Ritterin Rondralieb und die Liebe - Ein strahlender Morgen

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Tra 1038 BF
Ein strahlender Morgen
Eine Ritterin von weit her


Kapitel 4

Autor: Kunar

Ein strahlender Morgen

Rakulbruck in der Mark Ferdok, Travia 1038 BF

Rondralieb fühlte sich großartig. Was für ein herrlicher Tag es gestern gewesen war! Dabei würde die wichtigste Disziplin des Turniers, die Tjoste, gleich erst beginnen. Natürlich waren frühere Sieger des Turniers Favoriten. Dazu gab es einen Schwarzen Ritter. Hinter dessen geschwärzter Rüstung verbarg sich angeblich ein erfahrener Lanzenkämpfer.

In der ersten Runde war Rondralieb jedoch von einem anderen Streiter gefordert worden: Eichbart von Garnelhaun wollte sich mit ihr messen. Das Wappen der Hauses Garnelhaun, die blaue Garnelblüte auf silbernem Grund, war allseits bekannt, denn die Familie war weitverzweigt.

Rondralieb wusste, dass Eichbart ein Ritter mit Verdiensten war, denn Boronar vom Kargen Land hatte am Abend zuvor erwähnt, wie sie zusammen beim Feldzug ans Trolleck gekämpft hatten. Daher sah sie sich gut vor, ihn nicht zu unterschätzen. Beim ersten Anritt konzentrierte sie sich ganz darauf, seinen Schild zu treffen. Und tatsächlich, ihre Lanze brach, diese Runde ging an sie! Leider machte sie das etwas übermütig, denn beim zweiten Anritt gab sie weniger acht. Diesmal war es Eichbart, dessen Lanze brach. Würde die letzte Runde eine Entscheidung bringen? Rondralieb ermahnte sich selbst, sich zusammenzureißen. Erneut ritten die beiden aufeinander zu – und diesmal holte sie ihn aus dem Sattel! Rondra sei Dank stand Eichbart schnell wieder auf. Ihm war nichts weiter passiert. Die Zuschauer jubelten Rondralieb zu. Sie konnte es kaum fassen. Sie hatte gewonnen! Eichbart gratulierte ihr, ein Koscher Ritter von echtem Schrot und Korn. Doch auch Boronar kam auf sie zu und erwies ihr die Ehre. "Heiliger Argelion, das war prächtig gekämpft!" Sie spürte, wie sie rot anlief, aber ihr war alles egal. Sie strahlte.

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Am Abend gab es ein weiteres Fest. Insbesondere die Ritter der Tjoste, ob Sieger oder Verlierer, sprachen viel miteinander und tranken so manchen Krug zusammen. Nach ihren beiden Auftritten am gestrigen und heutigen Tage war Rondralieb eine beliebte Gesprächspartnerin. Sie schätzte die Aufmerksamkeit. Irgendwann wurde ihr der Trubel dennoch etwas zuviel. Sie sehnte sich danach, wieder mit Boronar reden zu können. Plötzlich kam ihre Dienerin Wina aufgeregt auf sie zugelaufen. "Edle Dame, Ritter Boronar wünscht Euch zu sprechen... abseits des Festes." Wina starrte sie an, ein wenig außer Atem, und konnte ihre Reaktion kaum abwarten. "Ich komme sofort!", rief Rondralieb und machte sich auf den Weg nach draußen. Vor dem Festzelt, das Gesicht von einer Fackel angestrahlt, stand Boronar. Rondralieb spürte, wie ihr Herz heftig schlug. Formvollendet begrüßte er sie und lud sie ein auf einen Spaziergang. Natürlich sagte sie zu!

Ihr Weg führte sie durch die Gassen Rakulbrucks, vorbei an so mancher Taverne, in der noch Licht brannte. Hatten sie gestern kaum aufhören können, über ihr ganzes Leben zu reden, so sprachen sie jetzt wenig und vor allem vom vergangenen Tag. Rondralieb war irgendwie unruhig. Die Nacht schien ihre eigene Magie zu haben. Schließlich kamen sie an einem Gebäude an, das auch zu dieser Tageszeit noch einige Besucher anzog. "Der Rahjatempel...", entfuhrt es Rondralieb. Gerade sah sie eine Frau in der Uniform der Ferdoker Garde eintreten. "Na sowas! Gehen etwa die Ferdoker Lanzerinnen hier in den Tempel der Rahja?" "Warum nicht? Die schöne Göttin ist für alle da.", entgegnete Boronar schmunzelnd. "Na, dann gehen wir ebenfalls hinein!", beschlos Rondralieb. Sie nahm Boronars Hand und zog ihn mit sich.

Der Tempel war von innen dezent beleuchtet. Es war zudem recht warm, so dass auch die leicht bekleideten Männer und Frauen, die Rondralieb bemerkte, nicht froren. Von irgendwoher kamen angenehme Gerüche. Die Ritterin merkte sofort, wie ihre Muskeln entspannten und sie ruhiger wurde. "Willkommen", begrüßte sie eine wohlklingende, bekannte Stimme. Charine die Rubinrote lächelte freundlich und umarmte sie. "Wie schön, dass Ihr den Weg hierhin gefunden habt. Jeder ist willkommen, ob von einfacher Herkunft oder adeligem Stand. Trinkt doch einen Becher mit und lauscht der Musik. Später wollen wir auch noch tanzen." Rondralieb spürte eine unglaubliche Freude. Alles wirkte so harmonisch, ganz anders, als sie es in weiten Teilen ihres Lebens gewohnt war. Als tatsächlich bald darauf die Musiker aufspielten, da musste sie unwillkürlich lachen. Sie sah in Boronars Augen und stellte fest, dass es ihm ganz genauso ging. Sobald die Musik etwas rhythmischer wurde, gab es kein Halten mehr: Die Gäste tanzten fröhlich zusammen. Nach einigen einfachen Tänzen, denen jeder folgen konnte, wurde die Musik schneller und wilder. In ausgelassener Freude drehten sich die Paare über den Tempelboden, der als Tanzfläche diente. Danach mussten die Tänzer eine Pause machen, so sehr waren sie außer Atem. Nun spielten die Musiker eine zarte, langsame Melodie. Die meisten anderen gingen, um die Kehle zu befeuchten und sich hinzusetzen. Boronar ergriff Rondraliebs Hände und tanzte ganz langsam mit ihr. Hier im Tempel, im Schutz des Halbdunkels, hatte sie keine Angst. Sie schloss die Augen. Ihre Gesichter berührten sich. Als sie sich küssten, da schien es, als ob die Welt um sie herum aufhörte zu existieren und es nur diesen Moment gab.