Abends bei Falkenhags
Auf Schloss Thalessia, in den Gemächern des Ehepaars von Falkenhag 1036
Hernobert: «Ich hoffe, Fürst Blasius kommt rechtzeitig zu Wilburs Hochzeit zurück. Ich will mir nicht ausmalen, wie Graf Bunsenhold reagiert, wenn der Fürst den Traviabund seiner geliebten Tochter versäumt. Der Mann war so versessen auf eine Audienz mit Seiner Durchlaucht! Es fehlte nicht viel, und er hätte die Kerzenständer umgestoßen vor Wut oder gar den Fürstenthron. Als wäre es des Fürsten Pflicht, ihn zu empfangen. 'Ich habe Wichtiges zu besprechen mit Seiner Durchlaucht', so schnaubte er, und 'Ihr werdet mir diese Audienz besorgen, Herold!' Es war kaum zu fassen. Na, mit solchem Gehabe wird er beim Fürsten jedenfalls nicht gut ankommen.»
Algunde: «Dafür bei andern. Beim Haus Nadoret zum Beispiel. Gleich zu gleich gesellt sich gern und so.»
Hernobert: «Die Nadoreter und Graf Bunsenhold? Worauf spielst du an?»
Algunde: «Von einer Torwache habe ich gehört, Feron von Nadoret habe den Grafen abgefangen, gleich als er das Schloss verließ, und ins Haus Sirbensack begleitet. Seither soll Bunsenhold schon zweimal in Villa Nadoret zu Gast gewesen sein, und demnächst erwartet man dort auch die Ankunft von Neralda Cella, die sich dem Weidener Herrn ebenfalls präsentieren will. Jedenfalls hat Grantel das gehört ...»
Hernobert: «Feron? Was treibt der schon wieder in Angbar? Und was verspricht sich Neralda? Vielleicht eine Weidener Braut fürs Haus Nadoret?»
Algunde: «Kaum, ausser dem alten Haudegen Hakan sind die doch schon alle unter der Haube. Ich glaube eher, sie versuchen sich mit Gertraut einen Maulwurf an Wilburs Hof zu verschaffen. Wahrscheinlich hat Feron auch deshalb Reto von Bodrin beauftragt, sich an die Jungfer zu schmeißen und sie weichzuklopfen.»
Hernobert: «Algunde! Für die Nadoreter hab ich so wenig übrig wie du, aber Reto von Bodrin ist gewiss nicht so hinterhältig, das ist ein aufrechter Bursche ... Trotzdem ist das etwas, was Voltan wissen sollte. Ich werde ihm sogleich einen Brief schreiben!»
Algunde: «Tu das!» (Zu sich:) «Als ob der alte Hexer auf Grauensee nicht stets dreimal besser informiert wäre als wir ...»