Unter dem Hirschbanner - Gold für den Fuchs
Frühjahr 1032 BF, Nadoret (Burg)
Gidiane Neisbeck verbeugte sich formvollendet vor Baronin Neralda und ihrem Cantzler Hakan. Die Nichte der tief gefallenen Ulwine Neisbeck hatte Neralda um eine Privataudienz gebeten. Neralda hatte erst abschlagen wollen, aber Hakan, der Gidianes Gesuch gelesen hatte hatte darauf gedrungen, dass sie Gidiane anhören würden.
„Euer Hochgeboren. Es ist mir eine Ehre von euch empfangen zu werden.“
Neralda genoss die Huldigung sichtlich. Hakan winkte ab. „Die Baronin ist beschäftigt. Was ist euer Anliegen.“
Gidiane sank ein Stück weiter in sich zusammen. Innerlich rieb Hakan sich die Hände Einschüchterung war in Verhandlungen immer von nutzen. Gidiane holte tief Luft und raffte all ihren Mut zusammen. „Growin Sohn des Gorbosch hat das Handelshaus meiner Vorfahren eingezogen.“ Kurz blickte sie die beiden Nadorets ab, aber die reagierten auf ihre Pause nicht, also fuhr Gidiane fort.
„Der Graf scheint nicht so viel vom Handelswerk zu verstehen, also hat er angekündigt Anteilsscheine auszugeben.“ Erneut wartete Gidiane kurz, aber die beiden Nadoreter reagierten erneut nicht.
„All das wissen wir.“ Erwiderte Hakan endlich ruppig. „Was wir nicht wissen ist was ihr von uns wollt.“
Gidiane fuhr zusammen. Sie war den Umgang mit dem Hochadel offensichtlich nicht gewohnt. Sie würde noch viel lernen müssen konstatierte Hakan.
„Ich möchte gerne eine Mehrheit an den Anteilen aufkaufen und somit die Zügel im Handelshaus übernehmen.“
Endlich kam sie also zum Kern ihres Anliegens. Innerlich lächelte Hakan. Besser hätte es nicht kommen müssen. Ein paar Einflüsterungen hatten genügt und schon hatte sich Gidiane als Strohfrau angeboten.
Hakan bemerkte, wie Neralda entsetzt Luft ausstieß, als sie die Summe hörte, die Gidiane ihr nannte, aber sie hatten bereits im Vorfeld besprochen, dass sie zustimmen würden. Schon allein aus finanzieller Sicht würde es sich lohnen. In ein paar Jahren hätten sie ihr Gold zurück und würden Gewinne einfahren. Das Gold konnte ihnen bei ihren Plänen nur gelegen kommen.
Machtpolitisch war es ohnehin ein Gewinn. Das zweitgrößte Handelshaus des Koschs im Sack zu haben konnte nur ein Vorteil sein.
Die Verhandlungen würden sich noch eine Weile hinziehen, aber das Endergebnis stand schon jetzt fest.