Neues aus Hohentrutz - Heimkehrer und Besucher: Unterschied zwischen den Versionen

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Die letzten Meilen nach [[Hohenbirn]] zogen sich.<br.>Sie zogen sich immer.<br.>In einigen engen Serpentinen wand sich der schmale Karrenpfad die Anhöhe hinauf, zwischen lichten Hainen und sonnendurchfluteten Feldern und Weiden hindurch.<br.>
Die letzten Meilen nach [[Hohenbirn]] zogen sich.<br.>Sie zogen sich immer.<br.>In einigen engen Serpentinen wand sich der schmale Karrenpfad die Anhöhe hinauf, zwischen lichten Hainen und sonnendurchfluteten Feldern und Weiden hindurch.<br.>
[[Roban Grobhand von Koschtal]] hatte es nicht eilig.<br.>Nach seinem ersten Besuch in [[Moorbrück]], dass schon bald seine neue Heimat sein würde, genoss er es, erst einmal in die alte Heimat zurück zu kehren.<br.>Girte, seine alte Tralloperstute, trottete willfährig neben ihm her, als sei es ihr generell egal, ob es durch [[Moorbrück|Moorbrücker Sümpfe]] oder über [[Koschtal|Koschtaler]] Höhenrücken ging.<br.>Noch eine letzte Wegbiegung, dann kam schon die alte Bruchsteinmauer des Gutes [[Hohenbirn]] in Sicht.<br.>An den Obstbäumen, die rings um das Gut auf der Anhöhe standen, waren die Mägde und Knechte schon bei der Arbeit, zupften jede zweite Blüte von den Bäumen, damit die später wachsenden Früchte umso größer werden konnten.<br.>Für einen Moment hielt [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] inne – es würde ihm schon etwas fehlen, diese Beschaulichkeit, die Ruhe, das Gefühl, dass hier nichts Unerwartetes geschehen konnte.<br.>„[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]!“<br.>Eine laute Frauenstimme riss ihn in die Wirklichkeit zurück, und er hatte gerade noch genügend Zeit, einen sicheren Stand zu suchen, als schon ein wahres Ungetüm von Weib auf ihn zuflog und wie ein Spielzeug von den Beinen riss.<br.>„Bruder, wie schön!“<br.>Nach zwei Runden ohne Bodenkontakt wurde [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] wieder abgesetzt, dafür aber noch herzlicher gedrückt als vorher.<br.>„[[Ingrild Grobhand von Koschtal|Ingrild]], du brichst mir die Rippen!“ presste der so Liebkoste hervor, und tatsächlich lockerte seine Schwester ihren eisernen Griff ein wenig.<br.>„Was bist du – ein Koscher Ritter oder ein Vinsalter Keramikpüppchen!“ spottete sie. „[[Andromir Wubblinger|Andromir]] hat sich noch nie beklagt!“<br.>„Wie sollte mein lieber Herr Schwager sich auch beklagen“, stichelte [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] zurück. „Wenn du zupackst, drückst du ihm die Luft aus den Lungen!“<br.>Er hob kurz die Hand, um [[Andromir Wubblinger]] zu winken, der von einer der Leitern aus grüßte.<br.>„Haha, sehr lustig“, [[Ingrild Grobhand von Koschtal|Ingrild]] gab ihrem Bruder noch einen Knuff in die Rippen, „ist übrigens ein Glück, dass du heute kommst, auf dich wartet nämlich Besuch!“<br.>
[[Roban Grobhand von Koschtal]] hatte es nicht eilig.<br.>Nach seinem ersten Besuch in [[Moorbrück]], dass schon bald seine neue Heimat sein würde, genoss er es, erst einmal in die alte Heimat zurück zu kehren.<br.>Girte, seine alte Tralloperstute, trottete willfährig neben ihm her, als sei es ihr generell egal, ob es durch [[Moorbrück|Moorbrücker Sümpfe]] oder über [[Koschtal|Koschtaler]] Höhenrücken ging.<br.>Noch eine letzte Wegbiegung, dann kam schon die alte Bruchsteinmauer des Gutes [[Hohenbirn]] in Sicht.<br.>An den Obstbäumen, die rings um das Gut auf der Anhöhe standen, waren die Mägde und Knechte schon bei der Arbeit, zupften jede zweite Blüte von den Bäumen, damit die später wachsenden Früchte umso größer werden konnten.<br.