Feldzug im Wengenholm - Drei Einhörner: Unterschied zwischen den Versionen
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Es war ein schöner Tag. Der See glitzerte blau im im strahlenden Licht der Sonne und machte seinem Beinamen "Saphir des Kosch" alle Ehre. Ein leichter Wind blies und sorgte für angenehme Frische. So kam es, dass keiner der Reiter am östlichen Ufer ins Schwitzen kam. Die kleine Gruppe bewegte sich Richtung Norden, dem Tempo nach zu urteilen entschlossen, aber nicht gehetzt. Zuvorderst ritt der größte der Männer. Sein weizenblondes, schulterlanges Haar ließ er lässig im Wind wehen. Er wusste, dass bald eine Zeit kommen würde, in der er es aus praktischen Gründen nicht mehr offen tragen könnte, und so genoss er es, sich diese höchst willkommene frische Luft um die Ohren wehen zu lassen. Unter dem blauen Wappenrock trug er ein Kettenhemd. Nicht, dass er hier um seine Sicherheit gefürchtet hätte, aber er wollte sich schon wieder an das Gefühl gewöhnen, es zu tragen. Er führte eine komplette Gestechrüstung und die dazu passende Bewaffnung mit, außerdem Schwert und Schild für den Nahkampf. | Es war ein schöner Tag. Der See glitzerte blau im im strahlenden Licht der Sonne und machte seinem Beinamen "Saphir des Kosch" alle Ehre. Ein leichter Wind blies und sorgte für angenehme Frische. So kam es, dass keiner der Reiter am östlichen Ufer ins Schwitzen kam. Die kleine Gruppe bewegte sich Richtung Norden, dem Tempo nach zu urteilen entschlossen, aber nicht gehetzt. Zuvorderst ritt der größte der Männer. Sein weizenblondes, schulterlanges Haar ließ er lässig im Wind wehen. Er wusste, dass bald eine Zeit kommen würde, in der er es aus praktischen Gründen nicht mehr offen tragen könnte, und so genoss er es, sich diese höchst willkommene frische Luft um die Ohren wehen zu lassen. Unter dem blauen Wappenrock trug er ein Kettenhemd. Nicht, dass er hier um seine Sicherheit gefürchtet hätte, aber er wollte sich schon wieder an das Gefühl gewöhnen, es zu tragen. Er führte eine komplette Gestechrüstung und die dazu passende Bewaffnung mit, außerdem Schwert und Schild für den Nahkampf. |
Version vom 2. April 2022, 15:40 Uhr
Die Gegend um den Angbarer See im Sommer 1033 Bosparans Fall
Es war ein schöner Tag. Der See glitzerte blau im im strahlenden Licht der Sonne und machte seinem Beinamen "Saphir des Kosch" alle Ehre. Ein leichter Wind blies und sorgte für angenehme Frische. So kam es, dass keiner der Reiter am östlichen Ufer ins Schwitzen kam. Die kleine Gruppe bewegte sich Richtung Norden, dem Tempo nach zu urteilen entschlossen, aber nicht gehetzt. Zuvorderst ritt der größte der Männer. Sein weizenblondes, schulterlanges Haar ließ er lässig im Wind wehen. Er wusste, dass bald eine Zeit kommen würde, in der er es aus praktischen Gründen nicht mehr offen tragen könnte, und so genoss er es, sich diese höchst willkommene frische Luft um die Ohren wehen zu lassen. Unter dem blauen Wappenrock trug er ein Kettenhemd. Nicht, dass er hier um seine Sicherheit gefürchtet hätte, aber er wollte sich schon wieder an das Gefühl gewöhnen, es zu tragen. Er führte eine komplette Gestechrüstung und die dazu passende Bewaffnung mit, außerdem Schwert und Schild für den Nahkampf.
Als nächstes ritt der älteste der Gruppe. Er war nicht weiter gerüstet, aber in den gleichen Farben wie der erste Mann gekleidet. Ein Bogen und ein Köcher waren seine Waffen.
Dicht hinter ihm ritt ritt ein Mann, der dem ersten ähnlich sah, auch wenn er kleiner und schmaler war. Kleidung und Bewaffnung stimmten jedoch mit der des Alten überein.
Zum Schluss folgten drei Männer in deutlich weniger aufwendiger Aufmachung, offensichtlich Pferde- und Waffenknechte für die drei edlen Herren. Sie nahmen sich nicht die Zeit, um das Wetter zu genießen, sondern schienen eher abwartend und besorgt.
