Die Reichsvögtin Vieska Markwardt

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Koscher Zwiegespräch: Die Reichsvögtin Vieska Markwardt
Vieska Markwardt ist es gelungen, die Ära Stippwitz zu beenden – und nicht nur die Angbarer Bürger blicken erwartungsvoll zum Patriarchenpalais, in dem nun seit Kurzem die neue Reichsvögtin residiert. Dort, im behaglichen Erkerzimmer mit seinen grünen Butzenscheiben, fand das folgende KOSCHER ZWIEGESPRÄCH mit Ihrer Exzellenz statt.
Wie lautet Euer vollständiger Name nebst Titulatur?
(Mit einem Lächeln.) Ordnung muss sein, nicht wahr? Vieska Markwardt, Reichsvögtin von Angbar … und natürlich Mitglied der Ehrbaren Bürger- und Schützengilde.
(TSA) Wann und wo seid Ihr geboren?
Am 6. Ingerimm 994 BF in Angbar.
(TRA) Habt Ihr eine Familie?
Gewiss. Die Markwardts gehören zu den ältesten Familien der Stadt. Aber Ihr meint vermutlich, ob ich Gatten und Kinder habe. Verheiratet bin ich bekanntlich seit über 25 Jahren mit Enno Dollmütz; wir haben zwei Kinder, Angbart und Mechtessa.
(PRA) Welche Gottheit, glaubt Ihr, steht Euch am nächsten?
Als Händlerin verehre ich natürlich den Herrn Phex besonders, als Gattin und Mutter die Frau Travia. Doch als Reichsvögtin und Stadtoberhaupt werde ich wohl ebenso häufig den Herrn Praios um Beistand bitten müssen … und im Hinblick auf die Sitzungen im Rat der Zünfte den Herrn Ingerimm – und zwar um Geduld und Unerschütterlichkeit.
(ING) Was seht Ihr als Eure Lebensaufgabe?
Bislang galt mein Streben vor allem meiner Familie und unserem Handelshaus. Natürlich ist dies nach wie vor der Fall, doch nun ist die große und ehrenvolle Aufgabe hinzugekommen, für das Wohl unserer Stadt zu sorgen.
(HES) Was würdet Ihr als Eure größten Talente und Vorzüge bezeichnen?
Man sagt, ich hätte eine schnelle Auffassungsgabe und das Talent, meine Ansichten stets mit guten Argumenten zu untermauern. (Sie lacht.) Mein Zwetschgenstreuselkuchen ist aber auch nicht zu verachten.
Und was als größte Schwäche?
Die Dickköpfigkeit, die ich von meinem Vater geerbt habe. Er möge mir verzeihen, dass ich diese Eigenschaft als Schwäche hier anführe, aber in der Politik kann sie manchmal hinderlich sein.
(RAH) Womit verbringt Ihr am liebsten die freie Zeit?
Oh, davon ist wenig geblieben, seit ich in die Neue Vogtei gezogen bin. Wenn ich aber welche habe, dann gerne im Kreis meiner Familie … oder über einer schönen Stickerei. Ja, in der Tat, das ist eine gute Art und Weise, den Geist von allen Sorgen abzulenken und sich auf etwas Schönes zu besinnen.
(PER) Wenn Euch ein Festmahl gereicht würde, was sollte auf der Tafel stehen?
Das kommt auf die Jahreszeit an. Im Herbst vermutlich Semmelknödel mit Pfifferlingen in Rahmsoße, dazu eine saftige Birne mit Preiselbeeren.
… und mit wem würdet Ihr es am liebsten zu Euch nehmen?
Mit meiner Familie.
(RON) Wenn Ihr Euch duellieren müsstet, womit und mit wem würdet Ihr dies am liebsten tun?
(Sie denkt eine Weile nach, dann lächelt sie amüsiert.) Mit Nortgrima Goldzopf … und als Waffe würde ich den Abakus wählen.
Ach?! (EFF) Und welche drei Dinge würdet Ihr auf eine einsame Hinterkoscher Insel mitnehmen?
Eine Fackel, ein Horn und eine große bunte Fahne.
Wozu?
Um auf jede nur erdenkliche Weise Hilfe zu rufen. Bei allen Zwölfen! Wer will schon allein auf einer Hinterkoscher Insel leben?
Ich verstehe. (FIR) Was war der bislang größte Fang oder die größte Heldentat Eures Lebens?
Meine Heirat mit Enno.
Mehr noch als die Wahl zur Reichsvögtin?
Ja. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
(PHE) Und was war die bisher größte Torheit?
(Sie lacht.) Ich hoffe, dass ich h i e r nicht die Wahl zur Reichsvögtin nennen muss!
(BOR) Wie sollte dereinst Euer Gang zu Boron geschehen?
(Wieder ernst.) Auf jeden Fall nicht so wie bei Gevatter Anghalm … Er war wie ein Onkel für mich. Möge er eines Schlüssels würdig sein. (Sie räuspert sich.) Nun, wenn Golgari mich dereinst holen kommt, dann soll er mich entweder friedlich in meinem Bett antreffen, umgeben von meinen Liebsten – oder aufrecht stehend im Dienste für unsere Stadt. Auf jeden Fall aber mit reinem Gewissen.
Welches sind Eure weiteren Vorhaben?
Oh, da gibt es eine Menge, etwa der Bettelgraben vor den Toren der Stadt … dagegen muss endlich etwas getan werden. Und auch gewisse Umtriebe in der Neuen Bastey sind mir ein Dorn im Auge.
Habt vielen Dank für das Gespräch, Exzellenz. Unsere Leserschaft weiß es zu schätzen, dass Ihr Euch die Zeit dafür genommen habt.
