Bärenbrüder - Das Tal des Nebels
Teil der Briefspielgeschichte "Bärenbrüder"
Tag der Rache | Tag der Heimkehr |
1027 BF
Einige Tage später
Sie befanden sich nun in der Baronie Twergentrutz. Ulfried hatte die Verwundeten und einige Bewaffnete um seinen Freund Arbel in Bärenstieg gelassen. Die Bauern hatten wenig Widerstand geleistet, nun waren sie entwaffnet und seine Leute hielten die Burg besetzt. Plünderungen hatte er in dem Ort unterbinden können und daher fügten sich die Dörfler.
Doch nun waren sie losgezogen, um Beute zu machen. Sie hatten bereits einige Dörfer und Adelssitze gebrandschatzt und würden ihren Weg noch eine Weile fortsetzen. Die Gelegenheit war zu gut um sie auszulassen. Die wenigen Truppen des Kosch konzentrierten sich auf Angbar und den Abwehrkampf gegen den Alagrimm.
Daher hatten sie es bisher nur mit Bauern und vereinzelten Adligen zu tun gehabt. Er hatte seine Gruppe durch eine Rotte Goblins ergänzen können und so zählten sie nun an die fünfzig Häupter, wenngleich es um die Kampfkraft einiger Teile seiner Gruppe nicht zum Besten bestellt war.
Derzeit marschierten sie durch ein kleines Tal und würden morgen vermutlich den Greifenpass erreichen. Wenn es ihnen gelingen würde diesen zu überqueren, dann konnten sie die zahlreichen Rittergüter in der Bärenklamm plündern, und der Greifenpass selbst war natürlich auch ein lohnendes Ziel.
Ulfried schrak aus seinen Gedanken hoch. Das Marschtempo war mittlerweile nicht besonders hoch. Die schwer beladenen Tragetiere verlangsamten die Gruppe zunehmend und es wäre vermutlich noch schlimmer, wenn er seine Leute nicht dazu anhalten würde nur so viel zu plündern, wie sie auch wegschaffen konnten.
Das Wetter verschlechterte sich zunehmend. Leichter Nebel zog auf und machte die Lage unübersichtlich. Ulfried stieß schließlich in sein Horn. Es hatte keinen Zweck mehr. Seine Leute sammelten sich. Sie würden hier ihr Nachtlager aufschlagen. Es galt nur noch die Vorhut zurück zu rufen, sonst würden die Goblins vermutlich bis nach Almada marschieren.
Aus der Richtung der Vorhut waren auf einmal Schreie zu hören. Waffenlärm tönte durch den Nebel. Ulfried verdrehte die Augen. Dieser undisziplinierte Haufen hatte bestimmt ein paar einsame Bergbauern angegriffen. Als ob es hier was zu holen gäbe.
Einen Moment wartete er, aber dann erschallen Kommandos aus dem Nebel und ein verwundeter Goblin taumelte auf das Lager zu. Er hatte eine üble Wunde davongetragen, die wohl nur von einer mächtigen Waffe herrühren konnte. Da vorne waren keine einfachen Bauern.
„Auf, ihr Hunde! Da will uns jemand die Beute abnehmen. Schickt sie zu Boron!“
Seine Leute rappelten sich auf. Die Orks waren schon brüllend in Richtung des Kampfgetümmels davongelaufen.
Kurz darauf war er mitten im Getümmel. Die Angreifer waren größtenteils mit Hellebarden bewaffnet, aber einige trugen auch andere Blankwaffen und sie kämpften als Einheit. Die Vorhut war von ihnen schon weitgehend abgeschlachtet worden. Die Goblins hatten sich gerade zur Flucht wenden wollen, als die Orks über die Angreifer herfielen. Zwei oder drei wurden aufgespießt, als sie auf die Hellebardenträger einstürmten, aber die anderen kamen durch und die Formation löste sich auf. Sie hatten eine Chance. Der Gegner musste daran gehindert werden als Einheit zu agieren. Im Kampf Mann für Mann waren sie den Kerlen vermutlich überlegen.
Schon wichen die Hellebardiere zurück und seine Leute setzten nach. Es waren wohl doch nur Bauern. Tapfere Bauern zwar, aber ohne echten Kampfgeist. Ein Gefühl des Triumphes durchlief Ulfried.
Doch da erfolgte die Ernüchterung. Auf der rechten Seite erschallte ein Schlachtruf und ein gutes Dutzend Gestalten brach aus dem Nebel hervor. Eine Falle, und noch dazu eine solch simple. Nun ging es ums Ganze.
Einige Stunden später kniete Ulfried an einem Bach und schöpfte Wasser. Sie hatten gekämpft, aber nun waren sie es gewesen, die gewichen waren. Für die Goblins gab es kein Halten mehr. Viele seiner Leute waren tot oder verwundet auf der Wallstatt zurückgeblieben und um ein Haar wäre es auch um ihn geschehen gewesen, aber seine überlegenen Reflexe und seine langjährige Erfahrung hatten ihn vor einem solchen Ende bewahrt. Seine Gruppe war sicherlich um mehr als die Hälfte geschrumpft. Freilich waren nicht alle gefallen. Einige hatten sich schlichtweg aus dem Staub gemacht, und es hatte Ulfried einige Anstrengungen gekostet seine Autorität zu wahren. Er musste wieder von vorne anfangen.