Neues aus Hohentrutz - Lichter im Dunkel: Unterschied zwischen den Versionen

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''Siedlung [[Hohentrutz]] in [[Moorbrück]]''
''Siedlung [[Hohentrutz]] in [[Moorbrück]], am Vormittag''
<br.><br.>
Der Stahl grub sich in den Morast wie ein scharfer Zahn in fauliges Fleisch, riss morastige Brocken heraus, die nur Sekunden später von einem Spaten aus dem Graben hinaus befördert wurden.<br.>Dazu erklang ein dumpf brummelndes Lied, dessen Rhythmus den Takt der Arbeit vorgab.<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] schwitzte wie ein Braten in der Backröhre. Mücken umschwirrten ihn und versuchten, in der Schlammschicht, mit der er sich vor den Plagegeistern schützte, eine Lücke zu finden, um ihn doch noch stechen zu können, wie Belagerer nach einem Loch in einer Festungsmauer suchten.<br.>Neben ihm schwang [[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]], die Tochter der Tantalla, ihren Spaten und fluchte zugleich in der wergensprache auf den Sumpf, die Mücken, die Sonne und natürlich auf die Magierin [[Danja Salderken]], die abseits der Siedlung nach irgendwelchen Dingen suchte, von denen die anderen Bewohner von [[Hohentrutz]] nichts wissen wollten.<br.>Überhaupt hatte man in den letzten drei Wochen wenig Zeit gehabt, sich Gedanken um das zu machen, was die Magierin den ganzen Tag trieb.<br.>Es war mühselig genug gewesen, das erste Bauholz von [[Hammerschlag_(Baronie)|Hammerschlag]] aus hierher zu bringen, drei schlichte Blockhäuser zu errichten, die sich jetzt im Dreieck um die Weide auf der Hügelkuppe gruppierten, und auf halber Höhe einen Brunnen zu graben, der ausreichend genießbares Trinkwasser für alle lieferte.<br.>Den Versuch, in der näheren Umgebung Wasser zu finden, dass nicht faulig roch und vermutlich noch schlimmer schmeckte, hatte man nach einigen Stunden gleich wieder aufgegeben.<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] konnte mit dem Fortgang der Arbeit ganz zufrieden sein.<br.>Mittlerweile grub er den vierten Tag gemeinsam mit [[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]] an einem Graben, der sowohl der Entwässerung wie auch später einmal der Fortbewegung dienen sollte. Zwei Schritt breit und eineinhalb Schritt tief gruben sie, und die Grabensohle füllte sich stets binnen kürzester Zeit mit dem muffig riechenden Sumpfwasser, dass aus den umliegenden Feuchtwiesen einsickerte.<br.>Den getrockneten Abraum verwendeten sie auf einen Rat der Magierin hin als Dünger auf den kleinen Feldern, die man ebenfalls auf dem Hügel angelegt hatte. Was verfaulendes Grünzeug mit dem Wachstum neuer Pflanzen zu tun hatte, hatte [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] zwar nicht verstanden, aber sich  zumindest darauf eingelassen, diese Methode mal auszuprobieren, allen Vorbehalten seiner Koscher zum Trotze.<br.>Die Felder noch einmal umgraben und die Magierin mit Schimpf und Schande davon jagen konnte man ja immer noch, falls es nicht klappte.<br.>„Drodda, Blutsauger!“ knurrte [[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]] und erledigte eine Mücke mit der flachen Hand.<br.>Sie hatte es abgelehnt, sich mit einer Schlammschicht gegen die Plagegeister  zu schützen, und benutzte statt dessen die bei Angroschim beliebte Kohlenpaste, die eine pechschwarze Kruste auf ihrer Haut bildete.<br.>Jetzt ließ sie den Spaten für einen Moment sinken und reckte sich ein wenig, um über den Grabenrand blicken zu können.<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] folgte ihrem Blick, der größtes Missfallen ausdrückte. Zweihundert Schritt von ihnen entfernt kauerte [[Danja Salderken]] auf dem Boden und schien im Boden  zu graben.<br.>„Die Draxgroscha scheint etwas gefunden zu haben!“ knurrte die Angroschna.