>Für einen Moment hielt [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] inne – es würde ihm schon etwas fehlen, diese Beschaulichkeit, die Ruhe, das Gefühl, dass hier nichts Unerwartetes geschehen konnte.<br.>„[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]!“<br.>Eine laute Frauenstimme riss ihn in die Wirklichkeit zurück, und er hatte gerade noch genügend Zeit, einen sicheren Stand zu suchen, als schon ein wahres Ungetüm von Weib auf ihn zuflog und wie ein Spielzeug von den Beinen riss.<br.>„Bruder, wie schön!“<br.>Nach zwei Runden ohne Bodenkontakt wurde [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] wieder abgesetzt, dafür aber noch herzlicher gedrückt als vorher.<br.>„[[Ingrild Grobhand von Koschtal|Ingrild]], du brichst mir die Rippen!“ presste der so Liebkoste hervor, und tatsächlich lockerte seine Schwester ihren eisernen Griff ein wenig.<br.>„Was bist du – ein Koscher Ritter oder ein Vinsalter Keramikpüppchen!“ spottete sie. „[[Andromir Wubblinger|Andromir]] hat sich noch nie beklagt!“<br.>„Wie sollte mein lieber Herr Schwager sich auch beklagen“, stichelte [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] zurück. „Wenn du zupackst, drückst du ihm die Luft aus den Lungen!“<br.>Er hob kurz die Hand, um [[Andromir Wubblinger]] zu winken, der von einer der Leitern aus grüßte.<br.>„Haha, sehr lustig“, [[Ingrild Grobhand von Koschtal|Ingrild]] gab ihrem Bruder noch einen Knuff in die Rippen, „ist übrigens ein Glück, dass du heute kommst, auf dich wartet nämlich Besuch!“<br.>
„Besuch?“ [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] rieb sich die getroffene Stelle und runzelte die Stirn.<br.>„Wer will mich denn hier besuchen?“<br.>[[Ingrild Grobhand von Koschtal|Ingrild]] überlegte kurz.<br.>„Eine Zauberin. Den Namen habe ich schon wieder vergessen, aber sie kennt dich wohl aus Tobrien. Dorida, Dhalia...aus dem Bornland...ich komm nicht drauf, aber sie ist bei Vater in der Wohnstube.“<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] hatte das Gefühl, dass sich ihm erneut eine stählerne Klammer um die Brust legte. Er konnte sich an zwei Fingern abzählen, wer ihn da mit seinem Besuch „beehrte“.<br.>Ohne ein weiteres Wort drückte er [[Ingrild Grobhand von Koschtal|Ingrild]] die Zügel in die Hand und eilte dem Tor des Anwesens zu, stieß dort beinahe mit seinem Bruder [[Rondrolf Grobhand von Koschtal|Rondrolf]] zusammen, der ihm ein erbostes „Ich freue mich ebenfalls, dich zu sehen, [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]“ nachrief, riss die Tür zum Haupthaus auf, flitzte durch den dunklen Flur und stand Sekunden später in der Stube.<br.>„Ah, das nenne ich eine glückliche Fügung“, sein Vater saß wie üblich in dem Sessel am Fenster, aber [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] bemerkte ihn kaum. Fassungslos starrte er auf die rothaarige Frau, die im Lehnstuhl nahe dem Kamin saß und ihn halb belustigt, halb spöttisch anblickte.<br.>„Kaum redet man von [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]], da kommt er auch schon herbei. Den Zwölfen zum Gruß, mein Sohn!“<br.>Auch jetzt hörte [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] seinen Vater nur wie aus weiter Ferne sprechen.<br.>„Wie zum Gehörnten kommst du hierher?“ fragte er statt dessen die unerwartete Besucherin.<br.>„Den Göttern zum Gruß, Wohlgeboren, und ich bin ebenfalls entzückt, Euch bei bester Gesundheit wieder zu sehen“, erwiderte diese, ohne ihr Lächeln abzulegen.<br.>„[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]!“ donnerte [[Grimwulf Grobhand von Koschtal]] an ihrer Statt los.<br.>„Kannst du nicht grüßen wie ein anständiger Mensch! Musst du dich immer benehmen wie ein Schwarzpelz ohne Manieren?“<br.