Du und all mein Glück
Wolfhardt von der Wiesen: Du und all mein Glück
Rauscht ein Bach vom Berg zum Tal,
Über Fels und Stein,
Saß dort schon so viele Mal,
Mittags ganz allein.
Saß dort wohl einmal zu oft,
In der Mittagsruh’,
Hatte mir nie ’was erhofft –
Aber dann kamst du:
Durch den blauen Sommertag,
Durch den Wiesengrund,
Wo ich müd’ im Schatten lag
In der Mittagsstund’ –
Setztest dich auf einen Stein,
Ließ’t die Haare weh’n,
Tauchtest in die Flut hinein
Dein nackten Zeh’n.
Sprachest nicht ein einz’ges Wort,
Sahst nur zu mir her:
Lachtest und gingst grußlos fort,
Durch das Blütenmeer.
Und ich Träumer, und ich Tor,
Sah dir sprachlos nach,
Brachte nicht ein Wort hervor,
Nur ein leises: Ach.
Hab’ seither gar oft geträumt,
War seither oft hier,
Wo der Bach durch Felsen schäumt,
Hab’ geträumt von dir.
Doch ich finde keine Ruh’,
Kommst du nicht zurück:
Haar im Wind und ohne Schuh’,
Du – und all mein Glück.