Ritterin Rondralieb und die Liebe - Eine Dienerin in Nöten

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Tra 1038 BF
Eine Dienerin in Nöten
Auf zum Märker Treffen!


Kapitel 2

Autor: Kunar

Eine Dienerin in Nöten

Rakulbruck in der Mark Ferdok, Travia 1038 BF

Schon am Vorabend der offiziellen Eröffnung des Märker Treffens waren die Feiern in vollem Gange. Im Rahmen des Turniers würde es an einigen Stellen dem Stand geschuldet etwas förmlicher zugehen. Nun aber wurden allerlei Attraktionen fürs einfache Volk geboten. Während Gaukler ihr Können zeigten, floss das Bier in Strömen und eine Vielzahl von Gerüchen, die von frisch zubereitetem Essen stammten, wetteiferten darum, die Nasen der Besucher in Entzücken zu versetzen. Viele führten die Entscheidung, mit einem solchen lockeren Abend zu beginnen, der vor allen Dingen den Koscher Bürgern etwas bot, auf die Umtriebigkeit Angunde von Sindelsaums zurück. Dem als ernst geltenden Markvogt, der vom Angbarer See zugezogen war und immer noch irgendwie fremd wirkte, traute man so etwas nicht zu. Wie es auch enstanden war, den Gastwirten war dies egal, verdienten sie doch bereits jetzt ordentliches Geld.

Inmitten der feiernden, lärmenden Menge stach eine Gestalt hervor, die zu all der guten Stimmung nicht so richtig passen wollte und sich mit wachsender Ratlosigkeit umschaute. Schon geraume Zeit hatte sie sich umgehört und nichts Vernünftiges in Erfahrung bringen können! Und so wie es aussah, würden die meisten bald zu betrunken sein, um noch eine zusammenhängende Antwort von sich geben zu können! Dabei wollte ihre Herrin unbedingt heute noch, dass ihre Aufgabe erfüllt wurde. Was sollte sie nur tun? Sie fühlte sich so niedergeschlagen und müde, dass ihr die Augen leicht zufielen.

"Was kann einer sympathisch aussehenden Dame nur widerfahren, dass sie mit einem so traurigen Gesicht inmitten all der Feiernden unterwegs ist?", tönte da eine alt klingende Stimme ganz in ihrer Nähe. Sie drehte sich herum und entdeckte einen Zwerg, der sichtlich gemütlich auf einer Bank hockte und an seiner Pfeife zog.

Einen Moment lang schien sie mit sich zu ringen, doch dann entschied sie, dass jetzt sowieso alles egal sei und dieser ältere Angroscho zumindest noch recht nüchtern für diese Stunde wirkte. "Mein Name ist Wina und ich... suche jemanden." "Hm, das kann in diesem Getümmel natürlich schwierig sein! Um wen geht es denn, wenn ich fragen darf?" "Das ist ein wenig kompliziert... es ist so, dass meine Herrin... ich weiß nicht, ob ich so offen darüber reden darf." "Soso, Deine Herrin hat Dich also geschickt! Na, dann setzt Dich doch erst einmal zum alten Olbyn Grambart und erzähle der Reihe nach. Du kannst ja die Einzelheiten auslassen, bei denen Du Dir nicht sicher bist, ob Du sie verraten darfst." Hierbei zwinkerte der Zwerg Wina geradezu phexisch zu. Sie fasste sich ein Herz, setzte sich nahe neben den Zwerg, damit nicht ein Umstehender mithören konnte, und begann zu berichten: "Also, es geht um ein Mitglied des Hauses vom Kargen Land..." "Ah, gut! Die feiern ganz in der Nähe, da sollte es kein Problem sein, sie zu treffen. Die reden auch mit dem einfachen Volk." "Nun, es geht nicht darum, sie zu finden, sondern vielmehr, etwas über sie herauszufinden..." "Aha, dann bist Du also eine Art Spionin!" Bei diesen Worten zuckte Wina erschrocken zusammen. Der Zwerg beschwichtigte sogleich: "Aber, aber, das war doch nur ein Scherz! Neugierde kommt auch beim Haus vom Kargen Land sehr häufig vor, da werden sie Dir das bestimmt nachsehen – und mir, dass ich etwas erzähle." Er lachte ein wenig in sich hinein und auch Wina konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Jetzt guckte er sie etwas verschwörerisch an: "Um wen handelt es sich denn, wenn ich fragen darf?" "Er nimmt höchstwahrscheinlich am Turnier teil..." gab Wina vorsichtig zurück. "Na, wenn Du etwas über Stärken und Schwächen der Streiter erfahren willst, da gibt es viele Gerüchte, die die Runde machen!" "Nein, nein, darum geht es nicht! Es ist vielmehr so, dass ich in Erfahrung bringen soll, wer er überhaupt ist!" "Jetzt bin ich aber neugierig! Bitte verrate mir mehr!" Wina klang recht niedergeschlagen.

