Fünfzig ist doch kein Alter!

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Ausgabe Nummer 50 - Rahja 1032 BF

Fünfzig ist doch kein Alter!

Die Jubiläumsfeier in Steinbrücken


STEINBRÜCKEN, BRN. VINANSAMT. Wenn Ihr diese Ausgabe in Händen haltet, geschätzte Leser, und Euer Blick auf diese Zeilen fällt, dann ist es vollbracht: Dann haben zum fünfzigsten Mal die Schreiber in Steinbrücken ihre Arbeit beendet, zum fünfzigsten Mal die Druckmeister ihr Werk getan, zum fünfzigsten Mal die Botenreiter den Kurier in alle Winde getragen.

Seit nunmehr zweiundzwanzig Götterläufen versorgt das älteste Provinzblatt des Mittelreiches Menschen und Angroschim, Adlige und Bürger, Geweihte und Laien mit Neuigkeiten aus dem Kosch und den umgrenzenden Gebieten – nicht immer mit den allerneuesten, aber dafür gründlich und zuverlässig und – so hoffen wir – auch unterhaltsam und erbaulich.

Wenn das kein Grund zum Feiern ist...

Es ist einer! Und wie die Koscher selbst den kleinsten Anlass zu einem Fest nicht gern verstreichen lassen, solange noch Bier im Fasse und Würste in der Vorratskammer sind, so wurde auch das Jubiläum des KOSCH-KURIER auf dem Platz vor der Schreibstube in Steinbrücken mit einer fröhlichen Feier begangen – auch wenn die 50. Ausgabe noch auf ihre Titelgeschichte (diese hier nämlich!) wartete.

Ein Hoch auf den Baron Seine Hochgeboren Merwerd Stoia hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen, bei diesem Anlass zugegen zu sein, war er es doch persönlich, der damals, im Jahre 1011 BF, den KOSCH-KURIER ins Leben rief, und seiner wohlwollenden Protektion ist es zu verdanken, dass unser Blatt noch immer erscheint. Und wie er einst für den Anlass gesorgt hatte, so sorgte er nun auch für die Mittel: Gleich drei Fässer Freibier hatte der Baron von Vinansamt und fürstliche Säckelmeister gestiftet, ein Ferdoker Helles, ein Angbarer Alt und ein Steinbrückener Dunkel.

Zugegen waren auch einige andere Gäste aus Bürger- und Geweihtenschaft, und selbstredend die „Mannschaft“ des KOSCH-KURIER, angefangen bei der Schriftleitung über den Druckmeister und den Kupferstecher bis hin zum Botenmädchen Algunde Hartbrot, die hier auch einmal erwähnt werden soll und ob dieses Lobes gerade stolz wie ein Almadaner neben dem Verfasser dieser Zeilen steht und ihm über die Schulter schaut.

Lobreden und Trinksprüche

Das Festprogramm beschränkte sich freilich nicht nur aufs Essen und Trinken (obschon gute Koscher mit dieser „Grundausstattung“ sehr gut zurechtkämen). NatürNatürlich gab es ein paar löbliche, aber götterlob nicht allzu lange Reden, und dazwischen etliche Trinksprüche („Auf die nächsten Fünfzig!“, „Immer wacker und wahrhaftig bleiben!“). Auf einer Reihe von Holzwänden waren die wichtigsten oder schönsten Artikel aus alten KK-Ausgaben ausgestellt, und manch ein Leser schlenderte mit einem „Ach ja!“ oder „Schau an!“ oder „So war das also!“ auf den Lippen vorüber. An die allererste Ausgabe, die nur zwei Druckseiten umfasste, erinnerten sich nur wenige, an die schmerzliche Nr. 38, welche das Wüten des Alagrimm dokumentierte, dafür umso mehr.

Unterhaltung für Groß und Klein Für diejenigen, die es gewohnt sind oder nötig haben, sich die Berichte vorlesen zu lassen, gab es im Hinterhof einen heimeligen Ort unter einem garnelblauen Zeltdach, wo Väterchen Grumbosch die schönsten Berichte, außerdem Sagen, Märchen und Gedichte aus den bisherigen Ausgaben zum besten gab. Und nicht nur die Kleinen lauschten mit großen Augen, wenn der graubärtige Angroscho mit grollender Stimme Greing Scharfzahn herbeirauschen ließ oder das gemeine Meckern der Grolme auf der Angbarer Warenschau nachahmte. Heftige Konkurrenz bekam er freilich, als ein buntbemalter Kastenwagen vorfuhr, an dessen Seite sich eine Klappe öffnete, umrahmt von einem dunkelgrünen Samtvorhang. Es war die „Rollende Bühne“ der „Angbarer Puppenbühne“ mit Meister Baldur Staubgesicht und seinen beiden Mitstreitern Phexhilf Bollenflug und Bosper Steinweich, die mit Wengel, Algunde und den anderen allseits beliebten Figuren aus Angbar angebraust kamen, „um auch ein bisschen mitzufeiern.“ Und das taten sie nicht nur, indem sie sich wacker dem guten Biere widmeten, sondern auch mit einem kleinen, aber feinen Puppenstück, in dem es – natürlich! – um den KOSCH-KURIER ging.*

Ein Angroscho, der gerade des Weges kam und sich nach dem Grund für das bunte Treiben erkundigte, rief erstaunt aus: „Aber fünfzig ist doch kein Alter!“ – Mitfeiern tat er trotzdem. _______________________

  • Das Auftrittslied des Angbarer Wengels findet der geneigte Leser auf S.11 in dieser Ausgabe. (Wengels Kurier-Lied)

Karolus Linneger