Neues aus Drift - Mirkas Erbe
Garrensand, Rondra1042
Wenn ich über die Umstände berichte, die mir die zweifelhafte Ehre meines erzwungenen Aufenthaltes in diesem Refugium für Schwachsinnige einbrachten, so tue ich dies im vollen Bewusstsein darüber, dass andere vor mir ähnlich grauenhafte – oder sogar noch schrecklichere Erfahrungen machten. Man hört diese Geschichten immer wieder und hofft im Stillen, dass man selbst von einem derartigen Schicksal verschont bleibt. Ja man ist sich sogar sicher, dass die eigene Frömmigkeit, die vielen Tempelbesuche und Gebete einen gewissen Schutz vor derart abscheulichen Ereignissen bieten und ist umso mehr entsetzt darüber, wenn das nicht der Fall ist. All das, woran ich mich erinnern kann, habe ich bereits den so führsorglichen, wenn auch äußerst schweigsamen Ordensschwestern und Brüdern in rückhaltloser Aufrichtigkeit erzählt. Wenn etwas unklar bleibt, so ist dies nur den schwarzen Wolken, die seit jenem Tag meinen Geist umhüllen zu verschulden. Nur hin und wieder, in jenen dämmrigen Stunden des Tages in welchen mein Geist zwischen Traum und Wirklichkeit mäandert, treten die schrecklichen Erlebnisse, die sich tief in meine Seele gebrannt zu haben scheinen, in aller Deutlichkeit in mein Bewusstsein.
Aber der Reihe nach: Schon vor einigen Jahren wurde ich durch einen Kollegen auf die Sammlung prä-güldenländischer Kultgegenstände in Mirkagarten aufmerksam gemacht. Ich machte mich im Peraine vor sieben Jahren das erste Mal auf den Weg nach Drift um die Sammlung selbst in Augenschein zu nehmen. Als ich das kleine Schloss, eigentlich eine alte Burg der man die Wehrmauer genommen hatte, an jenem verregneten Nachmittag das erste Mal aufsuchte, war ich auf eine Enttäuschung gefasst. Denn das Schloss, die kleine Stadt und alles rundherum erschien mir viel zu provinziell für einen Ort, der meine bereits profunden Kenntnisse des aventurischen Altertums noch zu erweitern im Stande gewesen wäre.
Der Schlossherr, ein gewisser Baron Narmur von Durstein, gewährte mir großzügig Einlass und ließ mich ungezwungen an der Sammlung arbeiten. Voller Stolz zeigte er mir Objekte, die teils seine Vorfahren in Kriegszügen und Entdeckungsreisen zusammengetragen hatten, teils seit grauer Vorzeit, bevor das Geschlecht derer von Durstein die Burg in Besitz nahm, an diesem Ort aufbewahrt wurden. Er selbst hatte wenig Ahnung über den Wert, den manche der Objekte für die Wissenschaften darstellen. Für ihn schien es sich nicht mehr, als um eine Anhäufung von Kuriositäten zu handeln, mit denen er vor seinen Gästen prahlen kann.
Ich traute meinen Augen kaum und konnte mein Glück nicht fassen, als ich auf Mirkagarten einen fast vollständig erhaltenen Schädel eines Alten, eines Achäers, vorfand. Laut Aufzeichnungen wurde er in einem Orkheiligtum im Greifengras, während einer Orklandexpedition gefunden. Natürlich wusste niemand auf dem Schloss worum es sich hierbei im Eigentlichen handelte. In den Inventarbüchern firmierte der Schädel unter der Bezeichnung „orkische Monstrosität“.
Ich bin mir Aufgrund einer vergilbten Skizze eines Basreliefs, die ich vor Jahren aus den Eingeweiden der Silem-Horas-Bibliothek geborgen habe, aber absolut sicher, dass es sich bei dem langgezogenem, hohen Kopf und der dritten Augenhöhle nur um den Schädel eines Archäers handeln kann. Noch heute danke ich Hesinde für diese glückliche Fügung, dass ausgerechnet ich auserwählt wurde, an des Zeitenmeers Gestaden diesen stummen Zeugen vergangener Äonen in Händen halten zu dürfen.
