Entführung des Prinzenpaares - Immer weiter: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Wehrmeister hatte nach dem Aufstehen an jeden einen Streifen Stoff mit einem kleinen waagerechten Schlitz verteilt. Diesen sollten sich alle vor die Augen binden. Als er Tyrians mehr rhetorische Frage hörte antwortete er trotzdem:<br/>"Damit der Herr Praios keinem das Licht der Augen nimmt, haben wir diese Stoffstreifen. Immer noch liegt es zwar nur in der Hand des Götterfürsten uns Gnade zu gewähren, aber das tragen dieser Streifen scheint ihn etwas milder zu stimmen."<br/>Dann fügte er noch hinzu: "Manchmal nimmt der Herre Praios das Licht der Augen, wenn die Frau Ifirn uns ihre Flocken gesandt hat, um uns zu warnen und uns zu zeigen, wie es in der ewigen Dunkelheit sein kann. Wenn man alleine unterwegs ist, so ist das der sichere Tod, wenn man in Gesellschaft reiste, so ist es eine eindrückliche Warnung seinen Lebenswandel zu überdenken."<br/>Thorben blickte, während er den Gefährten aus dem Fenster half, hinüber zur Felsnadel der Burg. Sie würden nochmal alle Reserven mobilisieren müssen, wenn sie die Burg vor Anbruch der Nacht erreichen wollten, würden sie das nicht schaffen, wären sie verloren.<br/>Er hatte auch nochmal überlegt, ob er ihro Gnaden [http://golgariten.de/dramatis-personae/golgariten/lyeria/ Lyeria] wegen seiner Bedenken erneut ansprechen sollte, hatte aber davon Abstand genommen, weil er der Meinung war, daß, wenn sie seine Bedenken teilen würde, sie sich bereits gekümmert oder erneut das Gespräch gesucht hätte. Er blickte zu Ardan und sagte:<br/>"Herr von Schmalfurt, wenn ihr zuerst die Spitze übernehmen könntet! Wir werden dann in gewissen Abständen oder wenn es die Kräfte gebieten wechseln."<br/>"Ein guter Gedanke. Wehrmeister", meinte Adran und nickte. Dann band er sich die Augenbinde um und sagte beiläufig:<br/>"Mein Herr Vater würde nun sagen, wir sähen mit diesem Zeug aus wie [[wikav:Maraskan|maraskanische]]Dschungelkämpfer."<br/>"Maraskische Tschunkel-Kämpfer?" fragte der Baron Tyrian, der noch zwei Holzscheite bei sich verstaute, irritiert. Adran klärte ihn auf, während er noch einmal den Sitz der Schneeschuhe prüfte.<br/>"Stellt euch eure heimischen Strauchdiebe mit solchen Binden oder mit  Gesichtsbemalung vor. Die greifen aber nicht nur einfach aus dem Hinterhalt an, sondern vielleicht noch von unten oder von oben. Und ob Schwert, Gabel oder Gift, sie führen jedes Ding mit Todesverachtung in die Schlacht."<br/>Baron Tyrian blickte zweifelnd.<br/>"Seid Ihr da sicher?"<br/>Adran zuckte mit den Schultern.<br/>"Sicher bin ich nur, daß wir eben noch Glut für die Pfeife hätten mitnehmen sollen."<br/>Dann wandte er sich um und stapfte mit prüfenden Schritten voran. Auch [[gar:Greifenfurt:Answin von Boronshof|Answin]] kletterte hinaus in die strahlend schöne - und doch so tödliche - Bergwelt. Er folgte den Anweisungen der Kundigen und fettete sich gründlich ein, so wie er auch die Schneebrille aufsetzte. Prüfend warf er einen Blick zur so nahe scheinenden Burg hinüber - die doch noch so unendlich fern war. Was war es, was sie dort erwartete? Mit einem energischen Kopfschütteln versuchte er die trüben Gedanken zu vertreiben und wartete auf das Zeichen zum Aufbruch. Er war entschlossen, das Letzte zu geben, um die Burg noch heute zu erreichen und den Gefährten nicht zur Last zu fallen.