Der Willen der Götter - Von Lebenden

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Unweit Trottweihers, 15. Rondra 1043

„HERR PRAIOS“, ertönte die Stimme des Braniboriers, „EWIGE SONNE; TRENNER VON RECHT UND UNRECHT! GEPRIESEN SEI DEINE MACHT. DEIN STRAFENDER BLICK TREFFE AUF DIESES UNTIER! ES SEI!“

Da stieß ein gleißender Lichtstrahl vom Himmel herab. Instinktiv blieb Zoran stehen, bedeckte mit seiner Hand seine Augen und verstand nicht. Noch nie hatte er so ein helles, warmes Licht gesehen. Es umfasste ihn auf eine unbekannte Art und Weise. Staub begann auf ihn herabzurieseln. Der Knabe verstand nicht. Das Licht blieb. Blieb eine ganze Zeit. Und er schaute wie gebannt hinein. Dem rieselnden Staub entgegen. Eine kräftige Hand umfasste die Zorans. Instinktiv glitt sein Blick zur Seite. Ein hünenhafter Kämpfer in Rüstung stand neben ihm. Sein braunes Haar lugte unter seinem Helm hervor. Langsam wandte er seinen Blick auf den Mendener. Mit seinen blauen Augen blickte er ihn an und sagte mit kräftiger Stimme: „Diese Schlacht ist geschlagen. Es werden noch weitere folgen. Sei stets bereit. Setzte dich für jene ein, die sich nicht schützen können. Ehre den Namen unserer Herrin.“ Er hielt einen Moment inne. „Es waren nicht die Götter allein, die dir dieses Leben ein weiteres Mal geschenkt haben. Es war auch deine Herrin. Vergiss das nicht. Vergiss das niemals. Und vergiss auch nicht, sich ihrer würdig zu erweisen. Und nun geh! Geh zu ihr.“ Daraufhin wandte sich der Knabe um und trat immer mehr und mehr aus dem Licht heraus. Ein letzter Blick zurück offenbarte ihm allerdings lediglich einen dunklen Schatten. Er ließ das Licht weiter hinter sich zurück. Seine Schritte beschleunigten sich. Stetig schneller werdend trat er aus dem Licht heraus. „Herrin Nale“, rief er immer wieder, „Herrin Nale.“

Die Baronin kauerte am Boden. Hielt sich ihren leicht gewölbten Leib. Unter ihr schimmerte ein blutrote Pfütze. Einen Moment stockte dem Knaben der Atem. Wie hatte er es nur vergessen können? Wie hatte er vergessen können, dass die Baronin erneut ein Kind erwartete? Noch immer war die Welt um Zoran herum still. Er konnte ihre Schreie nicht hören, aber er konnte sie fühlen. Tief in seiner Seele spürte er, wie etwas zerbrach. Er stürmte an ihre Seite. Erst da bemerkte er den Braniborier. Und als ihre Blicke sich trafen, begriff der Knabe das es zu spät war. Zu spät um Alinja zu retten und zu spät um das ungeborene Kind seiner Herrin zu retten. Es war... zu spät. Da ergriff der Knabe die Hand der Frau, die ihm vor den Scheiterhaufen bewahrt hatte, mit der anderen Hand strich er ihr das feuchte Haar aus dem Gesicht. In ihren Augen stand die Angst. Angst, wie er sie noch nie gesehen hatte.

„Ich lasse Euch nicht allein“, erklärte er ihr mit fester Stimme, „Ihr habt an mich geglaubt, als mich alle aufgegeben hatten. Nun ist es Zeit, dass ich an Euch glaube!“

Fernando preschte mit dem Pferd des Braniboriers nach Trottweiher.