Als ich diesen Sommer wieder hierher zurückkehrte, um erneuet an der Sammlung zu arbeiten, waren die Bedingungen unerwarteter Weise schwieriger geworden. Ein Aufstand hatte den alten Baron aus seinem Schloss vertrieben und ein Zwerg namens Brumil Wackerstock herrschte nun über das Land. Der Krieg, der in der Provinz wütete, hatte die Leute rauer und introvertiert gemacht. Als ich den Berg zum Schloss hinaufstieg, ahnte ich gleich, dass es um die Bedingung für meine Forschung nicht zum Besten stehen werde, denn der einstige Schlossgarten – das Einzige was hier in der Provinz ein wenig Kultur versprühte, war einer Schafsweide gewichen. Im Zentrum dieser Viehkoppel stand, gleich einem Bauerngehöft – das alte Schloss.
Auch die Sammlung war in arge Mittleidenschaft gezogen worden. Die guten Stücke waren verräumt und in Kisten gestopft. Manche Gegenstände waren zerbrochen, andere unauffindbar – wohl gestohlen, wieder andere, schimmelten vor sich hin. Folgen des Krieges, wie man mir mitteilte.
Eine Vielzahl Söldner und Handwerker, die sich „Koscher Kumpel“ nannten, bevölkerten das Schloss. Sie waren damit beschäftigt, das Erdgeschoss und die Kellerräume umzubauen. Das Haus glich einer einzigen Baustelle.
Der neue Herr, so sagte man mir, wolle nicht auf Dauer die oberen Stockwerke bewohnen wie die Burgherren vor ihm, sondern wie es bei Zwergen üblich sei, sein Domizil in unterirdischen Gefilden einrichten. Ich nahm den für mich befremdlichen Gedanken gleichgültig hin, hatte man mir doch erlaubt meine Studien fortzuführen. Der Kustos, ein jungen Herr namens Sindian von Hirschingen, gab sich die größte Mühe, die von mir gewünschten Vergleichsobjekte in dem Durcheinander zu finden. Wie sich herausstellte war er aber erst seit wenigen Wochen am Hof und noch nicht in die Sammlung eingearbeitet, sodass die Arbeit nur schleppend voranging.
Der Lärm und vor allem der Schmutz, den die Bauleute im ganzen Haus verbreiteten, taten das Restliche um meine Konzentration vollends zu zerstreuen. Als ich meine Aufmerksamkeit gerade auf ein Idol mir unbekannter Machart lenkte, welches ich in einer Kiste mit Stroh verpackt vorfand, vernahm ich von unten her aufgeregtes Rufen. Ich schenkte diesem zuerst keine Aufmerksamkeit, wusste ich doch durch Gespräche während der gemeinsamen Mahle im Rittersaal in den vergangen Tagen, dass die Bauleute wegen der zahlreichen Umbauten des Schlossen in der Vergangenheit und der mangelhaften Baupläne, von Zeit zu Zeit auf gröbere Probleme stießen und deshalb unter ihnen öfter Tumult darob ausbrach.
Da sich der Trubel aber nicht legte, ließ ich meine Arbeit ruhen und begab mich über die Wendeltreppe in das Erdgeschoss, wo viele Leute zusammengelaufen waren.
Einer der Zwerge hatte im Keller einen zugemauerten Gang freigelegt. Der Baron und sein Hausmeier waren nicht hier, sondern in die Stadt gefahren. Die Arbeiter berieten untereinander, was nun zu tun sei. Ich nahm Partei für jene Fraktion, die sich für eine sofortige Untersuchung des Gewölbes aussprach und konnte, Dank meiner überzeugenden Rhetorik, jene Zweifler die auf den Baron warten wollten, überzeugen. Natürlich war ich selbst an vorderster Stelle als wir in das Kellergewölbe hinabstiegen. Immerhin war ich in wissenschaftlicher Mission in den Kosch gekommen und die Begehung alter Gruften, Mausoleen und Gräber mir nicht fremd.
Unsere Laternen enthüllten das obere Ende einer Treppenflucht, die von salpeterverkrustetem Mauern umfasst war. Die Stufen waren bedeckt mit Staub und von der Decke rieselndem Verputz. Seit Jahrzehnten hatte kein lebendes Wesen seinen Fuß mehr hierher gesetzt. – So schien es zumindest.
Nachdem wir die Mauer so weit entfernt hatten, dass ein Durchstieg möglich war, stiegen wir hinab in das Unbekannte.
