Uztrutzer Umtriebe - Zwei Zweikämpfe: Unterschied zwischen den Versionen
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Auch wenn er höchstwahrscheinlich noch nicht heute kämpfen würde, war Grimbart bereit. Er hatte seine Tochter Rondralieb gebeten, ihm als Sekundantin zu dienen, und sie hatte nur zu gerne angenommen, stellte es für sie doch eine Ehre und einen Vertrauensbeweis dar. Ihre Geschwister [[Briefspieltext mit::Wulfmar von Uztrutz|Wulfmar]] und [[Briefspieltext mit::Wunnemine von Uztrutz|Wunnemine]] würden als Wächter fungieren, waren aber ebenso gespannt auf die beiden Kämpfe. Zum dritten Begleiter hatte Grimbart tatsächlich Boronar vom Kargen Land bestimmt. ”Ich vertraue Euch.”, hatte der Rondrianer Boronar am Vorabend nur kurz erläutert und war dann bereits wieder gegangen. | Auch wenn er höchstwahrscheinlich noch nicht heute kämpfen würde, war Grimbart bereit. Er hatte seine Tochter Rondralieb gebeten, ihm als Sekundantin zu dienen, und sie hatte nur zu gerne angenommen, stellte es für sie doch eine Ehre und einen Vertrauensbeweis dar. Ihre Geschwister [[Briefspieltext mit::Wulfmar von Uztrutz|Wulfmar]] und [[Briefspieltext mit::Wunnemine von Uztrutz|Wunnemine]] würden als Wächter fungieren, waren aber ebenso gespannt auf die beiden Kämpfe. Zum dritten Begleiter hatte Grimbart tatsächlich Boronar vom Kargen Land bestimmt. ”Ich vertraue Euch.”, hatte der Rondrianer Boronar am Vorabend nur kurz erläutert und war dann bereits wieder gegangen. | ||
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Neben Eckbart von Hirschingen stand Doride, die Heilerin des Dorfes, welche etwa dreißig Götterläufe gesehen hatte. Das braune Haar zu einem Zopf zusammengeflochten, wartete sie mit blassem Gesicht und verschränkten Händen darauf, dass es losging. Sie hatte eine ganze Sammlung von Kräutern dabei sowie Verbände und alles so abgestellt, dass sie es im Falle eines Falles blitzschnell greifen konnte. ”Keine Sorge”, versuchte der Fürstliche Schlachtreiter sie zu beruhigen, ”es geht nur ums erste Blut. Und ich werde darüber wachen, dass niemand gegen die Regeln kämpft.” ”Das sagt Ihr so leicht!”, ließ Doride ihre Anspannung erkennen, ”ein kleines Missgeschick, und es kann böse aussehen für einen der edlen Herrschaften! Peraine hilf, lass es nicht so enden!” | Neben Eckbart von Hirschingen stand [[Briefspieltext mit:Doride aus Uztrutz|Doride]], die Heilerin des Dorfes, welche etwa dreißig Götterläufe gesehen hatte. Das braune Haar zu einem Zopf zusammengeflochten, wartete sie mit blassem Gesicht und verschränkten Händen darauf, dass es losging. Sie hatte eine ganze Sammlung von Kräutern dabei sowie Verbände und alles so abgestellt, dass sie es im Falle eines Falles blitzschnell greifen konnte. ”Keine Sorge”, versuchte der Fürstliche Schlachtreiter sie zu beruhigen, ”es geht nur ums erste Blut. Und ich werde darüber wachen, dass niemand gegen die Regeln kämpft.” ”Das sagt Ihr so leicht!”, ließ Doride ihre Anspannung erkennen, ”ein kleines Missgeschick, und es kann böse aussehen für einen der edlen Herrschaften! Peraine hilf, lass es nicht so enden!” | ||
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Nachdem alle Beteiligten eingetroffen waren, ergriff Eckbart von Hirschingen das Wort. Er rekapitulierte den Vorfall, wiederholte die Forderung gegen Roban und ließ sich von diesem bestätigen, dass er die Satisfaktion gewährte.<br/> | Nachdem alle Beteiligten eingetroffen waren, ergriff Eckbart von Hirschingen das Wort. Er rekapitulierte den Vorfall, wiederholte die Forderung gegen Roban und ließ sich von diesem bestätigen, dass er die Satisfaktion gewährte.<br/> |
Version vom 5. Juni 2017, 21:11 Uhr
Teil der Briefspielgeschichte "Uztrutzer Umtriebe"
Rondras Ruf | Wettklettern auf Alt-Rudes Schild |
1038
Kurz vor der Mittagsstunde des folgenden Tages erschienen Grimmbart und Derya samt Begleitung am Schlachtfeld. Von Hirschingen war bereits in den Morgenstunden zusammen mit einer Heilerin aus Uztrutz eingetroffen und hatte alles für das Duell vorbereitet.
