Veränderungen - Erwachen in Eikenhorst

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Hinterkosch, 1029

Früh am Morgen erwachten die beiden Ritter erschöpft, verschwitzt und … mit Rahjas Liebessäften beschmiert im Stroh der Reiterhütte nebeneinander. Roklan blickte Hlûthard in die Augen und lächelte. Sanft küsste er den Edlen von Lovast und Hlûthard drückte den Baronet an sich. Doch kurze Zeit später erhob sich der Edle von Lovast sanft.
„Ich werde jetzt die Pferde bereit machen.“
Aus dem Stroh kam nur ein fragendes Geräusch. Hlûthard lächelte, doch insgeheim beschloss er für sich, dass er dem künftigen Baron von Galebquell eine Braut suchen musste. Hlûthard war nicht dumm, er wusste, dass Roklan sowohl Frauen als auch Männer anziehend fand. Gerade der 17jährige Knecht Rorik hatte es dem jungen Ritter angetan. Doch auch Hlûthard empfand bei dem Gedanken an den sehnigen Rorik mit seinem feinen Gesicht und dem Schmollmündchen eine herrliche Erregung.
Doch so sehr er sich auch nach Roklan selbst verzehrte, so musste gerade Roklan doch an die Zukunft des Hauses Leihenhof denken. Er musste eine Frau finden, die er lieben konnte, die er heiraten konnte. Hlûthard wusste es – denn auf Roklan lastete die ganze Verantwortung für die Zukunft des Hauses Leihenhof vom Galebquell.
„Wir sollten bald weiter nach Eikenhorst reiten, Roklan. Mach dich doch schon einmal reisefertig und bereite das Morgenmahl vor.“
Hlûthard beugte sich noch einmal zu dem Baronet herunter und streichelte ihm durch das dichte Haar. Bald schon hatten sie Brot und Käse verzehrt und saßen auf ihren Pferden, um gen Eikenhorst zu reiten. Die Schatten der letzten Nacht waren durch Rahjas Wirken gebannt, und lachend und scherzend ritten die beiden Ritter durch den Wald. Roklan fühlte sich herrlich erleichtert – und vor allem mehr und mehr zu Hlûthard von Kiefernfeld hingezogen. War das schon Liebe? Oder Begehren? Oder Männerfreundschaft? Er wusste es nicht und er wollte es auch gerade nicht wissen – im Moment genoss er das Beisammensein mit dem erfahrenen Ritter, der ihm Freund, Lehrer und Geliebter sein konnte.
Hlûthard erzählte wieder von seinen Heldentaten – doch in einer derart amüsanten Weise, dass Roklan die Übertreibung sah. Doch beide lachten über die Geschichten, über die Trolle die Hlûthard bezwungen haben wollte, über die Jungfrau, die er erschlug, um den Drachen zu befreien und über vieles mehr.
Zur Mittagszeit ließen sie sich unter einem mächtigen Baum nieder. Nun waren sie nicht mehr weit von Eikenhorst entfernt, doch diese Pause gönnten sie sich dennoch. Doch jäh wurde ihre Ruhe durchbrochen, als ein junger Mann an ihnen vorbei rannte, dann stoppte, umdrehte und dann auf die beiden Ritter zustürzte.
„Helft mir!“ rief er und stürzte dann über eine Wurzel. Sofort waren Roklan und Hlûthard auf den Beinen und halfen dem völlig erschöpften Mann auf.
„Was ist geschehen? Erzähl!“
Roklan stützte den Mann, der schwer keuchend berichtete.
„Räuber!“
Er schluckte.
„Sie haben Eikenhorst überfallen. Kamen aus dem Wald.“
Hlûthard erfasste die Lage und brachte den armen Mann – einen Waldbauersgehilfen aus Eikenhorst – mit gezielten Fragen zu einem zusammenhängenden Bericht. Demnach waren vor wenigen Stunden zum Sonnenaufgang einige gut bewaffnete Vogelfreie aus dem Wald gebrochen, wären in das Dorf gestürmt und hätten die Bauern überfallen. Die Männer und Frauen hatten sich nicht zur Wehr setzen können, waren doch die Räuber mit Schwertern und Spießen bewaffnet gewesen. Der Zinsherr Jorge Forsthauer war während der Verteidigung ums Leben gekommen und nun säßen die Bauern und Jäger wie gelähmt. Er – Gunnar – sei losgelaufen, um irgendwie Hilfe zu holen. Es waren wohl nur drei Räuber gewesen, doch ihren Waffen hatte man in Eikenhorst nichts entgegenzusetzen gehabt. Roklan und Hlûthard sahen sich an.
„Wir müssen hinterher!“ meinte Roklan inbrünstig. Hlûthard überlegte einen Moment.
„Wir allein?“
„Wir nehmen einige Eikenhorster Jäger mit. Das muss reichen. Jede andere Möglichkeit ist zu weit entfernt, wer weiß, wohin die Räuber da schon entflohen sind!“
Hlûthard wirkte ernst, doch nach einigem überlegen nickte der Ritter.
„Ja, Euer Wohlgeboren. Ihr seid der Baronet.“
Mit diesen Worten hatte der Ritter unmissverständlich deutlich gemacht, dass Riobhan in dieser Angelegenheit den Befehl übernehmen sollte. Roklan und Hlûthard machten nun ihre Pferde bereit und der Baronet nahm den Eikenhorster hinter sich auf Thadaria.