Des Fürsten Lieblingslektüre

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Texte der Hauptreihe:
Ron 1035 BF
Des Fürsten Lieblingslektüre


Kapitel 1

Autor: Wolfhardt

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Kosch-Kurier Sonderausgabe - Rondra 1035 BF

Des Fürsten Lieblingslektüre

Wenn der Kosch-Kurier ins Haus kommt...

FÜRSTENHORT. Erschrocken flüsterte es der Kammerdiener der Küchemagd zu und diese dem Stallburschen, jener seiner Liebsten drunten im Dorfe, und diese wiederum tuschelte es am Brunnen der Nachbarin zu und die... nun, jedenfalls flüsterten, tuschelten, tratschten und munkelten sie alle erschrocken: Fürst Blasius hatte, als es hieß, sein Leibgericht, ein Bachenmagen mit Kraut sei aufgetragen, dazu ein schäumendes Bier, geistesabwesend „Ja, gleich“ gemurmelt und habe Bachenmagen Bachenmagen und Bier Bier sein lassen.

Dergleichen hatte es noch nicht gegeben in der altehrwürdigen Halle von Fürstenhort - oder allenfalls bei schlimmen Neuigkeiten - und entsprechend kann man sich das Erstaunen, ja den Schrecken des braven Gesindes denken. Doch der geneigte Leser sei beruhigt: Keine Krankheit hat dem guten Landesvater den Appetit geraubt, keine Sorge um die Sicherung der Grenzen wider die boshaften Orken schlug ihm auf den Magen, auch kein Kummer um die Geschicke seiner Familie... Nein, er war zu sehr in die Lektüre des neuen KOSCH-KURIER vertieft, welchen er sich von seinem Leibknappen Halmbart von Herbonia vortragen ließ. Ob es nun die neueste Aventiure des Ritters Falk Baborn, die spannende Belagerung des Trolleck oder die alten Sagen aus den Ambossbergen waren, die den Landesvater so fesselten, vermögen wir nicht zu sagen.

In der Küche jedoch mühte man sich, die fürstliche Speise noch ein Weilchen warm zu halten, während der Herr Praios bereits von seinem höchsten Punkt herabstieg und sich wunderte, dass der Herr des Kosch derart von seinen lieben Gewohnheiten abwich. Nun darf man aber nicht glauben, solcherlei ereigne sich des öfteren - schlecht wäre es um das Land, den Hof und wohl auch den Magen des guten Herrn Blasius bestellt, ließe er sich so leicht von einigen bedruckten Seiten einfangen. Aber da nun einmal nach so langer Wartezeit der Bote aus Steinbrücken mit wehendem Mantel über den Grevensteig gejagt kam, um die koscher Postille an den fürstlichen Hof zu bringen, war es nun einmal so, wie es war...

Wenn einer nun aber glaubt, ja ja, ein Fürst mag sich dieses Vergnügen wohl leisten, und diesem wird der KOSCH-KURIER wohl gar ins Haus gebracht; was aber soll ein armer Bauer, eine Schneidergesellin oder ein Flussfischer da machen - der irrt! Mit zwei Hellern ist der KOSCH-KURIER wohlfeil erhältlich, und die Botenreiter tragen ihn (vielleicht nicht immer ganz so schnell wie nach Fürstenhort) in jeden Weiler, sogar ins entlegene Wengenholm. Und für all jene, die weniger Wert auf den schwarzen Buchstaben als auf schöne Bilder legen, finden sich auf den einzelnen Seiten stets liebevolle Illustrationen und Porträts. Welche phex-, praios- und hesindegefällige Ausrede gibt es also noch, um sich nicht in den Kreis der geneigten Leserschaft zu begeben und den Kosch-Kurier zu bestellen? - Keine, bei Nandus!

Karolus Linneger

Schriftleiter des Kosch-Kurier