Bärenbrüder - In der Dämmerung
Teil der Briefspielgeschichte "Bärenbrüder"
Tag der Heimkehr | Schlechte Ernte |
Die Dämmerung war bereits eingebrochen. Ardan zeigte mit seiner ausgestreckten Hand auf die Palisade. Idamil erhob sich vom Boden und huschte gemeinsam mit Ardan an das Hindernis heran. Hinter ihnen legte ein halbes Dutzend Zwerge ihre Armbrüste an. Ardan baute sich auf und Idamil kletterte auf seine Schultern. Von dort aus schwang sie sich über die Palisade. Ein banger Moment verging, dann ließ er ein Seil herunter. Sofort folgte Ardan ihm über die heimatliche Palisade. Die Zwerge bewegten sich von dem Punkt weg und näherten sich nun vorsichtig dem Tor. Ardan blickte sich auf der anderen Seite aufmerksam um. Idamil war schon von dem Wehrgang heruntergeklettert und verbarg sich in den Schatten. Ardan folgte seinem Beispiel. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Luft rein war schlichen die zwei weiter. Diesmal übernahm Ardan die Führung. Schließlich waren sie am Tor angekommen. Dort stand eine einsame Gestalt, während eine weitere Person etwa hundert Meter weiter seine Runden auf dem Wehrgang drehte. Aufmerksam ließ der Posten seinen Blick über das Umland gleiten, während die Frau am Tor dem Einschlafen nahe zu sein schien.
Idamil legte Langbogen und Schwert zur Seite und zückte seinen Dolch. Ardan nickte ihm zu und legte einen Pfeil auf seinen Bogen. Langsam. Sich Schritt für Schritt vortastend schlich Idamil sich an die Frau am Tor heran. Schließlich hatte er sie erreicht. Blitzschnell umschloss er mit seiner Hand ihren Mund und schnitt ihr mit einem glatten Schnitt die Kehle auf. Die Frau wand sich unter seinem Griff, doch Idamil gab nicht nach. Schließlich ließ er sie zu Boden gleiten und kehrte zu den beiden anderen zurück. Dort nahm er seine Waffen wieder auf und legte ebenfalls einen Pfeil auf. Alle zwei visierten nun den zweiten Posten an.
Zwei Sehnen peitschten und zwei Pfeile surrten durch die Nacht. Zwei bohrten sich in den Rücken der Wache. Schreiend kippte der Mann vornüber. Idamil warf seinen Bogen geistesgegenwärtig weg und stürmte zu dem schreiendem Mann. Mit ein paar Stichen seines Dolches beendete er den Lärm, doch es war zu spät.
Auf der Burg ertönte die Alarmglocke.
Entsetzt blickte Ardan nach oben. Wenngleich er sich des Risikos bewusst gewesen war, so hatte er doch innständig gehofft, dass der Handstreich im Dorf unbemerkt von statten gehen würde. Nun war es zu spät. Gemeinsam mit Idamil lief er zum Tor und entfernte den wuchtigen Balken. Als sie das Tor aufstießen erhoben sich die Zwerge aus ihrer Deckung und rückten hastig vor.
Ardan lief gefolgt von Idamil wieder aus dem Dorf heraus. In einem großen Bogen umrundeten sie das Dorf und näherten sich dem Burg berg von hinten. Auf der Burg waren mittlerweile Feuerschalen entzündet worden und ein halbes Dutzend Gestalten war auf den Wehrgängen auszumachen. Derweil hatten sich sechs Zwerge außer Schussweite vor dem Torhaus aufgestellt. Die Beiden Anderen eilten derweil von Haus zu Haus und versuchte die Bauern zum Eingreifen zu bewegen.
Ardan wusste nicht, ob sie erfolgreich waren, aber er machte sich an den Aufstieg. Gemeinhin galt der Burgfels als nahezu unbesteigbar, aber er war hier aufgewachsen. Er kannte jede Kante und jeden Zacken. Früher war er oft mit seinem Bruder am Felsen herum geklettert. Irgendwann hatten sie sogar eine Stelle gefunden, an der sie bis an die Mauer klettern konnten. In dem flackernden Schein der Feuerschalen machte er sich an die Arbeit. Der Weg zog sich schier endlos lang, doch schließlich hatten sie die Mauer erreicht.
Idamil warf einen Wurfhaken über die Mauer und machte sich dann an den Aufstieg. Schließlich hatten beide die Mauer überwunden. Sie blickten sich um und sahen, dass sich die wenigen Verteidiger am Tor versammelt hatten.
Ruhig machten sie ihre Bögen bereit und suchten sich eine geschützte Position. Als die Pfeile ihre Ziele fanden griffen auch die Zwerge und Bauern an. Was nun folgte war eher ein Massaker als ein Kampf. Am Ende war von der Besatzung niemand mehr am Leben und Ardan war wieder Herr über die Burg seiner Familie.