Eine Besessenheit auszutreiben - Im Namen des Prinzen

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Autor: Geron

Dachsbau, Travia 1034

Gamsbart Wangenmoos schlurfte verschlafen durch den Garten des Dachsbaus. Er gähnte gerade herzhaft und streckte sich dabei so sehr, dass ihm das Wams aus dem Gürtel rutschte. Hastig versuchte er das widerspenstige Kleidungstück unter den Gürtel zu stopfen als der Nachtwächter, Eckbart Wamsler, um die Ecke bog.
Eckbart grüßte den derangiert aussehenden Dorfwaibel „Was ist denn mit dir los Gamsbart? Ist dir nicht gut?“
Gamsbart winkte müde ab und friemelte endlich den Gürtel wieder über das Wams. „Ach das ist nichts weiter. Alma hat mich nur mal wieder auf Diät gesetzt. Herbstfasten und so. Du weist schon.“ Resigniert zuckte Gamsbart mit den Schultern. Wie um seine Aussage zu unterstreichen knurrte sein Magen in diesem Moment ganz erbärmlich.
Eckbart warf ihm einen mitleidigen Blick zu. Ob wegen der Diät, oder dem Aufzug des Dorfwaibels blieb dabei sein Geheimnis.
„Naja hier war jedenfalls alles ruhig.“ Sagte Eckbart und zwinkerte Gamsbart verschwörerisch zu. „Wie immer.“ Antwortete Gamsbart mit einem schiefen lächeln. Weder er als Dorfwaibel, mit seinen drei Untergebenen, noch Eckbart der Nachtwächter hatten schrecklich viel zu tun. Am häufigsten war der Wachdienst am Dachsbau den Gamsbart heute selber schieben musste. Ab und an gab es mal Ärger mit Durchreisenden, oder es galt einen Nachbarschaftsstreit zu schlichten. Meistens schoben sie hier aber eine ziemlich ruhige Kugel und der Wachdienst am Dachsbau gehörte dazu.
Während sich Eckbart auf dem Heimweg zu seinem Bett machte beendete Gamsbart seinen Rundgang durch den Garten des Dachsbaus und steuerte nun zielstrebig auf sein eigentliches Ziel zu, dem Allerheiligsten des barönlichen Wohnsitzes, der Küche. Ihn hatten die guten Gerüche aus Baroschas Küche schon eine Weile begleitet und sein Magen hatten ihm immer deutlicher zu verstehen gegeben was er von dem Frühstück aus Karottenschnitzen hielt, dass ihm seine Gattin heute Morgen serviert hatte.
Als er die Küche betrat und ihm die guten Gerüche endgültig in die Nase drangen krampfte sich sein Magen vollends zusammen und ließ ein grummeln hören, der die in ihre Arbeit vertiefte Köchin aufschrecken ließ. „Gamsbart mein Junge was hast du denn?“ rief die Köchin und blickte den dicklichen Dorfwaibel erschrocken an. „Du bist ganz weiß um die Nase. Setz dich doch hin.“ Die Hügelzwergin schob ihm mit einem besorgten Gesichtsausdruck einen Hocker hin. Gamsbart ließ sich sofort ermattet auf den Schemel fallen. Das knirschende Geräusch den dieser dabei veranstaltete sorgte für einen weiteren besorgten Blick der Köchin, doch der Schemel hielt.
Bevor er sich versah hatte er eine dampfende Schale mit gesüßtem Brei vor sich. Während Gamsbart noch die Schüssel in sich hineinschlang brachte ihm Baroscha noch ein Stück Honigkuchen „von gestern“ herüber. Gamsbart hatte seine Schüssel schon fast ausgelöffelt, als er auf einmal innehielt. Wenn Alma von seinem zweiten Frühstück erfuhr würde der Haussegen daheim ganz schön schief hängen. Gehetzt blickte er sich um, aber trotz des Besuches durch den Erbprinzen waren außer Baroscha und ihm niemand zu sehen.
„Du Baroscha, kann das hier zwischen uns bleiben.“
Baroscha warf ihm einen mittleidigem Blick zu. „Hat Alma dich wieder auf Diät gesetzt?“
Das mittleidige Nicken des Dorfwaibels war zum Herz Zereisen. „Natürlich bleibt das unter uns. Für die Hausmägde kann ich aber nicht bürgen. Iss also lieber schnell auf.“
Gamsbart machte sich mit gehetztem Blick daran den letzten Rest Brei aufzuessen, als die Tür aufknallte. Vor Schreck ließ Gamsbart die Schüssel fallen und der letzte Rest Brei ergoss sich über sein Wams. So ein Ärger aber auch. In der Tür stand Lechdan Sirbensack, der Leibdiener des Barons, und grinste den Dorfwaibel an. „Seine Hochgeboren wünscht dich zu sehen.“ Lechdan gab dem verdatterten Dorfwaibel keine Gelegenheit sich die Spuren seines Missgeschickes mehr als nur Notdürftig abzuwischen. Die Spuren des Honigs mit dem der Brei gesüßt gewesen war glitzerten überdeutlich auf Gamsbarts Wams. Gamsbart war sich fast sicher, dass Lechdan sich an seiner misslichen Situation erfreute.
