:<br.>Zwar war jeder Arm nur gut fünf Schritte breit, jedoch bis zu zwei Schritte tief. Mit hochgezogener Zugbrücke ein fast unüberwindliches Hindernis gegen eine entschlossene Burgbesatzung.<br.>[http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=stadtpatriziat&recordID=throndwiggliependiek Throndwig Gliependiek] befahl seinen Stadtwehrkämpfern den Vormarsch. Es war klar, dass vom Bergfried Schwarzfels’ aus das gegen die Burg marschierende Heer deutlich zu erkennen war. Es gab keine Möglichkeit, sich ungesehen zu nähern – und auch keinen Grund dazu: Ardor die Übermacht der Angreifer zu verschleiern wäre kein taktischer Vorteil.<br.>Der 45 Jahre alte Patrizier, der immerhin in [[wikav:Wehrheim|Wehrheim]] – Abschlussjahr 1009 BF – eine Ausbildung zum Stabsoffizier der Reichsarmee erhalten hatte und den Range eines kaiserlichen Leutnants a. D. bekleidete, fragte ungewohnt höflich in die Runde der in seiner Nähe reitenden Adligen:<br.>„Wie gedenkt Ihr, den Hohen Herrn Ardor zu einer möglichst unblutigen Übergabe zu zwingen? Ich würde als äußerste Maßnahme vorschlagen, dass wir seine Burg im Falle gewaltsamen Widerstands mittels der zahlreichen Geschütze meiner Stadt, die Morgen Abend hier sein könnten, in einen Trümmerhaufen verwandeln – aber ich bin sicher, dass dies nicht in Eurem oder Baron [[Hagen von Salmingen-Sturmfels|Hagens]] Sinne ist, und ich zweifele auch daran, dass der Magistrat Twergenhausens erfreut wäre, die ihm versprochene Burg erst wieder Stein für Stein für teure Dukaten aufbauen zu müssen, von den zu erwartenden unschuldigen Opfern ganz abgesehen…“<br.>Der Nachsatz war ernst gemeint – Twergenhausen war an einem guten Leumund in seinem Hinterland interessiert, und dazu passten vermeidbare Kriegstote einfach nicht. Alles, nur kein Massaker bei der Eroberung der Burg Schwarzfels, über der schon bald das Banner der aufstrebenden Herzogenstadt wehen würde, konnte im Interesse Throndwigs sein.<br.>Praiodara von Wolfsstein-Föhrenstieg hatte während des unerfreulichen Zwischenfalls mit dem Ritter von Darlinstein geschwiegen – dass auch sie recht wenig von aufstrebenden Bürgerlichen hielt, war kein großes Geheimnis. Zu schade, dass der Ritter diesem Gliependiek nicht doch eine Lektion erteilt hatte. Chance vertan, nach vorne blicken, würde da ihre Base Rhela sagen.<br.>„Nun, Herr Gliependiek. So der Herr Ritter von Schwarzfels ein überzeugter Anhänger der Sturmleuin ist, könnte uns dies uns zum Vorteil gereichen. Zum einen müssen wir nicht mit unangenehmem Beschuss rechnen und zum anderen – vielleicht erhaltet ihr zudem bei diesem Vasallen [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=hochadel&recordID=angrondvonsturmfels Angronds] die Möglichkeit ein Duell zu führen? Throndwig Gliependiek erschlägt den Ritter von Schwarzfels im rondragefälligen Duell und gewinnt dadurch Burg Schwarzfels für die Stadt Twergenhausen. Wie klingt dies in euren Ohren?“<br.>Die zierliche Baronin lächelte den massigen Patrizier gewinnbringend an. Der Ehrgeiz des Patriziers war enorm, dies konnte der Mann nicht verhehlen.<br.>„Sollte jedoch auch dieser Ritter einem ehrenhaften Zweikamp mit euch aus dem Wege gehen wollen indem er euren Stand als Mangel anführt – für diesen Fall biete ich euch gerne an, dass meine Vasallin Phelinda von Gernebruch als eure Vertretung den Ritter niederringt.“<br.>Die Edle auf der Keilerswehr war zwar bereits auch nicht mehr die Jüngste, jedoch äußerst kampferprobt und als ehemalige Burghauptfrau Wolfssteins eine Kriegsfrau durch und durch. Als sich der Herr Gliependiek der Edlen zuwandte, nickte diese ihm höflich zu – ohne ihn ihre Meinung über das Angebot der Wolfssteiner Baronin auch nur im Geringsten in ihrem Mienenspiel ablesen zu lassen. Die hochgewachsene Rittfrau blickte den Patrizier aus eisblauen Augen direkt ins Gesicht, eine tiefe Narbe lief der Adeligen vom Jochbein über Nasenflügel bis zum Mundwinkel, so dass das herbe Gesicht der Edlen noch derber wirkte.<br.>Throndwig Gliependiek war sehr angetan von der Baronin zu Wolfsstein, und natürlich auch ihrem interessanten Vorschlag, dem Duell! Er hoffte nur, dass Ardor von Schwarzfels seine Forderung nicht ablehnen würde. Das Heer zog also weiter, immer näher an Burg Schwarzfels heran.<br.>Als man auf [[wikav:Rotze|Rotzenschussreichweite]] war, bereitete sich eine gewisse Unruhe aus. Einige der Bürger wurden angesichts der hoch aufragenden Mauern der kompakten Burg auf der Darlininsel unruhig. Keiner von ihnen hatte echte Kriegserfahrung, die Stadtwehr