<br/>Edelbrecht atmete noch einmal tief durch, ehe er gleich nach Adran von Schmalfurt hinaus in das reglose glühende Meer stieg. Der Firn knirschte unter jedem Tritt der festen Stiefel. Der Blick immer wieder fest auf die vor ihnen liegende Burg gerichtet. Die Götter waren gnädig genug keinen neuen Schnee zu schicken, doch noch immer peitschte der Wind über das Land und wirbelte Kristalle zum Firunstanz in die Luft. Gegen Mittag machte die Gruppe nur kurz Rast und nahm ein wenig Proviant zu sich - zu sehr lockte das lange ersehnte Ende dieser Queste. Jeder mühte sich darum die Zuversicht über die Sorge gewinnen zu lassen - mit einem Rondrachoral auf den Lippen brachen sie erneut auf.<br/>[[alm:Antara d'Altea|Antara]] hatte in der Nacht tief und traumlos geschlafen, ein ungewöhnlicher Umstand, wo sie doch tags zuvor die Nähe ihres Gottes verspürt hatte. Immer noch müde reckte sie die steifen Glieder und zog sich in eine ruhige Ecke zurück für ein stummes Gebet. Sie packte ihr Gepäck wieder sorgfältig für den bevorstehenden Marsch zusammen und nach kurzem Überlegen nahm sie, wie die anderen auch, einige Holzscheite mit. Man wußte nie, wofür diese noch gut sein würden. Die Augenbinden betrachtete sie verwundert, fragte aber nicht weiter nach. Als sie sich raus in weiße Pracht begab, verstand sie.<br/>"Wer hätte das gedacht? Der Herr Praios läßt sein gleisendes Licht hier ebenso hell und blendend erstrahlen wie in der [[wikav:Khom|Khom]] ... nur bei weitem nicht so heiß", bemerkte sie.<br/>Der Rondrachoral durchbrach die Monotonie des Marsches mit den Schneeschuhen. Immer wieder war er in die Fußstapfen des [[gar:Greifenfurt:Hundsgrab Lehen|Hundsgrabers]] getreten. Bisher war es deutlich einfacher als der gestrige Aufstieg. Urion blinzelte durch seine Augenbinde fast geblendet von Praios Herrlichkeit. Welch imposante Demonstration der Macht des Götterfürsten. Aber war dies nicht auch ein Zeichen des göttlichen Wohlwollens für diese Queste? Wer oder was sollte dem strahlenden Licht des Herren der derischen Ordnung widerstehen. Tief im Inneren berührte eine zuversichtliche Hoffnung den Rittmeister. Sie würden es schaffen, sie würden das Cronprinzenpaar retten und dem Eberstamm den Stammhalter zurückbringen.<br/>Ein Wink des Wehrmeisters riss Urion aus seinen Gedanken. Er sollte nun nach vorn und die Spur treten. Nun! Er hatte gewusst, dass auch er auf diesem Marsch gefordert würde. Mit ausgreifenden Schritten überholte er den Prinzen und trat im Takt des Rondrachorals an die Spitze, um den [[gar:Greifenfurt:Burg Schmalfurt|Schmalfurter]] abzulösen. Mit neuer Zuversicht warf er einen kurzen Blick zurück. Die [[Briefspieltext vielleicht mit::Golgariten]] hielten sich hervrorragend. [http://golgariten.de/dramatis-personae/golgariten/timokles-hydidon/ Timokles]] sah man die Erschöpfung zwar an, aber man sah auch jenen unbändigen Stolz, der einen Menschen vorantrieb, wenn keiner mehr an ein Vorankommen glaubte. Dieser Junge hatte sich wahrhaftig gut gehalten. Wenn dies alles vorbei war, würde Urion ihm ein kleines Geschenk zukommen lassen. Er wusste auch schon, was.