Entführung des Prinzenpaares - Kampf im Schnee
Teil der Briefspielgeschichte "Verschollene Eber - Im Kosch"
Burg Firntrutz | Rot auf Weis |
"Sie klettern hoch!", warf Prinz Edelbrecht, noch immer durch das Sehrohr spähend, in die Runde. "Die Schwarzpelze haben einen Enterhaken über die Zinnen geworfen und erklimmen die Feste!"<br.>Schnaubend drückte er das Rohr dem neben ihm stehenden Anselm in die Hand und griff zu seinem Schwertknauf. Erlan nahm sofort den Arm von der Schulter des Greifenfurters.<br.>"Na dann, wohlan ihr Koscher."<br.>Sprachs und stapfte Ardo hinterdrein. Zuerst würde er seine Armbrust auf die Bande abschießen und sie dann mit Schwert und Schild angehen. Alles nicht so einfach in der dicken Kleidung, aber es würde schon irgendwie gehen. Immerhin waren sie den Orks fast zwei zu eins überlegen.<br.>Urion ließ sich von Anselm das Fernrohr geben und verstaute es schnell in dem Futteral. Dann zog er "Leuentreu" und hob den Schild. Die Worte des Prinzen hatten den Zorn in ihm geweckt. Er dachte an seine Mutter Rondriane von Reiffenberg, die auf grausamste Weise von diesen unützen Viechern abgeschlachtet worden war, nachdem sie Haus und Hof solange verteidigt hatte, bis die Kinder und Zuchtpferde in Sicherheit waren. Er war damals erst elf Jahre gewesen, würde es aber niemals mehr in seinem Leben vergessen.<br.>Nun wog er das Schwert seiner Mutter in den Händen. Diese Klinge kannte den Geschmack von Orkenblut, und heute würde sie es wieder trinken. Der Hass loderte in ihm auf. Er sah den Prinzen an und dann Anselm.<br.>"Los, mein Prinz, Anselm und ich decken Eure Flanken. Praios und Rondra anempfohlen, für die Mark, für die Greifin und für das Haus Eberstamm."<br.>Den anderen rief er nach hinten zu: "Hundsgrab und Reiffenberg beim Eberstamm! Sindelsaum schießt den Kletternden ab und Keilhotz frontal voraus. Der Rest nimmt die Flanken. Die Golgariten sichern den Rücken. Angriff !! Attacke !!"<br.>Als der Prinz mit erhobenem Schwert aus der Deckung sprang, sprintete Urion hinterher, immer darauf bedacht den Prinzen mit seinem Schild zu decken. Anselm nickte Urio zu und rief aus:<br.>"SO SEI ES - für die Mark und für den Kosch!"<br.>Nachdem sie Timokles wieder auf die Beine geholfen hatte, blieb Antara genügend Zeit ihren Säbel aus der Scheide zu befreien. Die schlanke, elegante Klinge war geschwärzt worden und nur die Schneide blinkte hell, ein Zeichen, daß die Klinge unlängst geschärft worden war. Sie holte auch den Schild vom Rücken und schnallte ihn an den linke Arm. Das weitere Gepäck legte sie ab.<br.>'Aber wie soll man nur mit diesen dicken Kleidern in diesem tiefen Schnee kämpfen können?' fragte sie sich. Vermutlich würde diesmal der Schild die fehlende Geschwindigkeit ausgleichen müssen. Fragend schaute sie zur Ritterin, was als nächstes zu tun sei.<br.>Zum ersten Mal seit dem Aufbruch von der Hütte kehrte wieder Leben in das Gesicht des schweigsamen Geistmärker Barons zurück. Er stapfte neben Prinz Edelbrecht und knurrte:<br.>"Wieder einmal kommen wir gerade rechtzeitig, mein Prinz, wie damals am Rhodenstein. Die Götter sind mit uns: Firuns Grimm haben wir überwunden, und nun lassen wir den Orken Rondras Zorn spüren!"<br.>Mit diesen Worten zog Kordan von Geistmark sein Schwert und schien schon losstürmen zu wollen, doch besann er sich und warf einen Blick zum Wehrmeister, ob dieser nicht eine bessere Taktik vorzuschlagen hätte.