Der Leibdiener führte ihn geradewegs in die gemütliche Wohnstube des Barons. Dieser stand entspannt neben dem offenen Fenster, während Erbprinz Anshold in einem gemütlichen Sessel saß und dem nach ihm benannten Hund streichelte.
Kaum erblickte Anshold den Dorfwaibel begann dieser freudig zu hecheln und trottete herüber um sich seine Streicheleinheiten abholen zu kommen. Also der Hund, nicht der Prinz. Der Prinz blickte dem Hund dabei verdutzt hinterher. Dann trafen seine Augen auf die vielen frischen Flecken auf dem Wams Gamsbarts und seine Augen zogen sich unmerklich zusammen. Baron Erlan drehte sich im gleichen Moment vom Fenster zu ihm hin und begrüßte seinen Bediensteten.
Auch Erlans Augen weiteten sich angesichts von Gamsbarts derangiertem Aufzug etwas, doch kannte er Gamsbart zu Genüge und enthielt sich jeden Kommentars.
„Das ist der Mann von dem ich euch erzählt habe.“ Sagte der Baron stattdessen an den Erbprinzen gewandt.
Gamsbart war wie vom Donner gerührt. Der Baron hatte mit dem Prinzen über ihn gesprochen? Was hatte er denn nur angestellt? Die beiden hatten doch sicher wichtigere Gesprächsthemen als sich über einen einfachen Dorfwaibel den Kopf zu zerbrechen.
„Ist er denn geeignet für einen solch delikaten Geheimauftrag?“
Geheimauftrag? Gamsbart verstand die Welt nicht mehr. Er war Dorfwaibel und kein Agent der KGIA. Ein furchtbarer Gedanke beschlich ihn. Waren die beiden Adligen etwa betrunken, oder erlaubten sie sich einen Scherz auf seine Kosten, etwa wegen der Flecken auf dem Wams.
„Ja.“ Hörte er den Baron sagen. „Er ist absolut vertrauenswürdig. Ich kenne ihn seit meinen Kindertagen. Außerdem ist er absolut unauffällig.“
Immerhin das stimmte. Der Baron und er kannten sich wirklich schon lange. Als kleine Knirpse hatten sie oft zusammen gespielt. Aber was war das nur wieder mit unauffällig sein.
„Da habt ihr Recht. Dann weiht ihn ein.“ Hörte er nun den Erbprinzen
In was den einweihen? Fragte sich Gamsbart
„Gamsbart“ drang nun die strenge Stimme Erlan zu ihm durch. „Hörst du überhaupt zu.“
„Jawohl.“ Gamsbart schlug zackig die Hacken zusammen, wobei ganz so zackig war es dann doch nicht, denn noch bevor die Hacken sich berührten trafen sie den ahnungslosen Anshold, also den Hund nicht den Prinzen am Hinterteil. Mit einem überraschten jaulen sprang der Hund nach vorne und versteckte sich erst einmal hinter dem Lehnstuhl des Prinzen.
Prinz und Baron runzelten ihre jeweilige Stirn und tauschten einen kurzen Blick aus. Gamsbart lief derweil dunkelrot an.
„Nun hol erstmal Luft.“ Ermahnte ihn der Baron. „Also wir haben einen Auftrag für dich. Er erfordert absolutes Stillschweigen und Diskretion.“
Gamsbart nickte eifrig, während der Baron fortfuhr. „Du wirst nach Punin reisen und dort eine gewisse Luciana Pitanza aufsuchen und ihr diesen Brief übergeben. Es geht um nichts gefährliches, aber du wirst verstehen, dass du angesichts der Abspaltung Almadas vom Reich absolutes Stillschweigen über deinen Auftraggeber zu bewahren hast. Du wirst also offiziell für das Handelshaus Stippwitz unterwegs sein. Wir haben dir bereits passende Kleidung und Briefe besorgt.
Nachdem du den Brief des Prinzen übergeben hast begibst du dich wieder auf die Heimreise. Lechdan wird dir einen Beutel mit dem Reisegeld aushändigen. Du wirst gleich morgen aufbrechen.“
Gamsbart war wie vom Donner gerührt. Er sollte bis nach Punin reisen. Als Agent und Bote des Erbprinzen. Er Gamsbart, der Dorfwaibel der noch nie außerhalb des Kosch gewesen war und selbst die Reisen außerhalb der Grafschaft an einer Hand abzählen konnte. Hatten sie denn dafür niemand besseren?
Aber Gamsbart beherrschte den Drang den Befehl in Frage zu stellen, sondern nickte nur.
„Noch Fragen?“ fragte ihn der Baron in einem Tonfall der klar machte, dass er keine Fragen mehr zu haben hatte. Gamsbart schüttelte den Kopf.
Langsam wankte er aus dem Zimmer. Die Vorstellung so weit reisen zu müssen hatte ihn mit einem Mal ganz schwach werden lassen. Erst als er da Zimmer verlassen hatte lugte Anshold wieder hinter dem Lehnsthul vor, also der Hund nicht der Prinz.