Odilbert und Niope - In Oberhartsteen: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 2. April 2022, 16:40 Uhr


Garetien, Burg Oberhartsteen, Ende Rahja 1041

Der schmale Bereich zwischen Burgmauer und den Ställen hatte sich als hervorragender Ort für die Dienerschaft des Hartsteener Grafen herausgestellt, um der Hitze des Tages für wenige Augenblicke zu entfliehen und sich bei einem kleinen Plausch vom ewigen Herumgerenne zu erholen.

Und so trafen sich an diesem Tage der junge Diener Alderon und die nicht mehr ganz so junge Küchenmagd Hela, beide seit längerer Zeit bereits im Dienst des Grafen, und ließen es darauf ankommen, beim Müßiggang von der gestrengen Isilda Klausentrift ertappt und dann deftig bestraft zu werden. So fiel immer wieder ein vorsichtiger Blick auf den sengend heißen Innenhof des alten Stammsitz der Familie Hartsteen.

»Der Herr Praios meint es heuer wirklich zu gut mit uns. Hast du schon gehört, was dem Junker von Halden zugestoßen ist?«, fragte Alderon schwitzend in seinem Wappenrock und lehnte sich dabei gegen die an dieser Stelle blankgescheuerte Burgmauer.

»Meinst du den Junker, der neulich beim Bergsteigen am Schlundheiligtum tief abgestürzt ist und dessen Körper beim Aufschlag in so viele Teile zerfetzte, dass man noch am Wandlether Wiesenschlösschen die Blutspritzer an der Wand gesehen hat?«, fragte die beleibte Küchenhilfe und kaute genüsslich an einer frischen Möhre herum.

»Nee, das war doch der Junker von Hangwald. Ich meine den alten Schlunder Landrichter, der mitten auf dem Feld verbrannt ist, weil es sich in der Hitze einfach entzündet hat. War auf dem Heimweg vom Schlunder Grafenhof und plötzlich lodern vor ihm und hinter ihm Flammen auf. Sein Kutscher ist mit schweren Verbrennungen in den Wandlether Travia-Tempel gebracht worden, weil das am nächsten dran war. Hat ihm aber auch nichts gebracht, im Tempel ist er dann trotzdem gestorben. Den Alten aber haben sie nur noch verkohlt aus der Kutsche ziehen können. Und das alles wegen der unseligen Hitze.«

»Roch bestimmt lecker«, entgegnete die Küchehilfe trocken und kaute weiter. »Wie kommst du drauf?«

»Ich mache mir hat Sorgen um unseren Grafen hier. Er versucht zwar es zu verbergen, aber die Hitze setzt ihm mehr zu, als er bereit ist zuzugeben. Die olle Storchenhain mit ihren horasischen Bäderkuren und ihrem Selemer Egeln nimmt die Hitze nicht sehr ernst. Das des Herren Praios und seine Wärme könnten nur gesund für den Grafen sein.« Alderon wirkte ernsthaft besorgt.

»So schlecht scheint es dem Grafen aber auch nicht zu gehen, wenn er mit dem Koscher Grafen über den Traviabund mit seiner Schwester verhandelt. Barduron, der neue Kellermeister, musste extra nach Gareth schicken lassen, um ausreichend Ferdoker Bier einzukaufen.«

»Koscher Graf? Du meinst den Wengenholmer, oder? Graf Growin wird es ja nicht sein.«

»Nee, ich meine den anderen Grafen, den von den Hügellanden. Der ist noch jung und unerfahren, und treibt sich hier in Garetien bei den Einhornfreunden herum. Seine Schwester Niope soll eine gute Partie heiraten und der junge Odilbert scheint ihr da zu gefallen.««

»Ach, etwa die junge Dame, die vor eingen Monden mit ihrem Großvater einen Ausflug in den Feidewald unternommen hatte«, erinnerte sich der junge Diener.

Hela grinste breit. »Genau die meine ich. Da wird sie jedenfalls viel Spaß an ihrem Gatten haben, wenn sie ihn erstmal richtig kennenlernt.. Ich hoffe ja nur, dass ich dem nicht dienen muss, so wie er schon jetzt mit seinen Leuten umgeht. Seitdem er den Angriff auf sein Leben überlebt hat, ist er zu einem echten Menschenschinder geworden und vermutet hinter jedem Flüstern ein Attentat auf sich.«

»Na, hoffentlich erwischt er uns nicht hier beim verschwörerischen Plaudern, sonst ergeht es uns noch wie seinem Onkel.«

»Du meinst er zwingt uns wie der einen ungewollten Traviabund einzugehen?«, blickte die Küchenmagd ihn blöde an.

»Nee, ich meine den anderen Pfalzgrafen von Sertis. Den sie nach Khunchom in die Verbannung geschickt haben. Und da ist es sicher im Winter genauso heiß wie jetzt bei uns, da hätte ich wirklich keine Lust drauf.«

(derselbe Text im GGP-Wiki)