Moorbrücker Inspektionsreise - Neufarnhain
Neufarnhain, Ingerimm 1041 BF
Bericht des Kuniswart vom Eberstamm über Neufarnhain
Gar freundlich war die Aufnahme bei unserer Ankunft in Neufarnhain und auch wenn Ritter Edelbrecht von Borking, ein hoch gewachsener Mann Anfang 30, in dessen braune Locken sich das erste Grau einzuschleichen beginnt, auf Vogt Gerling äußerst kühl, um nicht zu sagen eisig reagierte, wurden die Gebote Travias doch mehr als eingehalten, so dass es keinen Grund zum Klagen gibt.
Nach Auskunft Eures Lehensmannes kommt der letzten der Moorbrücker Neusiedlungen die Lage am Rande des Sumpfes zugute, so dass zumindest in östlicher Richtung ein befestigter Weg entstanden ist. Der Ackerbau – vor allem die für das selbstgebraute und im Wirtshaus „Zum Findling“ ausgeschenkte „Neufarnhainer Zwergenbräu“ benötigte Gerste – habe sich nach Versuchen rund um die Siedlung vor allem auch in diese Richtung entwickelt und laufe recht zufriedenstellend.
Immer wieder könne man Wildleder, Wolle und Filz in bescheidenem Umfang in die umliegenden Dörfer exportieren. Auch halte man eine stabile Zahl von Schafen und Hühnern zur Eigenversorgung.
Die anfänglich errichteten fünf Katen wurden nach und nach erweitert. Auch der ein oder andere Neubau ist hinzugekommen. Aus den Trümmern einer im Norden liegenden Ansiedlung wurden durch die Arbeit des Xolberon Sohn des Xorgeran, seines Zeichens Steinbrucharbeiter, Pflastersteine geschnitten, mit denen begonnen wurde, den Dorfplatz, an dem mit einem Brunnen die Frischwasserquelle liegt, zu befestigen.
Insgesamt macht der Ort einen sauberen und gepflegten Eindruck. Die Holzpalisade würde zwar keinem Ansturm eines Orkheeres standhalten, um unliebsame Besucher oder wildes Gezücht draußen zu halten, reicht es jedoch allemal.
Die Zahl der Einwohner hat sich in den vergangenen Götterläufen langsam von 28 auf 35 gesteigert, teils durch Geburten, teils durch Zuzug. Über allem ruht der Segen Angroschs, der von einem zwergischen Geweihten gepflegt wird.
Ein Gespräch mit dem Vogt ergab das Gerücht, dass vor einigen Jahren der Neufarnhainer Ritter im Verdacht gestanden hatte, eine Schreiberin des Vogtes mit zwergischer Hilfe entführen zu wollen. Auch munkelte man davon, dass der Borkinger eine Phase der „Geisteskrankheit“ durchlitten habe. Mittlerweile jedoch sei er, der Baronie Sorgenkind, ruhiger und bescheidener geworden und mit einer Borkinger Ritterin verheiratet, so dass er und Gerling nun leidlich miteinander auskämen. Vermutlich habe der Borkinger sich die Lektüre der „Zwölfgöttlichen Unterweisung“ zu Herzen genommen, welches Gerling ihm anlässlich der II. Neufarnhainer Tafel 1033 BF geschenkt hatte.
Letzteres hatte ein regelmäßig stattfindendes Treffen aller Neusiedler werden sollen, sei aber schon bald eingeschlafen. Vermutlich habe „von Borking die Ressourcen Neufarnhains doch überschätzt“, wenn er geglaubt hatte, eine derartige Festivität jedes Jahr einmal veranstalten zu können.
Nach seinen zukünftigen Plänen befragt, äußerte Ritter Edelbrecht von Borking seine Sorge, dass im Sumpf noch immer „das Ding“ umgehe und sich im benachbarten Steinkreis immer wieder unheimliche Vorzeichen kommenden Unheils beobachten ließen. Wenn Seine Durchlaucht Fürst Anshold vom Eberstamm etwas für die Moorbrücker Neusiedler tun wolle, so möge er bewaffnete Männer schicken, um „dem Ding endlich den Garaus zu machen“.