Veränderungen - Die Edle von Knapptreuen II

Aus KoschWiki
Version vom 2. April 2022, 17:11 Uhr von Kunar (D | B) (Textersetzung - „[[Jahr ist::“ durch „[[Briefspieltext mit::“)
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Hinterkosch, 1030

Die Stimme des Praiosgeweihten klang feierlich und schwer, seine Worte drangen vor, bis in Jileias Unterbewusstsein und meißelten sich dort fest. Dass sie nun Teil der Familie Leihenhof war, vereinfachte diese Belehnung, denn sie hatte schon mit dem Traviabund den Leihenhofern Treue und Liebe geschworen.
„Sprecht mir, Edle von Knapptreuen, nun folgende Worte nach hier auf dem Findlingsfeld der Barone von Galebquell:
Ich, Jileia von Leihenhof, Edle von Knapptreuen, gelobe vor Praios, dem Götterfürsten, und seinen zwölfgöttlichen Geschwistern die Rechte und die Pflichten einer Edlen im Lande Galebquell anzunehmen und mich ihnen zu stellen und sie zu erfüllen. Ich gelobe, dem Baron von Galebquell eine treue Gefolgsfrau zu sein, so wahr mir die Götter helfen!“
Jileia sprach diese Eidesformel mit fester Stimme, die Worte kamen ihr deutlich und voller Inbrunst über die Lippen, auch wenn ihr Verstand ihr sagte, dass dieser Akt lediglich eine reine Formalität war. Ob sie das Gut nun bekäme oder nicht, so war sie doch vor Recht und Gesetz die Baronesse an der Seite von Roklan von Galebquell und würde dereinst Baronin dieses Landstriches werden. So wie ihre Schwester Shanija die Baronin von Rabenstein geworden war.
„Praios, der Götterfürst, nimmt deinen Eid an“, verkündete der Praiosgeweihte. „Empfange nun aus der Hand deines Lehnsherrn dein Lehen!“
Jileia erhob sich auf ein Zeichen des Praiosgeweihten und nahm aus der Hand ihres Lehnsherren und Schwiegervaters die Urkunde über ihren Titel und ihr Lehen entgegen. Mit einer grazilen Handbewegung nahm der Baron nun auch den Reif vom Kissen und setzte ihn Jileia aufs Haupt. Der zierliche Reif funkelte im Sonnenlicht und wirkte auf dem Haupt der Baronesse wie eine Fürstinnenkrone. Nun war Jileia von Leihenhof zu Galebquell nach nordmärkischem Recht die eigenständige Edle von Knapptreuen in der Baronie Galebquell.
Roklan trat zu ihr, umarmte sie und küsste sie dann innig.
„Meine Liebe, wie froh ich bin. Ich freue mich für dich, Edle von Knapptreuen.“
Jileia strahlte und presste sich an den sehnigen Ritter. Sie konnte kein Wort herausbringen. Auch wenn es nur eine kleine Zeremonie gewesen war, so hatte doch ihr Schwiegervater dafür gesorgt, dass sie beinahe feierlicher und erhabener wirkte als die Krönung eines Herzogs in Elenvina. Im Stillen schwor sich Jileia, ihr Gut wohl zu verwalten, sich ihren Vogt selbst zu wählen und all dies zu Ehren ihres Bruders und ihres Gemahls.
„Ich gratuliere Euch, Euer Wohlgeboren.“
Der Edle von Grasbühl und Tuwalsforst war an ihre Seite getreten. Jileia löste sich aus der Umarmung ihres Gatten und betrachtete den Halbelfen. Sie war neugierig auf diesen ... hm, ein Mensch war er ja nun nicht. Auf diesen Mann. Nandusgeweihter und Halbelf, welch eine Person. Sie wusste noch nicht, wie sie ihn zu greifen hatte – und doch kam sie nicht um ihn herum, denn nicht nur war er als Edler von Grasbühl der bedeutendste Edle in der Baronie, als Seneschall war er auch der Vogt des Barons. Sie würde ihn kennen lernen und sich sicherlich mit ihm austauschen können. Denn er war ein gelehrter Mann, der weit herumgekommen war.
„Ich danke Euch, Euer Gnaden“, meinte sei darob ehrlich und schenkte dem Halbelfen ein Lächeln.
Nun drängte sich aber Roklans Stimme in ihr Bewusstsein. Sie klang frech und fordernd. Jileia mochte es, wenn Roklan so jung und forsch wirkte, so strahlte, wie er es jetzt tat.
„Jileia und wir beide werden auch morgen aufbrechen, dein Gut zu besuchen. Es wird unsere erste gemeinsame Reise sein, denn wir wollen ja auch schauen, wie die Bauarbeiten voran schreiten.“
Jileia lächelte immer noch.
„Oh, da freue ich mich drauf. Ich werde gleich ein paar Pergamente und Schreibzeug mitnehmen und alles aufschreiben was nötig ist.“
Riobhan betrachtete seine Schwiegertochter. Ja, sie war klug, weitsichtig, vorausschauend und umsichtig. Und sie zeigte eine energische Tatkraft, die Galebquell nur gut tun konnte. An der Seite seines Sohnes würde sie sich bewähren und das war das, worauf Riobhan zählte. Nun wollte er die nächsten Schritte in Angriff nehmen – und sein Blick fiel auf seine wunderschöne Tochter Ansoalda Irmegund, seine Zweitgeborene und diejenige seiner Kinder, das ihm am ähnlichsten war.
'Mein Kind, auch du hast eine Aufgabe für deine Familie zu erfüllen.'