Entführung des Prinzenpaares - Voltan oder Charissa
Teil der Briefspielgeschichte "Verschollene Eber - Im Kosch"
Die Hofdame | Ort des Verbrechens |
Während der Ausführungen des Cantzlers ging Timokles mit staunenden Augen an den Wänden entlang und betrachtete die Portraits. Dies waren also die gekrönten Häupter des Kosch. Er sah auf kleinen golgefassten Holztäfelchen Namen, wie Holdwin, der Erneuerer oder Halmdahl, der Keiler oder Idamil, der Fischer. Doch stuzte er als er ein kleines Portrait mit einem Boronpriester entdeckte. Darunter prangte in goldenen Lettern sein Name: Ontho Grobhand vom Eberstamm, Abt zu Garrensand, natus 621 , denatus 690 nach dem Fall Bosperans.<br.>Schließlich wanderte sein Blick weiter und blieb an einem Bildnis des Prinzen Edelbrecht vom Eberstamm, welches noch nicht allzu lange hier zu hängen schien. Daneben war ein Bild eines Mannes ähnlichen Alters, mit Spitzbart und einem edlen Blick. Das musste der verschwundene Prinz sein, daneben war auch ein Bild einer jungen Frau angebracht, Nadyana von Wengenholm. Daneben kein weiteres Bild mehr. Nur zwei potentielle Thronfolger des Kosch?<br.>Genau prägte sich der Knappe die Gesichter der beiden Verschwundenen ein, wandte sich auf die Frage Antaras hin wieder um und meinte:<br.>"Entweder der schnöde Mammon trieb diese Verbrecher zu ihrem Werk, oder sie haben eine andere Intention. Macht? Vielleicht wollen sie auch das ehrwürdige Fürstenhaus schwächen?"<br.>Und das Haus Eberstamm ist wirklich schwach in diesen Tagen, fügte er noch in Gedanken hinzu.<br.><br.>Erlan runzelte die Stirn. Das wäre ja auch wirklich zu einfach gewesen, aber im Geiste hakte er Voltan als Entführer ab. Er misstraute ihm zwar absolut, aber er würde wohl niemals seine Position solcherart aufs Spiel setzten. Also doch Charissia, oder jemand ganz anderes? Dann wandte er sich wieder an Perainhild.<br.>"Hier konnte man wahrhaftig nichts erkennen. Wir können von Glück sagen, dass ihr so gut aufgepasst habt, ansonsten wüssten wir gar nichts."<br.>Dabei lächelte er der Hofdame aufmunternd zu. Soweit es im Mondlicht erkennbar war lächelte die junge Dame etwas verschämt zurück. Nach all den Selbstvorwürfen taten ihr das Lob gut.<br.>Nun begann er sich die Umgebung anzuschauen, drehte Steine um, suchte in einem Blumenkasten nach Stofffetzen.<br.>"Ich nehme an, dass die Wache hier bereits nach Hinweisen gesucht hat? Gefunden haben sie wohl auch nichts, oder?"<br.>"In der Tat, die Wachen drehten ähnlich wie Ihr jeden Stein um - später auch Cantzler Nirwulf. Alles was er fand war ein Stiefelabdruck im Matsch des Stalles. Die Nägel wären etwas ungewöhnlich angeordnet, meinte er, und er füllte ihn mit heißem Wachs und nahm den Abdruck an sich."<br.><br.>Urion lauschte gespannt der Erzählung des Cantzlers. Er hatte sich nie mit der Familiengeschichte seines Prinzen beschäftigt und war erstaunt darüber, wie alt diese Familie war. Nur den Aussagen des Cantzlers zu Ulfried konnte er nicht folgen. Er war überzeugt, dass wenn sich schließlich herausstellte, dass das cronprinzliche Paar ohne Kinder bleiben würde, Ulfried oder ein weiteres Kind Irmenellas und Edelbrechts zumindest einen sehr guten Anspruch auf die Thronfolge hätte. Ehevertrag hin oder her. Oder der Kosch würde unmittelbar unter kaiserliche Herrschaft fallen?<br.>Zunächst abwartend lehnte er sich an eine der steinernen Wände und ließ die Eindrücke auf sich wirken.