Am Ende der Treppe traten wir in einen kreisrunden Raum mit hoher Decke. Ein alter Tisch aus groben Eichenbohlen und einige rostige Hellebarden und Spieße verrieten mir, dass dies hier einst ein Wachzimmer gewesen sein muss. Zwei Gänge führten von hier fort, wobei der eine in einen alten Kerkertrakt führte, wie wir nach kurzer Erkundung feststellten. Auch eine größere Folterkammer war vorhanden. Mir graute vor den Mordinstrumenten die hier unten ihrer blutrünstigen Aufgabe harrten. Noch mehr aber graute mir davor, dass all diese Foltermaschinen auf eine große, greifenköpfige Praiosstatue, die in einer Mauernische stand, ausgerichtet waren. Diese Räumlichkeiten waren wohl ein Relikt aus der verdammenswerten Priesterkaiserzeit. Zwar sind sich die Allermeisten auch heute noch nach wie vor einig, dass nur die Folter und die durch sie erlittene Pein den Delinquenten hilft, die oft schreckliche, tief im Inneren verborgene Wahrheit ans Tageslicht zu befördern. Eine dermaßen direkte Verknüpfung zwischen dem notwendigem Übel der Folter und dem himmlischen Richter ist mir jedoch aus rezenten Verfahrenselementen der peinlichen Befragung nicht bekannt.
Der andere Gang offenbarte uns einige Räume, von denen die meisten leer standen, sowie eine große Zisterne. Eine eher unscheinbare Tür erweckte meine besondere Neugierde, denn der Türrahmen war mit alten Symbolen jener Art verziert, wie ich sie schon oft bei Magiern gesehen habe.
Soweit mich meine Orientierung nicht täuschte, musste über den Raum der dahinter lag die Krypta der Burgkapelle liegen. Ich entschloss mich dazu den Raum alleine zu betreten, denn die Arbeiter waren mit der Erkundung der anderen Gewölbe befasst.
Das Zimmer hinter der Tür erinnerte mich an eine dämmrige Gruft. Ein wenig Licht drang nur durch verstaubte, in die Wände eingelassene Schlitze, die sich auf einer Ebene mit dem uralten Kopfsteinpflaster eines versteckten Hinterhofs des Schlosses befanden.
Die Mitte des Raumes nahm ein alter Athanor ein, über dessen Brennkammer ein Eisenkessel an Ketten von der Gewölbedecke hing. Andere Teile dieser düsteren Gruft waren nicht so eindeutig zu identifizieren, aber ich erinnerte mich sofort an ein Gespräch zweier Bürger im Gasthaus zum Drifter Hof, die sich spätabends über die alte, dem Namenlosen verfallene Baronin Mirka unterhielten, die hier im Schloss ein alchemistisches Labor eingerichtet haben soll.
Sollte dieses Märchen war sein und ich, ebengerade, dieses Labor betreten haben?
In einem Winkel des Raumes befand sich eine schwere Holztür über der ein sonderbares, auf die Wand gemaltes Symbol prangte. Ich querte das Labor, dessen Boden mit den Fäkalien von Fledermäusen übersäht war und öffnete die geheimnisvolle Holztür. Dahinter führten Treppen erneut in die Tiefe. Ich bahnte mir einen Weg durch ein ekeliges Pilznest aus gräulichen Hutpilzen, das von einem nebeligen, blauen Leuchten umgeben war und den Treppenabgang in ein gespenstisches Licht tauchte. Würziger Duft lag in der Luft.
An der untersten Stufe angekommen, betrat ich eine schmale Galerie, die mir den Blick in einen großen, tempelartigen Raum offenbarte. Auch hier wucherten in Ecken und Winkeln diese merkwürdigen Pilze. Die Wände waren voller bizarrer Reliefs, deren Sinn und Form sich mir nicht ergründete.
In der Mitte des Raumes stand ein, ganz und gar aus weißlich schimmerndem Stein erbautes, thronartiges Gebilde, das seinen Ausmaßen nach sicher nicht für einen Menschen vorgesehen war. Von der Decke hingen üppige Vorhänge herab, die zu einem prächtigen Baldachin über den Thron gespannt waren.