<br.>Um zur Firntrutz zu gelangen mussten sie wohl noch an die hundert Schritt bergauf zurücklegen und würden dabei durch einen Streifen Dickicht gehen müssen. Diesem Dickicht war es wohl auch zu verdanken, dass die Orks noch keine Notiz von der Gruppe genommen hatten - zu sehr waren sie damit beschäftigt die Burg zu erstürmen. Einer der Orken hatte schon ein Viertel der Strecke bis zu den Zinnen erklettert.<br.>Erlan suchte sich eine Stelle, von der er seine Armbrust abschießen konnte. Unter normalen Umständen waren bis zu 200 Schritt möglich, aber bergauf war natürlich weniger möglich, aber auf hundert Schritt hatte er eine gute Chance sein Ziel zu treffen. Ruhig kniete er sich hin und visierte sein Ziel an.<br.>"Auf euer Wort, Wehrmeister."<br.>Adran von Schmalfurt, der wie die anderen allen Ballast abgeworfen hatte, schwang den Streitkolben lustig durch die Luft, während er sich durch den Schnee arbeitete.<br.>"Herr Tyrian", schnaufte er, "haltet mir den Rücken frei. Diesen orkischen Lumpen will ich vom Seile schütteln wie eine reife Pflaume."<br.>"Bei Rondra, das will ich", entgegnete der Angesprochene und zog sein Schwert. Adran stapfte mit langen Schritten vorwärts, so daß er bald mit in vorderster Linie lief und seine Rückendeckung, Baron Tyrian, ihm nicht recht folgen konnte. Noch bevor die Gefährten ganz aus dem Gesträuch heraus waren, hob er beide Arme und schnaufte grimmig:<br.>" Etwas sammeln, damit wir geschlossen den Ork berennen. Und das Atmen nicht vergessen!"<br.>Das Letztgesagte galt wohl vor allem ihm selbst.<br.>"Bei den Zwölfen, jetzt gilt´s!", keuchte Baron Tyrian bald hinter ihm.<br.>"Jawohl," entgegnete Adran und fuhr mit Blick auf den kletternden Schwarzpelz fort:<br.>"Wehe dir, du Lump!"<br.>Dann stürmte Ardran voran. Er würde, sofern der Schütze bis dahin nicht schneller war, bis zum Seil durchstoßen wollen und den Ork recht kräftig durchschütteln.<br.>"Mit dem größten Vergnügen!"<br.>Von der Last der Hand befreit, die ihn hatte zurückhalten wollen, und noch einmal angefeuert durch die markigen Worte des Reiffenbergers, gab es für Ardo nur noch eine Richtung und eine Aufgabe zu erfüllen. Die Orks würden keinen dreckigen Fuß in dieses Gemäuer setzen, dafür würde er sorgen. Als Soldat, der er war, erkannte Ardo auch sofort die taktisch geschickte Aufstellung, die Urion gewählt hatte. Die erfahrendsten Recken würden in der Nähe den Prinzen bleiben. Nichts wäre tragischer als das Koscher Erbprinzenpaar zu retten und den eigenen Prinzen dabei zu verlieren. Die anderen aber waren entbehrlich, und wie Ardo selbst mit jeder Faser bereit ihr Leben für das des Prinzen zu geben.<br.>Neben dem Prinzen laufend hatten sie bald das Dickicht erreicht. Anselm lief links vom Prinzen. Neben diesem preschte Adran von Schmalfurt den Streitkolben schwingend vor, dicht gefolgt von Baron Tyrian. Auf Urions Linker hatte sich Erlan in Schussposition gebracht und wartete auf den Schiessbefehl des Wehrmeisters. Urion selbst spähte in das Dickicht voraus. Sollten sich dort auch Orks versteckt halten, würde man diese von hinten überraschen und niedermachen. Ardo war bereits in die Büsche eingedrungen. Als die drei in die Lücke zwischen zwei Hagedornbüschen sprangen, riss Urion sein Schwert hoch, um sofort zuschlagen zu können.<br.>Der Wehrmeister nickte Urion zu, genau diese Aufstellung schwebte ihm auch vor.<br.