>Erst jetzt schien [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] den eigenen Vater  zu bemerken und in die Wirklichkeit zurück zu finden. Er räusperte sich  unbehaglich und brachte einen halblaut gemurmelten Gruß zustande.<br.>„Es geht doch!“ Ganz zufrieden war [[Grimwulf Grobhand von Koschtal|Grimwulf]] nicht, dass sah man ihm an, doch schien ihm der Fehltritt keinen weiteren Rüffel wert  zu ein.<br.>„Die Magistra – wie war der Name doch gleich...“<br.>„Salderken“, stellte die Maga sich, immer noch lächelnd, erneut vor, „[[Danja Salderken]] von der [http://www.wiki-aventurica.de/index.php/Halle_des_Quecksilbers Halle des Quecksilbers]] zu Festum, Wohlgeboren.“<br.>„Danke – also, Magistra Salderken berichtete gerade von eurer Zeit in Tobrien. Du hast ja nie von ihr erzählt, Roban.“
„Besuch?“ [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] rieb sich die getroffene Stelle und runzelte die Stirn.<br.>„Wer will mich denn hier besuchen?“<br.>[[Ingrild Grobhand von Koschtal|Ingrild]] überlegte kurz.<br.>„Eine Zauberin. Den Namen habe ich schon wieder vergessen, aber sie kennt dich wohl aus Tobrien. Dorida, Dhalia...aus dem Bornland...ich komm nicht drauf, aber sie ist bei Vater in der Wohnstube.“<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] hatte das Gefühl, dass sich ihm erneut eine stählerne Klammer um die Brust legte. Er konnte sich an zwei Fingern abzählen, wer ihn da mit seinem Besuch „beehrte“.<br.>Ohne ein weiteres Wort drückte er [[Ingrild Grobhand von Koschtal|Ingrild]] die Zügel in die Hand und eilte dem Tor des Anwesens zu, stieß dort beinahe mit seinem Bruder [[Rondrolf Grobhand von Koschtal|Rondrolf]] zusammen, der ihm ein erbostes „Ich freue mich ebenfalls, dich zu sehen, [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]“ nachrief, riss die Tür zum Haupthaus auf, flitzte durch den dunklen Flur und stand Sekunden später in der Stube.<br.>„Ah, das nenne ich eine glückliche Fügung“, sein Vater saß wie üblich in dem Sessel am Fenster, aber [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] bemerkte ihn kaum. Fassungslos starrte er auf die rothaarige Frau, die im Lehnstuhl nahe dem Kamin saß und ihn halb belustigt, halb spöttisch anblickte.<br.>„Kaum redet man von [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]], da kommt er auch schon herbei. Den Zwölfen zum Gruß, mein Sohn!“<br.>Auch jetzt hörte [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] seinen Vater nur wie aus weiter Ferne sprechen.<br.>„Wie zum Gehörnten kommst du hierher?“ fragte er statt dessen die unerwartete Besucherin.<br.>„Den Göttern zum Gruß, Wohlgeboren, und ich bin ebenfalls entzückt, Euch bei bester Gesundheit wieder zu sehen“, erwiderte diese, ohne ihr Lächeln abzulegen.<br.>„[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]!“ donnerte [[Grimwulf Grobhand von Koschtal]] an ihrer Statt los.<br.>„Kannst du nicht grüßen wie ein anständiger Mensch! Musst du dich immer benehmen wie ein Schwarzpelz ohne Manieren?“<br.>Erst jetzt schien [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] den eigenen Vater  zu bemerken und in die Wirklichkeit zurück zu finden. Er räusperte sich  unbehaglich und brachte einen halblaut gemurmelten Gruß zustande.<br.>„Es geht doch!“ Ganz zufrieden war [[Grimwulf Grobhand von Koschtal|Grimwulf]] nicht, dass sah man ihm an, doch schien ihm der Fehltritt keinen weiteren Rüffel wert  zu ein.<br.>„Die Magistra – wie war der Name doch gleich...“<br.>„Salderken“, stellte die Maga sich, immer noch lächelnd, erneut vor, „[[Danja Salderken]] von der [http://www.wiki-aventurica.de/index.php/Halle_des_Quecksilbers Halle des Quecksilbers]] zu Festum, Wohlgeboren.“<br.