nicht viel Zeit gekostet. Der Nieselregen ließ ein wenig nach, die bleigraue Wolkendecke riss ein
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übte sich regelmäßig in der Verteidigung der Mauern Twergenhausens – aber wurde Twergenhausen wirklich hier am Fuße des [[wikav:Eisenwald|Eisenwaldes]] verteidigt?<br.>Throndwig Gliependiek befahl der Stadtwehr etwa 250 Schritt vor der Burg, über der das Banner Dohlenfeldes wehte, zu halten und Gefechtsbereitschaft herzustellen. Dann hielt er kurze Rücksprache mit Ihrer Hochgeboren Praiodara von Wolfsstein-Föhrenstieg und dem Hohen Herrn [http://www.dohlenfelde.de/Leuthe.php?standID=landadel&recordID=rondrianvonmaringen Rondrian von und zu Maringen].<br.>Die beiden Adligen und der Patrizier setzten sich ohne weitere Bedeckung von ihrem Heer ab. Sie ritten geradewegs auf das [[Rahja|rahjawärtige]] Burgtor mit der hochgezogenen Zugbrücke zu. Throndwig überlegte kurz, ob er das Visier herunterklappen sollte – unterließ dies jedoch, als ihm gewahr wurde, dass Ritter Rondrian sogar seinen Helm abnahm. Die drei waren bald auf 150 Schritt heran und boten nun exzellente Ziele für gute Armbruster, von denen es im Eisenwald viele hatte.<br.>Doch die beiden Adligen ritten mit der kalten Gelassenheit ihres Standes langsam weiter – wohlwissend, dass jeder Augenblick ihr letzter sein könnte. Throndwig Gliependiek hingegen war einerseits ein bürgerlicher, andererseits aber auch ein ausgebildeter Offizier der Reichsarmee, und beides brachte ihn dazu, sich ein wenig zurückfallen zu lassen. Sollten doch die Baronin und der Ritter ihren Standesdünkel mit ihrem Leben bezahlen, er, Throndwig Gliependiek, Alleinerbe des Vermögens seines Hauses, musste an das Weiterbestehen seiner Patrizierdynastie denken. Außerdem schätzte er taktisch dummes Verhalten ganz und gar nicht.<br.>Auf einer Entfernung von 100 Schritt zur Burg Schwarzfels ärgerte sich der Sohn des Bürgermeisters zu Twergenhausen bereits über seine eigene Feigheit und vor allem das offensichtliche Vergnügen, dass es Rondrian und Praiodara bereitete, ihn mittlerweile fast zwei Pferdelängen zurückliegen zu sehen. Er gab seinem Ross die Sporen und schloss rasch auf.<br.>Tief in seinem Herzen bewunderte er die Adligen für ihre Kaltblütigkeit: Im Turnier war er ebenso furchtlos wie ein „echter“ Ritter, aber ihm war schon als Kadett an der Kaiserlich Wehrheimer Akademie für Strategie und Taktik aufgefallen, dass es da einen Unterschied gab:<br.>1003 BF – er war im vorletzten Ausbildungsjahr – kämpfte sein ganzer Jahrgang in der [[wikav:Ogerschlacht|Schlacht der Tausend Oger]] an der [[wikav:Trollpforte|Trollpforte]]. Die meisten Bürgerlichen, darunter auch er, hatten Angst vor den menschenfressenden Ungeheuern, die meisten Adligen mochten auch Angst haben – zeigten diese jedoch mit keinem Wimpernzucken.<br.>Niemals würde Throndwig das Bild der jungen Kadettin gräflichen Standes vergessen, der ein Oger den rechten Arm aus dem Leib gerissen hatte und deren Leben davonströmte. Throndwig war zu ihr geeilt, stützte die Verblutende. Das Mädchen sprach ein Gebet zu Rondra, um nach [[wikav:Alveran|Alveran]] aufgenommen zu werden.<br.>Aber danach grämte sie sich über die ungeheure Schande, die ihr widerfahren wahr: Sie würde in einer Schlacht fallen, ohne auch nur einen Feind erschlagen zu haben – dies sei noch keinem ihrer Vorfahren geschehen. Und dann sprach sie nur:<br.>„Throndwig, ich bedaure es so, dass Du das nie verstehen wirst. Aber dafür kannst Du ja nichts!“<br.>Dann hauchte seine Kameradin ihr Leben aus.<br.>Die Bitterkeit, die er in diesem Moment verspürte, kroch aus dem tiefsten seiner Seele wieder hinauf.
wenig auf, ein paar zaghafte Praiosstrahlen erreichten die ebenso kalte wie nasse Erde. Nach
 