>"Bis zum Dickicht Stille, dann stürmen wir!" flüsterte er so laut er es vertretbar fand.<br.>"Hol ihn runter, wenn wir das Dickicht verlassen oder wenn er die Zinne fast erreicht hat!" sagte er zu Erlan. Dann machte er sich auf noch einen kurzen Blick der Ritterin Lyeria zu Timokles, nickte zum Tannicht und ihrer aller Ausrüstung, hoffend, daß die Golgaritin seine Bitte auch ohne Worte verstand. Während er dann zum Dickicht stapfte sagte er zu Kordan:<br.>"Wie am Rhodenstein! Wir werden sie zwischen den Mauern und uns zerquetschen!" und lächelte breit.<br.>Als das Dickicht durchdrungen war, hielt Thorben an und wartete, bis alle die Linie erreicht hatten, dann schaute er zum Prinzen und dieser stieß sein Schwert nach vorn. Mit einem lauten "Rhodenstein! Dur koschima borod egrai!" stürmte der Wehrmeister aus dem Dickicht, wissend, dass alle folgen würden, um den Schwarzpelzen das Fell zu gerben. In dem Moment, in dem der Wehrmeister aus dem Wald heraus trat, ließ Erlan den Bolzen fliegen. Er hatte genug Zeit gehabt sein Ziel anzuvisieren und sich an dessen Bewegungen zu gewöhnen. Nun surrte der Bolzen durch die Luft direkt auf sein Ziel zu. Mit einem dumpfen Laut drang der Bolzen tief in den rechten Oberarm der Bestie ein. Der Ork stieß einen überraschten Schrei aus und lies reflexartig das Seil los. Erlan blickte ein wenig verblüfft auf sein Opfer. Eigentlich hatte er ihm ja in den Rücken schießen wollen, aber so war es zweifellos eindrucksvoller. Ein dumpfer Laut kündigte an, dass der Ork jetzt den Boden erreicht haben musste. Hastig legte er die Windenarmbrust zur Seite und stürmte dann mit Schild und Schwert dem Wehrmeister nach.<br.>Urion und die Dreierformation mit dem Prinzen vernahmen das "Plumpsen" des toten Orken und drangen durch das Dickicht. Dort standen sie, Orkenbrut - Abschaum, der sich so weit südlich sein Futter suchte - Abschaum, der kämpfen konnte. Anselm konnte sofort festetellen, dass zumindest drei der sechs, die sich in ihrer unmittelbarer Nähe befanden, kampferfahren waren - diese waren, im Gegensatz zu den anderen dreien nicht mit rostigen Säbeln bewaffnet, sondern mit glänzenden Arbachen, und einer dieser Orken trug auch ein Lederschild.<br.>Ardo hatte das rondragefällige Glück, sich sofort drei der Gegner, sozusagen den Plänklern der Orken, die mit Säbeln bewaffenet waren gegenüber zu stehen. Direkt hinter ihm sprang der Prinz, flankiert von Anselm und Adran gervor. Erlan hatte gerade mit einem wohlgesetzten Schuss den Ork von der Zinne geholt.<br.>Urion hingegen hatte noch etwas mehr Zeit sich Übersicht zu verschaffen und sah, wie zwei der kampferfahrenen Orken an die Seite der Plänkler vordrangen, um sich den Koschern und Märkern zu stellen, während der Lederschild-Ork mit seiner Waffenhand zwei weiteren Orken, welche die an der vordersten Front kämpfenden Ritter nicht sofort sehen konnten, einen Schussbefehl gab - denn diese verfügten über starke Bögen, die sie nun einzusetzten gedachten.<br.>Erlan war dem Wehrmeister nachgeeilt. In dem Dickicht hatte er mittlerweile allerdings die Orientierung verloren. Als er eine Weile gelaufen war, entschied er sich durch ein dichtes Gestrüpp durchzubrechen. Nach einigen Schritten stand er auf der offenen Fläche zu Füßen der Burg. Ein schneller Blick zeigte ihm, dass er ein wenig zu früh aus dem Wald getreten war. Weit zu seiner linken waren die Greifenfurter in ein heftiges Scharmützel verstrickt, während rechts neben ihm der Wehrmeister wuchtige Hiebe mit einem Ork austauschte.