Berichte von der Keilerkompanie - Neue Frischlinge

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Harzklamm, Albumin, Efferd 1048.

Auf einer Wiese an einem Waldrand einen Tagesmarsch nördlich von Angbar stemmte Ritterin Sadaria Böcklin von Bockenstein ihren Fuß in den Steigbügel und schwang sich ächzend in den Sattel ihrer Fessliner Lichtmähne "Rübe". Das Reitpferd war Teil von knapp 2 Dutzend Tieren seiner Art, welche die Böcklins mit nach Uztrutz gebracht hatten. Rübe war dabei, anders als man es bei einer Ritterin erwarten würde, kein Streitross, aber ein durchaus verlässliches Reitpferd. Die Fessliner Lichtmähnen waren allgemein recht große und schwere Tiere mit breiten Hufen mit starkem Kötenbehang aus hellblonden Haaren. Sadaria hing sehr an dem Tier, das sie schon seit Jahren begleitete und fast sowas wie ihr Zuhause war. Hatte sie doch in ihrem bisherigen Leben seit dem Beginn ihrer Pagenzeit nie lange an einem Ort verbracht. Wechselnde Schwerteltern und viele Reisen, freiwillige und unfreiwillige, nach der Schwertleite waren der Hauptgrund dafür. Vielleicht war daraus auch der, aufgrund der Heimatgefühle zu dem Tier, etwas widersprüchliche Wunsch entstanden, in Zukunft möglichst wenig Zeit auf seinem Rücken zu verbringen. Sadaria wollte nicht das Leben einer klassischen Ritterin führen und hoffte, stattdessen eines Tages Teil der Greven-Garde zu sein. Der elitären und prestigeträchtigen Leibwache des Fürsten. Daher war sie sogleich hellhörig geworden, als verkündet worden war, dass der Fürst eine neue Einheit in Dienst gestellt hatte. Befehligt von seinem ältesten Sohn und auf der Suche nach Freiwilligen. Als sie Landvogt Metzel d. J. von Uztrutz, bei dem sie zu diesem Moment gerade in Lohn und Brot stand, von ihrer Absicht erzählte, dort anzuheuern, war dieser sofort überzeugt. Sadaria hatte fast den Eindruck bekommen, sie habe dem Landvogt damit ein Problem vom Hals geschafft.

Heute nun, einige Wochen später, war sie auf dem Weg nach Harzklamm. Ganz im Norden des Fürstentums gelegen und der Ort, an dem die neue Einheit stationiert war. Seufzend sah sie sich nochmal um und warf einen Blick auf die 15 Männer und Frauen ... na, wohl eher Jungen und Mädchen, die sie eben zum Aufbruch aufgefordert hatte. Je 5 von ihnen stammten aus den Baronien Uztrutz, Drakfold und Metenar. Bei gut 10'000 Menschen, die in den drei Baronien lebten, war der Verlust dieser 15 jungen Menschen wohl kaum ein Problem. Aber Sadaria war sich trotzdem relativ sicher, dass die jungen Leute, alle Söhne und Töchter aus Bauernfamilien, nur so halbwegs freiwillig dabei waren. Sie hatte während der bisherigen Reise inzwischen so gut wie mit jedem kurz gesprochen. Alle stammten aus Bauernfamilien, die mit vielen Nachkommen von Tsa gesegnet worden waren, und niemand hatte nicht mindestens 2 ältere Geschwister. Sadaria sollte aus ihnen die am besten für den Waffendienst geeigneten aussuchen und mit ihnen einen Zug der neuen Kompanie formen. Die übrigen sollten als Knechte oder Mägde am Aufbau des Stützpunktes Harzklamm mitarbeiten. Sie hatte einen Wechsel mitbekommen, auf dem genug Guthaben war, um allen, inklusive ihr selbst, für 5 Jahre normalen Sold zu zahlen. Ihrer Meinung nach war das Ganze ein weiteres Vorhaben des Schetzenecker Kreises, dessen Kern die drei Baronien bzw. ihre Herrscher waren, um sich beim Fürstenhaus beliebt zu machen. Dabei hatten sie sich nicht lumpen lassen! Jeder der Bauernsöhne und -töchter trug zwar erstmal nur ein kleines Bündel mit persönlichen Habseligkeiten. Aber jede Fünfergruppe führte zusätzlich noch ein Maultier mit sich. Dies war, neben Vorräten für den Weg, schwer beladen mit „Gaben“, die die drei Baronien zur Ausstattung des neuen Zuges gespendet hatten. Da waren zum Beispiel 10 "Trutzer Bock"-Armbrüste von Heberle & Korber und 2 Fässer dazu passende Bolzen aus Uztrutz. Aus Drakfold 10 Wappenröcke und Gambesons. Aus Metenar 10 Paar stabiles Schuhwerk und Werkzeuge für Zimmermann und Maurer. Bis aus dem ganzen allerdings eine Einheit werden würde, die auch im Kampf zu gebrauchen war ... Sadaria befürchtete, dass dies sehr lange dauern würde. Denn keiner hatte bisher auch nur eine Armbrust in der Hand gehabt oder mehr als ein Brotmesser geschwungen.