Die Wappenröcke der drei Adeligen zeigten ein und dasselbe Motiv: ein silbernes Einhorn mit goldenem Horn und goldener Zunge auf blauem Grund. Jeder einigermaßen gebildete Beobachter hätte sofort gewusst, dass dort auf der Straße offensichtlich drei Mitglieder des Hauses vom Kargen Land entlangritten. Das war nichts Ungewöhnliches für die Gegend, zumal die Familie etwas weiter im Süden ihr Gut hatte.
Die gelöste Stimmung unter den drei Verwandten passte zu ihrem ersten Ziel, das Turnier zu Angbar, welches seine Durchlaucht zu Ehren des ersten Tsatages seines Enkels Erlan ausrichten ließ. Der schwerbewaffnete erste Reiter würde sich danach noch auf eine äußerst ernste Mission begeben. Fürst Blasius und Graf Jallik hatten zu den Waffen gerufen, und Holdwin vom Kargen Land gedachte, seine Familie bei beiden Anlässen würdig zu vertreten. Am 10. Rondra wollte er sich direkt im Anschluss an das Turnier in Rondrasdank mit anderen Kämpfern des jungen Grafen Wilbur sammeln, um gemeinsam mit ihnen gen Wengenholm zu ziehen.
Für ihn als Ritter der Grafschaft Hügellande war der Aufruf freiwillig gewesen. Und gewiss, für ihn gab es nicht viel zu gewinnen: Er war glücklich verheiratet und Erbe des Hauses, musste also nicht die Dankbarkeit einer anderen Adelsfamilie oder das Herz einer jungen Edlen erobern. Ohnehin war die nördlichste Grafschaft des Kosch zugleich die ärmste. Eine reiche Mitgift wäre dort also nicht zu holen – etwa für seinen unverheirateten Bruder, der vor ein paar Monaten unerhofft zu einem eigenen Lehen gekommen war. Aber war er, Holdwin, ein Krämer, der sich bei jeder Unternehmung zuerst fragte, was für ihn oder die seinen dabei herausspringen würde? In Wirklichkeit mussten doch alle Koscher zusammenhalten, gleich ob sie auf Sand- oder Lehmboden Ackerbau betrieben, ob sie im Gebirge oder an See und Fluss wohnten! Die Unterstützung der ärmeren Gebiete war dabei gar nicht so uneigennützig: Denn wer die wilderen Gebiete des Kosch nicht beschützte, der brauchte sich auch nicht zu wundern, wenn eines Tages die Räuber bei ihm selbst an die Türe klopfen würden. Zu schade, dass sein Bruder ihn nicht begleiten konnte. Aber er war nie ein großer Krieger gewesen, und was viel schwerer wog, er hatte in Moorbrück mit seiner Siedlung im Sumpf wohl genug zu tun. In den vergangenen Monden hatte er sich verändert. Die neue Verantwortung schien ihm gut zu tun, er war weniger grüblerisch und traf Entscheidungen. Wer hätte gedacht, dass die alte Verbindung zum Baronshaus von Farnhain die Beziehung zu seinem Bruder so verbessern würde?
Derweil ging der Vater der beiden die Strecke noch einmal im Kopf durch: Zuerst über Noggerschilf nach Lutzenstrand und von da aus eine Fähre über den See. Gero nickte unwillkürlich. Sie hätten genug Zeit, um verschiedene Kähne zu besteigen. Auf diese Weise konnte durch ein Unglück nicht gleich die halbe Familie ausgelöscht werden. Vorsicht hatte das Haus vom Kargen Land einst wieder hochgebracht. Wenn alles glatt ging, würden sie eher ein bis zwei Tage zu früh in Angbar sein, aber die Zeit würde ihnen schon nicht lang werden. War das nicht eine herrliche Situation? Er ritt mit seinen beiden ältesten Kindern aus; und obgleich das Verhältnis der beiden untereinander immer schwierig gewesen war, schienen diese Differenzen nun wie weggeblasen. Boromil hielt sich wacker in Moorbrück, wenn auch er, Gero, nicht jede Entscheidung gutheißen konnte, die sein Zweitgeborener getroffen hatte. Sein Ältester, Holdin, erfüllte ihn mit Stolz: Er würde bei dem Turnier in den wichtigen Disziplinen antreten. Gero und Boromil hingegen hatten sich nur fürs Wettschießen angemeldet. Große Kämpfer waren sie beide nicht. Dass Holdwin danach noch gen Wengenholm ziehen wollte, rechnete Gero seinem Sohn hoch an. Es war sehr wichtig, dass der junge Graf gute Krieger hatte, die offiziell für ihn ritten.
