Gruß an die Eherne Stadt
◅ | »Treu, stolz, wacker« |
|
Ein stiller Ort der großen Meister | ▻ |
Gruß an die Eherne Stadt
Noch hat Praios’ Strahl nicht die Nacht vertrieben,
Noch liegt Marbos Staub auf der Träumer Augen –
Horch, da schallt es hell durch die stummen Gassen:
Baldaroschs Weckruf!
In der ganzen Stadt und in jedem Hause
Geht man nun zu Werk: wie die Bienenschwärme,
Die das Blumenfeld und die sommerlichen
Wiesen durchschwirren,
Sammelnd früh bis spät aus den bunten Kelchen
Goldnen Blütenstaub, um in sichrer Wabe
Nach Mokoschas Art dann den honigsüßen
Nektar zu keltern –
Ebenso seid ihr, tüchtge Bürger Angbars,
Die ihr emsig strebt nach dem hellen Golde,
Das euch Tag um Tag auf dem Ingrimmsmarkte
Schaffend umhertreibt
Und im roten Schein an der Schmiede-Esse,
Wo bald Hammerschlag, bald das scharfe Zischen
Aus dem Löschtrog tönt, wenn das glühnde Eisen
Dampfend erhärtet.
Jeder schafft sein Werk! Und die Zeit der Mühen
Fließt euch leicht dahin, weil ihr wißt, am Abend
Ruht der Blasebalg, und die weiten Plätze
Liegen dann schweigend,
Während ihr getrost in der frohen Runde
Beieinander sitzt und dem dicken Wirte,
Der im Lederschurz euch die schaumgekrönten
Humpen herbeiträgt,
Gerne einen Teil von den heut erworbnen
Talern überlaßt: denn der schönen Stunden
Sind so viele nicht, daß man sie vergehn läßt,
Ohne zu feiern.
Reichtum heißt doch nicht, daß die Truhen voll sind,
Gold darinnen glänzt wenn die Herzen voll sind
Und das Auge strahlt, das alleine nenn ich
Goldene Zeiten!
Gastlich dringt das Licht aus den offnen Fenstern,
Dumpf klingt Holz an Holz, wenn die Zecher prosten,
Und man singt das Lied von der Koscher Heimat:
Sie gilts zu feiern!
Wenn euch dann die Nacht und der Stab des Raben
Leis zum Schlaf gemahnt, bis die Praiosscheibe
Wieder sich erhebt: dann bedenkt, ihr wart heut
Reicher als Stippwitz!