Roban ließ den Tag ruhig angehen. Bis Mittag war noch reichlich Zeit, und er verspürte weniger Nervosität als sein Bruder Rondrolf. Dem schienen die bevorstehenden Zweikämpfe mächtig an die Nieren zu gehen.
”Gegen beide nacheinander! Hesinde muss dich wirklich verlassen haben, Roban! Mit dieser hässlichen Derya magst du ja noch fertig werden – aber mit einem Schwertbruder des Gerruner Bundes?”
”Lass mal den Tempel im Dorf”, brummte Roban gleichmütig. ”Erstens geht die Sache nur bis zum ersten Blut, und wenn ich mich nicht allzu dämlich anstelle, komme ich mit zwei hübschen neuen Narben davon. Zwotens solltest du nicht vergessen haben, bei wem ich die ersten Handgriffe mit dem Schwert gelernt habe.”
Rondrolf sah kurz ins Leere und presste die Lippen aufeinander.
”Ich habe Answein nicht vergessen”, sagte er dann leise. ”Aber trotzdem befürchte ich, dass du die Sache nicht ernst genug nimmst!”
”So ernst, wie ich sie nehmen muss”, versprach Roban. ”Als Bruder Leichtfuss hätte man mich irgendwo an der Misa verscharrt, das kannst du mir glauben. Ich habe mehrere Jahre Tobrien überlebt, also überlebe ich auch das hier!”
”Dein Wort in Rondras Ohr!” seufzte Rondrolf ergeben.
Als die Stunde des ersten Duells näher rückte, näherte sich Eckbart von Hirschingen den beiden. ”Euer Wohlgeboren”, wandte er sich an Rondrolf, ”Euer Bruder hat Sekundanten und drei Begleiter benannt. Ihr müsst Euch daher vom Kampfplatz fernhalten, so wie es vereinbart war.” Rondrolf benötigte einige Augenblicke, um zu begreifen. ”Was? Aber…” Er blickte entgeistert zu Roban. ”Ich bin Dein Bruder!” ”Und nicht besonders hilfreich, wenn wirklich Kampfkraft erforderlich sein sollte. Außerdem bist Du zu zartbesaitet, um bei Duellen mit meiner Teilnahme zugegen zu sein. Es ist also am besten für Dich, so wie ich es entschieden habe!”
Während ihnen Rondrolf fassungslos nachblickte, schritten sie zum ausgewählten Platz, der trocken und einigermaßen eben war. Dort warteten wie abgemacht Robans Begleiter sowie Leowina Steinkopf auf Butterwus, die sich tatsächlich dazu bereit erklärt hatte, als Sekundantin zu dienen.
”Wie könnte ich die Gelegenheit verpassen, Eure Blamage aus nächster Nähe bewundern zu können”, hatte sie ihre Bereitschaft erklärt.
”Es wird mir ein rechtes Praiostags-Vergnügen zu sein, wenn man Euch das Fell versohlt.”
