Der Willen der Götter - und Gejagten

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Unweit Trottweiher, 15. Rondra 1043

Reglos blieb die Baronin liegen. Fernando setzte dem Untier nach. Er musste seine Schwertmutter schützen. Mit gezogenem Kurzschwert. Seine Saufeder steckte noch immer in dessen Auge, inzwischen mit abgebrochenem Schaft. Er drückte Raa die Hacken in die Seite. Sein Pferd preschte nach vorne. Fest hatte er sein Kurzschwert umfasst. Da bemerkte das Untier ihn, wandte sich um und stürzte auf ihn zu.

Im Lauf sah Zoran, wie der Knappe auf seinem Pferd von dem Untier zu Boden gerissen wurde. Er lief weiter. Immer weiter. Spürte nicht einmal mehr, wie seine Füße die Erde unter ihm berührten. Noch immer brüllte er. Noch immer wütete es in ihm. Er konnte... nein, durfte nicht zulassen, dass seiner Herrin oder seinem Freund etwas widerfuhr. Inzwischen hatte das Untier ihn bemerkt. Doch Zoran lief weiter auf es zu. Die Saufeder direkt auf es gerichtet.

Wie viel Elend und wie viel Leid hatte der Knabe erleben müssen? Wie viel Schmerz und Pein? Und dann war eine Fremde gekommen und hatte ihm etwas geschenkt, was er bis dahin nicht gekannt hatte: Liebe. Einfach so. Ohne das er dafür etwas getan hatte. Einfach so. Ohne dass er ihr jemals etwas zurückgegeben hatte.

Mit einem gezielten Stoß stieß er seine Saufeder in das andere Auge der Bestie. Voller Schmerz schrie das Untier auf und begann den Mendener mit seinen riesigen Pranken in blinder Wut zu malträtieren. Er schrie. Dieses Mal vor Schmerz. Versuchte verzweifelt zumindest seinen Kopf zu schützen, während mächtige Kralle seine Haut aufrissen und ihm tiefe Wunden zufügten. Fernando eilte ihm zu Hilfe. Stach mit seinem Eberfänger auf das Untier ein und fing sich doch nur seinen Zorn ein.

Nur langsam gelang es den beiden Knaben sich von dem Untier zur noch immer am Boden kauernden Baronin zurückzuziehen. Immer wider sahen sie sich erneuten Angriffen ausgesetzt. Musste dem stinkenden, riesigen Maul mit den großen Zähnen ausweichen. War das Untier zuvor aggressiv gewesen, war es nun unberechenbar. Ziellos biss und kratze es. Erwischte immer wieder einen der beiden. Hinterließ wiederholt tiefe, stark blutende Wunden.

Doch sie schafften es. Zogen sich zur Baronin zurück. Aber das Untier konnte sie wittern. Sehen konnte es zwar nichts mehr. Aber riechen. Ob es der Geruch ihrer Körper war? Ihr Schweiß? Ihre Angst? Oder doch das Blut, das aus zahlreichen Wunden sickerte?

Schützend stellte sie sich vor die Baronin. Von den Krallen des Untiers gezeichnet. Keuchten. Wischten sich das Blut aus ihren Gesichtern. Die Welt war unnatürlich stumm um sie herum geworden. Sie hören nur noch ihr Blut, wie es durch die Adern rauschte. Nur noch ihr eigenes Blut. Sie wussten, sie würden die Baronin schützen müssen. Schützen um jeden Preis. Das war ihre Aufgabe.

Unter Aufbietung all ihrer Kräfte und all ihres Mutes stellten sie sich zum alles entscheidenden Kampf der Bestie gegenüber. Mit ihren Eberfängern in ihren Händen liefen sie brüllend auf das auf sie zuhaltendes Untier zu. Und plötzlich umfing sie gleißendes Licht...