Ritterin Rondralieb und die Liebe - Eine Ritterin von weit her

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Tra 1038 BF
Eine Ritterin von weit her
Eine Dienerin in Nöten


Kapitel 3

Autor: Kunar

Eine Ritterin von weit her

Rakulbruck in der Mark Ferdok, Travia 1038 BF

"So lasst denn das Turnier beginnen!" Mit diesen feierlichen Worten eröffnete Gero vom Kargen Land das Märker Treffen. Neben ihm standen Angunde von Sindelsaum, die Junkerin von Rakulbruck, sowie seine Gattin Niam. Auf den niederen Rängen tummelte sich das einfache Volk und jubelte.

Die Fanfaren erschollen, um die erste Disziplin anzukündigen: Am ersten Tag fand das Gestampfe statt. Die beiden Parteien wurden angeführt von zwei Siegern der vorherigen Jahre, Ungolf von Plötzbogen und Ilpetta von Hirschingen.

Rondralieb von Uztrutz war auf Ungolfs Seite. Sie blickte sich aufmerksam um. Die beiden Seiten waren in etwa gleich an der Zahl der Kämpfer. Da ertönte das Signal. Auf zum Kampf! In kürzester Zeit drangen die Kämpfer mit stumpfen Waffen aufeinander ein und versuchten den jeweiligen Gegner aus dem Sattel zu stoßen.

Der Überblick ging für diejenigen, die mitten im Getümmel waren, schnell verloren. Die Zuschauer hatten ihren Spaß und stießen fröhliche oder bemitleidende Rufe aus, je nachdem, wer gerade aus dem Wettbewerb geworfen wurde. Als Ilpetta von Hirschingen Boromil vom Kargen Land gekonnt überwandt, gab es Applaus. Die Fürstliche Schlachtreiterin war beliebt und galt in der Mark Ferdok als Inbegriff des Koscher Rittertums.

Nach einer Weile waren nur noch eine Handvoll Kämpfer übrig. Rondralieb versuchte sich zu orientieren. Schräg vor sich sah sie Ilpetta. Schon wollte sie auf sie zureiten. Plötzlich drang Mechtessa von Marking von links auf Rondralieb ein. Doch noch bevor diese herangekommen war, stellte sich ihr ein weiterer Teilnehmer in den Weg. Rondralieb erkannte den Streiter. Das war Boronar vom Kargen Land! Ihr Herz schlug höher. Weil Boronar Mechtessa im Zweikampf band, hatte Rondralieb freie Bahn auf Ilpetta. Rondralieb ritt an und setzte all ihre Kraft in den ersten Stoß. Da! Ilpetta fiel aus dem Sattel! Ein Raunen ging durchs Publikum. Hatte Rondralieb sie zu hart getroffen? Ilpetta wurde an den Rand des Feldes geführt. Sie winkte fröhlich in die Menge. Es war alles in Ordnung. Erleichternde Rufe erschallten.

Rondralieb sah sich um. Wer war noch übrig? Nur ein weiterer Kämpfer saß noch im Sattel. Es war Boronar. Der Kampf war entschieden. Sie hatten gewonnen! Beide reckten sie die Waffen in die Höhe, als die Fanfaren ihren Sieg verkündeten. Rondralieb jauchzte vor Freude. "Ritterin Rondralieb von Uztrutz", verkündete da der Vogt mit ernster und feierlicher Stimme, "seid als Siegerin des Gestampfes Ehrengast auf meiner Feier heute abend." Rondralieb strahlte. Sie blickte auf Boronar – und er hatte ebenfalls ein fröhliches Gesicht und verneigte sich im Sattel vor ihr. Was für ein herrlicher Tag!

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Das Fest am abend hatte alles zu bieten, was man erwarten konnte: Es wurde kräftig aufgetischt, dazu gab es Tänze. Rondralieb trug ein einfaches grünes Kleid, dazu eine Halskette als einzigen Schmuck – ein Geschenk ihres Vaters. Sie konnte ihre Nervosität kaum verbergen. Die Ferdoker Mark war wohlhabend, und sie eine Ritterin ohne große Reichtümer. Sie seufzte schwer. Einerseits konnte sie es kaum erwarten, mit Boronar persönlich zu sprechen, andererseits hatte sie auch Angst... doch wovor? Dass er sie nicht mochte? Dass sie nicht gut genug war für ihn? Ihre Gedanken kreisten...