<br/>Als alle ein paar Atemzüge pausiert hatten, griff Urion mit stetigem Schritt aus. Er würde erst wieder anhalten, wenn der Wehrmeister ihn abzulösen gedachte.<br/>Wie konnte es nur so schrecklich kalt sein? [[gar:Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|Ardo]] hatte trotz seiner jungen Jahre schon manchen harten Greifenfurter Winter erlebt und dabei auch das eine und andere Mal erbärmlich gefroren. Doch nichts davon hatte ihn auf diese Qual hier vorbereitet. Zudem schien es immer kälter zu werden, je höher man kam, dabei kam man Praios doch eigentlich immer näher und es hätte wärmer werden müssen. Aber es war nunmal Winter, da galten Firuns Gesetze.<br/>'Nimm dich zusammen Ardo! Wenn deine Mutter dich aus [[wikav:Alveran|Alveran]] betrachtet, muss sie sich ja für dich schämen!' schalt er sich während der kurzen Pause beim Führungswechsel in Gedanken selbst. Mit einem Ruck straffte er die Gurte an seinem Rucksack und setzte sich entschlossen hinter Urion an die zweite Stelle der Marschreihe, um zu signalisieren, dass er nach diesem die aufreibende Führungsarbeit übernehmen würde.<br/>Thorben lächelte in sich hinein. Bisher hatten die Wechsel in der Führung gut geklappt, und fast jeder hatte seinen Teil beigetragen. Urion war der Aufforderung ohne Zögern nachgekommen, und dieser Ardo hatte sich direkt hinter ihn gestellt, obwohl es eigentlich noch gar nicht wieder an ihm gewesen wäre.<br/>"Gut!" dachte Thorben. "Besser so, als wenn sich keiner mehr findet."<br/>Er blickte am Zug entlang. Man sah nicht viel von den Gesichtern, aber auch so war an der Körperhaltung zu erkennen, wer wie angestrengt war. Nun, es würde weitergehen müssen, und sie würden es schaffen. Denn was er sah, waren alles tapfere Menschen voller Pflichtgefühl und Opferbereitschaft. Zuversicht durchströmte den Wehrmeister, und nach einem kurzen Blickwechsel mit dem Prinzen, der jetzt schon bei der kleinsten Pause ungeduldig wirkte, gab Thorben das Zeichen zum weitermarschieren und stimmte den Praioschoral "Es fährt ein Flammenwagen" an.<br/>[[Briefspieltext vielleicht mit::Erlan von Sindelsaum]] hatte sich den ganzen anstrengenden Marsch über ruhig verhalten. Er war es durchaus gewohnt lange Strecken zu laufen, aber der Marsch durch den hohen Schnee zehrte auch an seinen Kräften. Aufmerksam beobachtete er seine Mitreisenden, doch sie schienen sich bisher gut zu schlagen. Er hoffte nur, dass sie nicht völlig erschöpft bei der Burg des Entführers ankommen würden.<br/>Die Golgariten bildeten eine Einheit am Ende des Zuges und enthielten sich der allgemeinen Hochstimmung, die durch die Choräle zu Tage trat, sondern hüllten sich in borongefälliges Schweigen. Doch auch in Gedanken war die Führerin der Delegation, Lyeria, nicht bei dem Ziel der Reise, sondern etwas ganz anderes bewegte die Ritterin. Die Nacht über wurde sie von Träumen geplagt. Sie sah Bilder, in denen ihre beiden schutzbefohlenen Knappen in schwerste Bedrängnis gerieten und dem Tode nahe waren. Genau konnte sie den Traum nicht mehr rekonstruieren, was sie noch mehr beunruhigte. So zermarterte sie ihren Kopf, während sie ohne nachzudenken in die Fußstapfen der Vordermänner trat. Sie konnte