<br.>Soeben wollte ein zweiter Ork dem Hammerschlager in die Flanke fallen. Kurzentschlossen führte Erlan ein Hieb gegen den zweiten Ork. Die Bestie sah seinen Hieb zwar kommen, aber war zu langsam. Tief bohrte sich Erlans Schwert in die linke Schulter des Orks. Dieser ließ nun von seinem eigentlichen Ziel ab und drang nun auf Erlan ein. Hastig riss er seinen Schild hoch, doch die orkische Axt fraß sich mit einem hässlichen Knirschen in Erlans linkes Bein. Ein heißer Schmerz durchfuhr Erlan, als sein Bein auch schon einknickte. Der Ork stieß ein triumphierendes Heulen aus und drang erneut auf sein am Boden liegendes Opfer ein.<br.>Nachdem Urion sich kurz orientiert hatte, stürmte er Schulter an Schulter mit dem Prinzen vor, der es offensichtlich auf den Anfüherer der Orks abgesehen hatte. Rechtzeitig sah Urion das die Bogenschützen ihre Pfeile abgeschossen hatten und riss den Schild schützend vor den Prinzen. Ein Pfeil schlug hart in den Schild ein, der andere ging fehl. Die Schützen hatten ofensichtlich kaum Zeit zum Zielen gehabt.<br.>Schon hatte der Prinz Ardo erreicht, der sich im Nahkampf mit den Plänklern tapfer schlug. Die beiden erfahrenen Orks drangen nun von der Seite auf das prinzliche Gespann ein, während der Anführer frontal auf den Prinzen zustürmte. Kurz bevor die Orks heran waren rief Urion Adran und Tyrian zu:<br.>"Die Schützen, schnell, die Schützen!"<br.>Und schon sauste der blinkende Arbach mit atemberaubender Geschwindigkeit heran, den Urion nur mit Mühe mit seinem Schwert ablenken konnte. Die Schildabwehr hatte ihn die Initiative gekostet und so sah er sich schon dem nächsten Hieb gegenüber. Der Ork war ein erfahrener Kämpfer und verlagerte sein Gewicht in der Erwartung von Urions Schlag. Urion deutete einen Schlag gegen den Kopf des Orks an und lenkte den Schlag jedoch gegen die Körpermitte. Der Ork parierte den Schlag. Mit dieser Finte verschaffte er sich genug Zeit, um den Prinzen nicht aus den Augen zu verlieren. Er würde sich zunächst defensiv verhalten, bis die Gefahr der Schützen von Adran und Tyrian aus der Welt geschafft war.<br.>Anselm Hilberan stürmte zusammen mit dem Prinzen und Urion vor. Der Schauplatz entwickelte sich zunehmend zu einem kleineren Chaos, woran man deutlich merkte, dass zwar jeder der Ritter kampferfahren war, sich aber nicht aufeinander einstellen konnten. Eine Schwäche, die sich die Orken phexerweise nicht zunutze machten, sondern sich in die Kämpfe verbissen und somit auch ihre Formation aufbrachen.<br.>Anselm traf auf einen der "kämpfenden Orken", die sich auch Zholochai nannten. Damit er den Anderthalbhänder einigermaßen gut führen konnte, musste er den Abstand zum Prinzen etwas vergrößern und drang dann auf seinen Gegner ein. Er war ein sehr guter Kämpfer, doch auch der Ork ließ nichts auf seine Fähigkeiten im Kampfe kommen, sodass beide eine Zeit lang verbissen miteinander fochten, ohne dass jemand einen nennenswerten Treffer oder gar Vorteil erringen konnte. Dann jedoch begann Anselm seinen Gegner zu locken und focht eine Finte nach der nächsten. Dazu kam, dass er anfing zu lächeln, seine Zähne somit zeigte und den Ork damit verspottete. So wartete auch Anselm ab, wie sich die Lage mit den Schützen ergeben würde.<br.