Anfangs hatte ich den Eindruck, es halte sich niemand in dem Gewölbe auf. Als sich jedoch meine Augen an die dämmrige Finsternis gewöhnt hatten, entdeckte ich zu meiner Verblüffung im hintersten Winkel des Raumes einen rötlichen Lichtschein, wie von einer Laterne oder einem erloschenem Feuer, dessen Glut noch leicht schimmert. Hatten die Arbeiter wohlmöglich einen anderen Zugang zu dieser Halle gefunden und eine Laterne hier zurückgelassen?
Ich tastete mich in der Dunkelheit voran und fand bald eine schmale Treppe, die von der Galerie in die Halle hinabführte. Obwohl ich von Berufswegen schon oft derart wundersame Anlagen in ganz Aventurien beforscht hatte, überkam mich ein Schaudern, als ich die Stufen langsam hinabstieg. Das filigrane Geländer an dem ich mich vorsichtig hinabtastete, bestand bei näherer Betrachtung aus geschnitzten, ekelhaft fetten Spinnen und Spinnennetzen. Welch wahnsinniger Schreiner konnte ein derart groteskes Werk geschaffen haben?
Am Boden angekommen schaute ich mich von Neugier getrieben, aber durch aufsteigende Furcht vor diesem seltsamen Ort gehemmt, vorsichtig um.
Vor dem Thron stand ein Kohlebecken aus Messing, in dem Glut loderte. Schwach zwar, aber eindeutig.
War dies der Lichtschein, den ich von der Galerie aus sah? War dieses Gewölbe letztlich gar nicht so verlassen, wie ich es anfangs vermutete?
Ich ging an dem Kohlebecken vorbei, weiter in den Raum. Vom Thron her vernahm ich plötzlich ein sehr eigenartiges Geräusch, das mich zusammenzucken ließ, als es in den weitläufigen Gewölben wiederhallte. Es hörte sich wie ein fast unmenschlich langgezogenes Seufzen an, und war durch die unheimliche Umgebung doppelt grauenhaft.
Beflügelt durch die allgegenwärtige Dunkelheit und Einsamkeit in der ich mich befand, stiegen in meinem Geist sofort allerlei unheimlicher Imaginationen empor und mein Herz begann wie wild zu pochen. Um alle düsteren Vorstellungen zu vertreiben, entschloss ich mich der Quelle des Geräusches auf den Grund zu gehen und tat einige Schritte vorwärts. Sicherlich verbarg sich eine äußerst profane Ursache hinter meinen Ängsten, wie etwa ein Luftzug oder der Gleichen. Jeder kennt das Aufheulen des Windes wenn er in den kalten Kamin fährt.
Als ich erneut glaubte, das Geräusch zu hören, jedoch keine Ursache erkennen konnte, rief ich in die Finsternis: „Wer ist da?“ Zwar wollte ich laut rufen, brachte jedoch nur einen krächzenden Laut mit erstickter Stimme hervor. Als es totenstill blieb, war ich mir selbst nichtmehr sicher, ob ich tatsächlich jemals Geräusche vernommen hatte, oder ob ich nicht etwa einer alptraumhaften Sinnestäuschung erlegen war. Gerade in jenem Augenblick, als ich meine Erkundungen fortsetzen wollte, tauchte eine Gestalt schwebenden Schrittes, gehüllt in dem Ornat eines Boronis, geräuschlos hinter dem Thron hervor. Unwillkürlich zuckte ich zusammen und wich einen Schritt zurück. Obwohl meine Sinne bis aufs äußerste Gereizt waren und ich spürte wie mir kalter Schweiß über die Stirn rann, ersann ich mich rasch der notwendigen Gepflogenheiten, verneigte mich leicht und stotterte: „Seid gegrüßt euer Gnaden – Entschuldigt meine Schreckhaftigkeit aber ich sah euch nicht den Raum betreten und dachte ich wäre alleine in diesem Gemäuer – “
Noch bevor ich zu Ende sprach, erscholl ein sardonisches Gelächter. Die Gestalt näherte sich mir bedrohlich, schlug die Kapuze zurück und enthüllte eine grässliche, bleiche, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Totenfratze. Sie riss ihren Mund weit auf und fletschte raubtierartige Reißzähne, während sie mich aus brennenden Augen anstarrte.
