Wie der Rabbatzmann den Lauf der Sindel änderte: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 14. März 2021, 21:51 Uhr


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Ausgabe Nummer 55 - Rondra 1035 BF

Wie der Rabbatzmann den Lauf der Sindel änderte

Es begab sich zur Regierungszeit der Kaiserzwillinge Bardo und Cella, dass die junge Dame Palina aus einem kleinen Weiler an der Sindel von einem riesenhaften Mann mit wallendem rotem Haar umworben wurde. Die Dame hielt jedoch viel auf sich und wies den Riesen ab. Immer wieder versuchte der Hüne sein Glück, doch jedes Mal schickte sie ihn fort, behauptete sie doch, dass Kaiser Bardo selbst ein Auge auf sie geworfen habe. Die Bemühungen des Fremden missfielen ihr gar sehr, und so sprach sie eines Tages: „Wenn es mir gelingen sollte, die Sindel zu überqueren, ohne dass meine Füße nass werden, ohne dass ich getragen werde, ein Boot, ein Floß, eine Fähre oder eine Brücke benutze - würdet Ihr dann endlich von mir ablassen?“

Der Hüne schüttelte daraufhin sein Haupt und brummte: „Wenn Euch dies gelingt, will ich Euch nicht mehr behelligen und Ihr sollt Eure Ruhe haben. Doch seid gewarnt: Man nennt mich den Rabbatzmann und ich warne Euch irgendwelchen Dunkelsinn im Schilde zu führen.“

Da lachte die schöne Maid und sie verabredeten sich für den nächsten Tag an einer ruhigen Stelle der Sindel. Der Rabbatzmann wartete schon eine Weile, als die Dame, begleitet vom gesamten Dorf, endlich erschien. Sie trug zwei lange Stäbe mit sich, an denen Halterungen montiert waren, wie die Gaukler sie nutzen. Mit diesen angetan, betrat sie vorsichtig die Sindel und stakte langsam durch das Wasser. Schritt um Schritt tat sie und kein Wasser berührte ihre Füße. Der Rabbatzmann aber sah, dass Palina gelungen war, was sie behauptet hatte, und so wendete er sich um, sprach kein Wort mehr und zog von dannen.

Einige Wochen später hatte Kaiser Bardo tatsächlich von der Schönheit der Maid gehört, bestieg seine Jacht und machte sich auf den Weg, um die Dame zu freien. Der Rabbatzmann aber ergrimmte ob dieses Vorhabens und in seinem Versteck im Wald wartete er ab, bis der Kaiser auf die Sindel gefahren und kurz vor dem Hof Palinas angekommen war. Da schob er einen mächtigen Fels in das Flussbett und das Wasser bahnte sich einen anderen Weg, denn der Rabbatzmann hatte ein neues Flussbett gegraben. Der Kaiser saß solcherart aber mit seinem Schiff auf dem Trockenen und fiel gar in den Schlamm. Als er sich endlich aus dem Matsch heraus gekämpft hatte, verlachte ihn Palina, denn einen solchen Jämmerling wollte sie nicht in ihrer Nähe haben. Der Kaiser tobte sehr, doch wandte er sich schließlich seinen übrigen Gespielinnen zu und zog von dannen.

Als aber Nirwulf, der Baron der Hügellande, von dieser Tat hörte, rief er Palina zu sich und sprach. „Ihr seid eine wackere Frau und noch dazu erfinderisch. Ihr sollt darob den Namen „von Stielzbruk“ führen und dieser soll Euch immer an den Tag erinnern, als Ihr dem Rabbatzmann ein Schnippchen geschlagen habt und dieser den Kaiser in den Matsch setzte.“


Garubold Topfler