Eine Braut für Albernia - Auf Burg Halmwacht
Teil der Briefspielgeschichte "Eine Braut für Albernia"
Auf Grauensee | Eine liebreizende junge Dame ist die Prinzessin, hold und ziemlich |
"Hör mal, lieber Gemahl", sagte die Baronin von Geistmark und ließ eine lange
Pause folgen. Kordan von Sighelms Halm richtete sich auf in seinem Sessel. Wenn
Mechtessa so anfing, musste es sich um ein heikles Thema handeln.
"Was denn", fragte er, bereits mit einem Anflug von Ärger in der Stimme.
"Der Brief, den ich heute erhalten habe, stammt vom alten Ermst ..." Wieder ein
Zögern.
"Ach", schnaubte Kordan. "Erinnert sich dein greiser Onkel wieder mal an seine
ungeliebte Verwandtschaft? Plagen ihn neue Sorgen um seinen gräflichen Enkel?"
Mechtessa schüttelte den Kopf. "Lass gut sein! Selbst Ermst hat inzwischen
eingesehen, dass die Fehde vorbei ist und er seiner Schwester nicht bis ins Grab
gram sein muss, weil sie einen Lutzenstrand geheiratet hat. Und um Wilbur gehts
auch nicht direkt ..."
"Nicht direkt", äffte sie der Baron von Geistmark nach. "In Rondras Namen,
spuck doch einfach aus, worum es geht!"
"Wenn du so gelaunt bist, warte ich vielleicht besser bis morgen!", gab
Mechtessa zurück.
"Verzeih!", murmelte Kordan. "Mein Ärger gilt ja nicht dir, sondern dem
starrsinnigen Greis. Was möchte er also?"
Mechtessa rang sichtlich um Worte. "Nun ... es geht um Wilburs Schwester, Niope
... Ermst möchte sie verheiraten ..."
"Und da schreibt er uns? Er will doch wohl nicht um die Hand unseres Sohnes
anhalten? Oder gehts um den kleinen Rohalssteg?"
Mechtessa straffte sich. "Wo denkst du hin! Baduar ist doch noch viel zu jung,
und auch dein Knappe ist weit unter dem, was sich mein Onkel erträumt! Nein - es
geht um den albernischen Prinzen."
Kordan fuhr aus dem Sessel hoch. "Das ist doch ...! Jetzt hat ihn Hesinde
endgültig verlassen! Warum nicht gleich Wilbur mit der Kaiserin verheiraten,
wenn wir schon dabei sind?"
Eine Zornesfalte erschien auf Mechtessas Stirn. "Hör mal, lieber Gemahl",
wiederholte sie, nun mit scharfem Ton. "So abwegig ist das nicht! Das Haus vom
See ist alt, Niope die Schwester eines Grafen, ein kluges und hübsches Kind! Und
die albernische Regentin stammt selbst nur aus einem Baronshaus. Sie mag ganz
froh sein, wenn ihr Enkel eine Braut bekommt, mit der sie sich keine politischen
Scherereien einhandelt wie einst mit ihrem Liebfelder Schwiegersohn."
Beschwichtigend hob Kordan die Hände. "Kein Wort gegen die kleine Niope. Aber
was das Haus Bennain braucht, ist eine starke Legitimation für den Sohn einer
geächteten Verräterin. Und das Reich braucht eine albernische Fürstgemahlin, die
die Provinz fest an den Kaiserthron bindet. Eine vom See hat keine Chance, und
es wäre herzlos, das Mädchen in einen hoffnungslosen Wettbewerb zu stecken."
Mechtessa starrte ihrem Gatten lange Augenblicke schweigend in die Augen.
"Was?", schnappte Kordan irritiert. Mechtessa seufzte. "Jener Brief, den du
letzte Woche erhalten hast. Er kam aus Rommilys, nicht wahr? Du favorisierst
eine Kandidatin der Rabenmunds. Leugne es nicht!"
Kordan senkte den Blick. "Der Brief kam aus Angbar. Bohemund, durch ihn
natürlich Lefke ..."
"Und hinter Lefke steht Ucurian. Lieber Gemahl, deine Treue zu Freunden in
Ehren. Aber Ucurian steht in offener Rebellion gegen die Kaiserin ..."
Kordan blickte auf und legte eine Hand auf die Schulter seiner Gattin. "Du hast
ja recht. Auch wenn die Kandidatin der Rabenmunds völlig unverdächtig ist ...
wir sind Koscher - und eine Landesmutter aus dem Kosch hat noch keiner Provinz
geschadet. Aber ich bleibe dabei: Niope als Braut vorzuschlagen hat keinen Sinn,
wenn nicht genügend Adlige des Kosch und auch anderer Provinzen sich hinter sie
stellen. Wenn Albernia sie nicht erwählt, muss sie sich doch zumindest mit Stolz
an die Brautschau erinnern können! Ich hoffe nur, dass der alte Ermst noch genug
Verstand im Schädel behalten hat, um das einzusehen ..."