Die erste Nacht Teil 4

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:Fürstenhort, 1030
Etwas zu spät hatte Calderine realisiert, daß die anderen schon dabei waren sich die Plätze zu sichern. Mithin blieb ihr nicht allzuviel Auswahl, sie entschied sich für das Bett gegenüber von Viridian und Geron, die sich gerade unterhielten. Bei einem kurzen Seitenblick, war ihr Gerons Waffe aufgefallen. Eigentlich erwartet sie jetzt, dass Geron seine Waffe abgeben würde, und blickte ihn in dieser Erwartung auch direkt und fast ein wenig vorwurfsvoll an.
Auch Viridians Blick hing noch an der Waffe. Sicherlich hatte der Zwerg sie bemerkt, sonst hätte er den letzten Satz wohl nicht fallen lassen. Geron tat ihm Leid, aber er würde seine Waffe sicherlich zurück erhalten. Viridian selbst hatte nur ein schlichtes Kurzschwert in einer ebenso schlichten Schwertscheide dabei. Er wandte sich um, hob es auf und hielt es Profoss Endracosch entgegen. Der Angroscho nahm das Schwert, nickte Viridian knapp zu und blickte dann erwartungsvoll auf Geron.
„Nehmt das hier von mir, aber wisset es ist mir sehr wichtig.“
Geron gab die Klinge nur ungern heraus. Elida beobachtete die anderen, während sie selbst ihre wenigen Habseligkeiten neben ihr Bett legte. Um genau zu sein waren es nur ihr Rucksack und Pfeil und Bogen. In ihrer speckigen Kleidung fühlte sie sich unwohl und daher setzte sie sich auf das Bett und betrachte das Treiben der anderen.
Calderine freute sich sichtlich, als Viridian sein Schwert freiwillig abgab und lächelte ihn sogar kurz freundlich an, Geron hingegen, der immer noch nicht reagierte, beschloß sie voerst einfach vollständig zu ignorieren.
Dann schaute sie noch immer vor ihrem Strohlager stehend in Richtung der übrigen Knappen und Pagen. Es war eigentlich wirklich nicht ihre Art, aber so ganz niemanden kennen, wollte sie dann eigentlich auch wieder nicht. Ihren inneren Zwiespalt überwindend, ging sie auf Elida zu. Ein bißchen scheu lächelte sie das Mädchen, das ungefähr genauso alt wie sie selber zu sein schien, an.
„Schon ziemlich aufregend, oder?“, meinte sie leise. Erschrocken blickte Elida sie an. Sie war auf Hohn und Spott gefasst gewesen, aber scheinbar meinte es da jemand gut mit ihr. Also nickte sie Calderine scheu zu.
„Ja. Alles ist hier so groß und so anders als das was ich kenne.“
"Recht habt Ihr" gab die junge Darpatin (Isilde) leise von sich, so das grade einmal Elida und Calderine sie hören konnten.
Schüchtern hatte ein weiterer junger Knappe in einer Ecke gestanden. Immer noch hielt er seinen Beutel mit den wenigen Habseligkeiten in den Händen, hart umkrampften sich seine Finger um den Stoff, als wäre dies das einzige, was ihn an seine alte Heimat erinnern würde. Ungeachtet seiner Scheu, die der eines Rehs gleichkam, hatte er mit großer Aufmerksamkeit die Geschehnisse in dem Schlafsaal verfolgt. Dann, als habe er die ganzen letzten Augenblicke einzig für diese Entscheidung bedurft, schritt Praiostan von Galebquell aus den Nordmarken mit flinken Schritten zu einem der noch freien Betten und warf, sich umsehend, seinen Beutel darauf.
Interessiert warf Elida Praiostan einen Blick zu. Den Jungen hatte sie bisher glatt übersehen, aber ihm schien es ähnlich zu gehen wie ihr. Doch dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Calderine zu. Diese hatte währendessen Isilde mit einem kleinen Nicken bedacht. Dann meinte sie zu den beiden Mädchen:
„Ganz besonders bin ich eigentlich morgen auf die Burg gespannt, von außen wirkt sie schon ziemlich groß.“
Calderines Augen leuchteten eine Sekunde.
"Während unserer Reise sind wir an Perricum vorbei gekommen. Die Löwenburg war einfach gigantisch. Die größte Burg, die ich je erblickt habe," warf Isilde ein.
„Ja, und wie unsere Quartiere wohl sein werden?“, fiel Elida aufgeregt ein. "Ich hoffe mal etwas anders als hier, zumindest die Knappen und Pagen weren wohl in getrennten Kammern schlafen."
Fragend blickte Isilde die anderen an. Calderine lächelte ein bißchen.
„Ich glaub schon“, meinte sie etwas unsicher. „Aber“, meinte sie zu Isilde, „Perricum ist schon ganz schön weit weg, oder?“
Calderines Geographiekenntnisse waren nicht so sonderlich ausgeprägt.
„Perricum liegt direkt am Meer. Dort lebt das Schwert der Schwerter und der Graf Rondrigan Paligan auch“, erzählte Isilde stolz. „Aber du hast recht, ist ganz schön weit weg von hier. So waren wir dann auch lange unterwegs. Wo kommt Ihr her?“
„Nordmarken“, gab Calderine durchaus mit etwas stolz in der Stimme zurück, „aber am Rande der Koschberge, also nicht so weit weg von hier.“
Calderine wartete erst höflich, bis Elida geantwortet hatte, was ihr aber schwer fiel, brannte ihr doch schon die nächste Frage auf den Lippen.
„Das Meer ist sicher toll, das würde ich auch gern mal sehen“, meinte die junge Nordmärkerin fast ein wenig verträumt.
„Wohnst du direkt am Meer ?“, meinte sie wieder zu Isilde gerichtet. Geehrt ob der Ihr zu teil werden Aufmerksamkeit antwortete Isilde fast schon übereifrig.
"Bergthann liegt direkt am Perlenmeer, nur der Dergel trennt die Baronie vom großen Perricum. Unser Besitz liegt aber weiter im Inneren der Baronie, ziemlich genau in der Mitte, sagt mein Vater immer."
Calderine nickte interessiert, aber durchaus ernsthaft.
„Vielleicht sollten wir uns erst mal vorstellen, ich bin Calderine“, und nach einer kurzen Pause, „von Lilienthal. Und wie heißt ihr beide ?“
„Isilde von Raukenfels“, gab diese freundlich lächelnd zurück.

Siehe: Die Knappen des Fürsten