"Er hat dunkles Haar und ist vermutlich ein Ritter... aber mehr weiß ich immer noch nicht mit Bestimmtheit. Ich habe schon seit Stunden überall versucht, Informationen zu sammeln. Wenn überhaupt, erzählt sich das einfache Volk etwas über den Markvogt, aber bei seiner Familie sind die Leute vorsichtig mit Klatsch und Tratsch. Über seine Verwandten außerhalb der Mark Ferdok wissen die meisten sowieso nicht viel. Und dazu kommt man normalerweise erst ins Gespräch, wenn man einen Humpen mittrinkt... was ich heute schon an Hellem Ferdoker und Rakulbrucker Weizen intus habe... und obendrauf noch einige Runden Zwischenwasser Fürsten-Schlückchen!" Sie seufzte und fasste sich an den Kopf. "Zuguterletzt habe ich einen Namen bekommen, aber in drei Varianten, und man hat mir ganz verschiedene Einzelheiten zur Person genannt... ich weiß schon gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht!" Jetzt guckte sie traurig auf den Boden. "Welchen Namen hat man Dir denn genannt?", fragte Olbyn. "Einen borongefälligen... Boronwyn, Boronar oder Boromil... aber welcher der richtige ist, kann ich nicht sagen."

Jetzt musste Olbyn schmunzeln. "Na, das ist komplizierter und einfacher als gedacht!" Wina guckte ihn entgeistert an. Er versuchte sie zu beruhigen. "Nur keine Angst, das kann ich erklären. Es gibt tatsächlich alle drei Männer mit diesem Namen, und wahrscheinlich hast Du deren Geschichten durcheinander gehört, weswegen sie so verwirrend waren. Ich kenne alle drei. Boronwyn ist ein alter Freund von mir. Er hat schwarzes Haar, aber er wird wohl kaum noch an einem Turnier teilnehmen. Boromil ist ein Gefährte meines Großneffen Ingramosch. Er ist beim Turnier gemeldet, aber blond. Boronar hingegen hat schwarze Haare und ist Turnierteilnehmer. Also wird er derjenige sein, über den Deine Herrin mehr wissen möchte." Wina schüttelte den Kopf. "Wer soll sich denn all diese Namen merken?" "Nun, die Benennung ging auf ein altes Versprechen gegenüber Boron zurück... und untereinander reden sich die drei mit ihrem jeweiligen Zweitnamen an." Die Dienerin rieb sich die Stirn. "Das kann ich verstehen. Aber gut, Phex sei gepriesen, ich weiß jetzt, dass der Ritter Boronar heißt und einen freundlichen Angroscho kennt. Was gibt es denn sonst noch über ihn zu erzählen?" "Er ist ein echter Koscher Ritter mit dem Herzen am rechten Fleck. Er zog 1033 mit Graf Wilbur ans Trolleck. Ein Jahr später wurde er zum Junker von Mistelstein ernannt. Seitdem wohnt er im Hinterland von Sindelsaum. Ende 1035 nahm er an einem Backwettbewerb teil, um um die Hand von Anglinde von Mackenstein zu werben. Gewonnen hat er zwar nicht, aber seine Backkünste im Zuge dessen enorm verbessert. Meine Nachbarn Garescha und Hagebar Dornenstrauch haben ihn damals begleitet und beraten! Ja, Boronar ist schon ein anständiger Kerl." Das klang alles hervorragend in Winas Ohren. Sie wäre am liebsten sofort zu Ritterin Rondralieb gerannt, um ihr alles zu erzählen! "Vielen, vielen Dank! Das hat mir sehr geholfen!" "Gern geschehen.", lächelte Olbyn Grambart. "Und wenn Du das nächsten Mal herumfragen musst, empfehle ich Dir Wallaheim Dunkel. Das ist ein Malzbier." "Das werde ich mir merken!" Wina zögerte kurz. "Ich bitte um Entschuldigung, aber ich bin ganz aufgeregt und ein wenig müde... nochmals vielen Dank!" Sie umarmte den Zwerg, dann machte sie sich schnell auf den Weg zu ihrer Unterkunft, um der Ritterin von Uztrutz alles zu mitzuteilen. Olbyn schüttelte amüsiert den Kopf. Wie eilig es die Menschen manchmal hatten! Die gute Wina hatte ganz vergessen, ihn zu fragen, woher er die drei vom Kargen Land kannte... nun, dann würde er ihr diese Geschichte notgedrungen ein anderes Mal erzählen!