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Die Ritterin aus Uztrutz hatte gerade den Raum verlassen und ließ Teile der Führung der Kompanie irgendwo zwischen Ratlosigkeit, Ärger und Belustigung. Säckelmeister Gargamil Ribbenstiel sah zufrieden aus und nahm sich sowohl den Wechsel als auch die Liste mit den Ausrüstungsgegenständen. „Das hätte auch schlechter laufen können ... Sold für einen ganzen Zug und 5 Helfer für 5 Jahre. Dazu einiges an Ausrüstung ... was will man mehr beim Aufbau einer neuen Kompanie? Die Ritterin scheint auch nicht ganz einfältig zu sein und ist mal erfreulich gleichmütig bei dem Thema Titel, Rang und Prestige. Ich trag sie jetzt als Leutnant des zweiten Zugs ein und der Name Schröterzug ist für das alles ja nun wirklich ein sehr geringer Preis!“ „Wenn es das alleine mal wäre“, grummelte Viburn von Rohenforsten. „Die mitgebrachten ,Soldaten‘ sind so grün, wie es nur geht ... das wird verdammt lange dauern, bis daraus was wird ... wenn überhaupt. Dazu der Rest ... der Name ist ja nicht alles! Die Wappenröcke haben noch Platz auf der Brust für ein Kompaniewappen, aber ansonsten sind sie in den Schetzenecker Farben. Auch auf allem anderen sieht man deutlich den Bezug auf das Schetzeneck. Ich habe hier eine kampfstarke Einheit zur Grenzsicherung aufzubauen, die im Ernstfall gegen den Schwarzpelz oder andere Feinde des Fürstentums kämpfen soll. Ich habe weder Zeit noch Lust, mich mit Politik und dem Ranwanzen dieses Schetzenecker Kreises an den Fürsten zu befassen!“ Gargamil war derweil aufgestanden und sah auf den Hof. Eine Augenbraue wanderte nach oben. „Dann solltet Ihr wohl besser schnell zu unserem Kommandanten! Unser Prinz bekommt gerade von der Ritterin ein kleines Paket und einen Brief überreicht. So wie beides aussah, ist es auch vom Schetzenecker Kreis!“ Viburn folgte Gargamils Blick und sein Antlitz verdüsterte sich. „Das kann doch wohl nicht angehen ... na warte, der werd ich aber ...“, mehr konnte der Säckelmeister nicht verstehen, da der alte Kämpe schnaubend den Raum verließ. Er zuckte mit den Schultern und sah erneut auf den Betrag, der auf dem Wechsel eingetragen war, und musste lächeln. Sein größte Sorge war erst einmal gestillt.