Baldur Staubgesicht

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(keine Kurzbeschreibung vorhanden)

Beschreibung

Der Leiter der Angbarer Puppenbühne stammt aus den nicht eben für Humor und Nachsicht bekannten Nordmarken, genauer gesagt aus dem Gratenfelsschen. Als junger Mann viel herumgekommen, scheint er in Angbar seine Bestimmung gefunden zu haben. Seine Neigung, Dinge ungewollt herauszuplappern oder zu veralbern, kann er in dieser Position in geregelte Bahnen lenken -


Werdegang

(...) Von einer denkwürdigen Episod noch will ich Euch berichten, die sich allhier zugetragen. Meister Pagol, der nahezu heilige Wahrer der Ordnung von Praios Gnaden, wollte auf seiner Fahrt durch die Mittellande auch die Stadt des Landgrafen Alrik bereisen, was gehörigen Aufruhr und fromme Erwartung unter den praiosfürchtigen Städter auslöste - umso mehr, da Herr Pagol nicht nur erster Diener der Erhabenen Weisheit des Heliodans ist, sondern zugleich das Haupt des alten Grafenhauses Greifax, und obdrein noch einst Vorsteher von des Götterfürsten Stätte gerade hier war. (...)

Man erwarte den hohen Herrn der Geistlichkeit nicht vor Ablauf einer Woche, hatte mir die Herbergswirtin gesagt, und Wirtsleute sind in solcherlei Dingen für gewöhnlich wohl beraten. Gleichwohl standt die Stadt bereits im Zeichen seines Kommen: Auf Kosten des Landgrafen neu getüncht erstrahlte der Tempel Praios' in neuem Glanz. Schon war ein Teil der Bagage des Kirchenfürsten über den Greifenpaß voraus gezogen und hatte in der Stadt Quartier genommen, um alles für die Ankunft zu bereiten. Und schon drängte das Volk in die Stadt in Erwartung des Praiosdienstes, den der Wahrer dort feiern wollte, aus der Grafenmark und von weiter noch waren die braven Leute jedweden Standes hierher gepilgert. (...)

Als aber die Geschäfte getätigt waren und ich nach dem Mittagsmahl das Haus Eures Freundes verließ, fand ich die Stadt in heller Aufruhm. Da hieß es, die Gardisten der Sonnenlegion hätten einen jungen Burschen vom Lande wegen schier unaussprechlicher Dinge verhaftet und gedächten ihn nun zu foltern oder zu verbrennen, damit er ernsthaft bereue, man stelle sich vor! Das konnte ich nun kaum glauben, und weniger noch die die Gerüchte, die mir in den Gassen zuflogen, als ich mich eilends auf dem Weg zum Turm der Inquisition machte, wo man den Frevler gewiß eingekerkert hätte. Dort hatte sich nun wahrhaftig eine große Menschenmenge versammelt, und während viele lautstark den Tod des Ketzers forderten - denn zu einem solchen hatte ihn Volkes Stimme schon gemacht, hörte ich andere wispern, was denn wirklich nun geschehen sei. Mit vielerlei Scherzen und lauten Worte habe ein rothaariger Bauernbursche am Rande des Marktplatzes auf sich aufmerksam gemacht und jedermann prächtig unterhalten. Dann aber habe er verkündet, nun eine Weise zu Ehren einer hochgestellten Persönlichkeit singen zu wollen:


Ihr Haar ein Meer in Sonnengold,

Selbig das Kleid, die Augen blau,

Vom Berg sie kam die Jungfer hold.

Ein Greifenherr macht sie zur Frau.

Sie fiel vor seinen schönen Worten.

Nun friert und dient sie hoch im Norden.


Da aber hätten ihn je die Sonnenlegionäre unterbrochen, welche in dem Lied des Burschen eine Frevelei entdeckt hätten, und ihn flugs ihm Inquisitionsturm arretiert, wo er nun peinlicher Befragung harre. Die habe wohl noch nicht begonnen, wie man am Ausbleiben der Schmerzensschreie erkenne, beeilte sich jemand anders, ein Handwerksmeister, zur Komplettierung meines Wissens beizutragen. Allerhand Geweihte aber seien bereits zum Verhör versammelt.

In der Tat öffnete sich just in diesem Augenblick die Tür auf halber Höhe des Turmes, die von zwei Sonnenlegionären flankiert wurde. Heraus trat ein augenscheinlich hochstehender Diener des Götterfürsten, der dem Pöbel mit mächtiger Stimme befahl, sich augenblicklich fortzumachen und sich an jenen Platz zu begeben, den ihnen der Herr Praios bestimmt habe. Da zerstreuten sich die götterfürchtigen Gratenfelser im Nu, und nur wenige murrten heimlich.

Der Geweihte aber schritt die Treppe hinunter und warf mir, die ich allein verblieben war, einen mißbilligen Blick hinzu, als er in den Sattel seines bereitgehaltenen Pferdes stieg. Dann wandelte sich seine Miene, als er eine Landsmännin in mir erkannte, und auch ich sah nun, wen ich vor mir hatte: Den nach der ehrwürdigen Efferdane von Eberstamm und von Bergthann am höchsten in der Gemeinschaft de Lichts aufgestiegenen Koscher unserer Tage, Hochwürden Duridan von Wildreigen, und ein ungewöhnlicher Diener Praios überdies. Ich entsinne mich noch zu genau der deftigen Worte, mit welchen Hochwürden die leichtlebigen Almandaner beachte, welche dem Lichtboten Jariel einen so schimpflichen Empfang in ihrer Kapitale bereitet hatten! Etliche Jahre sind ins Land gezogen, seit Hochwürden in Vaters Haus zu Gast war, doch obgleich ich damals nicht mehr als ein junges Ding ohne rechten Verstand war, entsann sich der Geweihte gleich meiner: "Die kleine Markwardt im Hinterkosch, so so. Na denn Praios Segen mit Dir, meine Tochter."