nicht sagen, ob es sich bei dem Traum um eine Vision des Herrn der Träume, des dunklen Boron, handelte, oder um ihre eigenen Befürchtungen und Ängste, die sie in ihren Träumen wieder beschäftigen, ein Phänomen, wie es auch bei vielen Einwohnern in [[wikav:Noioniten|Noionitenanstalten]] in heftigerer Form auftritt. Insgeheim bereute sie es nun jedoch, dass sie die beiden jungen Knappen mit in die Ungewissheit und den möglichen Tod führte und sie nicht in der Hütte zurückgelassen zu haben, wie der Wehrmeister es vorschlug. Dan straffte sie ihre Gestalt und murmelte kaum hörbar in ihren Mundschutz:<br/>"Ihnen wird nichts geschehen und ebenso wenig dem Prinzen und seinem Bruder samt Gemahlin."<br/>Immer näher kamen die steilen und schroffen Felsen der Firntrutzer Berge. Die Nachmittagssonne hüllte den Turm und die davor liegenden alten Tannen in Schatten. Nur noch eine knappe Meile ... das Ziel war zum greifen nah. Der Gruppe um Prinz Edelbrecht sah man an, dass die Anstrengungen der Wanderschaft für diese letzten Schritte vergessen schien - so nah an der lange ersehnten Gewissheit. Manchem erschien der von weißen Atemwölkchen begleitete Praioschoral wie ein Gebet an die Götter - wie ein Dank für die Begleitung auf dem bisherigen Weg, wie eine Bitte darum, dass die in ihnen keimende Hoffnung nicht jäh zerschlagen wird, wenn sie die Burg erst mal erreichen würden. Was würde dort auf sie warten ... der Tod, wie in der Almhütte im Tal? ...<br/>Enttäuschung, wenn die Burg leer sein würde?<br/>... die Freude, das Prinzenpaar retten zu können?
 
Der Wehrmeister hatte nach dem Aufstehen an jeden einen Streifen Stoff mit einem kleinen waagerechten Schlitz verteilt. Diesen sollten sich alle vor die Augen binden. Als er Tyrians mehr rhetorische Frage hörte antwortete er trotzdem:<br/>"Damit der Herr Praios keinem das Licht der Augen nimmt, haben wir diese Stoffstreifen. Immer noch liegt es zwar nur in der Hand des Götterfürsten uns Gnade zu gewähren, aber das tragen dieser Streifen scheint ihn etwas milder zu stimmen."<br/>Dann fügte er noch hinzu: "Manchmal nimmt der Herre Praios das Licht der Augen, wenn die Frau Ifirn uns ihre Flocken gesandt hat, um uns zu warnen und uns zu zeigen, wie es in der ewigen Dunkelheit sein kann. Wenn man alleine unterwegs ist, so ist das der sichere Tod, wenn man in Gesellschaft reiste, so ist es eine eindrückliche Warnung seinen Lebenswandel zu überdenken."<br/>Thorben blickte, während er den Gefährten aus dem Fenster half, hinüber zur Felsnadel der Burg. Sie würden nochmal alle Reserven mobilisieren müssen, wenn sie die Burg vor Anbruch der Nacht erreichen wollten, würden sie das nicht schaffen, wären sie verloren.<br/>Er hatte auch nochmal überlegt, ob er ihro Gnaden [http://golgariten.de/dramatis-personae/golgariten/lyeria/ Lyeria] wegen seiner Bedenken erneut ansprechen sollte, hatte aber davon Abstand genommen, weil er der Meinung war, daß, wenn sie seine Bedenken teilen würde, sie sich bereits gekümmert oder erneut das Gespräch gesucht hätte. Er blickte zu Ardan und sagte:<br/>"Herr von Schmalfurt, wenn ihr zuerst die Spitze übernehmen könntet! Wir werden dann in gewissen Abständen oder wenn es die Kräfte gebieten wechseln."