Unter dem Hirschbanner - Das Schwert des Hirsches

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Rah 1032 BF
Das Schwert des Hirsches
Gold für den Fuchs


Kapitel 3

Heimkehr
Autor: Geron

Rahja 1032 BF, Nadoret (Burg)

Langsam schritt Feron von Nadoret den Gang entlang. Seine Großtante Neralda Cella hatte ihn zu sich in das Kaminzimmer rufen lassen. Was sie nur von ihm wollte? Bisher hatte er tun und lassen können, was er wollte. So war er mit dem Prinzen Edelbrecht gen Greifenfurt gezogen und hatte sich auf so manchem Turnier geschlagen. Neralda hatte bisher nie großes Interesse an ihm gezeigt. Sie zeigte ohnehin selten besonders viel Interesse. Es schien ihm, als würde sie lediglich ihr Luxusleben interessieren. Widerspruch duldete sie nicht, aber sie unternahm nichts um die geschrumpfte Macht ihres Hauses auszubauen.
Feron ärgerte das. Dajin hatte Schande über das Hirschbanner gebracht, aber sie hatten ihre Stammlande behalten. Perjin, Ferons eigener Vater hatte es nur noch schlimmer gemacht. Das Ansehen der Nadorets war auf einem Tiefpunkt angelangt und niemand schien in der Lage zu sein daran etwas zu ändern.
Nun war immerhin sein Onkel Hakan aus dem garetischen zurückgekehrt. Er hatte Hakan schon seit Jahren nicht mehr gesehen, aber seitdem Neralda Hakan zu ihrem Cantzler ernannt hatte wehte ein anderer Wind durch die weiten Gänge und Hallen der Burg. Feron wusste nur noch nicht was sein Onkel vorhatte.
Als er das Kaminzimmer betrat wurde ihm bewusst, dass er es nun wohl herausbekommen würde. Neralda saß auf einer Fensterbank und blickte in den Apfelgarten, der in einem kleinen Hof gelegen war. Hakan stand neben einem schweren Lehnstuhl und drehte sich zu Feron um, als er das Zimmer betrat.
„Da bist du ja.“ Begrüßte ihn sein Onkel nicht unfreundlich, während Neralda weiter aus dem Fenster blickte.
„Ihr habt mich rufen lassen?“ fragte Feron unsicher an wenn er sich wenden sollte.
Neralda blickte weiter aus dem Fenster heraus, während Hakan das Wort ergriff
„Setz dich doch.“ Lud Hakan seinen Neffen ein.
Ruhig ließ sich Feron nieder und betrachtete seinen Onkel abwartend. Auch Hakan ließ sich nieder. Selbst bei den wenigen Metern die er ging fiel Feron einmal mehr das Hinken seines Onkels auf. Es rührte wohl von einer Verletzung aus dem Jahr des Feuers her.
Als Hakan endlich saß begann er mit seinen Ausführungen. „Du hast sicherlich von dem Aufruf des Fürsten und des Grafen Jallik zu den Waffen gehört.“ Ohne Ferons Antwort abzuwarten fuhr Hakan fort. „Du warst Graf Hakans Knappe. Du bist gemeinsam mit Jallik aufgewachsen. Ich bin mir sicher du wirst dem Ruf des Grafen antworten.“ Feron nickte. Er hatte tatsächlich vor sich zur Heerschau zu begeben und sein Schwert in die Dienste des Grafen zu stellen.
„Das Haus Nadoret möchte dich dabei unterstützen. Wir geben dir ein starkes Aufgebot mit. Behalte die Truppen dort bis sich die Lage beruhigt hat. Tu was immer es kostet um dem Grafen zu helfen.“
Feron war perplex. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet, aber andererseits konnte er sich das plötzliche Engagement der Familie schlecht erklären. Was bezweckten sie damit?
Hakan schien die Gedanken seines Neffen gelesen zu haben und lächelte breit. „Na aus reiner Freundschaft handeln wir freilich nicht. Aber eine solche Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder. Graf Jallik wird in unserer Schuld stehen und der ganze Kosch kann zuschauen mit welcher Macht wir unseren Freunden helfen. Das wird uns neue Freunde bescheren und unseren Feinden ihre Grenzen aufzeigen. Zum anderen wird unser Einsatz dir sicherlich ein Lehen bescheren. Nach all den Unruhen stehen sicherlich allerlei Lehen leer und es wird auch ein neuer Vogt für die Stolzenburg benötigt. Tu also was du am besten kannst. Benimm dich ritterlich, streit tapfer und mach dich vor Graf und Fürst verdient.“
Feron nickte. Nun verstand er. Ihm sollte es recht sein. Endlich bekam er eine Gelegenheit sich zu beweisen und das Hirschenbanner weiß zu waschen. Bevor er jedoch antworten konnte drehte Neralda ihren Kopf und blickte ihn aus ihrem aufgequollenem Gesicht an. „Die Truppen haben uns viel Gold gekostet. Wir haben ein Banner Fußknechte ausgehoben und zwei Dutzend unserer Reiter abgeordnet. Mach also keine Dummheiten und sorg dafür das unsere Waffenknechte nicht zu sehr leiden. Die Fußknechte sind mir egal. Verheiz sie, wenn es dich unseren Zielen näher bringt.“
Sie gab Feron einen beunruhigenden Blick und winkte dann ab. „Du kannst gehen.“
Feron erhob sich. „Ich danke euch für das Vertrauen, dass ihr in mich setzt. Ich werde euch nicht enttäuschen.“
Neralda blickte wieder aus dem Fenster. Mehr zu sich selbst sagte sie. „Dank mir nicht zu früh. Du wirst heiraten. Rondriane von Treublatt wird deine Gattin. Sobald dieser Krieg im Wengenholm beendet ist wird die Trauung vollzogen.“
Feron war sprachlos. Dann blickte er seinen Onkel Hakan an. Das war also der Grund für die vielen Boten gewesen. Der Hirsch bezog Stellung.