<br.>„Zumindest scharrt sie im Morast wie ein Köter, der einen Knochen gefunden hat!“<br.>[[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] grinste breit.<br.>Als „Drachentochter“ bezeichnet zu werden, war aus dem Mund einer Zwergin nicht gerade ein Lob, aber [[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]] beäugte alles, was irgendwie nach Zauberei roch, mit größtem Misstrauen, gar regelrechter Angst, da blieb es nicht aus, dass ihr die Anwesenheit der Magierin nicht sonderlich behagte, und daraus machte sie auch keinen Hehl.<br.>[[Danja Salderken|Danja]] hingegen hatte sich bemüht, das ihr auch von den anderen Siedlern entgegen schlagende Misstrauen nach besten Kräften zu ignorieren und sich ein wenig nützlich zu machen, aber [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] wusste, dass es mehr als guten Willen und ein paar Wochen Einsatz brauchen würde, um „seine“ Koscher zu überzeugen.<br.>Mit einem Ruck stieg er aus dem Graben, legte die Hacke ab, klopfte sich die schlammbespritzten Beinkleider ab, auch wenn das nicht viel brachte, und marschierte zu der Maga hinüber, die ihren Fund gerade in die lederne Umhängetasche stopfte und sich wieder erhob.<br.>Auch ihr Reisegewand war bis auf Hüfthöhe  mehr braun als grau, doch so sah [[Danja Salderken|Danja]] eigentlich immer aus, wenn sie ihrer Arbeit nachging und widernatürliche Sümpfe untersuchte.<br.>„Und, mal wieder fündig geworden?“ rief er, als er sich näherte.<br.>„Ein Donfstengel“, erklärte [[Danja Salderken|Danja]], ohne ihre Arbeit seinetwegen zu unterbrechen.<br.>„Ein heilkräftiges Kraut, dass als Mittel gegen mancherlei Sieche fungieren kann“, fügte sie dann noch hinzu.<br.>„Prima“, urteilte [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] und ließ den Blick über sein Land schweifen.<br.>Wirklich viel gab es nicht zu sehen.<br.>Den Hügel mit den drei Hütten und der Weide, die Bewohner der Hütten, die sich um die frisch angelegten kleinen Felder bemühten, und ansonsten nur flaches Land voller Schilf und dürren Gräsern.<br.>„Und – hat die Zwergin wieder gegen mich gewettert?“ fragte [[Danja Salderken|Danja]] beiläufig, während sie ihre Kräutersuche fortsetzte.<br.>„Sicher. [[Thurescha Tochter der Tantalla|Thurescha]] wettert immer gegen dich“, antwortete [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] frei heraus.<br.>„Sie mag eben keine Magier. Die meisten Koscher mögen keine Magier. Aber tröste dich – Inquisitoren mögen wir auch nicht!“<br.>Die Magierin stieß einen tiefen Seufzer aus.<br.>„Dass man als Maga hier nicht unbedingt wohlgelitten ist, habe ich bereits gemerkt“, gestand sie.<br.>„Und dann bin ich auch noch – wie nennt ihr Koscher das?“<br.>„Außerkoscher“, erklärte [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]].<br.>„Ergo bist du nicht koscher. Und vermutlich wirst du es niemals sein!“<br.>„Vermutlich!“ stimmte [[Danja Salderken|Danja]] ihm zu.<br.>Das helle Scheppern von Metall auf Metall unterbrach das Gespräch.<br.>Auf der Hügelkuppe schlug ein einarmiger Mann mit einer Schöpfkelle auf eine alte Blechkanne.<br.>„Alarm?“ fragte [[Danja Salderken|Danja]] sofort, denn der einarmige [[Rondred Brotbäck]] war dort mit dieser improvisierten „Alarmglocke“ und einem Handbeil als Wachposten aufgestellt worden, eine Aufgabe, der er mit großem Pflichtbewusstsein nachging.<br.>„Nein!“ [[Roban Grobhand von Koschtal|Roban]] schirmte die Augen mit der flachen Hand an und schüttelte den Kopf.<br.>„Mittagessen!“<br.><br.>


Der Stahl grub sich in den Morast wie ein scharfer Zahn in fauliges Fleisch, riss morastige Brocken heraus, die nur Sekunden später von einem Spaten aus dem Graben hinaus befördert wurden. Dazu erklang ein dumpf brummelndes Lied, dessen Rhythmus den Takt der Arbeit vorgab.
