Auersbrücker Fehde - Hinterhalt im Borrewald - Der Transport

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Texte der Hauptreihe:
24. Fir 1047 BF
Hinterhalt im Borrewald -1. Teil: Der Transport
Mathilds Ermittlungsarbeiten


Kapitel 44

Firuns Grimm und Ardans Trotz
Autor: Geron

Rondrasdank, Firun 1047 BF

Yolande von Sindelsaum gähnte herzhaft. Es war viel zu früh, um schon aufgeweckt zu werden. So gut wie letzte Nacht hatte sie schon seit langem nicht mehr geschlafen. In einem echten Bett schlief es sich doch viel besser als im Feldlager vor dem Bärenstieg. „Jetzt komm schon“, raunzte Barthalm von Rohenforsten sie an und stieß mit dem Fuß gegen den Bettpfosten. „Ist ja gut“, raunzte Yolande zurück. Barthalm wusste natürlich, dass sie letzte Nacht im „Rondras Schild“ ein paar Bier über den Durst getrunken hatte und deshalb schlecht hoch kam, aber sie bemühte sich dennoch, sich recht zügig anzuziehen. Trotzdem war es zu spät, als sie draußen ankam. Die Fuhrwerke und die Eskorte waren bereits abmarschiert. Sollten sie nur. Yolande würde sie schnell einholen. Holdana, eine Waffenmagd ihres Bruders, warf ihr die Zügel ihres Pferdes zu. „Kommt, Hochgeboren. Wir müssen uns beeilen, der Wagenzug ist schon eine Weile weg."

Yolande winkte ab, stieg aber dennoch auf ihr Pferd und machte sich daran, dem Wagenzug hinterher zu reiten. Der kalte Wind weckte ihre Lebensgeister und sie biss herzlich in eine Käsesemmel, die ihr Holdana reichte. Ein Schluck Bier hätte jetzt gut getan, aber etwas Wasser würde auch reichen. Es dauerte nicht lange und sie holten den Wagenzug ein. Den Abschluss bildete eine Fußlanze der Sindelsaumer Garde, dann folgten einige Wagen mit Vorräten für die Belagerung, dann ein weiterer Wagen, der einer der Gründe für ihre Reise war. Das Sindelsaumer Geschütz, ein Onager, war beim Antransport beschädigt worden und der Geschützmeister Marog und seine Gehilfen hatten eine Weile gebraucht, um das Geschütz in Rondrasdank zu reparieren. Nun endlich konnte es zum Belagerungsheer gebracht werden. Neben dem Wagen marschierte nochmal eine Sindelsaumer Fußlanze, dann kamen noch einmal drei Wagen und dann endlich die Spitze des Zuges. Diese wurde von Barthalm, einigen berittenen Sindelsaumern und dem Wengenholmer Ritter Baerwin von Hartsteig gebildet. Baerwin war als halbwegs Ortskundiger dabei. Yolande konnte seinen abschätzigen Blick fast körperlich spüren, als sie an ihm vorbei ritt. Sie reihte sich an der Spitze neben Barthalm ein.

„Na, schon viele Wegelagerer erledigt?“, fragte sie spöttisch. Er schüttelte den Kopf. „Alles ruhig“, antwortete er, ohne auf ihre Spötteleien einzugehen. „Mutter“, damit meinte sie die Wehrmeisterin Alvide von Eichental „übertreibt schon ein wenig. Wozu braucht es ein Halbbanner an Schwerbewaffneten, um einen Wagenzug zu begleiten. Die Vogelfreien sitzen auf dem Bärenstieg und wer sonst als Räuber im Borrewald mehr als zwei Gehirnzellen hat, wird sich ruhig verhalten, bis das fürstliche Heer weit weg von hier ist.“ „Mag schon sein“, antwortete Barthalm. „Aber man weiß nie. Deine Mutter geht auf jeden Fall überlegt vor.“ Yolande schnaubte. „Die Auersbrücker hätten den Onager auch mitbringen können, was müssen wir da persönlich mitkommen.“ Barthalm verstand, dass sie darauf anspielte, dass die Auersbrücker eigentlich diesen Wagenzug begleiten sollten, aber die Sindelsaumer dann übernommen hatten, da es ja auch um ihr Geschütz ging. Die Auersbrücker waren freilich froh darum, nicht im winterlichen Borrewald rumzustiefeln, und hatten den Sindelsaumern gerne den Vortritt überlassen. „Mit unserem guten Geschütz traue ich keinem über den Weg“, verkündete Barthalm. Yolande verdrehte die Augen. Sie war der festen Überzeugung, dass ihr Bruder sie nur mitgeschickt hatte, um sie loszuwerden. Sie ging ihm offensichtlich auf die Nerven. Barthalm war ja eigentlich ein ganz ordentlicher Kerl, aber er nahm das Ganze auch viel zu ernst. Er und alle anderen Sindelsaumer auch waren angetan, als würde es gleich zur Schlacht auf den Silkwiesen gehen. Yolande hatte sich hingegen, halb aus Trotz, halb aus Bequemlichkeit, für einen Gambeson statt ihrer Plattenrüstung entschieden. Arnulf von Hartsteig, Barthalms Knappe, kam ihnen entgegen, er war offensichtlich ein Stück vorausgeritten. „Wirkt so weit alles ruhig“, verkündete der bullige Knappe und reihte sich neben seinem Bruder Baerwin in die kleine Kolonne ein. Die etwas ungleichen Brüder verstanden sich offenbar sehr gut, denn sie unterhielten sich angeregt über allerlei Tratsch aus ihrem Heimatdorf. Yolande bekam langsam Kopfschmerzen, vermutlich eher wegen letzter Nacht und weniger wegen dem Tratsch der Brüder, dennoch trieb sie ihr Pferd an, um den Abstand etwas zu vergrößern, sodass sie nun an der Spitze der Kolonne ritt.