Du und all mein Glück - Auf den Fürsten!
„Fehler im Ausdruck: Fehlender Operand für +“ ist keine Zahl.
[[„strong class="error">Fehler im Ausdruck: Fehlender Operand für +“ ist keine Zahl.|◅]] | [[„strong class="error">Fehler im Ausdruck: Fehlender Operand für +“ ist keine Zahl.|]] |
|
[[„Fehler im Ausdruck: Fehlender Operand für +“ ist keine Zahl.|]] | [[„Fehler im Ausdruck: Fehlender Operand für +“ ist keine Zahl.|▻]] |
Oberangbar, 6. Rondra (Brig-Lo Tag) 1042
»Das ist aber schön, Euer Hochgeboren, dass Ihr heuer mit uns feiern wollt. Und dass Ihr so
vornehme Gäste geladen habt. Um ehrlich zu sein: Wir hatten schon Sorge, das Bier sei Euch
fade geworden in letzter Zeit ...«
Orolosch, Sohn des Orom, kratzte sich verlegen hinter dem rechten Ohr. Er war der Sprecher
der zwergischen Gemeinde und der Älteste im Städtchen. Älter sogar als die prächtige
Linde, in deren Schatten das Fest stattfinden sollte. Er erinnerte sich noch gut, wie er als junger
Zwerg seinem Oheim dabei geholfen hatte, den Baum dort zu pflanzen. Und jetzt stand er
in üppigem Grün und seine Blätter rauschten im Wind.
»Es ist mir eine Freude, Väterchen Orolosch«, erwiderte Wolfhardt von der Wiesen lächelnd,
»und seid versichert, das Bier ist mir auf keinen Fall fade geworden.«
»Dann möcht’ ich Euch bitten, das Fest zu eröffnen, Hochgeboren«, sagte der Zwerg. »Und
zwar auf eine Weise, wie nur Ihr es könnt.«
Der Baron hob die Brauen. »Und was wäre das?«
»Mit einem Lied natürlich, Hochgeboren! Ich hab’ Euch vor Jahren mal eines auf die
Schlacht von Brig-Lo singen hören. Habt doch die Güte und spielt uns das jetzt.«
»Sehr gerne«, erwiderte Wolfhardt und winkte einem Diener. Dieser brachte ihm seine Harfe
herbei.
»Das haben die doch vorher abgesprochen«, knurrte Travian von Garnelhaun stirnrunzelnd.
»Ich glaube eher, ohne seine Harfe geht er nirgendwohin«, erwiderte Tsaja-Josmene lächelnd
ihrem Bruder.
»Nicht mal auf die Jagd? Da will ich aber sehen, wie er ein Reh schießt!«
»Ach, Travian! Es gibt noch anderes außer dem Waidwerk!«, seufzte Vieska von Gormel.
»Aber nicht viel!«, war die Antwort.
Dann schwiegen sie, denn mittlerweile hatte der Baron sein Instrument gestimmt und begann
ein Lied darauf zu spielen. Doch nach ein paar Takten schien er es sich anders zu überlegen,
denn er ließ die begonnene Weise in eine andere übergehen, und nachdem er die erste
Strophe fast zaghaft gespielt hatte, griff er beherzter in die Saiten und fing schließlich an zu
singen:
Vom Ufer des Yaquir zum rauschenden Meer
Zieht singend und jubelnd ein siegreiches Heer.
Vom Blute noch dampfet bei Bríg-Lo das Feld,
Wo Götter und Helden bewahrten die Welt.
Wer Hochmut gesät hat, der falle nun tief!
Die Geister verfolgen nun den, der sie rief!
In Alverans Höhen hält Praios Gericht:
Garetiens Waffen erstrahlen im Licht.
Schon winken die Türme, Alt-Bosparans Stolz,
Doch sind es nur Steine, nur Eisen und Holz.
Vergehen! Vergehen!, so lautet der Spruch.
Es rascheln die Blätter in Satinavs Buch.
Der alte Orolosch runzelte die Stirn. Das war nicht das Heldenlied, das er damals gehört
hatte; jenes war viel trutziger gewesen als diese Weise hier, und länger, viel viel länger ...
Aber der Baron würde schon wissen, was er tat. Und vielleicht war es auch besser so. Die
Menschen waren oft ungeduldig und konnten ein gutes Epos nicht immer vertragen. Außerdem
waren ja alle schon durstig und freuten sich auf Mahl.
»Hoch!«, riefen die Leute, auch wenn die letzte Zeile manchen ein wenig Unbehagen bereitet
hatte. Das war aber bald vergessen, denn mit einem gekonnten Schlag zapfte Väterchen
Orolosch das erste Bierfass an.
Das gefiel dem Junker zu Trallikshöh schon besser; denn das Oberangbarer Bräu hatte er
schon oft bei den Treffen des Hanghasenordens trinken dürfen.
»Fein und doch würzig!«, befand er, nachdem er einen tüchtigen Schluck genommen hatte.
Dann fiel ihm auf, dass er noch vor dem Trinkspruch des Barons von dem Gerstensaft gekostet
hatte, und scharrte verlegen mit dem linken Fuß im Sand. Zum Glück war man nicht bei Hofe,
aber peinlich war es ihm doch.
»Auf das Wohl des Hauses Eberstamm!«, sagte Herr Wolfhardt und hob den Krug.
»Auf das Wohl des Hauses Eberstamm!«, wiederholten seine Gäste.
»Sagt, Hochgeboren, ist es nicht üblich, an solch einem Tag zuerst auf das Wohl der Kaiserin
zu anzustoßen?«, fragte Brinessa von Garnelhaun, nachdem man getrunken hatte.
Der Baron zuckte mit den Schultern. »Das mag wohl sein. Aber ich bin es gewohnt, mit
dem ersten Schluck auf das Wohl des Fürstenhauses anzustoßen. Auch wenn der Fürst nicht
mehr Blasius heißt ...« Er hielt kurz inne und starrte in weite Ferne. Dann fuhr er fort: »Die
Kaiserin im fernen Gareth wird mir darum sicher nicht grollen, denn solange die Eberstammer
herrschen, heißt fürstentreu sein auch reichstreu sein.«
»Wohl gesprochen!«, meinte Tsaja-Josmene von Garnelhaun und hob erneut den Krug.
»Auf das Raulsche Reich!«
»Auf die Kaiserin!«
»Auf die Treue!«
»Und die Freundschaft!«
So wurde rasch der erste Krug geleert. Doch nicht minder rasch brachte ein Diener Nachschub
an den Tisch der Edlen; dieser stand ein wenig abseits vom Treiben des Volkes, so dass
der Baron und seine Gäste gleichermaßen alles verfolgen konnten und doch unter sich waren.
»So schweigsam, Jungfer Nadyana?«, fragte plötzlich der Baron
Nadyana zuckte zusammen. »Ich dachte gerade an Euer Lied, Herr Wolfhardt. Vergehen,
vergehen ... Das ist so traurig. Und trotzdem wunderschön.«
»Ich fürchte, es war nicht ganz passend für ein fröhliches Fest.«
»Ihr feiert sonst nicht mit den Leuten? Die Worte des Väterchens klangen danach.«
Der Baron runzelte die Stirn. »Früher schon, doch in den letzten Jahren ... Mir stand nicht
der Sinn danach.«
»Und nun? Ist der Sinn zurückgekommen?«
»Ja, Jungfer Nadyana. Ich glaube, das ist er.«