>Den Schwung des Angriffs nutzend stürzte sich Ardo ohne zögern auf die Orks, die ihm am nächsten standen. Er wusste seine treuen Gefährten direkt hinter sich und konzentrierte sich ganz auf sein gewähltes Ziel. Wuchtig führte er seinen Anderthalbhänder schräg zum Körper des Orks zu seiner Rechten und zeichnete eine tiefe Wunde auf dessen Brust. Den Schwung nutzend wirbelte er die Klinge zu seiner Linken direkt wieder nach oben um den heransausenden Säbel abzuwehren. Den Angriff des Orks in der Mitte unterlief Ardo geschickt und brachte sich in eine gute Position für seine nächste Attacke.<br.>Ein zweites Mal schlug Ardo auf den bereits verwundeten Ork ein. Tief fraß sich die Schneide seines Schwertes in dessen Seite und bewirkte dass dieser mit einem schmerzerfüllten Grunzen einen Schritt zurück taumelte. Hasserfüllte Augen starrten Ardo an, als die anderen beiden Schwarzpelze wieder auf ihn eindrangen, doch schaffte es der Keilholtzer auch diesmal rechtzeitig außer Reichweite ihrer Säbel zu gelangen.<br.>Adran von Schmalfurt umging den Zholochai links und stürmte dann auf die beiden Schützen zu, den Schnee um sich herum aufwirbelnd. Baron Tyrian folgte dichtauf. Adran fixierte die Schützen, die wieder die Bögen hoben.<br.>"Obacht!", stieß Adran hervor und warf sich zur Seite. Einem Pfeil entging er auf diese Weise, dem zweiten konnte er nicht mehr recht ausweichen und spürte einen kleinen Stich an der Seite. Hinter ihm hörte Adran Tyrian kurz aufschreien. Dann faßte er wieder Tritt und stürmte weiter. Der kleine Stich schmerzte kaum, aber rechtsseitig war er in seiner Bewegungsfreiheit etwas eingeschränkt. Er realisierte, daß sich wohl ein Pfeil in der Winterkleidung verfangen hatte.<br.>Der ihm nächste Orkschütze versuchte verzweifelt mit steifen Fingern einen Pfeil aus dem Köcher zu ziehen. Dem zweiten Schützen, der zudem versuchte, sich an der Burgmauer in besserer Schußposition zu bringen, erging er kaum besser.<br.>"Die beiden sehen ganz schön abgerissen aus", dachte Adran noch bei sich. Dann war er heran und schwang seinen Streitkolben. Der Schütze ließ den Pfeil fallen und wich zurück. Etwas zu spät, denn der Streitkolben erwischte noch den zur Abwehr erhobenen Bogen und riß ihn zur Seite, doch weit genug, daß dem Schützen der Bogen nicht gänzlich entrissen wurde. Instiktiv zog er an dem Bogen und hatte den Streitkolben zwischen Sehne und Holz gefangen. Adran fluchte überrascht. Der Schütze suchte hastig mit der linken Hand nach dem Kurzschwert.<br.>Etwas weiter hinten hatte Tyrian sich wieder aufgerappelt. Der linke Arm hatte einen Pfeil abbekommen und war nicht mehr zu gebrauchen. Er sah, wie Adran den ersten Schützen anging. Voll Schrecken erkannte er, daß sich der zweite Schütze in eine bessere Position brachte und demnächst wieder angreifen würde.<br.>Um ihn herum tobte der Kampf und auch der Prinz war nicht bereit sein Leben zu schonen oder Verwundungen zu scheuen – tapfer und voller Kraft stürzte er sich in den Kampf. Dies führte dazu, dass nun auch Anselm nicht mehr nur halbherzig fintete, sondern seine Attacken zunehmend mit etwas mehr Kraft würzte. Dazu schenkte er seinem Gegner ein grimmiges Lächeln und zeigte dem Orken damit seine Zähne, was ihn fast in blinde Raserei versetzte und ihn zu einen ungestümen, sehr kräftigen Angriff verleitete.<br.