nicht einmal einer Viertelstunde war der Bergfried der Burg Schwarzfels bereits zu sehen: Die
 
mächtige Wasserburg lag nun knapp drei Meilen entfernt, auf einer Felseninsel am
 
Zusammenfluss von Darlin und Schwarzbach – alt und trutzig wachte sie dort seit Jahrhunderten
 
über Darlin und Via Ferra: 172 BF waren die Barone zu Dohlenfelde, die bis dann auf Burg
 
Darlinmund in Twergenhausen residierten, auf diese Burg gezogen. In der Priesterkaiserzeit war
 
sie zerstört und wiederaufgebaut worden, 585 BF verließen die Barone Dohlenfeldes Schwarzfels
 
wieder, um Burg Dohlenhorst am Großen Fluss zu ihrer Residenz zu machen. Das Haus Rhán,
 
getreue Vasallen der Barone zu Dohlenfelde, wurden mit Burg und Gut Schwarzfels belehnt –
 
Ardor von und zu Schwarzfels, der jetzige, gerade einmal dreißig Jahre alte Burgherr, war ein
 
direkter Nachfahr des ersten Ritters zu Schwarzfels.
 
 
 
Die Burg war die zweitwichtigste Garnison der Baronie, dort waren üblicherweise acht
 
freiherrlich-dohlenfeldsche Gardisten, drei Waffenknechte des Ritters zu Schwarzfels sowie zwei
 
Zöllner des Ritters zu Schwarzfels stationiert, dazu kam vielleicht noch eine Handvoll
 
Landwehrleute aus dem direkten Umland sowie ein paar Bedienstete, die vielleicht einen Spieß
 
halten konnten. Geschütze gab es auf Burg Schwarzfels keine oder zumindest keine
 
funktionsfähigen, war Ritter Ardor von und zu Schwarzfels, ein stolzer Rondrianer, doch für
 
seine Verachtung solchen Kriegsgerätes bekannt. Die Bemannung der Burg war für die deutlich
 
überlegenen Angreifer nicht furchteinflößend. Als Problem musste vielmehr Deres Leib selbst
 
gelten: Die Burg bedeckte zur Gänze eine kleine Felsinsel, zur Rechten wie zur Linken der Insel
 
eilte der Darlin dahin, der hier ein reißender Bergbach war: Zwar war jeder Arm nur gut fünf
 
Schritte breit, jedoch bis zu zwei Schritte tief. Mit hochgezogener Zugbrücke ein fast
 
unüberwindliches Hindernis gegen eine entschlossene Burgbesatzung.
 
 
 
Throndwig Gliependiek befahl seinen Stadtwehrkämpfern den Vormarsch. Es war klar,
 
dass vom Bergfried Schwarzfels’ aus das gegen die Burg marschierende Heer deutlich zu
 
erkennen war. Es gab keine Möglichkeit, sich ungesehen zu nähern – und auch keinen Grund
 
dazu: Ardor die Übermacht der Angreifer zu verschleiern wäre kein taktischer Vorteil. Der 45
 
Jahre alte Patrizier, der immerhin in Wehrheim – Abschlussjahr 1009 BF – eine Ausbildung zum
 
Stabsoffizier der Reichsarmee erhalten hatte und den Range eines kaiserlichen Leutnants a. D.
 