>„Danke – also, [[Danja Salderken|Magistra Salderken]] berichtete gerade von eurer Zeit in Tobrien. Du hast ja nie von ihr erzählt, [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]].“<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] steuerte einen der freien Stühle an, ohne [[Danja Salderken|Danja]] aus den Augen zu lassen. Was mochte die Magierin hierher führen, ausgerechnet in den Kosch, ausgerechnet nach [[Hohenbirn]], ausgerechnet zu ihm? Und was hatte sie Vater schon alles erzählt von damals?<br.>„Da gab es nicht viel zu erzählen, Vater“, erklärte er und bemühte sich, seiner Stimme einen beiläufigen Klang zu geben.<br.>„Ich finde schon“, widersprach [[Grimwulf Grobhand von Koschtal|Grimwulf]] energisch, und [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] spürte einen eisigen Schauer über seinen Rücken laufen.<br.>„Immerhin war sie es doch, die deine Verwundung vor Misamor so behandelt hat, dass man heute nichts mehr davon sieht, oder etwa nicht!“<br.>„Doch, das stimmt“, gestand [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] leise ein und fixierte [[Danja Salderken|Danja]] mit einem finsteren Blick, dem sie aber offenbar mühelos stand hielt.<br.>Für einige Minuten gab sich [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] wortkarg, während er seinen Grübeleien nachhing. Was er mit [[Danja Salderken|Danja]] zu besprechen hatte, konnte er ihr schlecht vor seinem Vater sagen, und [[Grimwulf Grobhand von Koschtal|Grimwulf]] schien das zu bemerken, erhob sich nämlich mit einem Ächzen und neigte kurz das Haupt in Richtung der Magierin.<br.>„Gelehrte Dame, ich bitte mich zu entschuldigen. Ich weiß nicht, wie man es im Bornland hält, doch bei uns im Kosch steht auch einem Gutsherren der Müßiggang nicht wohl an. Ich will nach dem Rechten sehen, falls Ihr gestattet!“<br.>[[Danja Salderken|Danjas]] Lächeln wurde noch eine Spur süßer.<br.>„Ich bin es, die sich für die Umstände, die ich Euch machte, zu exculpieren hat, Wohlgeboren. Und danke für Euer Angebot, mir für die Nacht Gastung zu gewähren – ich nehme es mit Freuden an.“<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] verdrehte die Augen. Die Hoffnung, dass [[Danja Salderken|Danja]] möglichst bald verschwinden würde, platzte wie eine Seifenblase.<br.>„Und du, [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]“, die Stimme seines Vaters klang streng, als spreche er mit einem fünfjährigen Lausbuben, „benimm dich gefälligst. Zeig der Dame, dass du eine gute Erziehung genossen hast!“<br.>„Ja, Vater“, sagte [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] aus reiner Gewohnheit, und [[Danja Salderken|Danjas]] Lächeln wurde wieder einer Spur spöttischer.<br.>Er fühlte sich auch nicht viel wohler, als die Tür hinter seinem Vater zufiel und er mit [[Danja Salderken|Danja]] allein war.<br.>Sie hob erwartungsvoll eine Braue.<br.>„Also – wie zum Gehörnten kommst du hierher?“ wiederholte er schließlich seine Frage, als die Maga keine Anstalten machte, sich zu erklären.<br.>„Zu Fuß“, antwortete [[Danja Salderken|Danja]] ungerührt.<br.>„Und ich bin wirklich froh, dich wieder gesund und munter zu sehen. Bei unserem Abschied war das ja leider nicht der Fall.“<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] raffte sein letztes bisschen Selbstbeherrschung zusammen.<br.>„Schleich nicht wie die Katze um den heißen Brei! Was willst du hier?“ herrschte er [[Danja Salderken|Danja]] etwas zu laut an.<br.>Sie blickte etwas beleidigt zur Seite, ehe sie antwortete.<br.>„Ich dachte, du würdest deine Tochter gerne mal kennen lernen“, gab sie dann mit unbewegter Miene zurück.<br.