Willkommen zuhause - willkommen daheim: Eine Falle für die Räuber

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Roterz, 1037

Das Innere der Höhle war so, wie er es erwartet hatte: einige einfache Lager aus Strohsäcken und Decken, Reste einer einfachen Mahlzeit und eine eher bescheidene Beute, die man den Reisenden abgenommen hatte. Ladislaus sichtete alles, ehe er seine Leute in der Nähe des Höhleneingangs postierte. Einen der Angroschim ließ er bei dem Gefangenen zurück, um zu verhindern, dass dieser sich befreite und ihnen in den Rücken fiel.
Derweil hatte Roban seine Leute auf die Bäume verteilt, wobei er darauf achtete, dass jeder von möglichst von viel Unterholz verdeckt wurde. Dann suchte er sich und Sigismund einen Platz, von dem aus sie beobachten konnten, ohne selbst sofort gesehen zu werden. Die zwei Hunde legten sich auf ein Signal des Bornländers flach auf den Boden, nur ihre Ohren zuckten wachsam.
„Ich wünschte, diese Pfeifen von Adlerstein würden einmal so gut hören wie die Hunde.“
Ein Rascheln in einem nahen Strauch ließ ihn mit den Augen rollen. Rasch verließ er die Deckung nach einem Rundumblick noch einmal, stauchte den Schützen halblaut zusammen und kehrte dann zurück.
„Wie eine Herde Waldelefanten“, schimpfte er leise. „Dieser Hogg muss blind, taub und bescheuert sein, damit er uns nicht bemerkt!“
Der Bornländer und die beiden Hunde machten es sich bequem. Sie stellten sich auf eine lange Wartezeit ein und schienen recht geübt darin zu sein. Selbst Roban hatte bald vergessen, dass sie da waren. Auch dieser zeigte sich jedoch geübt – im großen Gegensatz zu den Adlersteinern, die ständig durch Rumgerutsche, Gescharre und leise Gespräche auffielen und Roban sie ständig zusammenstauchen musste. Zum Glück waren Hogg und seine Mannen noch nicht auf dem Rückweg. Irgendwann, als Roban dicht an Sigismund vorbei musste, raunte dieser leise:
„Ermahnen bringt bei denen wohl nichts. Lass sie für jede Auffälligkeit 15 Liegestütz machen. Vielleicht sind sie dann in ein, zwei Stunden zu müde, um sich freiwillig zu regen. Oder du hast in zwei, drei Tagen Kämpfer, die gut Dampf in den Armen haben.“
Roban grinste breit. In der Tat schien diese Methode zu greifen, denn tatsächlich war nach drei Stunden von den Adlersteinern kein Mucks mehr zu hören. Doch es sollte spät in der Nacht werden, bis das Warten belohnt wurde.
Es war zur zweiten Hälfte der Hundswache, als Sigismund Roban ein Zeichen gab, dass er Bewegung ausgemacht hatte. In der Tat näherte sich alsbald eine Gruppe Menschen den Leuten im Versteck. Diese waren ganz offensichtlich Wildnis erfahren, denn sie näherten sich im Gänsemarsch, einer in die Fußstapfen des anderen tretend und nur ein einziges Mal war das Knacken eines kleinen Zweiges zu hören.
Die Männer waren schwer bepackt. Die vorderen zwei trugen an einem Birkenstamm ein Mufflon, der nächste trug auf seinem Rücken einen großen Sack und der vierte trug den fünften auf den Schultern, der sich offensichtlich beim Raubzug schwer verletzt hatte, denn die Kleidung klaffte am Rücken und Beinen auf und war Blut durchtränkt. Er war notdürftig verbunden worden und bewusstlos.
Der Gänsemarsch zog genau in der Mitte zwischen Sigismund und Roban hindurch. Dieser wartete, bis der Mann mit dem Verletzten an ihm vorbei war, dann ließ er schrill den tobrischen Pfiff ertönen. Sigismund auf der anderen Seite fiel ein und kurz darauf ertönte auch der Pfiff von der Höhle. Die Berge warfen den Pfiff in mehrfachem Echo zurück, so dass es den Neuankömmlingen – aber auch den Adlersteinern – durch Mark und Bein ging.
Verwirrt sprangen Hoggs Mannen zusammen, um sich Deckung zu geben und zogen ihre Hiebwaffen. Sie hörten die Töne von drei Seiten und wussten nicht, was sie erwartete. Sie waren so irritert, im Hinterhalt zu sein, dass sie Beute und Bögen fallen ließen, den Verletzen in die Mitte legten und sich Schulter an Schulter um diesen im Kreis stellten.
Doch auch die Adlersteiner Schützen waren zu verdattert, um zu reagieren. Da gab es wohl noch gut etwas zum Üben! Anders hingegen der Bornländer. In kurzer Zeit hatte er zwei Pfeile auf die Reise geschickt und die Hunde hinterher, die sich lautlos in den Kampf warfen. Ihre Fellfärbung ließ sie im nächtlichen Wald nahezu unsichtbar werden und während zwei Mann von Pfeilen getroffen aufschrien, griffen sie ebenfalls die Mannen an.
Sigismund und Roban nickten sich zu, dann sprangen sie aus ihrer Deckung und liefen auf die Halunken zu. Nach und nach gesellten sich die Adlersteiner, die sich wieder gefasst hatten, hinzu und der Ring der Diebe löste sich und sie versuchten, den Verletzten in Richtung der Höhle zu ziehen – als dort plötzlich eine lange Lichterkette den Hang rechts und links des Höhleneingangs erhellte. Ladislaus‘ Zwerge hatten ihre Grubenlampen verteilt und auf ein Signal hin entzündet, während die beiden Adligen mit Fackeln eine alkoholgetränkte Strohspur vor dem Höhleneingang entzündeten und so eine Flammenwand entstehen ließen, in deren Licht ein paar Strohpuppen Schatten an die Bergwand warfen – und so den Dieben vorgaukelten, mehr Leute als tatsächlich vorhanden vor sich zu haben.
Hoggs Trupp erwies sich jedoch als kampferprobt und widerstandsfähig. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich geschlagen gaben. Der Verletzte und ein weiterer Mann waren tot – doch sie hatten auch drei Adlersteiner mit über das Nirgendmeer gerissen. Sigismund hatte einen der stürzenden Adlersteiner ins Kreuz bekommen und hielt sich den Rücken und der Rüde kroch wimmernd auf Ladislaus zu, die Fähe wich nicht von seiner Seite. Ladislaus untersuchte den Hund, ließ sich von Rondrolf ein Stück Stoff holen und verband damit die Wunde des Rüden. Er hatte einen Messerhieb an die Brust bekommen und drei Rippen waren gebrochen. Währenddessen renkte Roban, dessen Ohr im Kampf wieder zu bluten begonnen hatte, Sigismund den Rücken wieder ein.
Die Zwerge hatten die Gefangenen fachgerecht gefesselt und geknebelt und hinderten sie an jeden Befreiungsversuchen, während die verbliebenen Adlersteiner auf Weisung Ladislaus eine Trage anfertigten, um Kolja tragen zu können. Immerhin, er würde durchkommen, Peraine sei Dank! Die Gefallenen beider Seiten wurden auf Bahren gebettet und ebenfalls für den Transport vorbereitet. Dann wurden alle zur Höhle gebracht, Wachen eingeteilt und eine Erholungspause für die Verletzten angeordnet. Ladislaus, Rondrolf und Sambrax übernahmen die Wache.