Die Flucht der Amme endet

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Die Flucht der Amme endet endgültig auf Burg Hammerschlag, 1028


Die drei erreichten den Rittersaal im Palas Burg Hammerschlags. Etwas ängstlich sah sich die Amme um und drückte das Kind noch fester an sich. Thorben und Kordan warfen ihre Umhänge ab ließen sich aus den Harnischen helfen. Währenddessen musterte der Erbvogt die Amme eindringlich. Diese bemerkte nichts davon, da sie etwas Heißes zu trinken von der Köchin bekommen hatte und sich nun leise mit dieser unterhielt.
Als die beiden Adligen ihrer Rüstungen ledig waren, setzten sie sich an den Tisch, an dem auch schon die Amme saß. Als die Köchin dies bemerkte, stand sie schnell auf und eilte Essen holen.
Die Amme sah vorsichtig zu Thorben und Kordan hinüber. Sie begegnete dem Blick des Erbvogtes und schlug dann ihre Augen nieder.
„Sage sie, warum sie vom Gut ihres Herren geflohen ist und zu uns wollte!“ sagte der Hammerschlager strenger als er wollte. Die Amme zuckte sichtbar zusammen und stammelte:
„ Meine Herrin…die gute Dame vom Hochfeld…die Frau Gislind..hat…hat es mir befohlen!“
Jetzt war es an Thorben zusammen zu zucken. Die Erwähnung der Mutter seiner Knappin ließ eine Saite in ihm schwingen. Seine Reaktion war kaum zu bemerken, doch entging sie dem Baron Kordan von Geistmark nicht, der sowohl Thorben als auch die Amme aufmerksam beobachtete.
„Warum hat sie Ihr befohlen zu uns zu fliehen?“ fragte der Hammerschlager, nun etwas sanfter. Die Amme warf einen kurzen, schüchternen Seitenblick auf Kordan und sah dann Thorben fragend an. Dieser nickte der Amme aufmunternd zu und sagte:
„Mein Freund kann alles hören, was ich hören kann.“
Die Amme zuckte daraufhin kurz mit den Schultern und fing an zu erzählen.
„Dies Kind ist Livelind, das jüngste Kind meiner Herrin“, jetzt war es an beiden Adligen überrascht die Luft einzusaugen, „die Herrin wollte nicht, dass der Herr Elwart es in die Finger bekommt und ihr damit drohen kann. Denn er weiß wohl, daß es nicht das seine sein kann,“ fuhr die Amme fort.
Kordan und Thorben waren gleichermaßen verwundert über die offenen Worte der Amme. Kordan ungleich mehr, Thorben war ja zumindest das schwierige Verhältnis zwischen Gislind und Elwart bekannt.
„Die Herrin dachte wohl ihr würdet es beschützen, da“…sie stockte kurz und Thorben schloß die Augen…“ihr ja der Schwertvater ihrer großen Schwester seid,“ schloß sie den Satz ab. Der Hammerschlager hatte die Augen wieder geöffnet und nickte.
„Ja“, sagte er, „ich werde das Kind aufnehmen und schützen, als sei es mein eigen!“
Kordan, der das Augenschließen nicht bemerkt hatte, weil er an den Lippen der Amme gehangen hatte, wandte sich Thorben zu.
„Hast Du nicht schon genug Händel mit Elwart wegen Deiner Knappin, ohne das Du jetzt auch noch ein Kind seiner Frau, also de jure sein Kind, bei Dir aufnimmst?“ fragte der Baron den Hammerschlager. Thorben schaute den Geistmärker an und erwiderte:
„Nun, was bleibt mir übrig? Ob der Händel nun um ein oder zwei Kinder geht. Ich bin der festen Überzeugnung, ebenso wie deren Mutter, daß es das Beste ist, wenn die Kinder bei mir sind und nicht in den Fängen dieses schrecklichen, alten Mannes. Und ich will und werde Gislind diesen Wunsch nicht abschlagen!“ sagte er bestimmt.
Kordan zuckte nur mit den Schultern und seufzte. Thorben wandte sich wieder der Amme zu.
„Will auch Sie bei mir bleiben und sich weiter um das Kind kümmern? Wir haben hier keine Amme und wir sind uns nicht sicher, ob sich so schnell eine bekommen ließe. Außerdem kennt das Kind sie schon, und sie das Kind. Wir werden ihr den üblichen Lohn zahlen, und sie wird mit dem Kind hier im Palas wohnen“, sagte er zu ihr. Die Amme blickte auf und sah den Erbvogt dankbar an.
„Ihr seid gütig, Herr. Gerne will ich bei Euch bleiben und mich um Livelind kümmern“, erwiderte sie.
„Gut, dann sei es so!“ sagte er.
„Nadeschda,“ sprach er die gerade zurückkehrende Köchin an. „Bring Frau und Kind nach oben in das Schlafzimmer auf der Südseite, dort sollen sie wohnen. Nimm auch das Essen mit, seine Hochgeboren und ich versorgen uns selbst in der Küche. Soll ich Dir noch jemanden hochschicken?“
„Nein, das schaffen wir schon alleine,“ erwiderte die Köchin. „Dann komm mal mit, ich zeige Dir wo ihr wohnen werdet und helfe beim einrichten“, sagte Nadescha zur Amme. Die stand auf uns ließ sich von der Hügelzwergin nach oben geleiten.
Thorben und Kordan gingen in die Küche, um etwas zu Essen aufzutreiben. Dort trafen sie auf Arnulf und einen Boten in den Farben des Junkers vom Hochfeld. Thorbens Gedanken flogen. Mit dem Kampf vor wenigen Stunden konnte dieser Bote nichts zu tun haben, also würde er wohl die Antwort des Junkers auf seinen letzten Brief mit sich tragen. Wie die Ereignisse sich doch überschlugen.
Als die beiden Adeligen den Raum betraten stand der Bote auf und überreichte dem Erbvogt mit den Worten: „Eine Nachricht seiner Wohlgeboren Elwart vom Hochfeld und Rosenschloß an seine hochgeborene Exellenz, Thorben Raul Baduar von Hammerschlag, Erbvogt von Hammerschlag und fürstlich-koscher Wehrmeister", einen gesiegelten Brief. Thorben nahm den Brief mit einem Nicken entgegen und öffnete ihn.