Der Ruf des Friedwanger Raben 1032 BF: Prolog

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Texte der Hauptreihe:
K1. Prolog
K2. Teil 1
K3. Teil 2
K4. Teil 3
K5. Teil 4
K6. Teil 5
K7. Teil 6
K8. Teil 7
K9. Teil 8
K10. Teil 9
K11. Teil 10
K12. Teil 11
K13. Teil 12
K14. Teil 13
K15. Teil 14
K16. Teil 15
K17. Teil 16
K18. Teil 17
K19. Teil 18
K20. Teil 19
K21. Teil 20
K22. Teil 21
K23. Teil 22
K24. Teil 23
K25. Teil 24
Pra 1032 BF
Prolog


Kapitel 1

Teil 1
Autor: ?

Briefspielgeschichte der Golgariten

"Gegeben zu Senkenthal, im Praiosmond Anno 1032 nach Bosparans Fall

BORon und die übrigen Elfe zum Gruße, Brüder und Schwestern im Dienste Golgaris,

In der Stunde der Not bitte ich, Bishdarielon, Edler von Senkenthal, Knappe des Ordens des Heiligen Golgari aus der Speiche Darpatien, Euch um Waffenhilfe und Beistand. Der ewige Schlaf der Toten in der Baronie Friedwang ist unruhig. Häßliche Krähen schwärmen seit den letzten Unheiligen Tagen über dem Boronanger zu Senkenthal. Es sind ihrer Dutzende, wenn nicht schon Hunderte. Das unselige Gekreische lässt einem Menschen das Blut in den Adern gefrieren und nächtens den Schlaf fliehen. Mehr noch: Mit einem Hass, der nur aus den Niederhöllen selbst stammen kann, bedrängen sie die fünf Heiligen Raben, die dort mit mir über die Ruhe der Verstorbenen wachen. Zwei der Boronsvögel, Liaiella und Boronin, wurden von der Übermacht bereits getötet, ein dritter, Marbon, durch einen Pfeil aus dem Hinterhalt schwer verwundet. Die Bauern sagen, der Segen des Unergründlichen werde für immer vom Boronanger weichen, wenn der letzte seiner gefiederten Hüter fällt. Dies mag Aberglaube sein, doch auch ich fürchte die Ränke der verfluchten Warunker. Beim Dorf Senkenthal bestattet ganz Friedwang seine Toten, sicherlich eine Legion von ihnen liegt in der geweihten Erde oder im Ossarium des Boronsschreins: ein unermesslicher Schatz an Knochen und Gebein. Ein Fremder auf einem schwarzen Pferdekadaver zeigt sich dazu in den Wäldern, ohne Zweifel ein Knecht unserer aller Feindin, der Übles im Schilde führt. Den Sensenmann nennen sie ihn, wegen seiner Waffe, der Verhöhnung eines Schnitters. Unter dunkler Kapuze ist sein Blick bereits auf den Totenacker gefallen, er befiehlt dem Schwarm. Die dämonischen Kracken fressen vom fauligen Fleisch der Warunker Schindmähre, dessen dennoch nicht weniger zu werden scheint. Kalter, fahler Nebel hüllt das endlos verwesende Roß ein. Noch scheint sein Reiter die Macht des Schweigsamen zu fürchten, doch wie lange? Eine Kundige sagte mir, dass die Gestirne Mitte RONdra günstig stünden für den abscheulichen Frevel der Nekromantie.

Doch nicht nur der alte Feind aus dem Osten bedroht die Sache BORons im Vorsichelland, sondern auch der Verrat. Ich schreibe es ungern, die Feder stockt, aber leider ist es traurige Wahrheit: In den Zeiten der Verwirrung fallen immer mehr Friedwangen vom rechten Glauben ab. Diese Ketzer verbrennen ihre Toten auf Scheiterhaufen, verstreuen die Asche in Wäldern und Seen, wo immer sie Tore in die `Anderwelt´, in das Reich der Feen, vermuten. Dabei beten diese Verblendeten zu Götzen, die sie Sokramor, Levthan oder einfach nur die `Alten´ nennen. Hexentanz und Drudnerkult, wohin man blickt! Als hätten die Dunklen Zeiten von Neuem begonnen! Die Umtriebe dieser `Sokramorier´ mögen auf Dauer sogar eine größere Gefahr für den wahren Glauben und das Seelenheil der Schwarzsichler bedeuten, als es die Schergen Warunks heute sind.

In Nomine BORonis beabsichtige ich, der Edle von Senkenthal, daher, eine starke Burg zu errichten, um den Boronanger wie die Rechtgläubigen fortan besser zu schützen. Dafür benötige ich den guten Rat, die Schwerter und Gebete von Freiwilligen. Mein Bruder, Seine Hochgeboren Alrik Tsalind Halreto von Friedwang-Glimmerdieck, Baron zu Friedwang, ist dem Orden überaus gewogen: Gut Räblingstein gab er ihm, den Hammer Gießenborn, eine Sägemühle am Jargelbach bei Nordenheim und andere Pfründe mehr. Doch auch diese derischen Güter müssen, neben den Leibern und Seelen der Sterblichen, verteidigt werden. So erflehe ich nochmals Euren Beistand, wohl wissend, daß ich Euch als geringer Diener BORons nur zu bitten, nicht zu befehlen vermag. Der Segen des Schweigsamen sei Euch schon jetzt gewiss.

Ich verbleibe mit den Worten, die seit Jahrhunderten über dem Tor zum Senkenthaler Anger eingemeißelt sind: Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

BORon befohlen,

Zeichen des Herren Bishdarielon von Senkenthal"