''am gleichen Tag, Abends''<br.><br.>
Roban schwitzte wie ein Braten in der Backröhre. Mücken umschwirrten ihn und versuchten, in der Schlammschicht, mit der er sich vor den Plagegeistern schützte, eine Lücke zu finden, um ihn doch noch stechen zu können, wie Belagerer nach einem Loch in einer Festungsmauer suchten. Neben ihm schwang Thurescha, die Tochter der Tantalla, ihren Spaten und fluchte zugleich in der Zwergensprache auf den Sumpf, die Mücken, die Sonne und natürlich auf die Magierin Danja Salderken, die abseits der Siedlung nach irgendwelchen Dingen suchte, von denen die anderen Bewohner von Hohentrutz nichts wissen wollten.
Überhaupt hatte man in den letzten drei Wochen wenig Zeit gehabt, sich Gedanken um das zu machen, was die Magierin den ganzen Tag trieb. Es war mühselig genug gewesen, das erste Bauholz von Hammerschlag aus hierher zu bringen, drei schlichte Blockhäuser zu errichten, die sich jetzt im Dreieck um die Weide auf der Hügelkuppe gruppierten, und auf halber Höhe einen Brunnen zu graben, der ausreichend genießbares Trinkwasser für alle lieferte. Den Versuch, in der näheren Umgebung Wasser zu finden, dass nicht faulig roch und vermutlich noch schlimmer schmeckte, hatte man nach einigen Stunden gleich wieder aufgegeben.
Roban konnte mit dem Fortgang der Arbeit ganz zufrieden sein. Mittlerweile grub er den vierten Tag gemeinsam mit Thurescha an einem Graben, der sowohl der Entwässerung wie auch später einmal der Fortbewegung dienen sollte. Zwei Schritt breit und eineinhalb Schritt tief gruben sie, und die Grabensohle füllte sich stets binnen kürzester Zeit mit dem muffig riechenden Sumpfwasser, dass aus den umliegenden Feuchtwiesen einsickerte.
Den getrockneten Abraum verwendeten sie auf einen Rat der Magierin hin als Dünger auf den kleinen Feldern, die man ebenfalls auf dem Hügel angelegt hatte. Was verfaulendes Grünzeug mit dem Wachstum neuer Pflanzen zu tun hatte, hatte Roban zwar nicht verstanden, aber sich  zumindest darauf eingelassen, diese Methode mal auszuprobieren, allen Vorbehalten seiner Koscher zum Trotze. Die Felder noch einmal umgraben und die Magierin mit Schimpf und Schande davon jagen konnte man ja immer noch, falls es nicht klappte.
„Drodda, Blutsauger!“ knurrte Thurescha und erledigte eine Mücke mit der flachen Hand. Sie hatte es abgelehnt, sich mit einer Schlammschicht gegen die Plagegeister  zu schützen, und benutzte statt dessen die bei Angroschim beliebte Kohlenpaste, die eine pechschwarze Kruste auf ihrer Haut bildete. Jetzt ließ sie den Spaten für einen Moment sinken und reckte sich ein wenig, um über den Grabenrand blicken zu können.
Roban folgte ihrem Blick, der größtes Missfallen ausdrückte. Zweihundert Schritt von ihnen entfernt kauerte Danja Salderken auf dem Boden und schien im Boden  zu graben.
