Dreister Einbruch in Steenback - Beratung und Aufbruch

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Steenback, 1033

Trotz aller Eile verstrich eine ganze Weile, ehe man am Gut Steenback bereit zum Aufbruch war. Mochten die Menschen ihren Hunger bezähmen können, von den Pferden konnte man dies schlecht verlangen, und ohne sein Ross getränkt zu haben wollte Streitbald keinesfalls aufbrechen.
Die Bemühungen des Verwalters Korsten, den unerwarteten Gästen ein anständiges Proviantpaket mit auf den Weg geben zu wollen, kostete weitere Zeit, die der Offizier und horasische Händler nutzten, um auf dem Gut selbst nach verwertbaren Spuren zu suchen, ohne aber etwas Greifbares zu finden.
Rijk bat dabei Gidiane, einen Blick in den Raum zu werfen, aus dem die kostbare Sammlung entwendet wurde. Vielleicht waren noch Waffen übrig geblieben, die nicht entwendet wurden. Auch gab es vielleicht Zeichnungen oder Bilder in Öl gemalt, die einige der kostbaren Exponate zeigten. Gerade dieser Eindruck für die Ware selbst war Rijk sehr wichtig. Dazu fertigte er für sich selbst eine fertige Auflistung der entwendeten Waffen an. Auch ein Gang in den von Nottel beschriebenen Keller nahm er vor um dort nach dem rechten zu schauen.
Als man endlich aufbrach, kam nach nicht besonders weit – schon am Tor kam den dreien ein Mann im grauen Gewand der Magier entgegen. Sein Gesicht war gerötet, als sei er in höchster Eile hierher marschiert.
„Herr Magister!” rief Gidiane sofort, und ihr Gesicht hellte sich auf. „Ihr seid zurückgekehrt! Habt Ihr etwas versäumt bei Eurem kurzen Aufenthalt hier?”
„Nein...ich...”, schnaufte Halmar und ärgerte sich über diesen unstandesgemäßen Auftritt. Er war völlig außer Atem, war ihm doch daran gelegen, die Neuigkeiten aus Lutzenstrand möglichst bald vorzutragen, doch jetzt fehlte ihm die Luft, um nur einen zusammenhängenden Satz heraus zu bringen.
Die Zeit, die er benötigte, um wieder zu Atem zu kommen, nutzte er, um die zwei ihm fremden Begleiter der Geweihten näher in Augenschein zu nehmen, während Gidiane es übernahm, die drei Männer einander vorzustellen.
Erst dann berichtete er von dem Vorfall in Lutzenstrand und seiner Vermutung, der abgerissene Mann mit dem kostbaren Säbel könnte zu der Diebesbande gehören oder von dieser seine Waffe erhalten haben.
„Vielleicht sollten wir erst einmal nach Lutzenstrand reiten”, schlug Streitbald schließlich vor.
„Mag sein, dass sich der Dorfschulze den Worten eines wandernden Magus widersetzt”, er musterte Halmar mit einem Blick voll von dem Misstrauen, dass viele Koscher den arkanen Zünften entgegen brachten, „gegenüber einer Geweihten der Zwölfgötter und einem Offizier wird er dies gewiss nicht wagen.”
„Vermutlich nicht”, bestätigte Halmar mit leicht bitterer Miene. Solche Momente erinnerten ihn stets schmerzlich daran, dass selbst ein einfacher, ungebildeter Adliger im Ansehen der Koscher stets höher stehen würde als ein Magus.
„Dann halt nach Lutzenstrand!” Rijk von Kachelen wendete sein Tier, das bereits in die andere Richtung geblickt hatte.
„Die Wegherberge wird uns ja nicht weglaufen!”
„Einen Moment, werter Grobhand von Koschtal! Ich war noch nicht zuende mit meinen Gedanken!“, erhob Halmar vom Kargen Land seine Stimme.
„Bedenkt, dass Lutzenstrand und Steenback sich gerne eins auswischen und die beiden Dorfschulzen geradezu verfeindet sind! Das sind nicht gerade die besten Bedingungen, um die Leute im Nachbarort zur Zusammenarbeit zu bewegen. Vielleicht gönnen sie dem Herrn von Steenback sein Unglück und zögern die Recherche absichtlich heraus. Ich finde Euren ursprünglichen Plan, Richtung Gôrmel aufzubrechen, wesentlich einleuchtender. Von anderem Gesindel, das aufgefallen wäre, hat schließlich keiner der Lutzenstrander gesprochen. Dagegen steht die Beobachtung der Dienstmagd und die Tatsache, dass wir diese Fährte noch nicht verfolgt haben!“
Rijk schaute in die Runde. „In welcher Richtung liegt Gormel eigentlich und können wir Spuren auf der Straße ausmachen ?”
„Rahjawärts von hier – also dem Weg nach Lutzenstrand genau entgegen gesetzt! Die Straße selbst wird wohl keine Spuren tragen, aber es ist recht wahrscheinlich, dass andere Reisende oder Bauern das Fuhrwerk bemerkt haben und Auskunft geben können.”
Streitbald fühlte sich ein wenig verlegen – da hatte sich mal wieder das alte Leiden der Grobhands durchgesetzt, erst handeln, dann denken! Und er hatte gedacht, von derlei Anwandlungen verschont zu werden! Beim nächsten Mal würde er erst seinen Verstand benutzen, und anschließend sein Mundwerk!
Es würde schwierig sein, jetzt weder unfähig noch überheblich zu wirken, wenn er seine Meinung änderte.
„Und Ihr habt natürlich Recht, Herr van Kacheleen, dass wir gut daran täten, zunächst die Verfolgung aufzunehmen, ehe wir uns an die Hintergründe und mögliche Mittäter machen. Verzeiht meine Voreiligkeit!”
Rijk von Kacheleen nickte gönnerhaft, und Streitbald würgte seinen Ärger über seine Voreiligkeit hinunter.
„Da ist nur noch eine Sache“, meldete sich Halmar vom Kargen Land vorsichtig.
„Ich bin zu Fuß, doch wenn wir die Verfolgung schnell aufnehmen wollen, müsste ich wohl auf ein Pferd.“
„Also, ähm, Ihr könnt eines von uns aus den Ställen bekommen. Ich meine, das ist doch selbstverständlich!“ Gidiane wies einen der Bediensteten an, auf der Stelle ein Ross fertigzumachen. Halmar nickte der Geweihten freundlich zu.
„Vielen Dank. Meine Kraft ist zwar begrenzt und ich habe einen großen Teil aufwenden müssen, um Euren Verwandten zu heilen. Doch ein echter Magier hat mehr zu bieten als nur Zaubersprüche!“ Innerlich hoffte er, ein dankbares, ruhiges Tier zu bekommen. Viel Zeit zu reiten hatte er während seiner Ausbildung nicht gehabt... diese Sache war jedoch viel zu interessant, um nicht weiterverfolgt zu werden. Und die Gesellschaft, in die er sich begabt, war in ihrer Kombination höchst... ungewöhnlich. Ein Söldner, ein Knappe, ein Händler, eine Geweihte und womöglich noch Diener des Ritters von Steenback.