Veränderungen - Ein schändlicher Überfall I: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 26. Juli 2019, 21:38 Uhr
◅ | Eine Hochzeit auf der Galebburg II |
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Ein schändlicher Überfall II | ▻ |
So erging sich die ganze Festgemeinschaft in dem fröhlichen Mahl und genoss den gebratenen Kapaun, aber auch die herzhafte Sauce mit den würzigen Pilzen. Roklan schlemmte mit seiner Ehefrau und suchte ihr als treue Seele die besten Bissen, das zarteste Fleisch, das weichste Brot heraus und reichte es ihr auf ihrem Teller. Es war ein einziges fröhliches Schmausen – doch sollte es jäh unterbrochen werden, als plötzlich ein Bauer auf einem Muli auf das Feld ritt. Krächzend stürmte das sehnige Packtier voran, schüttelte den Unfreien auf seinem Rücken durch.
Riobhan, der Gastgeber, sprang auf und brüllte: „Was fällt ihm …?!“
Doch schon stürzte der Bauer vom Maultier, fiel auf den Boden, die Nase im Dreck und begann zu jammern. Riobhan packte den Mann an der Schulter und – nein, er wuchtete ihn nicht wie einen Sack hoch, sondern half ihm wieder auf die Füße.
„Bei Peraine, sprich, was ist los?“
Nun galt auch das Interesse der anderen Barone dem störenden Gast, manch einer jedoch nagte noch zuerst seinen Knochen sauber, denn man wollte ja nichts vergeuden.
„Mei hoher Herr, in Knapptreue, da war’n Räuber! Sie hab’n uns und die Handwercher überfalle und den Schrein g’schändet! Wir hab’n nix tue könne, sie ware so schnell.“
Roklan und Jileia hielten bei diesen Worten den Atem an. Riobhan sah den Mann an, sah durch ihn hindurch. Er musste schon einen halben Tag geritten sein, vielleicht die Nacht hindurch. Sollte er jetzt das Fest unterbrechen – er warf einen Blick in die Runde.
Ja, das erwartete man. Aber nicht von ihm, sondern wohl von Roklan. Das eine düstere Auge des rabensteiner Barons war auf seinen Schwager gerichtet und schien ihn erwartungsvoll zu taxieren. Auch manch anderer Baron schien etwas zu erwarten. Auch der Galebqueller sah nun zu seinem Sohn hin, der die Hand seiner Braut fest hielt und sie nicht losließ. Jileia war bleich, sie war noch nicht einmal Edle von Knapptreuen (nur dem Papiere nach) und schon hatte man an ihrem Hochzeitstage ihr Brautgeschenk verwüstet? Was erdreistete man sich? Roklan holte Luft.
„Wir müssen etwas tun. Ich werde mit einigen Mannen hin reiten. Hlûthard, hole sieben Waffenknechte und genug Pferde!“
Der Konnetabel Galebquells sprang auf und kam dem Befehl des Erbbaronets sofort nach. Da erhoben sich auch Baronin Roana von Witzichenberg, Baron Lucrann von Rabenstein, Baron Garmwart von Eisenhuett, Baron Irian von Tandosch und Baron Hagen von Sturmfels sowie der Edle Darian von Schrazelroth. Sie alle boten dem Bräutigam ihre Hilfe und ihre Klingen an und wiesen darob Knechte an, ihre Pferde zu satteln und ihre Ritter und Waffenknechte zu holen.
Schon kurz darauf ritt ein zorniger Trupp nordmärkischer und koscher Adliger angeführt von Erbbaronet Roklan von Leihenhof über das galebqueller Land. Sie ritten von Galebbogen am Fluss entlang und schwangen dann auf Höhe Hainens, des Roklans eigenes Junkergut, nach
Norden und ritten durch das freie Feld.
Es war schon früher Abend als sie endlich, endlich das kleine Gut erreichten, welches sich nun Knapptreuen nannte. Schon von weitem sahen sie das Ausmaß der Schäden und der rabensteiner Baron kommentierte es mit einem kurzen und trockenen „Ganze Arbeit geleistet.“ Roklan schnappte nach Luft.
Die Palisade, die das Dorf umgab, war noch nicht ganz fertig und an einigen Stellen nun eingerissen und niedergebrannt. Das Hauptgebäude eines Hofes schwelte noch, doch war es schwarz und verkohlt. Der Schrein, der in der Mitte zwischen den drei weiträumigen Höfen stand, war eingerissen und zusammengestürzt. Nur noch eine Mauer stand noch, sonst war er verwüstet.
Wütend ritten die Adligen hinein in das Dorf und wurden sogleich von dem Meister der Handwerker begrüßt. Er war blass und trug eine Platzwunde am Schädel. Offenbar hatten die Handwerker und Bauern versucht, das Dorf zu schützen, doch ebenso offenkundig war es ihnen nicht gelungen.
„Was ist hier passiert?“ wies Roklan den Mann an zu berichten, während sich die Adligen - darunter auch Baron Riobhan von Galebquell – umsahen und der koscher Recke Hagen von Sturmfels sich dem geschändeten Rondraschrein widmete.
Der Mann berichtete ihn wenigen Worten von den Ereignissen. Eine Anzahl bewaffneter Männer sei unvermittelt in das Dorf eingefallen, habe jede Gegenwehr unterbunden, indem sie einfach einige der mutigen Bauern erschlugen und setzten dann Schrein und Höfe in Brand. So schnell, wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder verschwunden, große Beute hätten sie jedenfalls nicht gemacht.
„Baron Riobhan, Junker Roklan!“ erschall da die Stimme Hagen von Sturmfels’ und alles wandte sich zum Schrein. Die Barone und Edlen gruppierten sich um die Stelle, auf die der koscher Baron wies. Dort stand in blutroter Farbe auf der noch stehenden Mauer ein krakeliger Schriftzug in unordentlichen Lettern verfasst.
„Rache für Lechdan! Lechdan wird siegen!“
Diese Worte standen dort und angesichts der Lande, in der man sich befand und der Hintergründe dieses Gutes, wusste man, nicht der wolfssteiner Baron war mit diesem Namen gemeint. Roklan und Riobhan platzten beinahe vor Zorn.
„Weg mit diesem Geschmiere!“ befahl der galebqueller Baron fauchend und sofort stob einer der Unfreien herbei. Lucrann von Rabenstein schob sich zwischen die Galebqueller.
„Euer Hochgeboren, Schwager“, sprach er mit ruhiger und erstaunlich besonnener Stimme. „Einer der Bauern sagte mir, sie seien in Richtung Süden verschwunden.“
Riobhan sagte dazu nichts weiter, er nickte nur dem Rabensteiner –
durchaus dankbar zu. Er befahl nur Hlûthard von Lovast mit einigen Mannen hier in Knapptreuen zu bleiben und das Dorf zu bewachen, während die ganzen restlichen Adligen und Waffenknechte erneut aufsaßen und gen Süden ritten.