Todesangst überkam mich ob dieser horriphoben Schreckgestallt und schnürte mir die Luft ab. Ich spürte ein plötzliches entschwinden meiner Kräfte. Meine Knie wurden weich und meine Arme schlotterten, als ich sie abwehrend in die Höhe riss. Ich torkelte benommen rückwärts. Dabei übersah ich das Kohlebecken, stolperte darüber, verlor den Halt und fiel zu meinem Entsetzen zu Boden. Zu meinem allergrößten Unglück kippte das Kohlebecken um und der Inhalt entleerte sich, begleitet vom niederhöllischen Gelächter der Alpgestallt, vor meinen Füßen.
Und dann begegnete ich dem Schrecken, der allen anderem die Krone aufsetzte und meinen Geist in diese Wolke hüllte. Aus der Glutasche stieg eine Flamme empor. Sie wuchs mit einer Geschwindigkeit, wie es nur durch verderbte schwarze Magie möglich sein konnte. Mit Schaudern musste ich beobachten, wie sie mehr und mehr wiedernatürliche Gestalt annahm. Entfernt Menschenähnlich, aber größer. Macht und Schrecken, schienen in ihm zu toben und schwarzer, dicker Rauch umwirbelte das unheilige Geschöpf. Eine Mähne aus Flammen griff nach dem Baldachin und ließ ihn sofort in Flammen aufgehen.
Flammensprühend bewegte sich die Gestalt auf mich zu. Abgrundtiefes Entsetzen lähmte mich, während mir der beißende Rauch den Atem nahm und Tränen in die Augen stiegen ließen.
Die durch und durch unheilige Kraft, die dieses Wesen ausstrahlte, übte eine fast hypnotische Wirkung auf mich aus, sodass ich weder meinen Blick abwenden, noch fliehen konnte.
Die Kreatur stand direkt über mir. Meine Stiefel begannen zu rauchen und mein Beinkleid fing Feuer. Erst der einsetzende Schmerz weckte mich aus meiner Agonie und ich versuchte die Lähmung, die mich umfangen hielt abzustreifen. Ich schrie aus Leibeskräften um Hilfe, während ich auf allen vieren zur Treppe kroch und die Stufen hinauf stolperte – Der Feuerdämon dicht hinter mir.
Ich sah mein Ende nahen, ja glaubte sogar bereits das Rauschen von Golgaris Schwingen zu hören. Ich rang nach Luft und versuchte vergebens den beißenden Rauch auszuhusten. Die Galerie stand bereits in Flammen, als ich mich jäh gepackt fühlte und weg, zurück in das Laboratorium und weiter auf den Gang gezerrt wurde.
Ich glaube mich dumpf daran erinnern zu können, dass es Selinde Kohlbrenner war, die Torwächterin, die mir das Leben rettete. Sie zerrte mich weiter, bis in den Wachraum, wo sie mich einigen, dort versammelten Arbeitern übergab. Doch nur einige Augenblicke später kündigte dicker, schwarzer Rauch das Herannahen des Feuerdämons an. Die schwarzen Schwaden, schienen fast feste Gestalt anzunehmen und schlangen sich wie Tentakel um uns. Dann blitzten zwei feurige Augen aus der brodelnden Dunkelheit hervor.
Ich sah noch, wie die Wächterin sich der unheiligen Wesenheit entgegenstellte und urplötzlich von einer zuckenden Flammenzunge, die der Wesenheit entfuhr schwer getroffen wurde. Was weiterhin geschah, vermag ich nicht zu sagen. Ich verlor die Besinnung und fiel in ein schwarzes Loch, aus dem ich erst hier im Kloster wieder erwachte.
Schlussendlich möchte ich für den großen Schaden, der am Schloss entstand und auch für die zahlreichen Verletzten im Kampf gegen das Feuerwesen, um Entschuldigung bitten. Gleichsam stelle ich meine Arbeitskraft für die Wiederherstellung und Restaurierung der Sammlung, sowie für die vollständige Lösung der rätselhaften und schrecklichen Umstände die sich an jenem Tag unterhalb des Schlosses ereigneten zur Verfügung. Den wenigen Worten, welche die mich betreuenden Noioniten über diesen Vorfall verloren, legen nahe, dass es sich wohl um die gefesselte Seele des verderblichen Vurian von Garrensand gehandelt hatte, der mit meiner Hilfe einen in diese Späher gebannten Feuerteufel, einem „Ivash“ befreite und entfesselte.