Das Lächeln des Grafen: Unterschied zwischen den Versionen

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Bald darauf fand sich der beklagenswerte Narr geteert und mit Federn garniert auf dem schmalen Vorsprung des Burgfensters über dem Graben wieder. Ein Stoß, und er landete, von Jubel begleitet, im kühlen, inzwischen recht unreinem Naß…<br/>
Bald darauf fand sich der beklagenswerte Narr geteert und mit Federn garniert auf dem schmalen Vorsprung des Burgfensters über dem Graben wieder. Ein Stoß, und er landete, von Jubel begleitet, im kühlen, inzwischen recht unreinem Naß…<br/>
Wenn man nach oben blickte, sah man aber einen höhnend grinsenden Grafen, sich der gerechten Strafe freuend — ein Anblick, der Götterläufe nicht mehr zu sehen war und sogleich bis in den nächsten Morgen in [[Ortsnennung ist::Schetzeneck]] zu feiern gewußt wurde. Der erfolgreiche Schelm aber ward in der Grafschaft nicht mehr gesehen…
Wenn man nach oben blickte, sah man aber einen höhnend grinsenden Grafen, sich der gerechten Strafe freuend — ein Anblick, der Götterläufe nicht mehr zu sehen war und sogleich bis in den nächsten Morgen in [[Ortsnennung ist::Schetzeneck]] zu feiern gewußt wurde. Der erfolgreiche Schelm aber ward in der Grafschaft nicht mehr gesehen…
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Version vom 25. Mai 2020, 13:46 Uhr


Kosch-Kurier1.gif

Ausgabe Nummer 6 - Efferd 1015 BF

Eine gar getreuliche Berichtung des gräflichen Truchseß Garubald Grobhand von Koschtal

Koschtal.. Anläßlich des langerwarteten XXV. Thronjubiläums Seiner Hochwohlgeboren
Helkor von Bodrin und von Schetzeneck ward im letzten Rahjamond ein reges Treiben auf Koschtals Gassen und innerhalb der Burg. Besonders allerlei Schelmen und Gauklervolk war dem Aufruf gefolgt, sich am Hofe des Grafen einzufinden. Seit langen Götterläufen schon ward kein Lächeln auf den Hochwohlen Lippen, was zu ändern sich dies bunte Volk zur Aufgabe gemacht hatte. Seit den frühen Mittagsstunden schon sangen, tanzten und scherzten die besten und witzigsten Spaßmacher des Landes im Thronsaal vor Graf Helkor, denn als Lohn winkte nichts anderes als die Hand der liebreizenden Prinzessin, der Tochter des Grafen.
Wie der von geteerten und gefederten Gestalten wimmelnde Burggraben vermuten ließ, ward jedoch noch keinem ein Erfolg vergönnt. Immer wieder hörte man neue sieglose Gestalten im herrschaftliche Gewässer landen, jedesmal vom freudigen Gejauchze der umstehentenden Leut' begleitet. So ward es Abend, und es stand zu befürchten, daß der Federvorrat ausgehen möge und weitere Hühner um ihr Kleid bangen müßten. Zudem ward die Schar der mutigen wartenden Narren immer kleiner, denn keiner wagte mehr so recht, auf ein Lachen des Grafen zu hoffen. Just da durfte ein fahrender Schelm vortreten, dessen Name einem jeden unverständlich klang, und der in gelben, grünen und roten Stoffschuppen gewandet war. Er war von den Wachleuten, die bereits mit basilaminerotem Kopfe und vom Lachen feuchten Augen umhergingen, in den Thronsaal geleitet, von dessen Fenster man ein erneutes Platschen vernahm. Graf Helkor saß, umringt vom atemlosen Hofstaate, mit gewohnt ernster Mine auf seinem Throne und warf ungeduldige Blicke auf den Neuankömmling. Dieser begann sofort eine kleine Knochenflöte zu zücken und in den herrlichsten Tönen eine gar lustige Melodie zu trällern. Dazu tanzte er aufgeregt umher, seine Schellen und Glöckchen wild schwingend. Er sprang und torkelte immer wilder (manch einer meinte schon, es müßte mit dem Levthan zugehen), stets auf den ernsten Grafen starrend, der keine Regung zeigte. Da plötzlich glitt der Spaßmacher auf einer, vermutlich von seinem Vorgänger hinterlassenen, Pfütze auf dem Steinboden aus und stürzte in hohem Bogen in das angerichtete Abenddessert! In diesem Moment ward ein feines Zucken um die Mundwinkel des Landesherren zu bemerken, begleitet von einem kleinem, kurzem Brummen. Es war vollbracht!
Augenblicklich begann allegemeines Gejubel zu erklingen und hektisch ward die Vorbereitung auf die Verlobungszeremonie getroffen. Der verwunderte Schelm wurde von zwei Wachen auf die Beine gehoben und begriff erst allmählich, wie ihm geschah. Mit strahlendem Antlitz bedankte er sich bei Graf Helkor, der jedoch wieder einmal mehr regungslos dasaß. Schon kündigten Fanfarenklänge die Prinzessin an, und der Spielmann blickte erwartungsvoll auf die Eingangspforte. Als sie sich jedoch öffnete und die gräfliche Tochter erschien, verfinsterten sich seine Züge. Ungläubig fragte der freche Gaukler, wo denn nun wirklich die versprochene schöne Prinzessin sei. Wehe! Der Graf fuhr zornig von seinem Throne empor und wies die Wachen an.
Bald darauf fand sich der beklagenswerte Narr geteert und mit Federn garniert auf dem schmalen Vorsprung des Burgfensters über dem Graben wieder. Ein Stoß, und er landete, von Jubel begleitet, im kühlen, inzwischen recht unreinem Naß…
Wenn man nach oben blickte, sah man aber einen höhnend grinsenden Grafen, sich der gerechten Strafe freuend — ein Anblick, der Götterläufe nicht mehr zu sehen war und sogleich bis in den nächsten Morgen in Schetzeneck zu feiern gewußt wurde. Der erfolgreiche Schelm aber ward in der Grafschaft nicht mehr gesehen…