bekleidete, fragte ungewohnt höflich in die Runde der in seiner Nähe reitenden Adligen: „Wie
 
gedenkt Ihr, den Hohen Herrn Ardor zu einer möglichst unblutigen Übergabe zu zwingen? Ich
 
würde als äußerste Maßnahme vorschlagen, dass wir seine Burg im Falle gewaltsamen
 
Widerstands mittels der zahlreichen Geschütze meiner Stadt, die Morgen Abend hier sein
 
könnten, in einen Trümmerhaufen verwandeln – aber ich bin sicher, dass dies nicht in Eurem
 
oder Baron Hagens Sinne ist, und ich zweifele auch daran, dass der Magistrat Twergenhausens
 
erfreut wäre, die ihm versprochene Burg erst wieder Stein für Stein für teure Dukaten aufbauen
 
zu müssen, von den zu erwartenden unschuldigen Opfern ganz abgesehen…“ Der Nachsatz war
 
ernst gemeint – Twergenhausen war an einem guten Leumund in seinem Hinterland interessiert,
 
und dazu passten vermeidbare Kriegstote einfach nicht. Alles, nur kein Massaker bei der
 
Eroberung der Burg Schwarzfels, über der schon bald das Banner der aufstrebenden
 
Herzogenstadt wehen würde, konnte im Interesse Throndwigs sein.
 
 
 
Praiodara von Wolfsstein-Föhrenstieg hatte während des unerfreulichen Zwischenfalls mit
 
dem Ritter von Darlinstein geschwiegen – dass auch sie recht wenig von aufstrebenden
 
Bürgerlichen hielt, war kein großes Geheimnis. Zu schade, dass der Ritter diesem Gliependiek
 
nicht doch eine Lektion erteilt hatte. Chance vertan, nach vorne blicken, würde da ihre Base
 
Rhela sagen.
 
 
 
„Nun, Herr Gliependiek. So der Herr Ritter von Schwarzfels ein überzeugter Anhänger
 
der Sturmleuin ist, könnte uns dies uns zum Vorteil gereichen. Zum einen müssen wir nicht mit
 
unangenehmem Beschuss rechnen und zum anderen – vielleicht erhaltet ihr zudem bei diesem
 
Vasallen Angronds die Möglichkeit ein Duell zu führen? Throndwig Gliependiek erschlägt den
 
Ritter von Schwarzfels im rondragefälligen Duell und gewinnt dadurch Burg Schwarzfels für die
 
Stadt Twergenhausen. Wie klingt dies in euren Ohren?“
 
 
 
Die zierliche Baronin lächelte den massigen Patrizier gewinnbringend an. Der Ehrgeiz des
 
Patriziers war enorm, dies konnte der Mann nicht verhehlen. „Sollte jedoch auch dieser Ritter
 
einem ehrenhaften Zweikamp mit euch aus dem Wege gehen wollen indem er euren Stand als
 
Mangel anführt – für diesen Fall biete ich euch gerne an, dass meine Vasallin Phelinda von
 
Gernebruch als eure Vertretung den Ritter niederringt.“
 
 
 
Die Edle auf der Keilerswehr war zwar bereits auch nicht mehr die Jüngste, jedoch
 
äußerst kampferprobt und als ehemalige Burghauptfrau Wolfssteins eine Kriegsfrau durch und
 
durch. Als sich der Herr Gliependiek der Edlen zuwandte, nickte diese ihm höflich zu – ohne ihn
 
ihre Meinung über das Angebot der Wolfssteiner Baronin auch nur im Geringsten in ihrem
 
Mienenspiel ablesen zu lassen. Die hochgewachsene Rittfrau blickte den Patrizier aus eisblauen
 
Augen direkt ins Gesicht, eine tiefe Narbe lief der Adeligen vom Jochbein über Nasenflügel bis
 
zum Mundwinkel, so dass das herbe Gesicht der Edlen noch derber wirkte.
 
 
 
Throndwig Gliependiek war sehr angetan von der Baronin zu Wolfsstein,
 
und natürlich auch ihrem interessanten Vorschlag, dem Duell! Er hoffte nur, dass Ardor von
 
Schwarzfels seine Forderung nicht ablehnen würde. Das Heer zog also weiter, immer näher an
 
Burg Schwarzfels heran. Als man auf Rotzenschussreichweite war, bereitete sich eine gewisse
 
Unruhe aus. Einige der Bürger wurden angesichts der hoch aufragenden Mauern der kompakten
 
Burg auf der Darlininsel unruhig. Keiner von ihnen hatte echte Kriegserfahrung, die Stadtwehr
 
übte sich regelmäßig in der Verteidigung der Mauern Twergenhausens – aber wurde
 
Twergenhausen wirklich hier am Fuße des Eisenwaldes verteidigt?
 