”Eure Begleitung ist bereits Blamage genug”, erwiderte Roban grinsend. ”Und um mein Fell macht Euch keine Sorgen. Das wollten mir schon ganz andere Leute über die Ohren ziehen. Mag es ein paar Kratzer abbekommen, an Ort und Stelle wird es wohl verbleiben.”
”Das ist zu hoffen! Es riecht allerdings, als wäre es schon lange vor Euch krepiert! Habt Ihr den Begriff baden schon mal vernommen?” Leowina wedelte mit der Hand vor der Nase, als müsse sie üble Ausdünstungen vertreiben.
”Damit kann ich so viel anfangen wie Ihr mit dem Wort Anmut – kennt Ihr ja auch nur vom Hören-Sagen! Und jetzt haltet die Klappe, wenn Ihr weiter so viel quatscht, halten die Leute Euch noch für eine Waschfrau, die nur zum Gaffen hier ist!”
Derya hatte ihren Bruder Bolzerich als Stellvertreter. Dieser machte nicht den Eindruck, als sei er besonders erpicht darauf, sich mit Roban zu messen, und hatte noch am vorigen Tag mit all den Söldnern deutlich selbstbewusster gewirkt. Auch wenn sie keine Ritterin war, hatte die Edeldame Korgrimma von Uztrutz selbstverständlich zu den drei Begleitern gehören wollen. Auffälligerweise gehörte Deryas Ehemann Berwin von Treublatt nicht dazu.
Auch wenn er höchstwahrscheinlich noch nicht heute kämpfen würde, war Grimbart bereit. Er hatte seine Tochter Rondralieb gebeten, ihm als Sekundantin zu dienen, und sie hatte nur zu gerne angenommen, stellte es für sie doch eine Ehre und einen Vertrauensbeweis dar. Ihre Geschwister Wulfmar und Wunnemine würden als Wächter fungieren, waren aber ebenso gespannt auf die beiden Kämpfe. Zum dritten Begleiter hatte Grimbart tatsächlich Boronar vom Kargen Land bestimmt. ”Ich vertraue Euch.”, hatte der Rondrianer Boronar am Vorabend nur kurz erläutert und war dann bereits wieder gegangen.
Neben Eckbart von Hirschingen stand Doride, die Heilerin des Dorfes, welche etwa dreißig Götterläufe gesehen hatte. Das braune Haar zu einem Zopf zusammengeflochten, wartete sie mit blassem Gesicht und verschränkten Händen darauf, dass es losging. Sie hatte eine ganze Sammlung von Kräutern dabei sowie Verbände und alles so abgestellt, dass sie es im Falle eines Falles blitzschnell greifen konnte. ”Keine Sorge”, versuchte der Fürstliche Schlachtreiter sie zu beruhigen, ”es geht nur ums erste Blut. Und ich werde darüber wachen, dass niemand gegen die Regeln kämpft.” ”Das sagt Ihr so leicht!”, ließ Doride ihre Anspannung erkennen, ”ein kleines Missgeschick, und es kann böse aussehen für einen der edlen Herrschaften! Peraine hilf, lass es nicht so enden!”
Nachdem alle Beteiligten eingetroffen waren, ergriff Eckbart von Hirschingen das Wort. Er rekapitulierte den Vorfall, wiederholte die Forderung gegen Roban und ließ sich von diesem bestätigen, dass er die Satisfaktion gewährte.
”Der Zweikampf wird nach den allgemein bekannten Regeln geführt und währt bis zum ersten Blut”, erklärte von Hirschingen. ”Herr Grobhand von Koschtal, da Frau von Uztrutz die Beleidigte ist, gebührt Ihr die Wahl der Waffen.”
”Ich wähle das Schwert”, erklärte Derya mit fester Stimme. Roban zog den Hammer aus dem Gürtel und händigte ihn Leowina aus.
”Wiedersehen macht Freude”, brummte er dabei, um dann ein paar derber Handschuhe aus dem Gürtel zu ziehen und anzulegen.