>Doch genau darauf hatte Anselm gebaut und fing den Arbach mit seinem Anderthalbhänder auf, nutze die Kraft des Orken und setzte diese in den Schwung um, welcher nun die Waffe von Anselm förmlich auf den Orken zufliegen sah. Dieser, nunmehr völlig geschockt und wehrlos, da er kurz zuvor noch souverän eine Attacke des Greifenfurters pariert hatte, konnte fast nur zusehen, wie das Schwert seine Rüstung aufsprengte und ihm den Wanst aufschlitzte. Blut und mehr troff aus der Wunde des Orken, als der Junker sein Schwert wieder in die Ausgangsposition brachte und wieder mit Kraft angriff. Diesen Schlag jedoch vermochte der angeschlagene Zholochai zu parieren, doch ihm selbst mißlang ein verzweifelt geführter Angriff auf die Beine Anselms. Dieser wollte den Kampf nun schleunigst beenden und führte wieder einmal einen kräftigen, wohl platzierten Schlag gegen den Orken, den dieser nicht parieren konnte. Röchelnd brach dieser nun endlich zusammen und war tot, bevor er endgültig im Schnee zu liegen kam. Anselm hingegen hatte mit großem Kampfgeschick aber auch mit rondragefälligem Glück keine Verletzung davon getragen und sah sich – freilich noch immer in Kampfposition – den Kampfplatz an.<br.><br.>In Lyeria wallte plötzlich ein Gefühl auf, wie sie es schon seit langer Zeit nicht mehr gefühlt hatte. Sie fühlte sich, wie wenn eine Ramme grenzenlosen Hasses, Zornes und Ekels gegen einen massiven Steinwall aus Selbstbeherrschung und Seelenruhe anbrandet, welcher jedoch immer mehr zu wanken beginnt. In vielen Jahren der Ausbildung und der Schulung hatte sie gelernt, ihren Hass und ihre Gemütsregeungen zu kontrolieren, um die "Tranquillitas animi" zu ereichen und ihren Jähzorn zu überwinden. Doch dieser Zorn nahm beim Anblick dieser Scheusale zu diesme Zeitpunkt immer mehr Überhand. Eine Vielzahl an Gedanken schwirrte durch ihren Kopf, wie ein aggressiver Bienenschwarm.<br.>Orks, diese Monster, gegen die sie schon so oft gekämpft hatte, die ihre Gelassenheit und Beherrschung im Kampf jedoch immer wieder auf die Probe setzten. Auch Sorge mischte sich mit dem Zorn. Sorge um die Zukunft des Hauses Eberstamm, falls die Prinzen sterben würden und Sorge um ihre schutzbefohlenen Knappen. Im Anblick der Orks ergriff sie jedoch auch ein anderer Affekt, nämlich Angst. Eine Angst vor den Schwarzpelzen, wie sie in ihrem tiefsten Seelengrunde verhaftet war. Eine Angst, die die schrecklichen Bilder zahlreicher Traumgesichte und eigener Erlebnisse vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen ließ. Sie begann schwer zu atmen. Ihre Hand glitt an das Heft ihres Säbels und die streichte darüber, bereit ihr zu ziehen. Doch sie zögerte.<br.>Als der Blick des Wehrmeisters sie traf, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen und ihre Hand zukte von der Waffe weg, wie wenn die sich verbrannt hätte. Nein! Sie durfte sich nicht dem Jähzorn hingeben, sie durfte nicht schwach werden. Die Ritter würden genauso gut mit den wenigen Orken fertig werden. Es würden nur ihr Zorn und rondrianische Ehrsucht bedient werden. Es war klüger den Rücken des Prinzen zu decken und nicht voranzustürmen, wie es die Diener der Sturmleuin zu tun pflegten. Außerdem war es besser für die geschwächten Knappen - und für ihre eigene Lage, denn wenn sie kämpfen würde, würde sie ihre Beherrschung verlieren, dessen war sie sich sehr sicher. Also nickte sie dem Wehrmeister zu und sprach leise aber so scharf, dass die Worte nicht im allgemeinen Tumult untergangen zu Urion, der gerade neben ihr war:<br.