Auferstanden - Zwergenschmiede: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 9. April 2022, 12:40 Uhr
Ingerimm 1042, vor den Toren Angbars
Grabosch Sohn des Grubosch sah sich das letzte Übungsschießen seiner Lanze an. Es war von Anfang an klar gewesen, dass nicht jeder ein begnadeter Armbrustschütze war. Dennoch konnte der Waibel mit dem Fortschritt zufrieden sein, den sie in eineinhalb Monden erzielt hatten. Eulrich Tannhauser etwa hatte sich beachtlich verbessert. Es war eine gute Idee von Ackbar gewesen, statt Zielscheiben auch eine Übungspuppe einzusetzen und ihr einen nostrischen Namen zu geben. Der Andergaster hatte sich deutlich mehr ins Zeug gelegt, um "Ornibion" zu treffen. Ackbar hatte richtig gelegen mit der Vermutung, dass einige von ihnen besser kämpfen würden, wenn sie einen konkreteren Ansporn hätten.
Jetzt stellte Malzan Siebenschröter die Figur noch einmal zehn Schritte weiter weg. Eine echte Herausforderung, denn der Holzfäller hatte auf die Entfernung noch nie getroffen! "Na komm schon, Eulrich", rief Lane Taschmann, "wenn Du Ornibion triffst, gebe ich eine Runde aus." "Guter Vorschlag!", stimmte Travine Ferdoker zu. "Von mir gibt's einen Schnaps obendrauf!" Die beiden Frauen hatten gelernt, sich gegenseitig zu respektieren, wie Grabosch zufrieden feststellte.
"Du kannst es schaffen!", sprach Angwart Halmanger dem Schützen zu und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. "Für die Heimat!", murmelte sich Eulrich selbst Mut zu und drückte den Abzug.
Ein Treffer! Jubelnd rannten die Mitglieder der Lanze zu Ornibion und sammelten sich um den siegreichen Pfeil. "Du hast ihn in die rechte Schulter getroffen. Der hätte seinen Schwertarm wohl nicht mehr gebrauchen können.", stellte Ildaria Ueberwald fest. "Dann gibt's auch die Runde, versprochen ist versprochen.", lobte Lane Taschmann. Nachdem alle ihren Humpen geleert hatten, teilte Travine Ferdoker einen Satz großer Becher aus und holte aus ihrem Rucksack eine exotisch anmutende Flasche. "Bei Travia, das sind ja gigantische Portionen", lobte Rahjada Lehmfeld, denn Travine schenkte ordentlich ein. "Ja, das macht man so bei diesem speziellen Gebrannten aus dem Außerkosch!", erklärte sie. Aber das wichtigste Element ist: Wir zünden den Schnaps erst an, bevor wir ihn trinken!" "Sehr angroschgefällig, das lobe ich mir!", freute sich Ibralosch Sohn des Ingrasch. "Aber auspusten nicht vergessen!", warf Travine schelmisch in die Runde. Auf Kommando des Waibels löschten alle das Feuer und stürzten dann den Schnaps in einem Zug hinunter. Mehr als einer wurde rot im Gesicht oder begann zu husten. "Der brennt gut.", krächzte Ackbar, "ausgezeichnet!"
Ausgesprochen gut gelaunt ging es an die Inspektion des Tunnels. Grabosch hatte sich nach dem ersten Test absichtlich nicht weiter eingemischt, sondern seinen Leuten vertraut, den Tunnel fertig zu errichten, ohne dass er ständig dabei sein musste. Was er zuerst sah, gefiel ihm bereits sehr gut. Der Eingang war nicht nur solide abgestützt, sondern komplett durch schwere Eichenholzbalken verstärkt. Zwergische Tunnelbauer hätten vielleicht noch einige Jahre investiert, um alles komplett mit Schnitzereien zu verzieren, aber hier ging es um menschliche Zeitmaße und schließlich war von vornherein angesagt worden, dass sie nur eineinhalb Monde hatten, um fertig zu werden. "Das ist gut gelungen", lobte er. "Das ist Eulrichs Arbeit.", erklärte Ibralosch. "Wir haben es daher "das Tannhäuser Tor" genannt." "Sehr schön", freute sich Grabosch. Wenn Leute einen persönlichen Bezug zu ihrer Arbeit hatten, standen sie auch voll dahinter. Er hatte noch keine zwei Schritte in den Tunnel gesetzt, da stutzte er. Nanu, da glitzerte doch etwas im Dunkeln? Fragend drehte er sich zu den anderen um. "Ich besitze einige Gwen-Petryl-Steine", erklärte Ildaria Ueberwald mit leiser, aber klarer Stimme. "Wenn man um sie herum einige blankpolierte Metallteile anbringt, werfen sie das Licht zurück. Weil sie so blau sind, habe ich sie "Seestrahlen" getauft." "So kann man sich schnell in den Tunnel zurückziehen und muss nicht sofort eine Fackel anzünden", überlegte Grabosch laut. "Gut gemacht! Da wäre ich selbst nicht drauf gekommen. Mit dem Herrn Efferd und was ihm heilig ist haben wir Angroschim es ja nicht so."
Auch wenn die offizielle Übergabe des Regimentbanners für die Angbarer Warenschau vorgesehen war, so ließ es sich der Waibel nicht nehmen, die Lanze zuvor noch für eine eigene kleine Zeremonie zusammenkommen zu lassen. Als Ort hatte er die Schmiedewerkstatt auserkoren, denn hier kamen Handwerk, Waffen und harte Arbeit zusammen. Nachdem Ibralosch Sohn des Ingrasch feierlich mit dem Hammer auf den Amboss geschlagen hatte, richtete er ein Gebet zu Angrosch (den er den Menschen zuliebe auch mit Ingerimm ansprach). Mit einem weiteren Schlag auf den Amboss beendete Ibralosch das Gebet. Grabosch blickte jedem seiner Leute ernst in die Augen, bevor er weitersprach: "So ist es denn vollbracht! Aus zehn wurde eins – aus zehn Menschen und Zwergen wurde eine Lanze. Uns einen schon jetzt gemeinsame Erfahrungen." Er legte eine kurze Pause ein, bevor er feierlich verkündete:
"Wir haben Dinge gesehen, die andere Leute niemals glauben würden. Gigantische Schnäpse, die brannten draußen vor der Schulter des Ornibion. Und wir haben Seestrahlen gesehen, glitzernd im Dunkeln nahe dem Tannhäuser Tor. All diese Momente werden erst verloren sein in der Zeit wie die Kerze im Feuer, wenn der letzte von uns stirbt. Doch jetzt ist Zeit zu leben."
Und nach diesen Worten nahm er einen gut gefüllten Krug Bier und stieß mit Angwart an, dann mit Ibralosch, dann mit Ackbar und all den anderen. An diesem Abend in der Schmiede wurde ein ganz besonderes Werk zur Vollendung gebracht: Acht Menschen und zwei Zwerge wurden endgültig zu einer Lanze der Angbarer Sappeure geschmiedet.