”So häßlich ist die Uztrutzerin nun auch nicht”, flüsterte Leowina. ”Oder habt Ihr noch eine Kneifzange einstecken?”
”Steht eine neben mir, das reicht”, konterte Roban und riss das Schwert aus der Scheide, ließ es einige Male durch die Luft pfeifen und stellte sich in Position. Derya biss sich angespannt auf die Lippen – offenbar hatte sie gehofft, dass nur Robans Maul schnell sein würde, aber nicht seine Klinge.
Eckbart von Hirschingen wartete, bis beide Kämpfer bereit waren. Nur noch die halblaut gemurmelten Gebete der Dorfheilerin waren zu hören.
”In Rondras Namen – KÄMPFT!”
Mit einem Aufschrei sprang Derya vor, das Schwert in einem weiten Halbkreis schwingend. Roban machte einen kurzen Hüpfer zurück, ohne seine eigene Waffe auch nur zu heben, und ließ seine Kontrahentin, von ihrem eigenen Schwung getragen, an sich vorbei stolpern.
”He, es hieß erstes Blut, nicht erstes Gekröse!” beschwerte er sich dabei.
”Schwätzt nicht”, keuchte Derya wütend, ”wehrt Euch gefälligst, statt wie ein Rotpüschel nur davon zu springen.”
Den nächsten Angriff wehrte Roban ab, mit scheinbarer Leichtigkeit, und beschränkte sich auch bei den nächsten Hieben darauf, sie einfach nur seiner eigenen Waffe abgleiten zu lassen. Derya hingegen kämpfte mit aller Vehemenz, wuchtigen Schlägen und weitem Ausholen.
Doch schon nach wenigen Minuten wurden die Angriffe langsamer. Trotz ihrer Jugend schienen die heftigen Schläge Derya mehr und mehr zu erschöpfen, während Robans passive Abwehr ihn zwar mehr Aufmerksamkeit, aber sichtlich weniger Kraft gekostet hatte.
Als er schließlich seinen ersten Angriff vortrug, gelang es ihm direkt, die Schwerter ineinander zu verkeilen. Die zwei Kämpfer drehten sich schnaubend umeinander, presste die Klingen gegeneinander und versuchten, den anderen fortzustossen.
”Wisst Ihr was?” grinste Roban schnaubend.
”Seid...einfach still!” keuchte Derya mit vor Anstrengung hochrotem Gesicht.
Ohne Vorwarnung schoss plötzlich Robans linke Hand hoch, packte Deryas Klinge und riss sie mit einem Ruck zur Seite. Zeitgleich stieß er den Schwertgriff vor und traf seine Gegnerin auf dem Nasenbein. Derya stieß einen Schmerzenslaut aus, griff sich reflexartig ins Gesicht und funkelte Roban zornig an.
”Was fällt Euch ein! Von Hirschingen, sagt Ihr nichts?”
Doch Eckbart von Hirschingen schüttelte nur den Kopf.
”Ein Stoß mit Griff oder Knauf ist regelkonform, sofern er nicht von der Seite oder von hinten erfolgt. Herr Grobhand traf Euch ins Gesicht, somit könnt Ihr schwerlich bestreiten, dass er von vorn zuschlug. Das er dabei etwas...unkonventionell gekämpft hat, spielt keine Rolle. Dies ist ein Zweikampf und kein Schwerttanz. Das Duell wird fortgesetzt!”
”Wird es nicht”, widersprach Roban und hielt die linke Handfläche in die Höhe. Der Griff in die Klinge hatte den Handschuhe durchtrennt und ihm eine flache Schnittwunde eingebracht. ”Frau von Uztrutz hat bereits gewonnen.”
Eckbart von Hirschingen trat vor, begutachtete die Wunde mit einem kurzen Blick und einem sachten Kopfschütteln.
”Ein merkwürdiger Mensch seid ihr”, bemerkte er leise, ehe er neben Derya trat und deren Rechte in die Höhe riss.
