Unternehmen Witwenklau - Unverhoffte Rettung

Aus KoschWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen


 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Fuerstentum Kosch.svg   Wappen Grafschaft Ferdok.svg   Roterz.gif  
 Stadt.svg
 
Tra 1034 BF
Unverhoffte Rettung
Durch die Unterstadt


Kapitel 5

Eisenhuett, 1034

„FEUER! FEUER!“
Der Ruf schallte von der Straße herein.
Die Söldlinge, gerade in eine überaus spannende Boltan-Partie vertieft, fuhren auf.
„Bei Kors Eiern! Die Bude brennt!“ brüllte einer und deutete auf den Rauch, der unter der Haustür hindurch quoll.
„Raus hier!“ kreischte die Anführerin. „Die Karten bleiben hier! Dass mir keiner mein Blatt anrührt!“
„Und die Gefangene?“ hustete der Dritte.
„Scheiß auf die Schlampe!“ Der Fragende bekam einen Stoß Richtung Tür. „Den Letzten beißt der Schwarzpelz, und ich laß mich für das Miststück nicht rösten!“
Hustend und mit brennenden Augen flüchteten die drei ins Freie, fort von Qualm und Hitze.
Erst, als sie ein wenig Abstand zwischen sich und den Brandherd gebracht hatten, wagten sie einen Blick zurück.
„He, was zum Namenlosen...“, die Anführerin machte direkt kehrt.
Das Haus brannte nicht, irgendein Idiot hatte trockenes Reisig und Holzkohle zwei Schritt von der Tür entfernt aufgeschichtet, und zwei reichlich dümmlich aussehende Kerle mit Handblasebälgen bliesen den Rauch noch immer mit Feuereifer in Richtung Haustür.
„He, hat man euch ins Hirn gepisst?“ brüllte sie wütend. „Was soll der Scheiß?“
„Brandwehrübung!“ griente der eine, ein Kerl mit einem Kreuz wie ein Kleiderschrank und vermutlich auch dessen Intellekt.
„Muss ein!“ ergänzte der zweite, der sogar noch kräftiger und dämlicher wirkte. „Weil es doch so rasch brennen kann hier!“
„Ihr dämlichen Ochsen! Dafür brumm ich euch ein Strafgeld auf, dass sich gewaschen hat! Eure nächsten drei Monatslöhne kriegen wir, ist das klar? Und gnaden euch die Götter, wenn auch nur ein Kreuzer fehlt, dann...“
Der Rest der Schimpftirade blieb ihr im Halse stecken, als drei Personen aus der Schmiede ins Freie traten.
Der erste war der Kunstschmied selbst, der zweite ein hochgewachsener Mann in feiner Kleidung, und die dritte war ihre Gefangene, die eigentlich noch im Keller des Hauses sein sollte und nicht bei dem feinen Pinkel eingehakt!
„Kordan, Polter! Was steht ihr da herum und haltet ein Schwätzchen während der Arbeitszeit? Löscht das Feuer, und dann begleitet ihr die edlen Herrschaften hinauf nach Adlerstein. Und nehmt die Vorschlaghämmer mit, die Borax sich leihen wollte!“
Die zwei Schmiedegesellen grinsten so breit, als wollten sie ihre Ohren verschlucken, schütteten zwei bereitstehende Eimer mit Wasser in die Glut und trabten ab.
Rondrolf zog mit seinem charmantesten Lächeln den Hut in Richtung der Mietlinge, die jetzt, am hellichten Tage und mit dem Begleitschutz der beiden mit Hämmern bewaffneten Schmiedegesellen, keinen Angriff auf zwei Adlige wagen durften.
Tatsächlich erreichten sie binnen kurzem die Burg, unangefochten und ohne Verzögerung.
Am Tor gab Rondrolf den Schmiedegesellen je einen Silberling für sich und einen Dukaten für Meister Murgrim, die mit einem weiteren breiten Grinsen quittiert wurden – man werde heute Abend ein, zwei Humpen auf die neue Herrschaft heben!
Anschließend brachte Rondrolf die befreite Selissa von Roterz in den Rittersaal. Auch wenn die Dame sichtlich mitgenommen war von ihrer Gefangenschaft, bemühte sie sich um eine stolze Haltung, als hätte keiner der Schicksalschläge der jüngeren Vergangenheit sie beugen können.
Rondrolfs Vater und Reto Hlûthar von Bodrin-Hardenfels waren noch immer in ihr Gespräch vertieft, unterbrachen es aber sofort, als die Neuankömmlinge den Saal betraten. Sofort scheuchte der neue Baron in spe das Gesinde in alle Himmelsrichtungen, um ein Gemach, ein Mahl und ein Bad für die Baronswitwe zu bereiten, während der Führer der fürstlichen Kompanie sich anbot, in den kommenden Tagen über das Wohl der Dame zu wachen.
Rondrolf berichtete seinem Vater kurz über die Vorkommnisse. Den Verdacht, dass Gisbrun von Treublatt hinter der Affäre steckte, teilten sie beide, doch einen wirklichen Beweis hatten sie nicht. Die Dame von Roterz hatte „jemanden“ heiraten sollen, doch hatten die Mietlinge keinen Namen genannt, und das Wort des Soldvolkes würde kaum etwas zählen gegen das eines Koscher Adligen.
So würde es heißen, die drei hätten auf eigene Rechnung gehandelt, ohne das Wissen ihres Dienstherren, und damit wäre den neuen Herren von Roterz auch nicht gedient. Vermutlich würde man sich der unliebsamen Mitwisser ohnehin recht bald entledigen, auf die ein oder andere Weise.
So suchte Rondrolf schließlich die Burgschmiede auf, wo die Eisenbeschläge der Tür mittlerweile fast fertig waren.
„Und, Wohlgeboren, hatte Eure Suche Erfolg?“ fragte der Schmied beinahe unbeteiligt, während er sich ein Bier einschenkte.
„Allerdings“, schmunzelte Rondrolf ebenso unverbindlich und strich mit zwei Fingern über die neuen Beschläge.
„Eine hervorragende Arbeit, werter Borax!“
Der Angroscho, der dem Adligen seinen Namen ja noch gar nicht genannt hatte, nickte verstehend.
„Was haltet Ihr davon, Eure Anstellung noch ein wenig zu verlängern“, fragte Rondrolf mit zufriedenem Lächeln.
„So um hundert oder zweihundert Sommer?“