Boromil hing seinen eigenen Gedanken nach. Wie sich sein Leben doch verändert hatte! Noch im Phex war er ohne Aufgabe und ohne Ziel gewesen. Sein einziger Nutzen hatte darin bestanden, durch seinen Namen ein altes Versprechen seiner Familie gegenüber Boron endgültig einzulösen. Jetzt war er treuer Vasall Graf Growins, Herr über ein eigenes Rittergut und sogar dessen Namensgeber! Hatte er anfangs noch befürchtet, sein älterer Bruder würde ihm diesen Aufstieg, der allein durch Entscheidungen anderer und nicht eigene Taten zustande gekommen war, nicht gönnen, so war das genaue Gegenteil eingetreten: Holdwin hatte ihm viel Glück gewünscht und hörte sich, immer wenn Boromil nach Valpurg kam, mit Interesse alles an, was die neue Siedlung betraf. Offenbar konnten die beiden endlich auf Augenhöhe miteinander reden und hatten ein gemeinsames Thema. Einen Augenblick musste er schmunzeln. Formal gesehen war Holdwin "nur" Erbe und noch kein Landbesitzer – und damit nicht in der gleichen Position wie sein Vater und Bruder. Doch solche Spitzfindigkeiten waren heute fehl am Platze.
Ohnehin hatte er in den vergangenen Monaten lernen müssen, dass starre Regeln meist nichts taugten. Natürlich musste er sich um seine Siedlung kümmern – aber es galt umgekehrt auch, sich von Zeit zu Zeit bei Festlichkeiten blicken zu lassen, um Kontakte zu knüpfen und nicht in Vergessenheit zu geraten. Für jemanden, der in einer Gegend mit einem gewissen Ruf siedelte, war das sogar besonders wichtig. Einerseits wurde jede zupackende Hand dringend in Neuvaloor gebraucht – andererseits hatte Boromil entschieden, seinen eigenen Rossknecht mitzunehmen. Direkt auszahlen würde sich das nicht, im Gegenteil: So mussten Proviant und Unterkunft für eine weitere Person bezahlt werden. Allerdings hatte ein Gutsbesitzer, das hatte Boromil sehr schell lernen müssen, die Pflicht, für jeden seiner Untergebenen die passende Aufgabe zu finden. Der Kerl war nun einmal menschenscheu. Das hatte sich gleich in den ersten Wochen im Sumpf herausgestellt. Am liebsten kümmerte er sich tatsächlich um Pferde. Warum ihn also in Moorbrück lassen, wenn es genau diese Arbeit an Boromils Seite gab? Außerdem hätte es doch wie eine Strafe gewirkt, auf einem anderen Knecht zu bestehen. Selbst wenn Boromil keine seiner Entscheidungen begründen musste, so hatte er doch aufzupassen, dass keiner verstimmt oder demotiviert wurde. Das konnte man sich bei der Urbarmachung eines Sumpfes nicht leisten. Außerdem hätte es schäbig und unselbstständig gewirkt, alleine anzureisen, um dann wie selbstverständlich vom Gut seines Vaters einen Helfer in Anspruch zu nehmen. Und schließlich war es praktisch, sich mit Dienern zu umgeben, die man einschätzen konnte. Der Rossknecht leistete ordentliche Arbeit, ohne zu murren, und betrank sich nicht abends. In dieser Hinsicht war er wirklich pflegeleicht.
Die Gruppe war nun mitten zwischen den Ortschaften und kein anderer Mensch war auf weiter Flur zu sehen. Da stimmte Holdwin "Wohlan, ihr Koscher, stolz voran!" an. Es war zwar eigentlich ein Trinklied für die Kneipe, aber für Boromil waren es Kindheitserinnerungen, die er damit verband, das gemeinsame Singen am Abend mit der Familie. Daher fiel er bald mit ein. Nach kürzester Zeit ertönte der Text auch aus Geros Kehle. Und so ritten die sechs ihrem Ziel entgegen, ein wahrhaft Koscher Lied schmetternd.