”Frau Derya von Uztrutz hat den Zweikampf zu Ihren Gunsten entschieden. Herr Grobhand von Koschtal, akzeptiert Ihr Eure Niederlage?”
”Rondra war mit meiner Gegnerin”, erklärte Roban gut hörbar. ”Wer wäre ich, Ihr Urteil anzuzweifeln?”
”Damit ist es entschieden! Doride, bitte versorg die Hand seiner Wohlgeboren!”
Die Heilerin eilte vor, während Derya mit gerunzelter Stirn davon schritt, offenbar nicht ganz sicher, was sie von einem derartigen Sieg halten sollte. Sie nickte die Glück-wünsche ihrer Begleiter ab und schritt zu ihren Truppen zurück.
”Da hat die Herrin Peraine ihre Hand über euch gehalten”, meinte Doride, während sie den Schnitt versorgte. ”Da werde ich nicht einmal nähen müssen.”
”Schade”, seufzte Roban. ”Das wäre eine prächtige Narbe geworden. Aber ich brauche den Griffel noch.”
”Und deshalb die Handschuhe!” Leowina war von hinten heran getreten. ”Ihr seid ja ein durchtriebener Gesell!”
”Die Handschuhe brauchte ich, damit mir das Schwert nicht aus der verschwitzten Pfote rutscht”, widersprach Roban. ”Aber stimmt, es eröffnete gewisse Möglichkeiten. In einem ernstgemeinten Kampf wäre Derya jetzt tot, aber es braucht schon verdammt viel Selbstbeherrschung, nach so einem Schlag auf den Rüssel nicht für ein, zwei Sekunden abgelenkt zu sein.”
“In einem ernsten Kampf hätte ich euch mit meiner Klinge in Stücke gehauen – Schwätzer! Eurer Rumgehopse schickt sich vielleicht in einem Duell aber nicht in der Schlacht! Da wärt ihr längt in euren Nebenmann gerannt!” – Derya spuckte vor Zorn.
Brumil räusperte sich: “Damit wurde der Ehre fürs Erste genüge getan. Frau Derya hat den Namen ihres Hauses verteidigt, Herr Roban sein Wort.”
Bis Herrn Robans Hand wieder soweit geheilt ist, dass er die Herausforderung von Herrn Grimbart annehmen kann, können sich die Herrschaften derer von Uztrutz Gedanken über die Erbfolge machen.”
Brumil blickte zwischen Grimbart und Derya hin und her.
Derya schnaufte: “Das fürstliche Gericht anzurufen ist Sinnlos. Weder der Fürst, noch der Graf haben sich in den letzten Monden bemüht ihrer Pflicht als Schlichter nach zu kommen!”
Grimbart nickte: “Ich bin für Herrn von Sindelsaums Vorschlag. Lasst uns das auf Koscher Art regeln! Ein Wettstreit! … Aber nur unter der Bedingung, dass ein Duell nach den Regeln der Göttlichen Leuin, Teil des Wettkampfes ist.”
“Als Rondrianer dürften euch solche Ritualkämpfe nicht schwer fallen Onkel! – Aber gut, als zweite Wettkampf schlage ich vor, den Bergfried von Alt Rudes Schild in voller Rüstung, mit einem Seil zu erklimmen. Wer als erste ihr Wappen an den Zinnen anbringen kann, gewinnt diesen Wettkampf. Was sagt ihr alter Mann?!”
“Wenn es euch beliebt, werte Nichte … aber wundert euch nicht, wenn ihr auf halbem Weg mein Schild auf den Zinnen seht” – sprach Grimbart ruhig.
Brumil brummte und sprach: “Ein Baron sollte nicht nur gut Kämpfen können und stark sein, sondern auch sein Land weise regieren. Hat jemand unter den Anwesenden eine Idee, für einen weiteren Wettstreit?”