„Die Draxgroscha scheint etwas gefunden zu haben!“ knurrte die Angroschna. „Zumindest scharrt sie im Morast wie ein Köter, der einen Knochen gefunden hat!“
Roban grinste breit. Als „Drachentochter“ bezeichnet zu werden, war aus dem Mund einer Zwergin nicht gerade ein Lob, aber Thurescha beäugte alles, was irgendwie nach Zauberei roch, mit größtem Misstrauen, gar regelrechter Angst, da blieb es nicht aus, dass ihr die Anwesenheit der Magierin nicht sonderlich behagte, und daraus machte sie auch keinen Hehl.
Danja hingegen hatte sich bemüht, das ihr auch von den anderen Siedlern entgegen schlagende Misstrauen nach besten Kräften zu ignorieren und sich ein wenig nützlich zu machen, aber Roban wusste, dass es mehr als guten Willen und ein paar Wochen Einsatz brauchen würde, um „seine“ Koscher zu überzeugen.
Mit einem Ruck stieg er aus dem Graben, legte die Hacke ab, klopfte sich die schlammbespritzten Beinkleider ab, auch wenn das nicht viel brachte, und marschierte zu der Maga hinüber, die ihren Fund gerade in die lederne Umhängetasche stopfte und sich wieder erhob. Auch ihr Reisegewand war bis auf Hüfthöhe  mehr braun als grau, doch so sah Danja eigentlich immer aus, wenn sie ihrer Arbeit nachging und widernatürliche Sümpfe untersuchte.
„Und, mal wieder fündig geworden?“ rief er, als er sich näherte.
„Ein Donfstengel“, erklärte Danja, ohne ihre Arbeit seinetwegen zu unterbrechen. „Ein heilkräftiges Kraut, dass als Mittel gegen mancherlei Sieche fungieren kann“, fügte sie dann noch hinzu.
„Prima“, urteilte Roban und ließ den Blick über sein Land schweifen. Wirklich viel gab es nicht zu sehen. Den Hügel mit den drei Hütten und der Weide, die Bewohner der Hütten, die sich um die frisch angelegten kleinen Felder bemühten, und ansonsten nur flaches Land voller Schilf und dürren Gräsern.
„Und – hat die Zwergin wieder gegen mich gewettert?“ fragte Danja beiläufig, während sie ihre Kräutersuche fortsetzte.
„Sicher. Thurescha wettert immer gegen dich“, antwortete Roban frei heraus. „Sie mag eben keine Magier. Die meisten Koscher mögen keine Magier. Aber tröste dich – Inquisitoren mögen wir auch nicht!“
Die Magierin stieß einen tiefen Seufzer aus. „Dass man als Maga hier nicht unbedingt wohlgelitten ist, habe ich bereits gemerkt“, gestand sie. „Und dann bin ich auch noch – wie nennt ihr Koscher das?“
„Außerkoscher“, erklärte Roban. „Ergo bist du nicht koscher. Und vermutlich wirst du es niemals sein!“
„Vermutlich!“ stimmte Danja ihm zu.
Das helle Scheppern von Metall auf Metall unterbrach das Gespräch. Auf der Hügelkuppe schlug ein einarmiger Mann mit einer Schöpfkelle auf eine alte Blechkanne.
„Alarm?“ fragte Danja sofort, denn der einarmige Rondred Brotbäck war dort mit dieser improvisierten „Alarmglocke“ und einem Handbeil als Wachposten aufgestellt worden, eine Aufgabe, der er mit großem Pflichtbewusstsein nachging.
„Nein!“ Roban schirmte die Augen mit der flachen Hand an und schüttelte den Kopf.
„Mittagessen!“


Die Nacht fiel auf Hohentrutz. Wie fast jeden Abend stieg Nebel aus den zahllosen Tümpeln, Sumpflöchern und Teichen, die den Hügel umgaben.
Die Nacht fiel auf Hohentrutz. Wie fast jeden Abend stieg Nebel aus den zahllosen Tümpeln, Sumpflöchern und Teichen, die den Hügel umgaben.

Version vom 15. November 2010, 19:11 Uhr

Teil der Briefspielgeschichte "Neues aus Hohentrutz"