<br/>"Ein guter Gedanke. Wehrmeister", meinte Adran und nickte. Dann band er sich die Augenbinde um und sagte beiläufig:<br/>"Mein Herr Vater würde nun sagen, wir sähen mit diesem Zeug aus wie [[wikav:Maraskan|maraskanische]]Dschungelkämpfer."<br/>"Maraskische Tschunkel-Kämpfer?" fragte der Baron Tyrian, der noch zwei Holzscheite bei sich verstaute, irritiert. Adran klärte ihn auf, während er noch einmal den Sitz der Schneeschuhe prüfte.<br/>"Stellt euch eure heimischen Strauchdiebe mit solchen Binden oder mit  Gesichtsbemalung vor. Die greifen aber nicht nur einfach aus dem Hinterhalt an, sondern vielleicht noch von unten oder von oben. Und ob Schwert, Gabel oder Gift, sie führen jedes Ding mit Todesverachtung in die Schlacht."<br/>Baron Tyrian blickte zweifelnd.<br/>"Seid Ihr da sicher?"<br/>Adran zuckte mit den Schultern.<br/>"Sicher bin ich nur, daß wir eben noch Glut für die Pfeife hätten mitnehmen sollen."<br/>Dann wandte er sich um und stapfte mit prüfenden Schritten voran. Auch [[gar:Greifenfurt:Answin von Boronshof|Answin]] kletterte hinaus in die strahlend schöne - und doch so tödliche - Bergwelt. Er folgte den Anweisungen der Kundigen und fettete sich gründlich ein, so wie er auch die Schneebrille aufsetzte. Prüfend warf er einen Blick zur so nahe scheinenden Burg hinüber - die doch noch so unendlich fern war. Was war es, was sie dort erwartete? Mit einem energischen Kopfschütteln versuchte er die trüben Gedanken zu vertreiben und wartete auf das Zeichen zum Aufbruch. Er war entschlossen, das Letzte zu geben, um die Burg noch heute zu erreichen und den Gefährten nicht zur Last zu fallen.<br/>Edelbrecht atmete noch einmal tief durch, ehe er gleich nach Adran von Schmalfurt hinaus in das reglose glühende Meer stieg. Der Firn knirschte unter jedem Tritt der festen Stiefel. Der Blick immer wieder fest auf die vor ihnen liegende Burg gerichtet. Die Götter waren gnädig genug keinen neuen Schnee zu schicken, doch noch immer peitschte der Wind über das Land und wirbelte Kristalle zum Firunstanz in die Luft. Gegen Mittag machte die Gruppe nur kurz Rast und nahm ein wenig Proviant zu sich - zu sehr lockte das lange ersehnte Ende dieser Queste. Jeder mühte sich darum die Zuversicht über die Sorge gewinnen zu lassen - mit einem Rondrachoral auf den Lippen brachen sie erneut auf.<br/>[[alm:Antara d'Altea|Antara]] hatte in der Nacht tief und traumlos geschlafen, ein ungewöhnlicher Umstand, wo sie doch tags zuvor die Nähe ihres Gottes verspürt hatte. Immer noch müde reckte sie die steifen Glieder und zog sich in eine ruhige Ecke zurück für ein stummes Gebet. Sie packte ihr Gepäck wieder sorgfältig für den bevorstehenden Marsch zusammen und nach kurzem Überlegen nahm sie, wie die anderen auch, einige Holzscheite mit. Man wußte nie, wofür diese noch gut sein würden. Die Augenbinden betrachtete sie verwundert, fragte aber nicht weiter nach. Als sie sich raus in weiße Pracht begab, verstand sie.<br/>"Wer hätte das gedacht? Der Herr Praios läßt sein gleisendes Licht hier ebenso hell und blendend erstrahlen wie in der [[wikav:Khom|Khom]] ... nur bei weitem nicht so heiß", bemerkte sie.