“Wenn ich einen Vorschlag machen darf...” äußerte sich Boronar vom Kargen Land. “Ein guter Herrscher ist nicht nur stark und tapfer, sondern muss auch die Sorgen und Nöte des Volkes kennen. Viele einfache Leute sind des Konfliktes müde. Die Stadt Uztrutz hat gar die Tore verriegelt, weil die Einwohner fürchten, dass sie unter den Kämpfen leiden werden. Der neue Baron sollte bereit sein, ein Zeichen zu setzen, dass Uztrutz unter ihm eine friedliche Heimstatt wird.
Deswegen schlage ich einen Brotbackwettbewerb vor, denn was steht mehr für das Heim als ein einfaches, gutes Brot? Als dritter Schiedsrichter mag ein Geweihter aus dem Tempel in Fünfbrunnen dienen – oder, falls es lieber ist, ein anderer Traviageweihter aus dem Kosch.”
Brumil strich sich durch den Bart und versuchte sich mit dem Gedanken anzufreunden: “Die Fähigkeit ein gutes Brot zu backen ist zwar nicht das, was ich mir unter einem weisen Herrscher vorstelle, aber immerhin bedeutet der Akt des Backens Demut vor dem Volk.
Und ein weiser Herrscher muss vor allem wissen, was gut für das Volk ist, denn aus der Arbeit des Volkes, schöpft der Herr seine Pfründe.”
Auch Derya und Grimbart konnten sich nach kurzem Ringen dazu entschließen ihre Hoffnungen auf die Baronie in ein Laib Brot zu legen. Immerhin waren sich beide sicher, dass der jeweils andere dabei keinen Vorteil hatte.
Erlan ergriff das Wort: “Sehr gut. Dann lasst uns nach Fünfbrunnen, ins Haus der Badilakaner aufbrechen. Immerhin brauchen wir neben einen Schiedsrichter auch einen Backofen.”
“Vergessen wir nicht, dass nach Möglichkeit heute noch ein weiterer Zweikampf ansteht”, unterbrach Grimbart die Überlegungen. “Vorausgesetzt, Herr Grobhand sieht sich in der Lage, mir gegenüber zu treten!”
“Das hängt sehr von Eurer Waffenwahl ab”, rief Roban, der etwas abseits auf der Wiese saß. “Allzu lädiert ist mein Vorderhuf nicht, und ich werde den Gehörnten tun, mich hinter diesem Kratzer zu verstecken!”
Derya schnaubte abfällig, während Grimbart überlegend die Lippen schürzte.
“Meine Waffenwahl wird mir vom Stand vorgegeben”, erklärte er dann entschieden. “Allerdings sehe ich mich außerstande, Euch ebenfalls ein Schwert zu zwei Händen zu stellen.”
“Ist nicht nötig!” Roban rappelte sich von der Wiese auf und rückte seinen Gürtel zurecht. “Gestattet mir, dir mir gewohnten Waffen zu führen, dann sollte die Sache ausgeglichen sein.”
Erneut überlegte Grimbart kurz. Der lange Zweihänder gegen die eher kurze, aber schnellere Kombination von Schwert und Hammer – beide Seiten hätten damit einen Vor- und einen Nachteil.
“Ich bin einverstanden. Sofern Ihr mir versprecht, Euren Kampf nicht mit irgendwelchen Tricks zu beenden.”
“Ich brauche keine Tricks”, versprach Roban.
“Und Eure Hand?”
“Der geht´s blendend. Macht Euch mal keine Sorgen, ich werde Euch einen anständigen Kampf liefern.”
“Wollt Ihr noch irgendetwas vorher anlegen?” schnappte Derya aus dem Hintergrund. “Einen Helm, Beinschienen oder vielleicht einen Gliedschirm?”
“Keins davon”, gab Roban mit einem spöttischen Grinsen zurück, während der Geweihte Derya einen finsteren Blick zuwarf.
Dann nickte er knapp und blickte zu Eckbart von Hirschingen. Der wiederholte die Bedingungen des Kampfes, fragte noch einmal, ob Roban wirklich trotz des bereits überstandenden Duells und seiner Verletzung antreten wolle, und ließ die Kämpfer in Position gehen.