 
 
Throndwig Gliependiek befahl der Stadtwehr etwa 250 Schritt vor der Burg, über der das
 
Banner Dohlenfeldes wehte, zu halten und Gefechtsbereitschaft herzustellen. Dann hielt er kurze
 
Rücksprache mit Ihrer Hochgeboren Praiodara von Wolfsstein-Föhrenstieg und dem Hohen
 
Herrn Rondrian von und zu Maringen. Die beiden Adligen und der Patrizier setzten sich ohne
 
weitere Bedeckung von ihrem Heer ab. Sie ritten geradewegs auf das rahjawärtige Burgtor mit
 
der hochgezogenen Zugbrücke zu. Throndwig überlegte kurz, ob er das Visier herunterklappen
 
sollte – unterließ dies jedoch, als ihm gewahr wurde, dass Ritter Rondrian sogar seinen Helm
 
abnahm. Die drei waren bald auf 150 Schritt heran und boten nun exzellente Ziele für gute
 
Armbruster, von denen es im Eisenwald viele hatte. Doch die beiden Adligen ritten mit der kalten
 
Gelassenheit ihres Standes langsam weiter – wohlwissend, dass jeder Augenblick ihr letzter sein
 
könnte. Throndwig Gliependiek hingegen war einerseits ein Bürgerlicher, andererseits aber auch
 
ein ausgebildeter Offizier der Reichsarmee, und beides brachte ihn dazu, sich ein wenig
 
zurückfallen zu lassen. Sollten doch die Baronin und der Ritter ihren Standesdünkel mit ihrem
 
Leben bezahlen, er, Throndwig Gliependiek, Alleinerbe des Vermögens seines Hauses, musste an
 
das Weiterbestehen seiner Patrizierdynastie denken. Außerdem schätzte er taktisch dummes
 
Verhalten ganz und gar nicht.
 
 
 
Auf einer Entfernung von 100 Schritt zur Burg Schwarzfels ärgerte sich der Sohn des
 
Bürgermeisters zu Twergenhausen bereits über seine eigene Feigheit und vor allem das
 
offensichtliche Vergnügen, dass es Rondrian und Praiodara bereitete, ihn mittlerweile fast zwei
 
Pferdelängen zurückliegen zu sehen. Er gab seinem Ross die Sporen und schloss rasch auf. Tief
 
in seinem Herzen bewunderte er die Adligen für ihre Kaltblütigkeit: Im Turnier war er ebenso
 
furchtlos wie ein „echter“ Ritter, aber ihm war schon als Kadett an der Kaiserlich Wehrheimer
 
Akademie für Strategie und Taktik aufgefallen, dass es da einen Unterschied gab: 1003 BF – er
 
war im vorletzten Ausbildungsjahr – kämpfte sein ganzer Jahrgang in der Schlacht der Tausend
 
Oger an der Trollpforte. Die meisten Bürgerlichen, darunter auch er, hatten Angst vor den
 
menschenfressenden Ungeheuern, die meisten Adligen mochten auch Angst haben – zeigten
 
diese jedoch mit keinem Wimpernzucken. Niemals würde Throndwig das Bild der jungen
 
Kadettin gräflichen Standes vergessen, der ein Oger den rechten Arm aus dem Leib gerissen hatte
 
und deren Leben davonströmte, Throndwig war zu ihr geeilt, stützte die Verblutende. Das
 
Mädchen sprach ein Gebet zu Rondra, um nach Alveran aufgenommen zu werden. Aber danach
 
grämte sie sich über die ungeheure Schande, die ihr widerfahren wahr: Sie würde in einer
 
Schlacht fallen, ohne auch nur einen Feind erschlagen zu haben – dies sei noch keinem ihrer
 
Vorfahren geschehen. Und dann sprach sie nur: „Throndwig, ich bedaure es so, dass Du das nie
 
verstehen wirst. Aber dafür kannst Du ja nichts!“ Dann hauchte seine Kameradin ihr Leben aus.
 
Die Bitterkeit, die er in diesem Moment verspürte, kroch aus dem tiefsten seiner Seele wieder
 
hinauf.
 
  
 
Throndwig war für einige Augenblicke nicht bei der Sache gewesen, und als sein Pferd
 
Throndwig war für einige Augenblicke nicht bei der Sache gewesen, und als sein Pferd
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Version vom 24. April 2012, 10:30 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Dohlenfelder Thronfolgestreit"