>Für endlose Sekunden schien die Welt still zu stehen, als müsse selbst Satinav diese Worte erst einmal verdauen. [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] starrte die Maga mit offenem Mund an, während seine Gedanken ein wildes Ringelreihen tanzten, zurück kehrten in eine Nacht, die wie aus einem anderen Leben schien, in ein kleines, schmutziges Zelt in einem kleinen, schmutzigen Lager, zu einigen viel zu kurzen Minuten, in denen [[Rahja]] die Herrschaft über sein Leben gewonnen hatte.<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] blinzelte irritiert.<br.>„Meine...Tochter“, stammelte er und bemerkte erst jetzt das verräterische Zucken in [[Danja Salderken|Danjas]] Mundwinkeln.<br.>„Du elende...soll dich doch der Namenlose holen!“ stöhnte er, halb wütend, halb erleichtert, als die Magierin in schallendes Gelächter ausbrach.<br.>„Verzeih, [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]“, kicherte sie schalkhaft.<br.>„Aber dieses dumme Gesicht, nein, da konnte ich einfach nicht widerstehen. Aber im Ernst“, sie atmete kurz durch, „ich komme tatsächlich aus gutem Grund hierher. Du erinnerst dich an meine Examinationen heptasphärisch kontaminierter Feuchtgebiete?“<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] grübelte kurz.<br.>„Du meinst, dass du immer in verfluchten Sümpfen rumstocherst? Ja, das weiß ich noch.“<br.>„Sehr schön. Nachdem du den Heimweg angetreten hast, habe auch ich meine Zelte in Tobrien abgebrochen. Nicht wegen dir, versteh das nicht falsch, aber nach dem erfolgreichen Feldzug stellten sich schon bald die ersten Geweihten ein, um die Misa-Sümpfe von dämonischem Einfluss zu befreien. Kannst du mir folgen?“<br.>Der Ritter wiederholte die Worte in Gedanken.<br.>„Du meinst, da schwirrten die [[Praios|Praioti]] an, und dir wurde der Boden zu heiß – im schönsten Wortsinn?“ grinste er dann.<br.>„Nicht direkt. Auf den Scheiterhaufen zerrte man mich nicht, aber ich verspürte auch keinerlei Drang, auf derlei Tendenzen zu warten. Für meine Forschungen war die Kontamination ohnehin zu instabil, es fehlte die Permanenz, du verstehst?“<br.>„Nee“, gestand [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]].<br.>„Die Verseuchung war nicht alt genug, [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]]“, erklärte [[Danja Salderken|Danja]] seufzend.<br.>„Zu frisch. Meine Theorie der Reversibilität der Kontamination bezieht sich ausschließlich auf solche Areale, die sehr lange Zeit schon heptasphärischer Influenz ausgesetzt sind.“<br.>„Aha.“ [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] verstand kein Wort, und das sah man ihm wohl auch an.<br.>„Sei es drum, ich zog also weiter, in den kleinen Weiler Olat am praioswärts gelegenen Rand des Nebelmoores, um dort weiter zu arbeiten. Hier blieb mir aber, wie schon bei meinen ersten Examination am Rand des Totenmoores, nahezu jeglicher Erfolg versagt, leider. Die Natur dieses Sumpfes schien sich jeglicher magischer Analyse zu entziehen, und ich verbrachte meine Tage damit, allerlei Pflanzen zu sammeln, zu verarbeiten und mit erklecklichem Gewinn zu verkaufen.“<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] hob die Schultern.<br.>„Kräuterfrau – wenigstens ein anständiger Beruf!“ meinte er lapidar und erntete dafür ein lautes Räuspern seitens der Maga.<br.>„Nach diesem Rückschlag ging ich in mich“, fuhr Danja fort. „Ich prüfte meine Theorie, die bisherigen Erkenntnisse, Studienobjekte et cetera und kam zu folgendem Schluß“.
Roban steuerte einen der freien Stühle an, ohne Danja aus den Augen zu lassen. Was mochte die Magierin hierher führen, ausgerechnet in den Kosch, ausgerechnet nach Hohenbirn, aus-gerechnet zu ihm? Und was hatte sie Vater schon alles erzählt von damals?
„Da gab es nicht viel zu erzählen, Vater“, erklärte er und bemühte sich, seiner Stimme einen beiläufigen Klang zu geben.