Schon in den ersten Sekunden wurde klar, dass dieser Kampf anders laufen würde. Keiner der beiden griff sofort an. Statt dessen umkreisten sie einander, prüften die Abwehr des Anderen mit Finten und Scheinangriffen, stets bemüht, die eigene Deckung nicht allzu weit zu öffnen.
Schließlich war es Roban, der mit einer ersten, raschen Schlagkombination die Abwehr Grimbarts testete. Der Schwertbruder wehrte ab und zwang seinerseits Roban zum raschen Rückzug und einer noch schnelleren Abwehr. In den nächsten Minuten wechselte die Initiative hin und her. Keiner der beiden schenkte dem anderen einen Vorteil. Immer wieder versuchte Roban, Grimbarts Klinge zu unterlaufen, und zwang ihn manches Mal zu wahrlich meisterhaften Paraden, wenn er mit Klinge, Parierstange und Knauf abwechselnd Klinge und Hammerkopf abwehren musste. Im Gegenzug musste Roban sich oft genug durch fast schon irrsinnige Drehungen und Parademanöver die größere Reichweite des Zweihänders ausgleichen. Immer wieder hielten die Zuschauer vor Anspannung die Luft an, wenn einer der Kontrahenten nur um Haaresbreite einem Treffer entging.
Beide Kämpfer atmeten schwer, schienen ihre Kräfte aber dennoch geschickt eingeteilt zu haben. Brumil blickte auf seine Taschenuhr.
“Schon volle zehn Minuten”, brummte er. “Die zwei Herren zeigen eine beachtliche Ausdauer und Nervenstärke.”
Da plötzlich ein Aufschrei aus den Zuschauern. Grimbart hatte einen Hammerschlag mit der Klinge abgewehrt, und beide Waffen waren aneinander abwärts gerutscht. Die Kämpfer trennten sich fluchend voneinander, und jeder schüttelte ärgerlich eine Hand. Eckbart von Hirschingen eilte herbei, begutachtete die verletzten Glieder und erhob dann die Stimme:
“Beide Kämpfer haben eine Wunde an der Hand davon getragen. Das erste Blut ist geflossen, aber zeitgleich bei beiden Duellanten. Wertet Ihr das Duell als beendet, Herr von Uztrutz?”
“Nein”, erwiderte der Angesprochene scharf. “Ich will kein Remis!”
“Herr Grobhand?”
“Keine Chance! Wir machen weiter!” Roban ließ den Hammer prüfend kreisen, als wolle er sich an die zweite Verletzung der linken Hand gewöhnen.
“Dann soll es so sein!” Eckbart von Hirschingen trat zurück und gab den Kampf erneut frei, das halblaute Gejammer Dorides ignorierend.
Erneut umkreisten die Kämpfer sich, suchten nach einer Möglichkeit zum Angriff, und erneut klirrten die Waffen aneinander, entschieden Schnelligkeit, Geschick und Beinarbeit über Gelingen und Misslingen der Attacken. Weitere Minuten verstrichen, ohne dass einer der beiden einen Treffer landen konnte.
“Achtzehn Minuten”, verkündete Brumil halblaut. “Wir sollten vielleicht unterbrechen, ehe die Erschöpfung die Entscheidung bringt.”
“Das wird keiner der beiden akzeptieren”, murmelte Erlan von Sindelsaum. “Sie werden eine Entscheidung erzwingen, so oder so.”
Die Prophezeiung des Barons schien sich nur zu bald zu erfüllen. Die Angriffe wurden waghalsiger, risikoreicher. Beide Kämpfer drängten auf eine Entscheidung, ohne sich einen Vorteil verschaffen zu können.
Dann aber stieß Grimbart den Zweihänder wie eine Lanze nach vorn, Roban sprang im letzten Moment zur Seite, und sein Hammer traf den Schwertbruder am Oberarm. Grimbart gab einen Schmerzenslaut von sich und löste eine Hand vom Schwertgriff.