Mit Freuden küßte ich die mir zum Gruße dargebotene Hand, worauf mir Hochwürden Duridan erlaubt, sein Pferd bis zum Tempel am Zügel zu führen.

Über dies und jenes aus der Heimat plauderten wir, bis ich ihn auf halben Wege zu fragen wagte, ob jener Bursch im Kerker wirklich so ein schlimmer Frevler gewesen sei, wie die Leute sagten. "Ein Schelm ist er, meine Tochter, mit roten Locken und nichts als Flausen im Kopf! Klüger vielleicht, als es für ihn gut ist, aber weise gewiß nicht." In die Bleikammer werde ihn sein Dummerjungestreich noch bringen - der Geweihte mochte ob soviel Torheit nur den Kopf schütteln. Nicht einmal seinen Namen habe der Tölpel im Verhör preisgegeben: Erst habe er angebeben, er hieße Oldebor Kornspeicher und stehe als Stiefellecker in Diensten des Landgrafen Alrik. Dann

Erklärte er, sein Name sei vielmehr Jorgast Röchelschleifer, er sei Zahnreißer von Beruf und habe bereits am Elenviner Herzogenhofe praktiziert. Zuletzt behauptete er gar, in Wahrheit ein gewisser Jast Praiostreu von Riedenburg und vom Großen Fluß zu sein: Seine Mutter, die Baronin Girte, habe sämtliche Dokumente gefälscht, um ihre Schande zu verbergen.

Schließlich werde man dem Burschen doch mit den Instrumten zuleibe rücken müssen, schloß Hochwürden von Wildreigen, doch zuerst müsse er das Abendgebet lesen. Mit diesen Worten entließ er mich, denn wir waren unterdessen am Tempel angelangt.

Nicht weit vom Haus des Götterfürsten ward ich weinenden Bauersfrau im Festtagsgewand ansichtig, die dort im Staub kauerte und bittere Tränen vergoß. Die Sonnenlegionäre hätten sie vom Tempel vertrieben, schluchzte sie, obschon sie doch nur um Gnade bitten wolle für ihren mißratenen Sohn. Das wollte ich nun näher hören und mühte mich, sie zu beruhigen, was ernst nach dem zweiten Krug Bier in einer nahegelegenen Schankwirtschaft gelang. Sie sei die Mutter jenes unglücklichen Burschen im Kerker, wiederholte die Frau, eine Müllerin. Nicht anders als Baldur Staubgesicht heiße er, und sein Lebtag hätte sie nichts als Kummer mit ihm gehabt. Vor drei Tagen nun habe er wieder einmal das Mehlmahlen Mehlmahlen sein lassen und sei gen Gratenfels ausgerückt. Dort werde ein mächtiger Kirchenfürst erwartet und allerhand Volk und solchen Spaß wolle er sich nicht entgehen lassen, sondern den hohen Herrn schauen und hernach gleich in Gratenfels bleiben, um sein Glück zu machen. So hatte er getönt, und das war seiner braven Mutter nichts neues.

Als Kindlein nämlich sei ihr Söhnlein, den Götter sei's geklagt, von Kobolden aus seiner Wiege geraubt worden, daß sie schon dachte, sie werde ihn nie wiedersehen. Sieben Monde darauf aber lag der kleine Baldur wieder auf der Schwelle des Müllerhauses! Noch mehr aber wunderte sich die Mutter, daß die Kobolde ihrem Sohn bereits das Sprechen beigebracht hatten und Jung-Baldur ihr traurig erklärte, die Kobolde hätten ihn nicht bei sich behalten wollen, weil er nicht zum Zaubern tauge. Ein aufgeweckter und zuweilen gar fleißiger Knabe sei aus Baldur geworden, der ihr mit noch nicht zehn Sommern geholfen habe, das Mühlwerk neu zu machne. Doch habe er von den Kobolden den schlechten Witz und die Aufsässigkeit geerbt, um deretwillen es nun ein böse Ende mit ihren Sohn nehmen würde.

Mit diesen Worten brach das Weib wieder in Tränen aus. Ich aber versprach ihr, mein Bestes zu versuchen und alsbald beim Greifenrat vorzusprechen, nachdem ich meine Geschäfte für diesen Tag erledigt hätte.

(aus einem Brief der Kauffrau Vieska Markwardt, im Auftrag ihres Vaters gen Elenvina reisend)


Nach Angbar kam Baldur wohl einige Zeit später in Begleitung einer Schaustellerin und ihres Katers, die er in Albenhus kennengelernt hatte. Während die junge Frau schließlich weiter des Weges zog, bliebt er in der Seestadt.


Meisterinformationen

Tatsächlich ist Baldur ein hochstufiger und in Ehren ergrauter Schelm, dem das Erfreuen von Kindern mittlerweile weitaus mehr Freude bereitet als bloßes koboldhaftes Herumalbern. Daher ist es nicht ratsam Meister Staubgesicht zu reizen, denn hinter dem harmlosen Äußeren schlummert durchaus beachtenswerte Magie.