Wengel und das Hochzeitsbier
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Angbar, Praios 1042
Wengel und das Hochzeitsbier
Neues Stück der Angbarer Puppenbühne sorgt für Debatten und Wehmut
ANGBAR. Nur wenige Tage nachdem die Nachricht von der Grafenhochzeit zu
Grauensee die Runde gemacht hatte, zog eine weitere Verlautbarung die
Aufmerksamkeit der Angbarer Bürger auf sich. Und zwar die Ankündigung
eines neuen Stückes der
Angbarer Puppenbühne mit dem verheißungsvollen
Titel "Wengel und das Hochzeitsbier".
Schon vor der ersten Aufführung sorgte das Stück für einige Aufregung,
weil der Raum des kleinen Theaters nicht ausreichte, um alle
Schaulustigen aufzunehmen. "Dann spielt doch auf dem Neumarkt!", tönte
es aus der Schlange der Wartenden. - "Dann kommt doch morgen, da wird
auch gespielt!", gab Baldur Staubgesicht, der Leiter der Puppenbühne,
fröhlich-frech zurück. Endlich kehrte Ruhe ein, und all die großen und
kleinen Besucher warteten gespannt darauf, dass der Vorhang sich hob und
der Angbarer Wengel mit einem lustigen Lied auf den Lippen die Bühne
betrat. Und sie wurden nicht enttäuscht. Nachdem der fürstliche Herold
verkündet hatte, dass demnächst auf dem "Schloss am blauen Weiher" eine
große Hochzeit stattfinden sollte, kam der Wengel. Und er erfuhr von
einem Wahrsager (von dem er eigentlich hören wollte, ob am nächsten
Rohalstag beim Tanz auf dem Derenrund schönes Wetter sein werde, dass
etwas Schlimmes bevorstehe: "Dreimal, nicht einmal wird der Travienbund
zu Blauenweiher in Gefahr sein", orakelte der Magus dumpf. Und so sah
sich der wackere Wengel alsbald in eine Reihe von Aventiuren verstrickt,
in denen er alles daran setzte, das Hochzeitsfest zu retten: vor den
Streichen des Schelms Eumelin Flickenflack, vor dem Fluch der ollen
Kräuterhexe (die das Hochzeitsbier in Jolpensaft verwandeln wollte) -
und natürlich vor dem bösen und hundsgemeinen Räuber Jergenpelle, der
das "flüssige Gold" kurzerhand stehlen wollte. Zum Glück hatte Wengel
Großmutters Löffel dabei!
Am Ende gab es großen Beifall für die Künstler und das Stück, aber auch
manche Debatte auf dem Heimweg. So störten sich einige daran, dass die
Puppe der jungen Gräfin "so ähnlich aussah wie die der Prinzessin
Rolaja". Auch wusste man nicht so recht, was davon zu halten war, dass
immer noch der gute Fürst Badusilius auf der Bühne herrschte. Die einen
seufzten mit verklärtem Blick: "Ach ja, der gute alte Fürst. Wenigstens
im Theater bleibt er uns erhalten." Andere fanden, Theater sei Kurzweil,
und die müsse Neues bieten. Aber diese Jünger der Tsa waren deutlich in
der Minderzahl. Und so war auch bei der zweiten und dritten Vorstellung
der Zuschauerraum gut gefüllt, und als es hieß "Im Namen des guten
Fürsten Badusilius", da gedachte manch einer der Zeiten, in denen Fürst
Blasius schenkelklopfend und lachend den Vorstellungen der Puppenbühne
beigewohnt hatte, und manch ein Taschentuch wurde gezückt, um eine Träne
fortzuwischen.