Roban wich zurück, und Eckbart eilte herbei.
“Jetzt isses passiert”, jammerte Doride lautstark. “Jetzt hat er dem armen Herrn von Uztrutz den Arm zerschmettert!”
“Nein”, keuchte Grimbart, “nein, er hat mich nur mit der Seite getroffen. Wird ein hübsches Andenken für die nächsten Tage geben, aber nicht mehr! Ein geschickter Schlag, Herr Grobhand!”
“Könnt Ihr noch weiter kämpfen?” fragte Eckbart von Hirschingen besorgt.
“Muss ich gar nicht!” schnaufte Grimbart lächelnd. “Ich habe bereits gewonnen!”
“Gewonnen?” Roban legte die Stirn in Falten, und Grimbart nickte in seine Richtung.
“Euer Arm, Herr Grobhand!”
Roban sah an sich hinab, und Eckbart trat neben ihn. Der Hemdsärmel war auf einem kaum drei Finger breiten Stück aufgetrennt.
“Herr Grobhand wurde getroffen”, verkündete Eckbart von Hirschingen vernehmlich, und Roban schüttelte fassungslos den Kopf.
“Unglaublich, von einem derart großen Eisen eine solch lächerlich kleine Wunde zu kassieren. Wenn mein Schlag geschickt war, Herr von Uztrutz, dann war der Eure meisterlich!”
“Erkennt Ihr Eure Niederlage an?” fragte Eckbart von Hirschingen und ernetete ein Nicken.
“Zwei zu eins”, seuftze Roban. “Da gibt’s nichts zu rütteln.”
“Dann vergessen wir die Sache!” Grimbart trat vor und reichte Roban die Hand. “Ein wirklich großartiger Kampf. Ich gestehe, Euch unterschätzt zu haben. Euer Onkel hat Euch viel gelehrt und wäre stolz auf Euch!”
Robans Gesicht verdüsterte sich für einen Moment.
“Answein war stolz auf mich”, sagte er leise. “Das hat er mir mit seinen letzten Atemzügen gesagt! Und das er mir an Rondras Tafel einen Platz freihält, falls ich ihn mir verdiene!”
“Dann sehen wir zu, dass wir ihn uns verdienen!” Grimbart inspizierte seinen Arm, auf dem ein prachtvoller Bluterguss schillerte. Doride eilte heran und legte einen kühlenden Kräuterverband an. Roban verweigerte eine Behandlung des winzigen Schnittes, den er davon getragen hatte, lieh sich aber Dorides Nähzeug, um zumindest sein Hemd reparieren zu können.
Nachdem die Verletzungen versorgt worden waren standen die Anwesenden in kleinen Grüppchen beieinander. Baron Erlan von Sindelsaum erhob einmal mehr das Wort. „Nachdem die Gemüter sich abgekühlt haben werden mir wohl alle Anwesenden zustimmen, dass ein großes Blutvergießen in niemandes Interesse sein kann. Wir haben bereits zwei Vorschläge für Wettkämpfe der Beteiligten zum einen den Vorschlag den Bergfried von Alt Rudes Schild in voller Rüstung, mit einem Seil zu erklimmen, wobei der als erster sein Wappen an den Zinnen anbringen kann den Wettkampf gewinnt. Zum anderen gibt es dann noch den Brotbackwettbewerb. Gibt es denn noch weitere Vorschläge?“
Die Anwesenden Adligen waren sich schnell eilig, dass eine kämpferische Lösung nicht wünschenswert sei und so wurden drei Wettkampfdisziplinen festgelegt. Zum ersten sollte ein Wettklettern stattfinden, am nächsten Tag sollten die Kandidaten dann einen schwierigen Gerichtsfall lösen und am folgenden Tag galt es, ganz in Koscher Manier, einen Acker Land zu pflügen.