„Ich finde schon“, widersprach Grimwulf energisch, und Roban spürte einen eisigen Schauer über seinen Rücken laufen. „Immerhin war sie es doch, die deine Verwundung vor Misamor so behandelt hat, dass man heute nichts mehr davon sieht, oder etwa nicht!“
„Doch, das stimmt“, gestand Roban leise ein und fixierte Danja mit einem finsteren Blick, dem sie aber offenbar mühelos stand hielt.
Für einige Minuten gab sich Roban wortkarg, während er seinen Grübeleien nachhing. Was er mit Danja zu besprechen hatte, konnte er ihr schlecht vor seinem Vater sagen, und Grimwulf schien das zu bemerken, erhob sich nämlich mit einem Ächzen und neigte kurz das Haupt in Richtung der Magierin.
„Gelehrte Dame, ich bitte mich zu entschuldigen. Ich weiß nicht, wie man es im Bornland hält, doch bei uns im Kosch steht auch einem Gutsherren der Müßiggang nicht wohl an. Ich will nach dem Rechten sehen, falls Ihr gestattet!“
Danjas Lächeln wurde noch eine Spur süßer. „Ich bin es, die sich für die Umstände, die ich Euch machte, zu exculpieren hat, Wohlgeboren. Und danke für Euer Angebot, mir für die Nacht Gastung zu gewähren – ich nehme es mit Freuden an.“
Roban verdrehte die Augen. Die Hoffnung, dass Danja möglichst bald verschwinden würde, platzte wie eine Seifenblase.
„Und du, Roban“, die Stimme seines Vaters klang streng, als spreche er mit einem fünfjährigen Lausbuben, „benimm dich gefälligst. Zeig der Dame, dass du eine gute Erziehung genossen hast!“
„Ja, Vater“, sagte Roban aus reiner Gewohnheit, und Danjas Lächeln wurde wieder einer Spur spöttischer.
Er fühlte sich auch nicht viel wohler, als die Tür hinter seinem Vater zufiel und er mit Danja allein war. Sie hob erwartungsvoll eine Braue.
„Also – wie zum Gehörnten kommst du hierher?“ wiederholte er schließlich seine Frage, als die Maga keine Anstalten machte, sich zu erklären.
„Zu Fuß“, antwortete Danja ungerührt. „Und ich bin wirklich froh, dich wieder gesund und munter zu sehen. Bei unserem Abschied war das ja leider nicht der Fall.“
Roban raffte sein letztes bisschen Selbstbeherrschung zusammen.
„Schleich nicht wie die Katze um den heißen Brei! Was willst du hier?“ herrschte er Danja etwas zu laut an.
Sie blickte etwas beleidigt zur Seite, ehe sie antwortete.
„Ich dachte, du würdest deine Tochter gerne mal kennen lernen“, gab sie dann mit unbewegter Miene zurück.
Für endlose Sekunden schien die Welt still zu stehen, als müsse selbst Satinav diese Worte erst einmal verdauen. Roban starrte die Maga mit offenem Mund an, während seine Gedanken ein wildes Ringelreihen tanzten, zurück kehrten in eine Nacht, die wie aus einem anderen Leben schien, in ein kleines, schmutziges Zelt in einem kleinen, schmutzigen Lager, zu einigen viel zu kurzen Minuten, in denen Rahja die Herrschaft über sein Leben gewonnen hatte.
Roban blinzelte irritiert. „Meine...Tochter“, stammelte er und bemerkte erst jetzt das verräterische Zucken in Danjas Mundwinkeln.
„Du elende...soll dich doch der Namenlose holen!“ stöhnte er, halb wütend, halb erleichtert, als die Magierin in schallendes Gelächter ausbrach.
„Verzeih, Roban“, kicherte sie schalkhaft. „Aber dieses dumme Gesicht, nein, da konnte ich einfach nicht widerstehen. Aber im Ernst“, sie atmete kurz durch, „ich komme tatsächlich aus gutem Grund hierher. Du erinnerst dich an meine Examinationen heptasphärisch konta-minierter Feuchtgebiete?“
Roban grübelte kurz. „Du meinst, dass du immer in verfluchten Sümpfen rumstocherst? Ja, das weiß ich noch.“
„Sehr schön. Nachdem du den Heimweg angetreten hast, habe auch ich meine Zelte in Tobrien abgebrochen. Nicht wegen dir, versteh das nicht falsch, aber nach dem erfolgreichen Feldzug stellten sich schon bald die ersten Geweihten ein, um die Misa-Sümpfe von dämo-nischem Einfluss zu befreien. Kannst du mir folgen?“
Der Ritter wiederholte die Worte in Gedanken. „Du meinst, da schwirrten die Praioti an, und dir wurde der Boden zu heiß – im schönsten Wortsinn?“ grinste er dann.
