Besuch aus einem anderen Land - Ein Wandersmann auf sumpf'gen Pfad

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Sommer am Anfang 1041 BF
Ein Wandersmann auf sumpf'gen Pfad
Ein Wandersmann auf sumpf'gen Pfad


Kapitel 3

Ein Wandersmann auf sumpf'gen Pfad
Autor: Rainfried

Grimsaus Ehr, Spätsommer 1033 BF

Das brackig-sumpfige Wasser hatte sich schon so in die Ledersandalen des Wandernden eingesogen, dass er genauso gut barfuß auf dem leidlich erkennbaren Weg hätte gehen können. Auch der Saum seiner erdfarbenen Kutte war durch die Nässe schon deutlich dunkler als der Rest.
Seit Wochen war er bereits auf dem Weg, um einen Freund zu besuchen. Und so gern er auch reiste, so ungern tat er es zu Fuß, und noch viel ungerner in einem schwer begehbaren Sumpfgebiet. Der mit reichlich gutem Essen und Wein und Bier gepflegte und nur von einer Kordel einigermaßen im Zaum gehaltene Bauch machte ihm das Wandern auch nicht wirklich leichter.
Schwer atmend ließ sich der Wanderer auf einem Baumstumpf nieder, seinen Wanderstab neben sich ablegend, fischte aus seiner Reisetasche ein Stück trockenes Schwarzbrot und etwas Käse hervor und besänftigte den aufkommenden Hunger.
„Wie weit es wohl noch ist?“ murmelte er vor sich hin. Weit konnte es doch eigentlich nicht mehr sein, hatte ihm doch die nette Frau in der letzten Siedlung auf diesem Hügel gesagt, er müsse nur dem Weg nach Norden folgen, nicht davon abkommen und sobald er Kies unter den Füßen hätte, wäre er schon angekommen. Nicht mal einen Tag sollte er brauchen, wenn das Wetter nicht umschlagen würde.
Das lag nun schon etwas mehr als einen Tag und eine unerfreuliche Übernachtung mitten im Sumpf zurück. Sollte er wieder in diese Siedlung Hohentrutz zurückkommen, würde er noch ein ernstes Wort mit der Frau führen müssen. Wie war ihr Name noch gewesen? Salwine, genau! Salwine Zwingler.
Aber zuerst musste er an seinem derzeitigen Ziel ankommen.
„Auf geht’s! Sonst wird das heute nichts mehr.“
Auf den Stab an seiner Seite gestützt erhob er sich von seinem Rastplatz.
„Und noch eine Nacht im Freien hier brauche ich nicht.“
„Aber wieso denn nicht? Was gefällt dir denn hier nicht?“
Eine weibliche Stimme hinter ihm ließ ihn zusammenzucken und sich so schnell es ihm möglich war umdrehen. Doch so sehr er auch seinen Blick schweifen ließ, es gelang ihm nicht, den Ursprung der Stimme auszumachen.
„Hallo?“
Zaghaft löste sich das Wort von seinen Lippen.
„Ist da wer?“
Er erhielt keine Antwort. Doch das Gefühl, beobachtet zu werden, blieb.
„Hab’ ich mir das wohl nur eingebildet. Oh Herr, verleihe mir schnelle Füße, damit ich bald ein Dach über dem Kopf habe.“
Er hob den Rucksack auf, der noch neben dem Baumstumpf lag.
„Welches Dach über dem Kopf? Reicht dir das Blattwerk der Bäume nicht?“
Wieder wirbelte der Wanderer um seine Achse, die Stimme erneut hinter sich hörend. Doch wiederum konnte er nichts erkennen.
„Da ist doch wer. Zeig dich, im Namen Aves!“
Seine Stimme war etwas lauter als das erste zögerliche Hallo. Doch konnte die Lautstärke nicht die steigende Furcht überdecken.
„Aber ich bin doch da, du musst nur genauer hinsehen.“
Glockenhelles Lachen erfüllte den Rastplatz.
„Das ist euer Problem: ihr seht, aber erkennt nicht.“
Der Wanderer griff seinen Stab fester, machte auf dem Absatz kehrt und lief, so schnell ihn seine Füße tragen konnten.
Leise konnte er noch die Worte hören: „Du kommst wieder. Auch das ist eure Natur. Die Neugier auf alles Fremde. Und DANN wirst du mich sehen.“
Wie von Sinnen und völlig ohne auf den Weg zu achten lief der Mann weiter und immer weiter. So verschreckt war er, dass er nicht bemerkte, dass das matschende Geräusch, das seine Sandalen auf dem sumpfigen Weg erzeugt hatten einem Knirschen von Leder auf kleinen Steinen gewichen war.