<br/>Der Rondrachoral durchbrach die Monotonie des Marsches mit den Schneeschuhen. Immer wieder war er in die Fußstapfen des [[gar:Greifenfurt:Hundsgrab Lehen|Hundsgrabers]] getreten. Bisher war es deutlich einfacher als der gestrige Aufstieg. Urion blinzelte durch seine Augenbinde fast geblendet von Praios Herrlichkeit. Welch imposante Demonstration der Macht des Götterfürsten. Aber war dies nicht auch ein Zeichen des göttlichen Wohlwollens für diese Queste? Wer oder was sollte dem strahlenden Licht des Herren der derischen Ordnung widerstehen. Tief im Inneren berührte eine zuversichtliche Hoffnung den Rittmeister. Sie würden es schaffen, sie würden das Cronprinzenpaar retten und dem Eberstamm den Stammhalter zurückbringen.<br/>Ein Wink des Wehrmeisters riss Urion aus seinen Gedanken. Er sollte nun nach vorn und die Spur treten. Nun! Er hatte gewusst, dass auch er auf diesem Marsch gefordert würde. Mit ausgreifenden Schritten überholte er den Prinzen und trat im Takt des Rondrachorals an die Spitze, um den [[gar:Greifenfurt:Burg Schmalfurt|Schmalfurter]] abzulösen. Mit neuer Zuversicht warf er einen kurzen Blick zurück. Die [[Briefspieltext vielleicht mit::Golgariten]] hielten sich hervrorragend. [http://golgariten.de/dramatis-personae/golgariten/timokles-hydidon/ Timokles]] sah man die Erschöpfung zwar an, aber man sah auch jenen unbändigen Stolz, der einen Menschen vorantrieb, wenn keiner mehr an ein Vorankommen glaubte. Dieser Junge hatte sich wahrhaftig gut gehalten. Wenn dies alles vorbei war, würde Urion ihm ein kleines Geschenk zukommen lassen. Er wusste auch schon, was.<br/>Als alle ein paar Atemzüge pausiert hatten, griff Urion mit stetigem Schritt aus. Er würde erst wieder anhalten, wenn der Wehrmeister ihn abzulösen gedachte.<br/>Wie konnte es nur so schrecklich kalt sein? [[gar:Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|Ardo]] hatte trotz seiner jungen Jahre schon manchen harten Greifenfurter Winter erlebt und dabei auch das eine und andere Mal erbärmlich gefroren. Doch nichts davon hatte ihn auf diese Qual hier vorbereitet. Zudem schien es immer kälter zu werden, je höher man kam, dabei kam man Praios doch eigentlich immer näher und es hätte wärmer werden müssen. Aber es war nunmal Winter, da galten Firuns Gesetze.<br/>'Nimm dich zusammen Ardo! Wenn deine Mutter dich aus [[wikav:Alveran|Alveran]] betrachtet, muss sie sich ja für dich schämen!' schalt er sich während der kurzen Pause beim Führungswechsel in Gedanken selbst. Mit einem Ruck straffte er die Gurte an seinem Rucksack und setzte sich entschlossen hinter Urion an die zweite Stelle der Marschreihe, um zu signalisieren, dass er nach diesem die aufreibende Führungsarbeit übernehmen würde.<br/>Thorben lächelte in sich hinein. Bisher hatten die Wechsel in der Führung gut geklappt, und fast jeder hatte seinen Teil beigetragen. Urion war der Aufforderung ohne Zögern nachgekommen, und dieser Ardo hatte sich direkt hinter ihn gestellt, obwohl es eigentlich noch gar nicht wieder an ihm gewesen wäre.<br/>"Gut!" dachte Thorben. "Besser so, als wenn sich keiner mehr findet."