„Nicht direkt. Auf den Scheiterhaufen zerrte man mich nicht, aber ich verspürte auch keinerlei Drang, auf derlei Tendenzen zu warten. Für meine Forschungen war die Kontamination ohnehin zu instabil, es fehlte die Permanenz, du verstehst?“
„Nee“, gestand Roban.
„Die Verseuchung war nicht alt genug, Roban“, erklärte Danja seufzend. „Zu frisch. Meine Theorie der Reversibilität der Kontamination bezieht sich ausschließlich auf solche Areale, die sehr lange Zeit schon heptasphärischer Influenz ausgesetzt sind.“
„Aha.“ Roban verstand kein Wort, und das sah man ihm wohl auch an.
„Sei es drum, ich zog also weiter, in den kleinen Weiler Olat am praioswärts gelegenen Rand des Nebelmoores, um dort weiter zu arbeiten. Hier blieb mir aber, wie schon bei meinen ersten Examination am Rand des Totenmoores, nahezu jeglicher Erfolg versagt, leider. Die Natur dieses Sumpfes schien sich jeglicher magischer Analyse zu entziehen, und ich verbrachte meine Tage damit, allerlei Pflanzen zu sammeln, zu verarbeiten und mit erklecklichem Gewinn zu verkaufen.“
Roban hob die Schultern. „Kräuterfrau – wenigstens ein anständiger Beruf!“ meinte er lapidar und erntete dafür ein lautes Räuspern seitens der Maga.
„Nach diesem Rückschlag ging ich in mich“, fuhr Danja fort. „Ich prüfte meine Theorie, die bisherigen Erkenntnisse, Studienobjekte et cetera und kam zu folgendem Schluß“.
„Deine Theorie ist Mist und du wirst in Zukunft etwas Vernünftiges tun?“ unterbrach Roban, der allmählich die Geduld verlor, nämlich immer noch nicht wusste, warum Danja nach Hohenbirn gekommen war.
„Deine Theorie ist Mist und du wirst in Zukunft etwas Vernünftiges tun?“ unterbrach Roban, der allmählich die Geduld verlor, nämlich immer noch nicht wusste, warum Danja nach Hohenbirn gekommen war.
„Nein!“ schnappte die Magierin unwillig. „Ich stellte fest, dass die Theorie in Ordnung, die Studienobjekte aber schlichtweg ungeeignet sind. Totensümpfe und Nebelmoor sind nämlich, wie der des Lesens mächtige Mensch den „Annalen des Götteralters“ entnehmen kann, in ihrer Entstehung nicht auf das Wirken sterblicher Kreaturen, sondern vielmehr auf die unheil-volle Wirkung des Geifers der Vielleibigen Bestie zurück zu führen. Die Misa-Sümpfe wiederum, wie bereits ausgeführt, wurden zwar durch das Wirken menschlicher Zauberwirker pervertiert, aber eben erst vor kurzer Zeit. Ergo?“
„Nein!“ schnappte die Magierin unwillig. „Ich stellte fest, dass die Theorie in Ordnung, die Studienobjekte aber schlichtweg ungeeignet sind. Totensümpfe und Nebelmoor sind nämlich, wie der des Lesens mächtige Mensch den „Annalen des Götteralters“ entnehmen kann, in ihrer Entstehung nicht auf das Wirken sterblicher Kreaturen, sondern vielmehr auf die unheil-volle Wirkung des Geifers der Vielleibigen Bestie zurück zu führen. Die Misa-Sümpfe wiederum, wie bereits ausgeführt, wurden zwar durch das Wirken menschlicher Zauberwirker pervertiert, aber eben erst vor kurzer Zeit. Ergo?“

Version vom 12. November 2010, 12:46 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Neues aus Hohentrutz"