>"Wir werden euren Rücken decken. Boron behüte euch!" und schenke euch einen klaren Kopf, fügte sie in Gedanken hinzu.<br.>Indes war Timokles zwar schon bereit den Gegnern entgegenzutreten. Schließlich hatte er schon einmal vor nicht allzu langer Zeit auf dem Schlachtfeld von Schloß Drak gestanden und dem Tod ins Auge geblickt, und nun würde er mit so vielen Berühmtheiten gegen die Feinde der Ordnung im Mittelreich kämpfen, die so viel Unheil angerichtet haben. Er war stolz auf sich und umso mehr enttäuscht, als Lyeria zu ihm und Antara gewandt anmerkte:<br.>"Wir werden ihren Rücken und das Gepäck sichern. Lass sie die Faust sein. Wir sind Auge und Kopf!"<br.>Mit den Worten wandte sie sich um und beobachtete voller innerer Anspannung, was geschah. Lyeria hatte mit den beiden Knappen eine Stellen eingenommen, auf der sie den Fortgang des Kampfes besser überblicken konnte, als sie linker Hand eine Bewegung im Dickicht sah. Sie kniff die Augen zusammen, um trotz des leuchtend hellen Schnees entwas erkennen zu können, und da erkannte sie einen Schwarzpelz, welcher mit einem massiven Kompositbogen auf ihre Begleiter zielte. Diese waren völlig ahnungslos. Sie überlegte einen Augenblick, dann keifte sie kurz:<br.>"Folgt mir!" und eilte durch die eng stehenden Bäume auf den Ork zu, welcher fast hundert Schritt entfernt war. Antara nickte deutlich in Richtung der Ritterin zum Zeichen, daß sie den Befehl verstanden hatte.<br.>"So sei Dir gesagt und geboten im Kampfe nicht zu sprechen, keine Gesänge oder Hymnen auf den Lippen zu führen oder Dich lauthals zu gebärden, um den Gegner zu schrecken", zitierte still für sich selbst aus den Regeln des Ordens. Die anderen machten auch wahrlich genug Lärm für alle.<br.>Antara rannte wie befohlen hinter der Ritterin her. Der Schnee hinderte ihren Lauf. Sie würden den Schwarzpelz nicht mehr rechtzeitig erreichen, bevor er zum Schuß kam. Fieberhaft überlege sie, dann fasste sie einen Plan.<br.>"HEY, DU DA! DU STINKENDE NACHGEBURT EINES OGERS!" schrie sie in Richtung des Orks. Ihr Plan ging auf, der Bogenschütze lies von seinem Ziel ab und schaute in Richtung der anstürmenden Golgariten. Nun zielte er zwar auf sie, aber sie waren in Bewegung und hatten ihre Schilde. Über das Schweigegebot würde sie sich später Gedanken machen ...<br.><br.>Als Urion sah, dass der Prinz voller rondragefälligem Zorn den Champion der Orks mit wuchtigen Schlägen eindeckte, wich seine Sorge um den Recken. Es entwickelte sich ein harter verbissen geführter Kampf der Anführer. Nach einer gekonnten Finte gelang es dem Prinzen mit einem beidhändig geführten Schlag den Schild des Orken zu spalten. Dies brachte den Schwarzpelz jedoch nicht davon ab nun seinerseits seinen Arbach beidhändig zu führen. Seine Klinge schnellte vor und traf den Prinzen seitlich an der Taille. Unbeeindruckt von diesen Treffer drehte der Prinz sich in einen schräg von oben geführten Schlag seines Anderthalbhänders, den nun der Schwarzpelz nicht abzuwehren vermochte. Geräuschvoll drang die Schneide der Waffe in die Schulter des Anführers und riss eine klaffende Wunde, die den Ork leicht aus dem Gleichgewicht brachte. Schmerzverzerrt bleckte der alte Kämpe seiner Hauer.<br.>Dass dieser Ork ein erfahrener Kämpfer war, konnte man spätestens jetzt erkennen, da er nach dieser schweren Verwundung nicht die Flucht ergriff, sondern den Prinzen herausfordernd anblickte. Dann wiederum schnellte sein Arbach vor wie eine Schlange. Der Prinz hatte die kurze Kampfpause jedoch genutzt, um sich auf einen weiteren Angriff des Schwarzpelzes einzustellen. Er parierte den Angriff, konnte eine kurze Blöße des Champion aber nicht nutzen.