Dreistigkeit, Dummheit und Pech

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Ausgabe Nummer 43 - Ingerimm 1029 BF

Dreistigkeit, Dummheit und Pech

Was einem Dieb in Koschtal widerfuhr

KOSCHTAL. In der Grafenstadt Koschtal wurde am ersten Praiostage des Phexmondes ein Halunke gefangen, und es fällt schwer zu sagen, ob es eher durch seine Dreistigkeit, seine Dummheit oder sein Pech geschah.

Der Bube, ein umtriebiger Wandergeselle namens Leubold Krummnagel aus Tarnelfurt, der seinem Handwerk niemals rechte Ehre gemacht hatte, war nämlich in das Haus des Kaufmanns Angbart Hoppenstrauch eingestiegen, und zwar am Praiostage, als alle braven Bürgersleut’ im Tempel saßen — das war die Dreistigkeit.

Während er im Hause nach dem baren Gelde und einigen Wertsachen stöberte, entdeckte er den schön gedeckten Tisch, an den sich die Familie Hoppenstrauch nach der seelischen Erbauung im Tempel zu setzen gedachte. Da ließ sich der Bube auf dem Platz des Hausherrn nieder und kostete ausgiebig vom guten Almadaner Weine — und das war die Dummheit. Denn so vergaß er die Zeit, und als er sich schließlich, schon reichlich weinselig, erhob, um nun doch endlich seinem liderlichen Werke nachzugehen, da öffnete sich justament die Haustür, und Gevatter Hoppenstrauch nebst Freunden und Verwandten trat in die Stube.

Für einen Augenblick stand alles still wie in einem Gemälde. Dem frechen Dieb gab seine Dreistigkeit als Erstem die Bewegung wieder, und rasch wollte er aus dem Fenster entfleuchen, aber bei dem kühnen Sprunge verfing er sich mit dem linken Fuße am Rahmen und stürzte ins Vorgartenbeet zwischen Rosenstrauch und Regenfass — und das war sein Pech.

Die erbosten Hausleute ergriffen ihn und schleppten ihn vor den Richter, wo er nach Recht und Sitte seine Strafe erhielt. Hernach wurde er mit Ruten aus der Stadt gejagt, und die Gassenkinder warfen ihm Schimpfworte und faule Rüben an den Kopf.

Karolus Linneger