<br/>Er blickte am Zug entlang. Man sah nicht viel von den Gesichtern, aber auch so war an der Körperhaltung zu erkennen, wer wie angestrengt war. Nun, es würde weitergehen müssen, und sie würden es schaffen. Denn was er sah, waren alles tapfere Menschen voller Pflichtgefühl und Opferbereitschaft. Zuversicht durchströmte den Wehrmeister, und nach einem kurzen Blickwechsel mit dem Prinzen, der jetzt schon bei der kleinsten Pause ungeduldig wirkte, gab Thorben das Zeichen zum weitermarschieren und stimmte den Praioschoral "Es fährt ein Flammenwagen" an.<br/>[[Briefspieltext vielleicht mit::Erlan von Sindelsaum]] hatte sich den ganzen anstrengenden Marsch über ruhig verhalten. Er war es durchaus gewohnt lange Strecken zu laufen, aber der Marsch durch den hohen Schnee zehrte auch an seinen Kräften. Aufmerksam beobachtete er seine Mitreisenden, doch sie schienen sich bisher gut zu schlagen. Er hoffte nur, dass sie nicht völlig erschöpft bei der Burg des Entführers ankommen würden.<br/>Die Golgariten bildeten eine Einheit am Ende des Zuges und enthielten sich der allgemeinen Hochstimmung, die durch die Choräle zu Tage trat, sondern hüllten sich in borongefälliges Schweigen. Doch auch in Gedanken war die Führerin der Delegation, Lyeria, nicht bei dem Ziel der Reise, sondern etwas ganz anderes bewegte die Ritterin. Die Nacht über wurde sie von Träumen geplagt. Sie sah Bilder, in denen ihre beiden schutzbefohlenen Knappen in schwerste Bedrängnis gerieten und dem Tode nahe waren. Genau konnte sie den Traum nicht mehr rekonstruieren, was sie noch mehr beunruhigte. So zermarterte sie ihren Kopf, während sie ohne nachzudenken in die Fußstapfen der Vordermänner trat. Sie konnte nicht sagen, ob es sich bei dem Traum um eine Vision des Herrn der Träume, des dunklen Boron, handelte, oder um ihre eigenen Befürchtungen und Ängste, die sie in ihren Träumen wieder beschäftigen, ein Phänomen, wie es auch bei vielen Einwohnern in [[wikav:Noioniten|Noionitenanstalten]] in heftigerer Form auftritt. Insgeheim bereute sie es nun jedoch, dass sie die beiden jungen Knappen mit in die Ungewissheit und den möglichen Tod führte und sie nicht in der Hütte zurückgelassen zu haben, wie der Wehrmeister es vorschlug. Dan straffte sie ihre Gestalt und murmelte kaum hörbar in ihren Mundschutz:<br/>"Ihnen wird nichts geschehen und ebenso wenig dem Prinzen und seinem Bruder samt Gemahlin."<br/>Immer näher kamen die steilen und schroffen Felsen der Firntrutzer Berge. Die Nachmittagssonne hüllte den Turm und die davor liegenden alten Tannen in Schatten. Nur noch eine knappe Meile ... das Ziel war zum greifen nah. Der Gruppe um Prinz Edelbrecht sah man an, dass die Anstrengungen der Wanderschaft für diese letzten Schritte vergessen schien - so nah an der lange ersehnten Gewissheit. Manchem erschien der von weißen Atemwölkchen begleitete Praioschoral wie ein Gebet an die Götter - wie ein Dank für die Begleitung auf dem bisherigen Weg, wie eine Bitte darum, dass die in ihnen keimende Hoffnung nicht jäh zerschlagen wird, wenn sie die Burg erst mal erreichen würden. Was würde dort auf sie warten ... der Tod, wie in der Almhütte im Tal? ...<br/>Enttäuschung, wenn die Burg leer sein würde?<br/>... die Freude, das Prinzenpaar retten zu können?
  
[[Kategorie:Abenteuer]]
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Version vom 17. Juli 2017, 20:00 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Verschollene Eber - Im Kosch"