Erst als ihn seine Kräfte verließen, und er keinen weiteren Schritt mehr gehen konnte, blieb er stehen, und stütze sich an dem willkommenen Stein zu seiner Linken ab, um nicht durch den Schwindel der Überanstrengung umzustürzen. Rasselnd sog er den Atem in seine Lungen und schmerzhaft pfeiffend entwich sie wieder. Nur langsam erholte er sich von dem schnellen Lauf, und auch sein Blick wurde langsam wieder weniger verschwommen.
Erst jetzt wurde ihm gewahr, dass eine Handvoll Leute ihn völlig entgeistert ansahen, eine junge Frau ließ vor Überraschung gar einen Korb voll frisch gebackenen Brotes fallen. Und wieder hörte er ein helles Lachen hinter sich.
„Kaum auf den Beinen stehen können, aber die Kraft reicht noch immer, der Herrin an den Poto zu greifen!“
Der Angesprochene wandte seinen Blick zu seiner Linken, und erkannte, dass er sich an einer aus Stein gemeißelten, liegenden Frauenfigur abstützte. Die Pose war ihm nur zu gut bekannt. Die liegende Rahja. Und seine Hand umfasste die wohlgeformte Rundung ihres Gesäßes.
Schnell ließ er die Hand zurückzucken und mühsam drehte er sich um. Seine Augen wanderten über mehrere Holzhäuser und ein etwas fester gemauertes Heim, den einzelnen Menschen, die ihn immer noch völlig ungläubig ansehen, vorsichtig zunickend, und verharrte an dem schönsten Blick, den er sich in diesem Moment vorstellen konnte.
Lange schwarze Haare, die sich wie sanfte Wellen an die Schultern und den wohlgeformten Oberkörper anschmiegten, umrahmten das hübsche Gesicht mit den hohen Wangenknochen und tiefschwarzen Augen. Die Lippen zeigten ein erwartungsvollen Lächeln.
„Madalein,“ er breitete seine Arme aus, „was bin ich froh, dich zu sehen!“
Madalein ging ihm entgegen und erwiderte seine Umarmung herzlich.
„Was ist los, amigo? Du siehst aus, als hättest du ein Espectro gesehen!“
„Vielleicht habe ich das, Belleza, vielleicht habe ich genau das.“
Mit Bedauern löste er sich aus der Umarmung. Madalein sah ihn verwundert an.
„Hättest du etwas, damit ich diese traurigen Reste, die ich einst meine Füße nannte, aufwärmen kann? Dann erzähle ich dir, was mir auf dem Weg hierher widerfahren ist.“
„Aber natürlich, mein Freund. Wir werden dir gleich einen kleinen Zuber mit heißem Wasser richten lassen, damit du wieder etwas Wärme und Kraft bekommst.“
Sie wandte sich an die junge Frau, die mit offenem Mund dastand und den leeren Brotkorb noch immer nur mit einer Hand hielt.
Nella, hebe doch bitte das Pan auf, und mach es sauber. Soviel haben wir nicht, und unser Freund hier muss sich damit abfinden, dass er auf die eine oder andere kleine Piedrecita beißen wird, Geweihter des Herrn Aves oder nicht. Und verständige Alle, dass wir heute Besuch haben. Tacodar Courtoso Vascagni, Diener des Paradiesvogels, lüsterener Schwerenöter und immer willkommener Gast an diesem Ort. Ein kleines Fest scheint mir angebracht.“
Sie wandte sich wieder dem Wanderer zu.
„Ich glaube, etwas gewürztem Muktur wärst du auch nicht abgeneigt?“
Der Angesprochene nickte.
„Dann komm mit in die warme Càmara, und erzähle, was du Neues auf deinen Reisen erfahren hast.“
Ihr Arm legte sich um seine Schultern und sie führte den etwas dicklichen Avesgeweihten zu dem Steinhaus. Tacodar legte den Arm mit einem verschmitzeten Lächeln und den Worten „Was der Herrin gebührt, soll auch der Dienerin zuteil werden.“ um Madaleins Hüfte, die Hand auf ihrem ebenso wohlgeformt runden Gesäß.
Das Klatschen von Madaleins Hand auf der Hand des Gastes war weit über den Rand der Siedlung hinaus zu hören...