<br.>Der Angriff des Schmalfurters und des Zalgoers auf die Bogenschützen hatte diese vom Beschuss des Prinzen abgelenkt. Dies gab Urion den Freiraum sich nun seinem Genger zu widmen. Der Zholochai hatte wütend auf den Rittmeister eingeschlagen, der widerum alle Schläge nur parieren konnte. Zweimal war der Ork durch die Deckung des Greifenfurters gedrungen und hatte Urion einen leichten Schnitt am Oberarm und auf der Wange zugefügt. Instinktiv riss Urion sein Schwert beim nächsten Angriff des Schwarzpelzes hoch und wollte dessen wuchtigen Hieb parieren. Als die Klingen aufeinandertrafen, flogen hellgelbe Funken durch die Luft. Urions Schwerthand erzitterte und er hörte ein lautes Knacken. Blitzschnell vergewisserte er sich, dass "Leuentreu" nicht gebrochen war und ging nun seinerseits zum Angriff über.<br.>Er konzentrierte sich und stieß sein Schwert in einer schnellen Geraden zum Torso seines Gegners. Der Orks riss seinen Arbach hoch und parierte den Stoß wie es schien nur mit halber Kraft. "Leuentreu" drang nur mit der Spitze in die Rüstung des Orken ein, ohne sichtbaren Schaden anzurichten. Der erstaunte Ausdruck des Orks jedoch überraschte Urion allerdings. Der Schwarzpelz riss zu seinem Arbach jezt noch einen langen Dolch aus seine Waffengehänge. Der Rittmeister war von diesem Verhalten so irritiert, dass er den Stoß mit dem Arbach zu spät kommen sah. Der Hieb traf ihn auf der Brust. Doch statt durch seine Winterkleidung zu dringen zerbrach dies Klinge und fiel lautlos in den Schnee. Jetzt erkannte Urion, was das Knacken zu bedeuten hatte. Und der Ork hatte es gut verstanden ihn zu täuschen. Dass sollte ihm nicht wieder gelingen.<br.>Urion wusste, dass der Ork ihm gleich den Griff des Arbachs entgegenschleudern würde und machte sich bereit. Er hatte das Zucken in der Schulter des Ork geahnt, bevor dieser wirklich eine Bewegung ausgeführt hatte. Der Rittmeister duckte sich unter dem Geschoss weg und nutzte den Schwung um "Leuentreu" von unten kraftvoll in den Bauch des Orken zu stoßen. Eineinhalb Stein gehärteter zwergischer Stahl drangen in den Ork ein und die Spitze trat auf dem Rücken wieder heraus. Der Ork fiel hinten über und riss Urion die Klinge aus den Händen.<br.>Der Wehrmeister hatte wenig Mühe mit dem jungen, ausgehungerten Ork, der sich voller Gier auf ihn stürzte. Er ließ den Schlag des Orken am Schild abgleiten und stieß dem Angreifer das Schwert in den Hals. Dann hörte er den Schmerzenslaut des Sindelsaumers und fuhr herum. Erlan war verwundet, nicht besonders schwer, aber immerhin deutlich abgelenkt. Schon stand der Orks über ihm bereit seinen Arbach herab sausen zu lassen. Doch dazu kam es nicht mehr. Der Arbach entglitt der kraftlosen Hand des Schwarzpelzes und vor Erlan in den Schnee, der Körper des Orken folgte und gab den Blick auf das grimmige Gesicht des Hammerschlagers frei. Dieser nickte Erlan kurz zu.<br.>"Zum Prinzen, Sindelsaum!" und wandte sich dann ab. Zielstrebig stapfte der Wehrmeister in Richtung Prinz, als sich ihm zwei weitere Gegner in den Weg stellen wollten. Hiebe nach beiden Seiten austeilend erwartete der Wehrmeister das Eingreifen Erlans, der ihm ja auf dem Fuße folgen sollte.