Da trat eine hochgewachsene dunkelhaarige Dame in einem auffälligen roten Kleid in ihr Blickfeld. Sie musste Ende 50 sein. Auch wenn sie nicht mehr mit jugendlichen Reizen aufwarten konnte, so zog sie sofort die Aufmerksamkeit ihrer Umgebung auf sich. Sie wirkte entspannt, ganz in ihrem Element auf einer Feier, und lächelte den Gästen freundlich zu. Als sie Rondralieb gewahr wurde, wandte sie sich ihr zu. "Rahja zum Gruße, werte Dame. Ich hoffe, Ihr genießt das Fest." "Rahja zum Gruße", erwiderte Rondralieb schnell und stellte sich vor. "Der Ehrengast des Vogtes heute abend", nickte die Dame wissend, "natürlich wollte ich Euch kennenlernen. Ich bin Charine, Geweihte des hiesigen Tempels der schönen Göttin." Nun verstand Rondralieb, warum Charine so charismatisch war. Diener der Rahja waren kein häufiger Anblick im Kosch, denn es gab nur wenige von ihnen hier, und noch weniger Tempel. "Hochwürden, es ist mir eine Ehre!" Charine lachte leise. "Nun ich hoffe, Ihr verehrt nicht nur Rondra, wie Ihr es heute gezeigt habt, sondern seid auch Rahja zugetan. Immer nur Disziplin und Kämpfen und es gäbe bald keine neuen Ritter mehr." "Selbstverständlich! Es ist nur oft schwierig, die richtigen Worte zu finden." "Wohl gesprochen. Dann solltet Ihr das am besten üben.", erwiderte Charine und zwinkerte Rondralieb zu. "Hier wird jeder gerne mit Euch reden, doch mit wem würdet Ihr am liebsten sprechen?" Rondralieb bis sich auf die Lippen. Dann fasste sie sich ein Herz. "Mit dem Ritter, mit dem ich heute das Gestampfe gewonnen habe." Charine nickte. "Das lässt sich arrangieren." Mit gekonntem Blick überblickte sie die Menge, bis sie ihr Ziel gefunden hatte. Mit Rondralieb an ihrer Seite ging sie langsam und bedächtig auf ihn zu. Die Ritterin fühlte sich sicher an der Seite der Geweihten und achtete nicht auf ihre Umgebung. Boronar war im Gespräch mit Boromil, doch als er gewahr wurde, wer da auf ihn zukam, verabschiedete er sich. "Bis später, Greifbert!" Er wandte sich den beiden Damen zu. "Werter Ritter", begann Charine die Rubinrote, "darf ich Euch Ritterin Rondralieb von Uztrutz vorstellen?" "Boronar vom Kargen Land", verbeugte er sich, "es ist mir eine Ehre." Seine Augen strahlten. Rondralieb strahlte zurück. "Ihr habt gut gekämpft heute! Ich hatte mich schon darauf gefreut, Euch kennenzulernen." "Das Kompliment kann ich zurückgeben.", erwiderte die Ritterin leicht errötend. "Trinken wir doch gemeinsam auf den ersten Tag des Turniers.", schlug Charine vor. Als sie die Becher hoben, schauten sich Boronar und Rondralieb tief in die Augen. Die Geweihte machte eine Bemerkung, die sie zum Lachen brachte. Sie redeten über ihre Herkunft, ihre Familien, die kleinen Dinge, die sie im Leben erfreuten... wann immer das Gespräch anfangs ins Stocken zu geraten drohte, hatte Charine ein neues Thema parat. Irgendwann zog sie sich zurück, um sich den anderen Gästen der Feier zu widmen, doch die beiden Ritter sprachen weiter bis tief in die Nacht. Als Boronar zu seinem Quartier zurückging, schaute er verträumt in den Nachthimmel. "Heiliger Argelion! Was für eine Frau."